Die Reise zurück zum Lager war anders als die Hinfahrt. Der Druck, der Luan während der gesamten Zeit begleitet hatte, war verschwunden. Die Artefakte waren sicher, die Ruinen hatten sie aufgenommen, und die Last, die er auf seinen Schultern gespürt hatte, war leichter geworden. Doch trotz dieser Erleichterung spürte Luan, dass die Welt nicht vollständig zur Ruhe gekommen war. Das Gleichgewicht war wiederhergestellt, aber er wusste, dass es zerbrechlich blieb. Kael führte die Gruppe durch den dichten Wald, und die vertrauten Geräusche kehrten langsam zurück: das Rascheln der Blätter, das entfernte Zwitschern von Vögeln und das Knacken von Ästen unter ihren Füßen. Nina ging an Luans Seite, ihre Haltung wie immer aufrecht, doch sie schien entspannter. »Du hast dich verändert«, sagte sie schließlich, ihre Stimme ruhig, aber durchdringend. Luan sah sie an. »Ja. Ich fühle mich … anders. Es ist, als ob ich endlich weiß, wer ich bin.«
Nina nickte langsam. »Das ist der erste Schritt. Aber es wird nicht der letzte sein.«
Als sie das Lager erreichten, warteten die anderen Wölfe bereits auf sie. Ihre Gesichter waren gespannt, doch als sie sahen, dass die Gruppe unversehrt war, kehrte eine Welle der Erleichterung ein.
Einer der jüngeren Wölfe trat vor. »Habt ihr es geschafft? Sind die Artefakte sicher?« Nina nickte. »Die Artefakte sind dort, wo sie hingehören. Und das Gleichgewicht ist bewahrt.«
Ein leises Murmeln ging durch das Rudel, eine Mischung aus Erleichterung und Stolz. In der Nacht wurde ein Feuer entzündet, und das Rudel sammelte sich darum, um das Erreichte zu feiern. Luan saß zwischen Kael und Nina, doch er fühlte sich immer noch ein wenig wie ein Außenseiter.
»Du gehörst hierher«, sagte Kael plötzlich, als ob er Luans Gedanken gelesen hätte. Luan lächelte schwach. »Es fühlt sich noch immer ungewohnt an. Aber ich glaube, du hast recht.«
Während das Feuer knisterte, erhob Nina ihre Stimme. »Das, was wir erreicht haben, ist kein Ende. Es ist ein Anfang. Ridley mag geschwächt sein, aber die Welt wird immer neue Bedrohungen hervorbringen. Doch wir sind bereit.« Sie sah zu Luan und hob leicht das Kinn. »Und wir haben jemanden, der das Gleichgewicht bewahren wird.« Die Augen des Rudels richteten sich auf Luan, und er spürte das Gewicht ihrer Erwartungen. Doch dieses Mal war er nicht überwältigt. Er nickte langsam.
»Ich werde alles tun, um das Gleichgewicht zu schützen«, sagte er, seine Stimme fest.
In den folgenden Tagen kehrte langsam eine Art Normalität ein. Das Rudel setzte sein Leben fort, und Luan begann, sich in seine neue Rolle einzufinden. Kael trainierte ihn weiter, doch die Lektionen waren weniger intensiv – sie dienten mehr dazu, seine Fähigkeiten zu verfeinern.
»Du hast viel gelernt, aber es gibt immer Raum für mehr«, sagte Kael, während sie durch den Wald liefen. Luan nickte. »Ich weiß. Und ich will stärker werden.«
Eines Nachts, als der Mond hoch am Himmel stand, wanderte Luan allein durch den Wald. Die Stille um ihn herum war beruhigend, doch sie erinnerte ihn auch daran, dass diese Ruhe nicht ewig währen würde. Er blieb an einer kleinen Lichtung stehen und sah in den Himmel. Das Amulett war nicht mehr bei ihm, doch er spürte die Verbindung zu ihm noch immer.
»Das Gleichgewicht ist zerbrechlich«, murmelte er. »Aber es ist meine Aufgabe, es zu bewahren.«
Kael fand ihn dort, wie so oft. »Du denkst nach.« Luan lächelte leicht. »Es gibt viel, worüber man nachdenken muss.« Kael nickte. »Das wird sich nie ändern. Aber denk daran, du bist nicht allein.« Luan sah ihn an, und in diesem Moment spürte er die Wahrheit in Kaels Worten. Das Rudel war bei ihm, und das Gleichgewicht war nicht nur seine Verantwortung – es war die Aufgabe von ihnen allen.
»Danke, Kael«, sagte er leise.
»Dafür bin ich hier«, antwortete Kael mit einem kleinen Lächeln.