"Du Mistkerl! Wo ist meine Schwester?!! Was hast du mit ihr gemacht? Bring sie zurück!" Enzo stürzte auf Dominique zu. Seine Hand ballte sich zur Faust, schnell flog sie vorwärts, zielte auf Dominiques Kiefer. Das Geräusch des Schlages hallte im Raum wider, als Enzos Faust Dominiques rechte Wange traf.
Erst vor wenigen Minuten hatte Enzo eine beunruhigende Nachricht seiner Schwester Sabrina erhalten. Sie klang, als verabschiede sie sich von ihm. Außerdem legte sie Dominiques Täuschung offen.
Überrascht von dem plötzlichen Angriff, fuhr Dominique mit der Hand an sein gerötetes Kinn. Doch die Überraschung in seinen Augen wich schnell einem kalten und frostigen Blick.
"Ich habe deiner Schwester nichts getan. Sie ist von allein zusammengebrochen. Sie ist momentan im Westwood-Krankenhaus." Dominiques Stimme war ein leises, beherrschtes Knurren. Sasha zufolge ging es Sabrina gut, sie war lediglich vor Erschöpfung zusammengebrochen.
"Ich schwöre, ich bringe dich um, sollte ihr etwas zustoßen", drohte Enzo. Sabrinas letzte Nachricht ließ ihn Schlimmes befürchten. Er musste sie so schnell wie möglich sehen.
Enzos Zorn auf seinen Schwager ignorierend, stürmte er aus seinem Büro in Richtung Krankenhaus. Doch kaum hatte er das Büro verlassen, erreichte Dominique eine Nachricht von Sasha.
[Schatz, Sabrina hat das Krankenhaus verlassen! Sieht so aus, als hätte ihr bester Freund Gael ihr zur Flucht verholfen. Aber keine Sorge, ich habe bereits die Wachen losgeschickt, um sie zu suchen und ihnen nachzujagen.]
Sasha hatte ihm auch ein Bild von Gael und Sabrina geschickt, wie sie gemeinsam davonrannten.
Düster wurde der Ausdruck in Dominiques Gesicht beim Anblick des Fotos. Sein Griff um das Telefon verstärkte sich, seine Zähne knirschten. "Sie ist wieder mit Gael zusammen." In seiner Stimme schwang Eifersucht mit, aber er wollte es sich nicht eingestehen.
[Finde sie. Koste es, was es wolle, und bring sie zu mir zurück!] Dominique tippte die Nachricht ein und wollte gerade auf Senden drücken, als sein Telefon klingelte. Stirnrunzelnd sah er auf das Display. Es war Sabrina.
Sofort nahm Dominique den Anruf entgegen. "Wo zum Teufel steckst du?", fragte er mit strenger, kühler Stimme. Seine Brust hob sich vor kontrollierter Wut, doch tief in seinem Innern regte sich ein Anflug von Sorge.
"Ich werde die Scheidungspapiere unterzeichnen ... unter einer Bedingung. Triff mich dort, wo sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten. Komm alleine. Ich warte." Sabrina beendete den Anruf, ohne Dominiques Antwort abzuwarten.
Etwas irritiert stand Dominique auf, griff nach seinem Mantel und Autoschlüsseln. Lange überlegen musste er nicht, er wusste genau, welchen Ort sie meinte.
****
Zwanzig Minuten später...
Es regnete in Strömen. Sabrina stand entschlossen am Rande der Brücke, komplett durchnässt vom Regen. Dominique erkannte sie sofort. Er hielt seinen Wagen in der Nähe an, nur wenige Meter von ihr entfernt. Er stieg aus und verharrte einen Moment, während der Regen auf seinen Mantel prasselte und ihn binnen Sekunden durchweichte.
'Will sie denn krank werden?', beschwerte er sich innerlich. Mit festen Schritten ging Dominique auf sie zu.Als er näher kam, wandte Sabrina sich ihm zu. Regen lief über ihr Gesicht, während sie ihn mit einem Gefühlscocktail in den Augen ansah. "Stopp. Komm nicht näher."
Dominique hielt abrupt an. Seine Worte blieben ihm im Hals stecken, als er ihre geschwollenen Augen bemerkte – ein Beweis dafür, dass sie viel geweint hatte. Sein Herz krampfte sich mit einer unerklärbaren Mischung aus Mitgefühl zusammen, doch er zwang sich, diese Emotionen wegzuschieben und seine kühle Fassade aufrechtzuerhalten.
"Hast du es unterschrieben? Wo sind die Dokumente?" Dominique fragte mit gleichgültigem Tonfall.
Sabrina ignorierte seine Frage. Stattdessen lächelte sie ihn bitter an und fragte: "Der Tag, als du mir hier auf dieser Brücke das Leben gerettet hast – war das auch nur Teil deines Komplotts? Bitte, sei ehrlich, Dom."
Dominique zögerte einen flüchtigen Moment. Er konnte ihr nicht direkt in die Augen schauen. Vor drei Jahren hatte er sie genau hier vor ihren Entführern gerettet. Diese Entführung war nur ein Trick gewesen, damit er als ihr Retter in Sabrinas Leben treten konnte.
"Antworte mir, Dom!" drängte Sabrina ihn.
"Ja", antwortete er kurz.
Erinnerungen blitzten auf, sie riefen bitter-süße Momente hervor, die ihre Tage einst mit Freude erfüllt hatten. All die schönen Momente, die sie mit ihm geteilt hatte, waren nichts als Lügen. Sie konnte nicht anders, als in ein trauriges Lachen auszubrechen.
Dominique stand schweigend da und beobachtete sie.
Ihre Konfrontation wurde jäh unterbrochen, als Sasha plötzlich mit mehreren Wachen erschien.
"Ich habe dir gesagt, du sollst allein kommen. Du konntest nicht einmal meine letzte Bitte erfüllen", sagte Sabrina, ihre Stimme erfüllt von Enttäuschung und Frustration.
Eine tiefe Falte bildete sich auf Dominiques Stirn, während er seinen Blick in die Richtung lenkte, in der Sabrina blickte. Auch er war überrascht, Sasha und die Wachen zu sehen.
"Dominique Smith... es tut mir leid, dass ich dich geliebt habe. Ich verstehe nicht, was meine Familie dir angetan hat. Aber ich hoffe, das Zerstören meines Lebens ist genug, um dafür zu bezahlen. Ich hoffe, in meinem nächsten Leben kreuzen sich unsere Wege nicht mehr."
In dem Moment, als Dominique ihren Blick erwiderte, war Sabrina schon ohne Zögern über das Geländer der Brücke gesprungen. Einen Herzschlag lang schwebte sie in der Luft, schloss die Augen und ließ ihren Körper in den vorbeiströmenden Fluss fallen.
Sie spürte einen Adrenalinrausch, einen plötzlichen Freiheitsrausch, der ihr Herz schneller schlagen ließ. 'Ich werde kein Spielball in ihrem Spiel sein. Sie werden mich nicht brechen. Ich werde sterben, um zu überleben.' Sabrinas Entschlossenheit loderte auf wie ein wildes Feuer.
In diesem flüchtigen Moment blieb Dominiques erstaunter Gesichtsausdruck in ihrem Gedächtnis haften. Sie hörte sogar, wie er ein letztes Mal ihren Namen rief.
"Sabrina!!!"