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Chapter 14 - Die Jagd nach Ridley

Der Wald war eine fließende Masse aus Schatten und Mondlicht, als Luan durch die Bäume raste. Sein Atem war schwer, doch das Ziehen in seiner Brust ließ ihn nicht innehalten. Ridley war voraus, und das Amulett – das pulsierende, leuchtende Ding, das alles in ihm ansprach – war in dessen Händen. Kaels Rufe hallten hinter ihm, aber Luan ignorierte sie. Der Wolf in ihm war wach, die Instinkte übernahmen, und die Angst, die ihn sonst lähmte, wurde durch ein brennendes Bedürfnis ersetzt: Er musste das Amulett zurückholen. Er erreichte eine kleine Senke, und da war Ridley. Er stand auf einem umgestürzten Baumstamm, die Kiste in der einen Hand, das silberne Messer in der anderen.

»Da bist du also«, sagte Ridley mit einem kalten Lächeln. Seine Stimme hallte unnatürlich im stillen Wald. Luan knurrte, ein tiefes, raues Geräusch, das aus seiner Brust kam. Er spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, bereit, anzugreifen. Ridley lachte leise. »Du spürst es, nicht wahr? Das Amulett. Es ruft dich.«

Luan machte einen Schritt vorwärts, doch Ridley hob das Messer.

»Bleib, wo du bist«, sagte er. »Ich habe keine Angst davor, dich zu verletzen – oder zu töten. Aber das wäre eine Verschwendung. Weißt du, was du bist, Junge?«

Luan kniff die Augen zusammen, sein Atem ging schneller. »Ich bin nicht dein Spielzeug.«

»Oh, aber das bist du«, sagte Ridley. »Du bist das Kind des Blutes. Der Schlüssel zu allem. Und ich werde dich benutzen, um das Gleichgewicht zu brechen.«

Luan sprang nach vorne, doch Ridley war schneller. Er hob die Kiste und sprach leise Worte, die Luan nicht verstand. Plötzlich wurde die Luft schwer, und das Amulett begann heller zu leuchten, ein tiefes, pulsierendes Rot, das den Wald erhellte.

Ein Schwall aus Energie traf Luan wie ein Schlag. Er wurde zurückgeschleudert, prallte gegen einen Baum und fiel zu Boden. Der Wolf in ihm knurrte, kämpfte, doch er konnte sich nicht bewegen. Ridley trat näher, das Messer in der einen Hand, das Amulett in der anderen. »Du bist stark«, sagte er. »Aber du bist unkontrolliert. Und das macht dich schwach.« Plötzlich brach Kael aus den Schatten, gefolgt von zwei weiteren Wölfen. Ridley wich zurück, das Messer blitzte im Mondlicht, und für einen Moment schien er zu überlegen, ob er kämpfen oder fliehen sollte.

»Lass ihn in Ruhe!«, knurrte Kael, seine Stimme war ein tiefer, bedrohlicher Klang.

Ridley grinste. »Ihr werdet mich nicht aufhalten.«

Bevor Kael oder die anderen ihn erreichen konnten, wirbelte Ridley herum und verschwand im Wald, das Amulett fest in seiner Hand. Kael kniete sich neben Luan, der immer noch auf dem Boden lag. »Bist du in Ordnung?«, fragte er. Luan nickte langsam, doch seine Hände zitterten. »Er hat das Amulett. Wir müssen ihn aufhalten.« Kael sah ihn ernst an. »Das werden wir. Aber nicht jetzt. Du bist nicht bereit.«

»Ich muss bereit sein!«, sagte Luan, seine Stimme bebte vor Wut und Verzweiflung. »Wenn er das Amulett benutzt, könnte er uns alle zerstören.«

Zurück im Lager herrschte eine bedrückende Stille. Die Wölfe hatten Verluste erlitten, und die Nachricht, dass Ridley mit dem Amulett entkommen war, lastete schwer auf ihnen. Nina stand am Rand der Lichtung, ihre Augen auf Luan gerichtet, als er zusammen mit Kael zurückkehrte.

»Was ist passiert?«, fragte sie, ihre Stimme ruhig, aber schneidend. Luan erzählte ihr alles – von der Begegnung mit Ridley, der Energie des Amuletts, und wie er entkommen war. Nina schwieg lange, dann sagte sie: »Das war unser einziger Vorteil. Jetzt haben wir nur noch eine Chance: Wir müssen Ridley finden, bevor er das Amulett benutzt.«

In der Nacht konnte Luan nicht schlafen. Er saß allein am Rand des Lagers, seine Gedanken kreisten um das Amulett und die Worte, die Ridley gesagt hatte: „Das Gleichgewicht brechen."

Er wusste, dass er keine Wahl hatte. Wenn er wirklich das Kind des Blutes war, dann musste er lernen, was das bedeutete – und wie er die Macht, die in ihm lag, nutzen konnte. Der Wolf in ihm knurrte leise, fast wie eine Zustimmung.

»Ich werde ihn aufhalten«, flüsterte Luan in die Dunkelheit. »Egal, was es kostet.«