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Chapter 2 - the path of freedom: the Story

Also gingen sie in den Tempel von Tokyo, dort sagte Argon zu Akiro ,,geh

und leg dich auf den Altar, ich gebe dir dann ein Amulett"

Akiro tat wie ihn geheißen.

Akiro hielt das Amulett in der Hand, und plötzlich schien die Luft um ihn

schwerer zu werden. Eine tiefe Melancholie sickerte in seine Gedanken,

ein unbegreiflicher Schmerz, der aus dem Nichts aufstieg. Sein Herz zog

sich zusammen, und ein Schleier aus Trauer legte sich über seine Brust, so

dicht und greifbar, dass ihm der Atem stockte.

Argon bemerkte, wie sich Akiros Miene verdunkelte, und trat besorgt

einen Schritt näher. „Akiro? Geht es dir gut?" fragte er sanft.

Akiro blinzelte, als müsse er sich aus einem Traum lösen. Seine Stimme

klang gedämpft, als er antwortete. „Ja… ja, alles gut." Er senkte den Blick

und ließ das Amulett beinahe widerwillig los, als würde es noch immer

eine seltsame Schwere in sich tragen, die niemand erklären konnte.

Argon ließ den Jungen nicht aus den Augen, doch sagte er nichts mehr.

Irgendetwas in diesem Moment, so schien es, war zu tief, zu nah und

blieb ungesagt, wie ein Geheimnis, das in Akiro vergraben war – und das

er selbst nicht vollständig verstand.

Akiro ließ das Amulett zögerlich in seine Tasche gleiten, dann blickte er

auf und grinste, als wolle er die Schwere des Moments überdecken.

„Weißt du, Argon, deine Geschichten werden auch nicht glaubwürdiger, je

öfter du sie erzählst."

Argon schnaubte belustigt und klopfte sich auf die Brust, als wolle er

seine Worte verteidigen. „Ha! Das sagen immer nur diejenigen, die zu jung

sind, um die wahren Taten zu schätzen!"

Akiro hob die Hände in einer scherzhaften Geste des Aufgebens. „Schon

gut, schon gut! Der unbesiegbare Argon und die leuchtende Aura Tokyos –

du hast ja recht." Seine Stimme klang entspannt, als würde er die

Geschichten einfach als die typischen Legenden eines alten Mannes

abtun.

Argon grinste zufrieden und rieb sich die Hände, als sei er endlich

verstanden worden. „Eines Tages wirst du es noch sehen, Akiro, und dann

wirst du an meinen Geschichten nichts mehr anzweifeln."

Akiro lachte leise. „Na, wenn ich das noch erleben darf, schicke ich dir

eine Botschaft in den Wolken, alter Mann."

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Akiro verließ den alten Tempel, die kühle Abendluft weckte ihn allmählich

aus einem Gefühl der Benommenheit. Sein Weg führte ihn durch das

ruhige Dorf, dessen Bewohner sich langsam für die Nacht zurückzogen.

Nach wenigen Minuten erreichte er den kleinen Laden seiner Großmutter,

wo das vertraute Aroma von getrockneten Kräutern und altem Holz ihn

empfing.

Oma Heron stand hinter der Theke, beschäftigt mit dem Sortieren von

Waren, doch als sie Akiro bemerkte, leuchteten ihre Augen auf. „Aki, da

bist du ja! Alles gut mit dir?" fragte sie mit einem warmen Lächeln und

einem prüfenden Blick.

„Ja, Oma Heron, ich wollte einfach nur vorbeischauen," antwortete Akiro,

während er leicht in den Schultern zuckte. Die Worte fühlten sich

irgendwie schwer an, und er konnte das Gefühl, das ihn im Tempel

beschäftigt hatte, nicht ganz abschütteln.

„Weißt du, Aki," sagte sie, während sie ein Bündel Kräuter ordnete, „heute

hatte ich einen interessanten Kunden. Ein Mann namens Hiori Sora. Sehr

höflich, ein echter Gentleman. Er hat sich so angeregt mit mir

unterhalten, und sagte, er würde morgen wieder vorbeischauen."

