[Ein Tag später: im Gebäude der SACE-Gruppe]
"Ich habe an einem Tag sowohl meinen Vater als auch meine Schwester verloren. Das ist alles deine Schuld", sagte Enzo mit zusammengebissenen Zähnen.
Trauernd um den Tod seiner Familie stellte Enzo Dominique erneut zur Rede. Diesmal war er ungewöhnlich ruhig, ganz anders als bei seinem früheren gewalttätigen Verhalten.
Seine Augen füllten sich mit Verbitterung, als er Dominique betrachtete, der gelassen in seinem Chefsessel saß. Dominiques gleichgültiger Ausdruck provozierte Enzo weiter, doch er versuchte, seine Fassung zu bewahren.
Er warf die Mappe auf den Schreibtisch. Es waren die von Sabrina unterschriebenen Scheidungspapiere.
"Dies ist das letzte Abschiedsgeschenk meiner Schwester." Enzo übergab das Dokument persönlich, wie Sabrina es gewünscht hatte. Gael hatte das Dokument im Auftrag von Sabrina aufbewahrt und es nun an Enzo, ihren Bruder, übergeben. "Ich hoffe, du verrottest in der Hölle", fügte er hinzu.
Dominique schwieg und richtete seinen Blick auf das Dokument. Widersprüchliche Emotionen blitzten in seinen Augen auf, doch er versteckte diese Gefühle sofort wieder.
"Glaubst du auch, dass sie tot ist? Ihre Leiche wurde immer noch nicht gefunden. Wir haben sie nie entdeckt." Dominique brach schließlich das Schweigen.
Enzo ließ nur ein sarkastisches Lachen hören, als wäre er dem Wahnsinn nahe. "Ich muss mir keine Sorgen machen. Meine Schwester ist jetzt frei von deinem Übel. Sie wird in Frieden ruhen. Aber das Karma wird dich eines Tages heimsuchen. Sie war eine gute Frau für dich, aber du hast sie nicht geschätzt."
"Ich werde die Goldene Villa als Andenken an meine Schwester behalten. Ich werde nie wieder vor dir erscheinen, also hör auf, meine Familie zu belästigen. Wir geben uns geschlagen. Du hast gewonnen." Enzo versuchte, eine Einigung zu erzielen.
"Familie? Du betrachtest sie immer noch als deine Familie?" Dominique lachte ungläubig und spöttisch. "Weißt du nicht, dass gerade deine sogenannte Familie der Grund ist, warum ich den Kampf gegen deinen Vater gewonnen habe? Du bringst mich zum Lachen, Enzo. Die Familie Williams ist das gierigste und selbstsüchtigste Volk, das ich je getroffen habe."
"Was meinst du damit?" fragte Enzo verwirrt.
"Das ist auch mein letztes Abschiedsgeschenk an dich, mein Schwager. Ich werde dir die Wahrheit sagen." Dominique erhob sich und drehte sich zu seinem Glasfenster um, den Rücken zu Enzo.
"Dein Onkel und deine Cousins haben sich mit mir verbündet, um die Firma zu übernehmen. Sie besitzen nun vierzig Prozent der Anteile an der SACE-Gruppe." Dominique ließ gerade eine große Bombe platzen. "Dein Onkel wird zum stellvertretenden Vorsitzenden des Unternehmens befördert."
Enzo fühlte, wie seine Welt stillstand. Diese Offenbarung schmerzte ihn zutiefst. Sie waren von ihren eigenen Familienmitgliedern verraten worden. Er war zutiefst schockiert und verlor für einen Moment die Sprache, als er versuchte, Dominiques Worte zu verarbeiten.
Der Raum versank in ohrenbetäubende Stille. Niemand sprach zwischen den beiden Männern. Es dauerte nicht lang, bis Dominique Enzos Schritte hörte. Er marschierte zur Tür.
Gerade als er gehen wollte, hielt Enzo inne und sprach erneut. "Dominique ... du irrst dich. Es gibt eine Person in unserer Familie, die nicht selbstsüchtig und gierig ist." Er pausierte kurz, ein subtiles Lächeln spielte um seine Lippen.
