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Chapter 14 - Der fragile Frieden

Ein neuer Anfang

Das kleine Dorf, das Lucien und Céleste ihr neues Zuhause nannten, war ein Ort, der wie aus einer anderen Welt schien. Die Revolution hatte es noch nicht erreicht. Die Tage waren geprägt von einfachen Freuden: das Summen der Bienen, das Klappern von Töpfen in den Küchen und das leise Rauschen des Windes durch die Felder. Lucien, der sich nie als Mann des einfachen Lebens gesehen hatte, entdeckte eine überraschende Zufriedenheit. Er reparierte das Dach ihres kleinen Hauses, tauschte Geschichten mit den Dorfbewohnern und las Céleste abends vor, während sie in eine Decke gehüllt auf einer Bank saß. „Das ist fast zu gut, um wahr zu sein," sagte sie eines Abends, als die Sonne über den Feldern unterging. „Das ist es wahrscheinlich auch," murmelte Lucien, während er einen Apfel schnitt. „Kannst du nicht einfach einen Moment lang annehmen, dass es gut ist?" fragte sie und legte ihre Hand auf seine. Lucien sah sie an, sein Lächeln sanft, aber voller Vorsicht. „Ich möchte es glauben, Céleste. Aber ich kenne das Leben – und das Leben liebt es, mir meine Pläne zu ruinieren."

Die Schatten der Vergangenheit

Die Tage vergingen, und Lucien und Céleste begannen, sich einzuleben. Doch trotz ihrer Bemühungen, unauffällig zu bleiben, war das Dorf nicht frei von neugierigen Augen. Madame Roux, die Besitzerin des kleinen Gasthauses, war bekannt für ihre Liebe zu Klatsch. Und sie hatte bemerkt, dass Lucien und Céleste weder wie gewöhnliche Bauern noch wie einfache Reisende wirkten. „Ihr seid nicht von hier, oder?" fragte sie eines Tages, als Céleste ein Brot kaufte. Céleste lächelte höflich. „Wir suchen nur ein ruhiges Leben, Madame." Madame Roux nickte langsam, doch ihre Augen verrieten, dass sie mehr wissen wollte. Am selben Abend bemerkte Lucien, dass ein fremder Mann durch das Dorf ritt. Sein Gesicht war halb verborgen, doch Lucien erkannte das Wappen auf seinem Mantel: Es gehörte einem königlichen Späher. „Sie haben uns gefunden," sagte er leise zu Céleste, als sie das Fenster ihres Hauses schlossen. „Wie?" fragte sie, ihre Stimme voller Sorge. „Vielleicht haben wir zu viel Aufmerksamkeit erregt," sagte er und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Aber es ist noch nicht vorbei. Wir müssen nur vorsichtig sein."

Eine Entscheidung im Dunkeln

In den folgenden Tagen wuchs die Anspannung. Der Späher blieb im Dorf, sprach mit den Bewohnern und stellte Fragen. „Wir müssen gehen," sagte Lucien eines Nachts, als sie am Küchentisch saßen. „Wohin?" fragte Céleste. „Ich weiß es nicht," gab Lucien zu. „Aber wenn wir bleiben, riskieren wir, dass sie uns fangen." Céleste schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht immer davonlaufen, Lucien. Ich will nicht mehr davonlaufen." Lucien sah sie an, seine Augen voller Zuneigung und Verzweiflung. „Wenn wir bleiben, riskierst du dein Leben. Ich kann das nicht zulassen." „Du kannst nicht immer alles kontrollieren," sagte sie sanft. Sie hielten einander im Arm, während die Nacht um sie herum immer stiller wurde.

Die Ankunft der Gefahr

Am nächsten Morgen kam der Späher direkt zu ihrem Haus. Lucien beobachtete ihn durch einen Spalt im Fenster, seine Hand auf dem Messer, das er immer bei sich trug. „Ich weiß, dass ihr hier seid," rief der Mann. „Ihr könnt euch nicht ewig verstecken." Céleste wollte etwas sagen, doch Lucien hielt sie zurück. „Lass mich gehen," flüsterte sie. „Das werde ich nicht zulassen," sagte Lucien und trat stattdessen aus der Tür. „Wer seid Ihr?" fragte der Späher, seine Augen schmal vor Misstrauen. Lucien setzte ein breites Lächeln auf. „Nur ein einfacher Mann, der das Leben genießen will. Was führt Euch in unser bescheidenes Dorf?" „Ich suche Verräter," sagte der Späher. „Verräter?" Lucien lachte. „Ich fürchte, Ihr seid im falschen Dorf. Hier gibt es nur Bauern und Träumer." Doch der Späher schien nicht überzeugt. Er trat näher, sein Blick fixierte sich auf Lucien. „Ihr seht nicht aus wie ein Bauer," sagte er.„Und Ihr seht nicht aus wie jemand, der Äpfel verkaufen will," erwiderte Lucien, während er innerlich betete, dass Céleste im Haus blieb.

Ein letzter Ausweg

Am Abend verließ der Späher das Dorf, doch Lucien wusste, dass er bald zurückkehren würde – wahrscheinlich mit Verstärkung. „Wir können nicht bleiben," sagte er zu Céleste, während sie ihre wenigen Habseligkeiten packten. „Und wohin gehen wir?" fragte sie, Tränen in den Augen. Lucien hielt inne und nahm ihre Hände in seine. „Egal wohin. Solange wir zusammen sind, werden wir es schaffen." Céleste nickte, doch in ihrem Herzen wusste sie, dass sie einen hohen Preis zahlen würden, um frei zu bleiben. Sie verließen das Dorf in der Nacht, ihre Schritte gedämpft von der feuchten Erde. Der Mond war ihre einzige Begleitung, und das Gefühl, verfolgt zu werden, blieb wie ein Schatten über ihnen.

Die Suche nach einem neuen Zuhause

Lucien und Céleste wanderten tagelang, immer auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sicher waren. Doch die Welt schien immer enger zu werden. „Vielleicht gibt es keinen Ort, an dem wir wirklich frei sind," sagte Céleste eines Abends, als sie in einem verlassenen Stall rasteten. Lucien setzte sich neben sie. „Vielleicht. Aber solange wir zusammen sind, haben wir etwas, das die Welt uns nicht nehmen kann." Céleste lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich hoffe, du hast recht." Doch sie wussten beide, dass die Revolution, die sie zurückgelassen hatten, noch nicht fertig mit ihnen war.