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Chapter 23 - Der Funke des Gleichgewichts

Die Höhle schien sich mit jeder Sekunde enger zu ziehen, während Luan und Ridley sich gegenüberstanden. Das Amulett um Luans Hals leuchtete jetzt so hell, dass es die Wände mit tanzenden Schatten erfüllte. Ridley hielt den Dolch hoch, seine Klinge glühte in einem gefährlichen Rot, die Runen darauf schienen sich zu bewegen wie Schlangen. Kael stand dicht hinter Luan, seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. »Sei vorsichtig, Junge«, flüsterte er. »Ridley hat keine Angst vor dir. Aber das bedeutet nicht, dass er unbesiegbar ist.« Luan nickte. Sein Herz schlug schneller, doch die Angst, die ihn sonst lähmte, war verschwunden. Stattdessen war da etwas anderes – eine Ruhe, die tief aus seinem Inneren kam.

Ridley trat einen Schritt vor, seine Augen waren kalt und berechnend. »Du verstehst immer noch nicht, was du bist, oder? Du bist kein Held. Du bist ein Werkzeug, ein Relikt einer alten Zeit, die längst vergangen ist.«

»Vielleicht«, sagte Luan leise, doch seine Stimme war fest. »Aber ich bin hier. Und ich werde dich aufhalten.«

Ridley lachte, doch es war ein raues, bitteres Lachen. »Du bist ein Junge, der versucht, eine Macht zu kontrollieren, die er nicht begreifen kann. Ich habe das Amulett studiert. Ich habe den Dolch in meiner Hand. Was hast du, Luan?« Luan trat einen Schritt vor, das Amulett pulsierte in seiner Hand. »Ich habe das Gleichgewicht.« Mit einem Knurren stürzte Ridley vor, der Dolch in seiner Hand war wie eine brennende Fackel. Luan spürte die Energie, die davon ausging, und wusste, dass er dem nicht direkt entgegentreten konnte. Er ließ den Wolf in sich aufsteigen. Seine Bewegungen wurden schneller, geschmeidiger, und er wich Ridleys Angriffen aus, während er die Energie des Amuletts in sich spürte. Ridley war stark – jeder seiner Schläge ließ die Luft vibrieren, und die Klinge des Dolches hinterließ eine Spur aus Licht. Doch Luan bemerkte etwas: Ridley war zu aggressiv, zu sehr auf die rohe Macht des Dolches fixiert.

Kael griff ein, seine Klauen blitzten, als er einen der Männer, die Ridley begleiteten, niederwarf. Der Rest der Wölfe stürzte sich auf die verbliebenen Gegner, und die Höhle wurde zu einem Schlachtfeld aus Zähnen, Klauen und Schreien.

Doch Luan ließ sich nicht ablenken. Er wusste, dass dies sein Kampf war. Ridley schwang den Dolch in einem weiten Bogen, doch Luan duckte sich darunter hinweg und riss das Amulett in die Höhe. Ein Schwall aus Energie raste durch die Höhle, und Ridley wurde zurückgeschleudert. Für einen Moment herrschte Stille. Ridley kniete auf dem Boden, der Dolch lag vor ihm, und seine Augen waren voller Zorn.

»Das Gleichgewicht ist eine Lüge«, zischte er. »Es gibt nur Macht. Und ich werde sie mir nehmen.«

Er griff nach dem Dolch, doch Luan war schneller. Er sprang vor, das Amulett leuchtete in einem blendenden Licht, und seine Hand berührte die Klinge des Dolches. Eine Welle aus Energie durchströmte ihn. Es war, als ob die Welt um ihn herum explodierte – Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, alles verschmolz zu einem einzigen Moment. Luan sah Bilder – alte Wölfe, die das Amulett und den Dolch schufen, um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Wolf zu bewahren. Er sah, wie diese Macht missbraucht wurde, wie sie die Welt ins Chaos stürzte, bis sie schließlich verborgen wurde. Und er sah sich selbst, wie er zwischen diesen Kräften stand, ein Mittler zwischen Licht und Dunkelheit. Als das Licht verblasste, hielt Luan den Dolch in der einen Hand und das Amulett in der anderen. Ridley lag vor ihm, geschwächt und besiegt. Kael trat hinter ihn, seine Atmung war schwer, doch seine Augen waren voller Stolz. »Du hast es geschafft, Junge.« Luan nickte langsam, doch er fühlte keine Erleichterung. Das Gewicht der Artefakte in seinen Händen war überwältigend.

»Es ist noch nicht vorbei«, sagte er leise. »Ridley ist besiegt, aber die Gefahr bleibt. Diese Macht … sie darf niemals wieder entfesselt werden.«

Nina und die anderen Wölfe erreichten die Kammer. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Szene sahen – Ridley besiegt, Luan mit den Artefakten in den Händen.

»Was jetzt?«, fragte Nina, ihre Stimme war ruhig, doch ihr Blick war auf Luan gerichtet. Luan hob das Amulett und den Dolch, das Licht von beiden war jetzt schwach, doch die Energie darin war spürbar. »Wir bringen sie dorthin zurück, wo sie hingehören. Und wir stellen sicher, dass niemand sie jemals wieder finden kann.«

Ridley wurde von den Wölfen fortgebracht, seine Augen waren voller Hass, doch er war zu schwach, um sich zu wehren. Luan blieb in der Höhle, das Amulett und der Dolch in seinen Händen. Er spürte die Energie darin, doch er wusste, dass er sie kontrollieren konnte – nicht, weil er stärker war, sondern weil er das Gleichgewicht in sich selbst gefunden hatte.

»Das ist meine Aufgabe«, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Kael trat neben ihn, seine Hand legte sich auf Luans Schulter. »Du hast das Gleichgewicht bewahrt, Luan. Aber du hast auch gezeigt, dass wir nicht allein sind. Das Rudel ist bei dir.«