Die Höhle war still, nur das leise Tropfen von Wasser durchbrach die Stille. Luan stand noch immer vor dem Altar, das Amulett um seinen Hals und der Dolch in seiner Hand. Beide Artefakte fühlten sich gleichzeitig schwer und leicht an, als ob sie Teil von ihm geworden wären. Kael und Nina warteten in der Nähe, während die anderen Wölfe Ridley fortbrachten. Der Kampf war vorbei, doch die Luft war immer noch von Spannung erfüllt.
»Was jetzt?«, fragte Kael schließlich, seine Stimme ruhig, aber fest. Luan hob den Dolch, sein Blick war auf die verblassenden Runen gerichtet. »Wir bringen sie zurück. Das Amulett und der Dolch gehören nicht in diese Welt. Sie sind zu gefährlich.«
Nina trat vor, ihre Augen scharf wie immer. »Und wohin willst du sie bringen? Diese Artefakte haben eine Macht, die selbst wir nicht verstehen. Was, wenn du falsch liegst?« Luan sah ihr direkt in die Augen, seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. »Ich habe es gespürt – in der Höhle, in der Schlacht. Diese Artefakte haben einen Ursprung. Sie gehören an einen Ort, der für sie geschaffen wurde. Und ich werde sie dorthin bringen.«
Kael nickte langsam. »Dann machen wir uns bereit. Es wird keine leichte Reise.« Das Rudel kehrte ins Lager zurück, und Luan erklärte den anderen seinen Plan. Es gab Zweifel, Fragen, doch niemand widersprach. Sie hatten gesehen, wie er Ridley besiegt hatte, und sie wussten, dass er stärker geworden war.
»Die Berge im Norden«, sagte Nina, als sie die Karte ausbreitete. »Dort gibt es eine alte Stätte, die vor Jahrhunderten von Wölfen erbaut wurde. Es könnte der Ort sein, von dem du sprichst.«
Kael runzelte die Stirn. »Das ist ein gefährliches Gebiet. Die Menschen haben sich aus Angst vor uns dort zurückgezogen. Wir müssen vorsichtig sein.« Am nächsten Morgen brach die Gruppe auf. Luan, Kael, Nina und drei weitere Wölfe begaben sich auf die Reise nach Norden. Der Weg war beschwerlich, der Wald wurde dichter, die Luft kälter. Luan spürte die Energie des Amuletts und des Dolches bei jedem Schritt. Es war, als ob die Artefakte ihn führten, ihm den Weg wiesen. Doch mit jeder Meile wuchs auch die Last, die er trug. Nach drei Tagen erreichten sie die Berge. Die Landschaft war rau und unwirtlich, doch es gab eine Schönheit in der Wildnis, die Luan beruhigte.
»Wir sind nah«, sagte er, als sie einen schmalen Pfad entlanggingen. Kael nickte. »Spürst du es?« Luan sah ihn an. »Ja. Es ist, als ob die Berge selbst rufen.« Am vierten Tag erreichten sie eine alte Ruine, die tief in den Felsen eingebettet war. Die Mauern waren aus massivem Stein, bedeckt mit Moos und Runen, die Luans Herz schneller schlagen ließen.
»Das ist der Ort«, sagte Nina leise, während sie die Ruinen betrachtete. Luan trat vor und hielt das Amulett und den Dolch in den Händen. Die Runen begannen zu leuchten, ein warmes, goldenes Licht, das die Schatten vertrieb.
In der Mitte der Ruinen befand sich eine Art Sockel, in den beide Artefakte perfekt passten. Luan spürte, wie das Amulett und der Dolch in seinen Händen vibrierten, als ob sie erkannten, dass sie nach Hause zurückkehrten. Er kniete sich hin, legte zuerst das Amulett und dann den Dolch auf den Sockel. Das Leuchten wurde intensiver, und eine Welle aus Energie durchströmte die Luft. Die Ruinen begannen zu beben, doch Luan blieb ruhig. Er wusste, dass dies richtig war – dass dies der Ort war, an den die Artefakte gehörten.
Kael und Nina traten zurück, während die Energie um Luan herum wirbelte. Schließlich ließ das Leuchten nach, und die Artefakte verschwanden im Sockel, als ob sie sich mit dem Stein verbanden. Die Stille kehrte zurück, doch sie war nicht beunruhigend. Es war eine Stille voller Frieden, als ob die Ruinen selbst erleichtert aufatmeten. Luan stand auf, sein Körper fühlte sich leicht an, befreit von der Last, die er getragen hatte. Kael trat neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. »Du hast es geschafft, Junge. Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt.«
Luan nickte, doch er wusste, dass dies nur ein Teil seiner Reise war. Ridley war besiegt, die Artefakte waren sicher, doch das Gleichgewicht war ein ständiger Kampf. Nina sah ihn an, ihre Augen voller Stolz. »Du hast mehr erreicht, als ich je erwartet hätte. Aber du weißt, dass deine Aufgabe nicht vorbei ist.« Luan lächelte schwach. »Ich weiß. Aber ich bin bereit.«
Die Gruppe verließ die Ruinen, und der Weg zurück war von einer seltsamen Ruhe erfüllt. Luan spürte das Gleichgewicht in sich, eine Verbindung zwischen Mensch und Wolf, die stärker war als je zuvor. Er wusste, dass die Welt nicht perfekt war, dass neue Bedrohungen kommen würden. Doch er wusste auch, dass er nicht allein war – und dass er das Gleichgewicht bewahren konnte.