"Meine liebste und liebevolle Schwester... Sabrina."Dominique spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner Brust, als Sabrinas Name fiel. Ihr süßes, charmantes Gesicht tauchte in seinen Gedanken auf, gefolgt von einem schweren Gewicht, das sich in seinem Magen niederließ.
"Aber sie ist fort", sprach seine innere Stimme.
Enzo war schon längst aus Dominiques Sichtfeld verschwunden, aber sein Blick blieb unbewusst an der geschlossenen Tür haften. Seine Hände umklammerten die Scheidungspapiere, was die Last der komplexen Emotionen verdeutlichte, die in ihm aufwallten.
"Tatsächlich erkennt man den wahren Wert eines Menschen erst, wenn er nicht mehr da ist."
*****
[In der Goldenen Villa...]
"Wie geht es ihr?" fragte Enzo die blonde Frau, die auf der Couch in seinem Wohnzimmer saß.
"Sie ist noch immer bewusstlos", antwortete sie und schloss das Buch, das sie gelesen hatte. Die Frau strahlte eine einschüchternde Aura aus.
Ein kalter Schimmer blitzte in seinen Augen auf, als er das hörte. Er wusste, dass ihre Schwester nach dem Tod ihres Vaters zusammenbrechen würde. Sie hatte schon so viel durchgemacht. "Lanny, ich muss dich um einen Gefallen bitten. Kannst du meine Schwester mitnehmen? Bring sie irgendwohin, damit sie neu anfangen kann."
Lanny war die einzige Person, die er um Hilfe bitten konnte. Er hatte diese geheimnisvolle Frau gerettet, als sie von bewaffneten Männern gejagt wurde. Sie gehörte in die Unterwelt und war in den Machtkampf einer Mafiaorganisation verstrickt.
"Bist du sicher, dass du willst, dass ich mich um deine Schwester kümmere? Ich bin kein guter Mensch, Enzo. Das weißt du doch. Ich bin die Tochter eines Mafiabosses", entgegnete Lanny mit intensivem Blick.
"Ich habe keine andere Wahl. Niemand weiß, dass sie noch lebt. Ich will, dass sie dieser Hölle entkommt... weit weg von diesem Schuft. Ihr Mann hat sie betrogen... unsere eigene Familie hat uns verraten. Bei dir ist sie sicherer", flehte Enzo weiter.
Die geheimnisvolle Frau lächelte und näherte sich langsam Enzo. Als sie bei ihm angelangt war, legte sie sinnlich ihre Hand auf seine Brust und erklärte: "In Ordnung, ich kümmere mich um sie. Aber du kennst meine Lage. Ich muss einen Erben zeugen, der die Organisation meines Vaters erbt. Dafür brauche ich Macht, um euch beiden zu helfen, Rache zu nehmen."
Ihre Finger spielten neckisch mit dem Knoten von Enzos Krawatte und öffneten geschickt sein Hemd, während ihre Blicke sich in einer magnetischen Anziehung festhielten. Dem Reiz ihrer Verführung erliegend, konnte er nicht widerstehen, seine Hände um ihre Taille zu legen und sie noch näher zu sich zu ziehen.
Wortlos ergriff er ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss, hob sie spielend leicht hoch und folgte ihren Schritten in Richtung seines Schlafzimmers.
Seine Bewegungen wurden dringlicher, als er schnell ihre Kleider von ihrem Körper streifte und ihre verführerischen Kurven enthüllte. Sie trug keinen BH. Seine Hände umfassten sanft ihre Brüste und erkundeten zärtlich ihre Konturen, während ihre Lippen in einem feurigen Tanz weiterhin verschmolzen. Die Wärme des Augenblicks umhüllte sie, intensivierte ihre körperliche Verbindung.
In diesem intimen Moment wurde offiziell ein Abkommen geschlossen. Er war bereit, alles für Sabrinas Wohl zu tun. Und diese Frau in seinen Armen würde in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle in Sabrinas Rache spielen.