Der Wald war still, als das Rudel die Lichtung verließ. Die Kämpfe hatten Spuren hinterlassen – nicht nur auf dem Boden, wo Blut und zerbrochene Äste die Gewalt des Gefechts zeigten, sondern auch in den Herzen der Wölfe. Luan ging neben Kael, das Amulett hing schwer um seinen Hals. Es leuchtete nicht mehr, doch die Energie, die davon ausging, war immer noch spürbar. Es war eine ständige Erinnerung an das, was passiert war – und an das, was noch kommen würde.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Kael schließlich, sein Ton sanfter als sonst. Luan zögerte, dann sagte er: »Müde. Aber … anders. Es fühlt sich an, als ob ich endlich verstehe, was ich bin.«
Im Lager herrschte eine bedrückte Stille, als sie zurückkehrten. Verletzte Wölfe wurden versorgt, während andere versuchten, die Zerstörung zu beseitigen, die Ridley hinterlassen hatte. Nina stand in der Mitte des Lagers, ihre Haltung war wie immer aufrecht, doch ihre Augen waren müde. Sie sah auf, als Luan und Kael näher traten.
»Du hast es geschafft«, sagte sie, ihre Stimme war leise, aber voller Respekt. Luan nickte, doch er fühlte sich nicht wie ein Sieger. »Ridley wird zurückkommen. Das hat er gesagt.«
Nina zog die Augenbrauen zusammen. »Das wird er. Aber heute hast du ihm gezeigt, dass wir nicht so leicht zu brechen sind.« Später, als die Nacht hereingebrochen war, saß Luan allein am Rand des Lagers. Das Amulett lag in seiner Hand, und er spürte, wie die Energie darin pulsierte, schwach, aber beständig. Kael trat aus den Schatten, wie er es so oft tat. »Du denkst nach.« Luan lächelte schwach. »Ist das so offensichtlich?« Kael setzte sich neben ihn. »Du trägst jetzt eine Verantwortung, die größer ist als du selbst. Das ist nicht einfach.«
»Ich weiß«, sagte Luan leise. »Aber es fühlt sich an, als ob ich endlich verstehe, was ich tun muss.«
Kael nickte langsam. »Das Gleichgewicht bewahren ist nicht nur eine Aufgabe. Es ist ein Kampf, der niemals endet. Aber du bist stärker, als du denkst. Und du bist nicht allein.« Luan sah ihn an, und zum ersten Mal fühlte er eine echte Verbindung zu Kael – nicht nur als Mentor, sondern als Freund.
»Danke«, sagte er schließlich. Kael klopfte ihm auf die Schulter. »Ruh dich aus, Junge. Morgen beginnt der nächste Teil deiner Reise.«
Am nächsten Tag versammelte Nina das Rudel. Ihre Stimme war klar und entschlossen, als sie sprach.
»Wir haben einen Sieg errungen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Ridley wird zurückkommen, und wir müssen bereit sein.«
Sie sah zu Luan, ihre Augen scharf. »Das Amulett ist bei uns, aber es macht uns auch zu einem Ziel. Es ist unsere größte Stärke – und unsere größte Schwäche.« Die Wölfe nickten, und Luan spürte, wie die Verantwortung auf seinen Schultern wuchs. Später zog sich Luan in den Wald zurück, um nachzudenken. Das Amulett schien ihn zu leiten, seine Schritte führten ihn zu einem kleinen Bach, dessen Wasser im Sonnenlicht glitzerte. Er kniete sich hin und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Seine Augen leuchteten leicht, eine Erinnerung an den Wolf in ihm.
»Das Gleichgewicht …«, murmelte er. »Es liegt an mir.«
Kael fand ihn dort und setzte sich neben ihn.
»Du hast heute viel erreicht«, sagte er. »Aber das ist erst der Anfang.«
Luan nickte. »Ich weiß. Aber ich werde bereit sein. Egal, was kommt.« Kael lächelte leicht. »Das hoffe ich. Denn das Rudel braucht dich. Und die Welt braucht das Gleichgewicht.«