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Chapter 26 - Ein neues Versprechen

Der Morgen war klar und kalt, als Luan mit Kael durch den Wald lief. Sie hatten das Lager früh verlassen, um zu patrouillieren, doch die Stille um sie herum war so friedlich, dass es schwer vorstellbar war, dass noch vor wenigen Tagen ein Krieg getobt hatte.

»Die Welt fühlt sich anders an«, sagte Luan leise, als sie einen schmalen Pfad entlanggingen. Kael nickte, ohne ihn anzusehen. »Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Zumindest vorerst. Aber du weißt, wie zerbrechlich es ist.«

Luan blieb stehen, sein Blick wanderte durch die Bäume. »Ja. Und ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass es so bleibt.« Kael sah ihn an, sein Blick war prüfend, aber auch voller Stolz. »Du bist bereit, Junge. Mehr als ich je gedacht hätte.« Als sie ins Lager zurückkehrten, erwartete Nina sie bereits. Sie stand mit verschränkten Armen in der Mitte der Lichtung, ihr Blick war ernst.

»Wir haben Neuigkeiten«, sagte sie, als Kael und Luan näher traten. Luan spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. »Was ist passiert?«

Nina deutete auf einen Späher, der hinter ihr stand. Der junge Wolf trat vor, sein Gesicht war blass, und in seinen Augen lag eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit.

»Ich habe Ridley gesehen«, sagte er. »Er ist in den Bergen – mit anderen.«

Die Worte ließen die Luft schwer werden. Kael ballte die Fäuste, während Nina sich zu Luan umdrehte.

»Es war zu erwarten, dass er zurückkehren würde«, sagte sie. »Aber es scheint, dass er bereits neue Verbündete gefunden hat.«

Luan nickte langsam. »Was wollen wir tun?« Nina zögerte kurz, bevor sie antwortete. »Wir beobachten ihn. Noch nicht angreifen. Aber wir müssen wissen, was er plant.« Kael sah Luan an. »Und du wirst dabei eine Schlüsselrolle spielen.«

Später, als die Sonne unterging, versammelte sich das Rudel um das Feuer. Die Stimmung war angespannt, doch es lag auch Entschlossenheit in der Luft. Luan saß zwischen Kael und Nina, sein Blick war fest. »Ridley wird nicht aufhören. Er wird es immer wieder versuchen.«

»Das wird er«, stimmte Nina zu. »Aber diesmal wissen wir, was wir erwartet. Und wir haben dich.«

Die anderen Wölfe sahen Luan an, ihre Augen voller Vertrauen. Er spürte das Gewicht ihrer Erwartungen, doch dieses Mal fühlte er sich nicht überwältigt.

»Ich werde mein Bestes geben«, sagte er leise. In der Nacht zog sich Luan in den Wald zurück. Der Mond stand hoch am Himmel, und sein Licht fiel durch die Baumwipfel. Er blieb an einer kleinen Lichtung stehen und blickte nach oben. Die Worte des Spähers hallten in seinem Kopf wider, und er wusste, dass Ridley eine Bedrohung blieb – nicht nur für das Rudel, sondern für das Gleichgewicht selbst. Doch er wusste auch, dass er bereit war. Kael fand ihn dort, wie er es so oft tat. »Du denkst wieder nach.«

Luan lächelte leicht. »Ja. Aber dieses Mal fühlt es sich anders an.« Kael setzte sich neben ihn, sein Blick war ruhig. »Du hast dich verändert, Junge. Du bist nicht mehr derselbe, der vor Wochen in dieses Rudel gekommen ist.« Luan nickte. »Ich fühle mich … ganz. Der Wolf und ich – wir sind eins.« Kael legte eine Hand auf seine Schulter. »Das ist alles, was wir jemals von dir erwartet haben. Das Gleichgewicht in dir selbst zu finden. Der Rest kommt von allein.« Am nächsten Morgen erhob Nina vor dem Rudel ihre Stimme.

»Ridley ist noch da draußen, und die Gefahr bleibt. Aber wir wissen, wer wir sind. Und wir wissen, wofür wir kämpfen.«

Sie sah zu Luan, ihre Augen voller Entschlossenheit. »Das Gleichgewicht mag zerbrechlich sein, doch mit dir haben wir eine Chance, es zu bewahren.« Die Wölfe stimmten ein tiefes Knurren an, ein Zeichen ihrer Einheit und Stärke. Luan spürte, wie sich seine Brust vor Stolz hob. Er wusste, dass die Reise noch lange nicht vorbei war, doch er war bereit, seinen Platz einzunehmen – als Hüter des Gleichgewichts.

»Ich werde nicht versagen«, flüsterte er in die Stille des Morgens.