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Chapter 9 - Die Flammen von Paris

Ein zerrissenes Paris

Die Tage nach Étiennes Verhaftung waren wie das leise Prasseln von Feuer, bevor es sich zu einem Inferno ausweitete. Paris war nicht mehr nur ein Ort der Unruhe – es war eine Stadt im offenen Aufstand. Barrikaden wurden errichtet, Straßenkämpfe ausgetragen, und die Guillotine auf dem Place de la Révolution war ein unheilvolles Symbol der Macht des Volkes. Lucien beobachtete die Menge von einem Dach aus, während die Rufe „Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!" durch die Straßen hallten. Céleste stand neben ihm, ihr Gesicht angespannt und ihre Hände zu Fäusten geballt. „Die Revolution wird blutiger, als ich dachte," sagte sie leise. „Revolutionen sind nie sauber," erwiderte Lucien. „Sie sind wie ein schlecht geschriebener Roman – zu viele Charaktere, zu viele Wendungen, und am Ende bleibt immer ein Haufen Chaos." „Und trotzdem bist du noch hier," sagte Céleste und sah ihn an. Lucien grinste schief. „Ich bin ein Narr, Mademoiselle. Und du bist meine größte Dummheit." Céleste schnaubte, doch ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Komm. Étienne mag fort sein, aber es gibt genug andere, die unser Vertrauen nicht verdienen. Wir müssen wachsam bleiben."

Neue Verbündete, alte Feinde

In den Wochen nach Étiennes Verrat wurde die Organisation der Revolutionäre straffer. Die Führer, darunter ein aufstrebender junger Anwalt namens Maximilien Robespierre, riefen zur Einheit auf. Céleste und Lucien wurden häufiger zu Treffen eingeladen, bei denen Pläne geschmiedet und Strategien diskutiert wurden. Während Céleste mit ihrer Leidenschaft und ihrem scharfen Verstand beeindruckte, fühlte sich Lucien oft fehl am Platz. „Du gehörst hierher," sagte Céleste eines Abends, als sie das Hauptquartier verließen. „Das sehe ich anders," sagte Lucien. „Ich bin kein Revolutionär. Ich bin ein Mann, der es einfach liebt, Bücher zu verkaufen und gelegentlich etwas zu klauen, wenn er zu knapp bei Kasse ist." „Und trotzdem bist du noch hier," sagte sie mit einem Hauch von Zärtlichkeit. Lucien lächelte. „Vielleicht, weil du hier bist." Doch während sie gemeinsam lachten, bemerkten sie nicht, dass sie beobachtet wurden. Ein Mann, dessen Gesicht halb im Schatten verborgen war, folgte ihnen in die Nacht.

Die Falle

Am nächsten Tag wurden Lucien und Céleste zu einem Treffen in einem alten Weinkeller gerufen – angeblich, um neue Informationen über die königlichen Truppen zu besprechen. „Das fühlt sich falsch an," murmelte Lucien, während sie durch die engen Gassen gingen. „Worauf willst du hinaus?" fragte Céleste. „Ich weiß nicht," sagte Lucien. „Aber mein Instinkt sagt mir, dass das hier nicht gut endet." Trotz seiner Zweifel folgten sie der Anweisung. Der Weinkeller war dunkel und roch nach Moder. Fackeln warfen flackernde Schatten an die Wände, und eine kleine Gruppe von Revolutionären wartete bereits. „Ihr seid spät," sagte einer der Männer mit scharfem Ton. „Und Ihr seid unhöflich," erwiderte Lucien, doch seine Augen wanderten nervös über den Raum. Bevor jemand antworten konnte, hörten sie schwere Schritte über sich. Die Tür zum Keller wurde aufgerissen, und königliche Soldaten stürmten herein. „Eine Falle!" rief Céleste, doch es war zu spät.

Ein riskanter Ausweg

Die Revolutionäre zogen ihre Waffen, und ein chaotischer Kampf brach aus. Lucien, der sich mehr auf seine Reflexe als auf Strategie verließ, schnappte sich einen Stuhl und schlug ihn einem Soldaten über den Kopf. „Ich wusste es!" rief er, während er sich duckte, um einem Schwertschlag zu entgehen. „Ich wusste, dass das eine dumme Idee war!" Céleste kämpfte an seiner Seite, geschickt und entschlossen. Sie hatte einen Dolch gezogen und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die Lucien gleichzeitig beeindruckte und beunruhigte. „Wir müssen hier raus!" rief sie, während die Soldaten näherkamen. Lucien nickte und suchte fieberhaft nach einem Fluchtweg. Schließlich entdeckte er eine Falltür im hinteren Teil des Kellers. „Da lang!" rief er und zog Céleste mit sich. Die beiden stürzten durch die Falltür in einen engen Tunnel, der offenbar zu einem alten Abwassersystem führte. „Das ist widerlich," murmelte Lucien, während sie durch das knietiefe Wasser wateten. „Würdest du lieber in einem königlichen Kerker sitzen?" fragte Céleste, ihre Stimme angespannt. Lucien grinste trotz allem. „Du hast einen Punkt."

Ein gefährliches Bündnis

Als sie schließlich wieder Tageslicht erblickten, waren beide erschöpft und schmutzig, aber am Leben. „Wer hat uns verraten?" fragte Céleste, während sie sich auf einen Stein setzte, um zu Atem zu kommen. Lucien schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber jemand wollte uns tot sehen. Und ich werde herausfinden, wer." Sie kehrten zur Druckerei zurück, nur um festzustellen, dass der Rest der Gruppe ebenfalls aufgebracht war. Die Falle hatte nicht nur Lucien und Céleste gegolten – mehrere andere Revolutionäre waren ebenfalls gefangen genommen worden. „Wir können niemandem trauen," sagte einer der Anführer. „Vielleicht nicht," sagte Céleste, ihre Stimme fest. „Aber wir können auch nicht aufgeben. Wenn wir jetzt auseinanderfallen, haben sie gewonnen." Lucien sah sie an und nickte. „Das Mädchen hat recht. Wir kämpfen weiter. Aber wir kämpfen klüger."

Ein neuer Plan

Lucien, Céleste und die anderen begannen, ihre Aktionen sorgfältiger zu planen. Sie arbeiteten in kleineren Gruppen, benutzten Codes und trafen sich an wechselnden Orten. Währenddessen wuchs die Nähe zwischen Lucien und Céleste. Trotz der Gefahr – oder vielleicht gerade wegen ihr – wurden sie einander immer wichtiger. Eines Nachts, als sie allein in einer kleinen Kammer saßen, sprach Céleste das aus, was sie beide fühlten. „Ich weiß nicht, ob wir das überleben werden," sagte sie leise. „Keiner von uns weiß das," antwortete Lucien. Sie sah ihn an, ihre Augen voller Emotionen. „Aber wenn wir es schaffen... dann will ich, dass du bei mir bleibst." Lucien lächelte, ein seltenes, ehrliches Lächeln. „Ich wüsste keinen besseren Ort." Doch während sie sich für einen Moment der Ruhe hingaben, schlossen sich die Netze der Intrigen um sie enger. Die Revolution brodelte weiter – und mit ihr die Gefahr.