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Chapter 21 - Der Schatten des Feindes

Die Tage nach der Schlacht waren geprägt von Wiederaufbau und Vorbereitung. Das Rudel hatte Verluste erlitten, doch die Überlebenden arbeiteten unermüdlich daran, ihre Stärke zurückzugewinnen. Der Wald um das Lager war ruhig, aber Luan spürte, dass die Stille trügerisch war. Das Amulett, das er jetzt ständig bei sich trug, war ein schweres Gewicht um seinen Hals – nicht nur physisch, sondern auch emotional. Jede Nacht spürte er die Energie darin pulsieren, ein ständiges Flüstern, das ihn an seine Verantwortung erinnerte. Eines Morgens, während das Rudel noch schlief, weckte Kael ihn mit einem leichten Ruck an der Schulter.

»Steh auf, Junge«, sagte er leise. »Wir haben Arbeit.«

Luan rieb sich den Schlaf aus den Augen und folgte Kael hinaus in den Wald. Die Sonne war gerade aufgegangen, und die Luft war kühl und frisch.

»Wohin gehen wir?«, fragte Luan, während sie durch das dichte Unterholz gingen. Kael hielt kurz inne und drehte sich zu ihm um. »Unsere Späher haben etwas gefunden. Eine alte Höhle, tief im Wald. Ridley hat dort Männer stationiert.«

Die Höhle lag an der Basis eines hohen Kliffs, umgeben von dichten Bäumen und schwer zugänglich. Als Luan und Kael ankamen, warteten bereits zwei Späher auf sie. Ihre Gesichter waren ernst, und ihre Körperhaltung verriet, dass die Situation angespannt war.

»Es sind mindestens fünf Männer«, flüsterte einer der Späher. »Sie bewachen den Eingang, und wir glauben, dass Ridley in der Nähe ist.«

Kael nickte. »Gut gemacht. Bleibt wachsam.«

Er wandte sich an Luan. »Das ist ein Test, Junge. Wir müssen herausfinden, was Ridley plant. Aber du darfst nicht unüberlegt handeln. Verstanden?« Luan nickte langsam, sein Blick fest. »Verstanden.« Sie schlichen näher an die Höhle heran, ihre Schritte lautlos auf dem moosbedeckten Boden. Luan spürte, wie sein Herz schneller schlug, doch er ließ die Ruhe, die der Wolf ihm gab, durch seinen Körper fließen. Als sie den Eingang erreichten, versteckten sie sich hinter einem Felsvorsprung. Luan konnte die Männer sehen – zwei standen direkt vor dem Eingang, ihre Waffen im Anschlag.

»Sieht aus, als hätten sie Angst«, flüsterte Luan. Kael grinste schwach. »Vielleicht sollten sie das auch. Aber das hier ist keine offene Schlacht. Wir müssen leise sein.«

Plötzlich hörten sie ein Geräusch aus der Höhle – ein tiefes, metallisches Grollen, das Luan einen Schauer über den Rücken jagte.

»Was war das?«, fragte er leise. Kael runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Aber was auch immer es ist, Ridley hat etwas gefunden.«

Luan spürte das Ziehen in seiner Brust stärker werden. Das Amulett pulsierte, und er wusste, dass die Antworten, die sie suchten, in der Höhle lagen.

»Wir müssen rein«, sagte er leise. Kael zögerte, dann nickte er. »In Ordnung. Aber wir machen das langsam und leise.«

Sie warteten, bis die Männer sich kurz entfernten, dann schlichen sie sich in die Höhle. Der Eingang war eng, und die Luft war kühl und feucht. Die Wände waren von Moos bedeckt, und das Licht wurde von seltsamen, phosphoreszierenden Pilzen an den Wänden reflektiert. Je tiefer sie gingen, desto stärker wurde das Ziehen des Amuletts. Luan spürte, wie es ihn führte, als ob es wusste, wohin sie gehen mussten.

»Spürst du das?«, flüsterte er. Kael nickte. »Ja. Das ist keine normale Höhle. Etwas … Altes liegt hier.« Sie erreichten eine große Kammer, die von einem seltsamen, bläulichen Licht erhellt wurde. In der Mitte der Kammer stand eine Art Altar, und auf ihm lag ein weiteres Artefakt – ein kleiner Dolch, dessen Klinge mit den gleichen Runen bedeckt war wie das Amulett. Luan blieb stehen, sein Atem stockte. »Was ist das?«

Kael trat näher, seine Augen waren auf den Dolch gerichtet. »Das ist ein Teil der alten Macht. Ridley hat nach mehr als nur dem Amulett gesucht.« Plötzlich ertönte ein Geräusch hinter ihnen – schwere Schritte, die sich schnell näherten. Kael wirbelte herum, seine Zähne blitzten im schwachen Licht.

»Wir haben Gesellschaft«, sagte er. Drei Männer traten in die Kammer, ihre Waffen erhoben. Doch bevor sie reagieren konnten, stürzte Kael sich auf sie, seine Bewegungen waren schnell und präzise. Luan blieb zurück, das Amulett pulsierte in seiner Hand, als ob es ihn warnen wollte. Er wusste, dass dies der Anfang von etwas Größerem war. Ridley war nicht nur hinter dem Amulett her – er wollte die alte Macht vollständig entfesseln.

»Das Gleichgewicht hängt an einem seidenen Faden«, murmelte Luan, während Kael die Angreifer zurückdrängte. Er wusste, dass er stärker werden musste. Und er wusste, dass die wahre Schlacht noch bevorstand.