„Hiori Sora?" wiederholte Akiro nachdenklich. „Klingt… irgendwie anders."

„Ja," Oma Heron nickte, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Manchmal

treffen wir Menschen, die uns in gewisser Weise an etwas erinnern, was

wir schon lange vergessen haben. Vielleicht schickt das Schicksal uns

genau dann solche Menschen, wenn wir sie am meisten brauchen. Aber,

Aki, du wirkst ein wenig verloren heute."

Akiro zuckte erneut mit den Schultern und versuchte, die Schwere, die

ihn durch den Tag begleitet hatte, abzuschütteln. „Es war… einfach ein

langer Tag," sagte er nur.

Oma Heron legte das Bündel Kräuter zur Seite und schaute Akiro

nachdenklich an. „Witzigerweise wollte Hiori Sora auch nach Argon

fragen," sagte sie mit einem leichten Schmunzeln. „Er hatte wohl gehört,

dass Argon der Hüter alter Geschichten ist und sich über unsere

Vergangenheit gut auskennt. Ich habe ihm erzählt, dass Argon immer am

Feuer sitzt und Geschichten erzählt – vielleicht wollte er deshalb

wiederkommen."

Akiro hob eine Augenbraue. „Wirklich? Ein Fremder, der Interesse an

Argons Geschichten hat?" Er konnte sich kaum vorstellen, dass jemand

von außerhalb ihre alten Geschichten wirklich ernst nahm.

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„Ja," antwortete Oma Heron und legte ihre Hand sanft auf Akiros Arm.

„Manchmal sind es gerade die Menschen, die von außen kommen, die den

wahren Wert der Dinge erkennen, die für uns fast schon

selbstverständlich geworden sind."

Akiro nickte leicht, während die Worte seiner Großmutter in ihm

nachklangen. „Vielleicht sollte ich auch Morgen einmal bei Argon

vorbeischauen," murmelte er, die Schwere des Tages noch in seiner

Stimme.

„Das ist eine gute Idee, Aki. Wer weiß, vielleicht entdeckst du etwas, das

dir Antworten gibt." Oma Heron lächelte ermutigend und klopfte ihm

aufmunternd auf die Schulter. „Und wer weiß, vielleicht begegnet ihr

euch dort ja morgen."

Nachdem er sich mit seiner Oma unterhalten hat, bemerkt Akiro, wie

erschöpft Oma Heron wirkt. „Weißt du was, Oma? Ich mach den Laden

heute dicht. Du gehst schon mal nach Hause und ruhst dich aus. Ich

schaff das." Sie sieht ihn kurz mit warmem, anerkennendem Blick an und

legt ihm dankbar die Hand auf die Schulter.

„Vielen Dank, Aki. Du bist wirklich ein Segen." Sie lächelt, nickt ihm zu

und geht langsam zur Tür, während Akiro sich umdreht, um die letzten

Dinge im Laden in Ordnung zu bringen.

Der Laden ist bald ruhig und dunkel, und als Akiro schließlich die Tür

abschließt und sich auf den Heimweg macht, breitet sich in ihm ein

zufriedenes, leicht ermattetes Gefühl aus. Sein Weg führt ihn durch die

stillen Straßen bis zu seinem Zimmer, wo er seine Sandalen abstreift und

sich dankbar auf das Bett sinken lässt. Der Tag hatte ihm ein gewisses

Gewicht aufgeladen, und als er die Augen schließt, ist es, als würde ihn

dieses Gewicht sanft in einen tiefen Schlaf ziehen.

Im Traum scheinen sich Bruchstücke der Geschichten von Argon mit

etwas Vertrautem zu verweben – eine verschwommene Schlacht, der

Schimmer einer Klinge, und der flüchtige Eindruck eines Namens, den er

kaum wahrnehmen kann. Izara. Doch bevor er den Traum greifen kann,

verblasst er, und Akiro sinkt tiefer in die Ruhe der Nacht.