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Chapter 19 - Das Schlachtfeld

Die Lichtung war von einer unheimlichen Stille erfüllt, als Luan und das Rudel Ridley und seine Armee gegenüberstanden. Der Mond hing hoch über den Bäumen, und sein kaltes Licht spiegelte sich auf den Waffen der Jäger und in den Augen der Wölfe. Ridley stand in der Mitte seiner Männer, das Amulett in der Hand. Es pulsierte mit einem tiefen, roten Licht, das die Schatten um ihn herum tanzen ließ. Seine Stimme zerriss die Stille.

»Ihr habt lange genug überlebt«, sagte er, ein kaltes Lächeln auf seinen Lippen. »Das Gleichgewicht, das ihr zu bewahren versucht, ist eine Lüge. Die Wölfe sind Relikte einer alten Zeit, und ich werde sie auslöschen – mit eurer eigenen Macht.«

Nina trat vor, ihre Haltung war aufrecht, ihre Augen scharf. »Das Gleichgewicht ist kein Mythos, Ridley. Du zerstörst nicht nur uns, sondern auch dich selbst.« Ridley lachte leise. »Ich brauche kein Gleichgewicht. Macht ist alles, was zählt.« Seine Männer rückten näher, ihre Waffen bereit. Nina drehte sich zu ihrem Rudel um und hob eine Hand. »Bereitet euch vor. Kämpft für das, was wir sind. Kämpft für unser Überleben.« Luan spürte das Ziehen in seiner Brust, das Knurren des Wolfs in ihm. Das Amulett pulsierte stärker, fast wie ein Herzschlag, der mit seinem eigenen synchron war. Kael stellte sich an Luans Seite, seine Augen auf Ridley gerichtet. »Das ist dein Moment, Junge. Du weißt, was du tun musst.« Luan nickte langsam, doch die Zweifel nagten an ihm. Er hatte trainiert, hatte gelernt, doch nichts hätte ihn auf diesen Moment vorbereiten können. Ridley hob das Amulett und sprach leise Worte, die Luan nicht verstand. Eine Welle aus Energie raste über die Lichtung, ließ die Luft schwer und drückend werden. Die Wölfe zogen sich instinktiv zurück, ihre Bewegungen wurden langsamer, schwerfälliger. Luan spürte, wie die Energie des Amuletts ihn erreichte, doch anstatt ihn zu schwächen, schien es ihn zu stärken. Der Wolf in ihm erwachte vollständig, und er spürte eine Verbindung zwischen sich und dem Artefakt. Ridley bemerkte es ebenfalls. Seine Augen verengten sich, und ein gefährliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Da bist du also. Das Kind des Blutes.« Er bewegte sich schneller, als Luan erwartet hatte, und stürzte sich auf ihn. Ihre Körper prallten zusammen, und Luan spürte die rohe Kraft, die von Ridley ausging. Der Kampf war wild und chaotisch. Luan und Ridley waren ein Wirbel aus Zähnen und Klauen, während um sie herum das Rudel und die Jäger aufeinanderprallten. Kael kämpfte an Ninas Seite, während die anderen Wölfe ihre Gegner zurückdrängten. Ridley war stark, stärker als Luan erwartet hatte. Jeder Schlag schien ihn zu Boden zu zwingen, doch der Wolf in ihm trieb ihn weiter.

»Du bist stark«, knurrte Ridley, als er Luan zu Boden drückte. »Aber du bist nicht stark genug.«

Luan fühlte, wie das Amulett um seinen Hals zu leuchten begann. Es war, als ob es ihm etwas zeigen wollte, eine Macht, die er noch nicht genutzt hatte. Er schloss die Augen und ließ das Ziehen in seiner Brust übernehmen. Die Energie des Amuletts verschmolz mit seiner eigenen, und er spürte, wie seine Kräfte sich verstärkten. Mit einem tiefen Knurren warf er Ridley von sich und sprang auf die Beine. Seine Bewegungen waren schneller, präziser, und er griff Ridley mit einer neuen Entschlossenheit an. Der Kampf verlagerte sich in die Mitte der Lichtung. Die Wölfe hatten die Oberhand gewonnen, und die Jäger zogen sich zurück, doch Ridley kämpfte weiter. Er hob das Amulett, doch bevor er es nutzen konnte, stürzte sich Luan auf ihn. Mit einem letzten, kraftvollen Schlag riss er das Amulett aus Ridleys Hand. Ridley schrie auf, als die Energie des Artefakts ihn verließ. Er taumelte zurück, seine Augen waren voller Zorn und Verzweiflung. Luan hielt das Amulett fest in der Hand, sein Körper war von der Energie durchdrungen. Er spürte, wie das Gleichgewicht sich wiederherstellte, wie die Dunkelheit, die Ridley geschaffen hatte, langsam verschwand. Ridley sah ihn an, sein Gesicht eine Maske aus Wut. »Du denkst, das ändert etwas? Ich werde zurückkommen. Ich werde stärker sein.« Luan trat einen Schritt vor, das Amulett leuchtete in seiner Hand. »Nicht, wenn ich das verhindern kann.« Mit einem letzten Knurren verschwand Ridley in den Schatten. Die Jäger folgten ihm, und die Lichtung wurde still. Das Rudel versammelte sich um Luan, ihre Gesichter waren erschöpft, aber erleichtert. Nina trat vor und legte eine Hand auf seine Schulter.

»Du hast es geschafft«, sagte sie leise. Luan nickte, doch tief in sich wusste er, dass dies nicht das Ende war. Ridley war besiegt, aber nicht zerstört. Und das Gleichgewicht war zerbrechlich – ein ständiger Kampf, der niemals endete.