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Chapter 29 - Der letzte Funke Hoffnung

Die Nacht war still, und das Rudel schien den Atem anzuhalten. Die Neuigkeiten von Kaels Opfer hatten alle schwer getroffen, doch Luan spürte, dass die Stille nicht nur Trauer war – es war die Ruhe vor einem Sturm. Er saß am Rand des Lagers, Kaels Kette lag in seiner Hand. Das kühle Metall fühlte sich schwerer an, als es sein sollte, und doch gab es ihm Trost.

»Du bist zu still«, sagte Nina, als sie neben ihm auftauchte. Luan blickte nicht auf. »Ich hätte ihn retten sollen.«

Nina setzte sich neben ihn, ihre Augen auf den Wald gerichtet. »Kael hat sich entschieden, Luan. Er wusste, was er tat. Und er hat dir vertraut, dass du das Gleichgewicht bewahren wirst.«

Luan drehte die Kette in seinen Fingern. »Das Gleichgewicht fühlt sich … zerbrechlich an. Ridley ist immer noch da draußen. Und Kael …«

»Kael ist nicht verloren«, unterbrach Nina ihn. Ihre Stimme war ruhig, aber bestimmt. »Wir wissen, wo er war. Und wir wissen, dass er nicht einfach aufgeben wird.«

Luan hob den Blick. »Was schlagen wir vor?« Nina stand auf und sah ihn an, ihre Haltung wie immer entschlossen. »Wir werden eine Rettungsmission starten. Aber nicht nur, um Kael zurückzuholen. Wir müssen Ridleys Pläne durchkreuzen, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.«

Luan nickte langsam, die Entschlossenheit in ihm wuchs. »Wann brechen wir auf?«

Nina lächelte leicht. »Sobald wir bereit sind. Und diesmal werden wir vorbereitet sein.« Das Rudel begann mit den Vorbereitungen. Jeder Wolf wusste, dass dies keine einfache Mission sein würde. Ridley war gefährlich, und die Wölfe hatten keine Garantie, dass sie Kael lebend finden würden. Luan trainierte härter als je zuvor. Kaels Worte hallten in seinem Kopf wider: „Du bist stärker, als du glaubst."

Er ließ den Wolf in sich vollständig zu, übte, die Kraft zu kontrollieren, anstatt gegen sie anzukämpfen. Mit jedem Tag spürte er, wie er stärker wurde – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Eine Woche später war es so weit. Das Rudel hatte einen Plan ausgearbeitet: Eine kleine Gruppe würde Ridleys Lager infiltrieren, während der Rest in der Nähe blieb, um bei Bedarf zu helfen. Nina führte die Mission an, zusammen mit Luan und drei weiteren Wölfen.

»Du weißt, was auf dem Spiel steht«, sagte Nina, bevor sie aufbrachen. Luan nickte. »Ich werde ihn zurückbringen. Und ich werde Ridley aufhalten.«

Die Reise in die Berge war hart, doch das Rudel bewegte sich schnell und lautlos. Luan spürte die Spannung in der Luft, das Knistern, das vor einer Konfrontation lag.

Schließlich erreichten sie Ridleys Lager. Es war größer, als sie erwartet hatten – Dutzende Männer bewegten sich zwischen Zelten und Wachtürmen. Nina hielt die Gruppe an und deutete auf einen der Wachtürme. »Das müssen wir zuerst ausschalten. Wenn sie Alarm schlagen, haben wir keine Chance.«

Luan und ein weiterer Wolf schlichen sich an den Turm heran, ihre Bewegungen lautlos. Der Mann oben bemerkte sie erst, als es zu spät war – ein schneller Angriff, und der Turm war still. Nina gab das Signal, und die Gruppe bewegte sich weiter. Sie arbeiteten sich durch das Lager, lautlos und präzise, bis sie schließlich ein großes Zelt erreichten, das schwer bewacht war. Luan spürte das Ziehen in seiner Brust stärker werden. Kael war hier – er wusste es. Die Wölfe griffen an. Es war ein schneller, aber brutaler Kampf, und Luan spürte das Adrenalin in seinen Adern, als er gegen einen der Männer kämpfte. Als das Zelt schließlich unbewacht war, stürmte Luan hinein. Kael lag auf dem Boden, seine Hände waren gefesselt, und sein Gesicht war blass.

»Kael!«, rief Luan und kniete sich neben ihn. Kael öffnete langsam die Augen, ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Du bist spät dran, Junge.«

Luan schnitt die Fesseln durch und half Kael auf die Beine. »Wir bringen dich hier raus.« Kael nickte schwach, doch seine Augen waren ernst. »Ridley … er hat mehr als nur Männer hier. Er hat etwas gefunden.« Luan runzelte die Stirn. »Was meinst du?« Doch bevor Kael antworten konnte, ertönte ein lauter Schrei von draußen, und die Erde begann zu beben.

Nina stürzte ins Zelt, ihre Augen waren weit vor Schock. »Wir müssen hier raus. Jetzt!« Luan half Kael, während sie aus dem Zelt rannten. Was sie draußen sahen, ließ Luan das Blut in den Adern gefrieren. Ridley stand in der Mitte des Lagers, ein Artefakt in der Hand, das wie aus purem Schatten zu bestehen schien. Die Energie, die davon ausging, war dunkel und gefährlich, und Luan spürte, wie der Wolf in ihm knurrte. Ridley sah sie und lächelte. »Ihr habt keine Ahnung, was ihr gestört habt. Das Gleichgewicht wird brechen – und ich werde es sein, der die neue Ordnung erschafft.« Nina packte Luan am Arm. »Wir müssen gehen. Jetzt.« Doch Luan konnte den Blick nicht von Ridley und dem Artefakt abwenden.

»Das ist noch nicht vorbei«, flüsterte er, bevor er mit Kael und den anderen in die Dunkelheit verschwand.