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Chapter 12 - Die Guillotine und der Sternenhimmel

Die Revolution frisst ihre Kinder

Paris war jetzt ein Schlachtfeld aus Parolen, Verrat und Blut. Die Revolution hatte ihren Höhepunkt erreicht, doch die Einheit, die sie angetrieben hatte, begann zu bröckeln. Die Guillotine wurde zum ständigen Begleiter des Volkes, und niemand – weder Adlige noch Revolutionäre – schien sicher vor ihrem Fallbeil. Lucien und Céleste wussten, dass die Luft immer dünner wurde. Die Revolution hatte Freunde in Feinde verwandelt, und selbst unter den engsten Verbündeten wurde geflüstert, dass nicht jeder loyal war. „Die Guillotine ist nicht mehr nur ein Werkzeug gegen die Krone," sagte Céleste eines Abends, als sie mit Lucien in einem sicheren Versteck saß. „Sie ist eine Waffe gegen jeden, der unbequem wird." „Dann sollten wir unbedingt versuchen, bequem zu sein," antwortete Lucien trocken. Céleste schnaubte. „Das ist dir noch nie gelungen." „Natürlich nicht," sagte Lucien und zog sie in eine kurze Umarmung. „Aber weißt du was? Wenn wir hier rauskommen, suche ich uns ein kleines Dorf. Keine Revolutionen, keine Geheimnisse. Nur du, ich und vielleicht eine Ziege." „Eine Ziege?" fragte Céleste und lachte leise. „Natürlich," antwortete Lucien. „Wir müssen doch irgendwie überleben." Doch trotz der leichten Worte wussten sie beide, dass ihre Zukunft ungewiss war.

Die letzte Mission

Étienne, der nun vollständig rehabilitiert schien, rief Lucien und Céleste zu einer geheimen Besprechung. Die Gruppe plante einen riskanten Angriff auf das Hôtel de Ville, das Zentrum der königlichen Verwaltung. „Wir müssen ein Zeichen setzen," erklärte Étienne. „Die Krone darf nicht glauben, dass wir aufgeben." Lucien spürte, dass etwas nicht stimmte. Étiennes Eifer war zu groß, seine Worte zu glatt. Doch die anderen Revolutionäre waren entschlossen, und selbst Céleste schien von der Idee überzeugt. „Das könnte der Wendepunkt sein," sagte sie, als sie mit Lucien später allein war. „Oder das Ende," murmelte Lucien, doch er wusste, dass sie nicht zögern würden.

Der Angriff

Die Nacht des Angriffs war dunkel und regnerisch, als ob Paris selbst gegen die Pläne der Revolutionäre war. Die Gruppe bewegte sich durch die engen Straßen, ihre Schritte gedämpft von den Pfützen und dem Schlamm. Lucien spürte, wie sein Herz raste, während sie näher an das Hôtel de Ville kamen. Etienne führte die Gruppe, seine Stimme leise und entschlossen. „Bleibt in Bewegung," sagte er. „Keine Fehler." Doch als sie die Türen des Gebäudes erreichten, geschah das Unvermeidliche: Eine Wache entdeckte sie und schlug Alarm. „Es war eine Falle!" rief Lucien, während die königlichen Soldaten aus den Schatten auftauchten. Die Gruppe kämpfte verbissen, doch die Soldaten waren besser ausgerüstet und zahlreicher. Lucien packte Céleste und zog sie zurück. „Wir müssen hier raus!" rief er. „Wir können die anderen nicht zurücklassen!" protestierte sie. „Wenn wir bleiben, sterben wir!" Widerwillig folgte Céleste ihm, während sie sich durch die Gassen zurückzogen. Der Regen prasselte auf sie herab, und die Schreie ihrer Kameraden hallten in der Dunkelheit.

Die Trennung

Am nächsten Morgen war die Gruppe zerschlagen. Viele Revolutionäre waren tot oder gefangen genommen worden, darunter auch Étienne. „Es war ein Desaster," sagte Céleste, ihre Stimme zitternd vor Wut. „Wie konnte das passieren?" „Weil Étienne ein Narr war," sagte Lucien. „Oder schlimmer: ein Verräter." Céleste sah ihn entsetzt an. „Das glaubst du wirklich?" „Ich weiß es nicht," sagte Lucien, „aber ich weiß, dass wir jetzt auf uns allein gestellt sind." Die Druckerei war nicht mehr sicher, und Lucien und Céleste beschlossen, Paris zu verlassen. Sie wussten, dass die Revolution ihren Lauf nehmen würde – mit oder ohne sie.

Ein Abschied unter Sternen

In der Nacht vor ihrer Abreise standen Lucien und Céleste auf einem Dach, von dem aus sie die Stadt überblicken konnten. Die Lichter von Paris funkelten, doch die Schreie und das Hämmern von Barrikaden erinnerten sie daran, dass die Stadt am Rande des Untergangs stand. „Glaubst du, dass all das jemals etwas bewirken wird?" fragte Céleste leise. Lucien legte einen Arm um sie. „Vielleicht. Aber weißt du was? Es spielt keine Rolle. Was zählt, ist, dass wir überlebt haben." Céleste sah ihn an, ihre Augen glänzten vor Tränen. „Und was machen wir jetzt?" „Wir tun, was wir immer tun," sagte Lucien mit einem schwachen Lächeln. „Wir finden einen Weg." Er zog sie in eine Umarmung, und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. „Ich liebe dich, Lucien," sagte sie leise. „Und ich liebe dich," antwortete er. Doch während sie sich küssten, wussten sie, dass die Revolution sie beide verändert hatte. Die Frage war nur, ob sie ihre Liebe stärker gemacht hatte – oder ob die Narben, die sie trugen, sie irgendwann trennen würden.