Nicolai steckte sein Handy gerade noch rechtzeitig weg, als er sah, wie Ari ihr eigenes Telefon wieder in die Tasche ihrer Shorts steckte. Sie lächelte ihrem Hund zu, bevor sie sich entfernte – und sie ging mit einer Eleganz, als hinge der Erfolg der Show von ihr allein ab. Dabei wippten ihre Hüften nach links und rechts, und ihre Taille bewegte sich rhythmisch zu ihren Schritten.
"Ich könnte mich daran gewöhnen", murmelte Nicolai, als er ihren schlanken Rücken betrachtete, hob dann aber seine Hände und kniff sich in die Wangen. "Konzentrier dich, verdammt. Sie ist immer noch verheiratet, auch wenn sie bald geschieden sein wird. Ihr Status bleibt vorerst unverändert."
Nachdem er seine Gedanken wieder geordnet hatte, folgte Nicolai Ari nach. Es überraschte ihn nicht, dass ihre Routine die gleiche war: Sie hielt an der Bäckerei neben dem Wohnhaus am Ende der Straße an.
Sie kaufte ein Croissant und einen schwarzen Kaffee. Ohne Sahne, ohne Zucker. Wie konnte sie nur ohne Zucker leben? Zucker war doch das Nonplusultra. Zweifellos eine Psychopathin.
Dann ging sie zum Park neben dem Wohngebäude, machte ein paar Aufnahmen von den blühenden Blumen und begann dann, mit ihrem Hund Frisbee zu spielen. Jede ihrer Bewegungen wirkte entschlossen, perfektioniert und durchgeplant. Glaubt mir, diese Frau probte sogar einige Würfe, um sicherzustellen, dass die Frisbee genau dorthin flog, wo sie es wollte.
Alles in Aris Leben musste gemäß ihren Plänen verlaufen.
Kein Wunder, dass sie drei verdammt lange Jahre gebraucht hatte, um sich von diesem Idioten scheiden zu lassen. Sie hatte einfach zu viel Angst vor Veränderungen.
Nicolai hätte jede Wette darauf abgeschlossen, dass Ari noch nie auf einer Achterbahn gefahren war. Nach ihrer Art, alles zu planen und Vorsicht walten zu lassen, meidet sie sicher alles, was auch nur entfernt aufregend sein könnte.
"Welch ein langweiliges Leben", Nicolai war beinahe Mitleid mit ihr, denn was bleibt vom Leben übrig, wenn es keinen Spaß mehr macht? Beinahe hatte er Mitleid, wären da nicht diese Kribbeln, ihr Leben zu überfallen und völlig durcheinander zu bringen.
Er wollte sehen, wie Ari reagierte, wenn ihr Leben völlig außer Kontrolle geriet.
Sein Mundwinkel zog sich zu einem Grinsen, als er murmelte: "Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt."
Langsam und bedächtig näherte er sich ihr. Er war nur hier, um sie ein wenig zu necken, um dem Mann, der ihn einen Köter genannt hatte, ein Dorn im Auge zu sein, weiter nichts. Es konnte nichts Besseres geben, als unter die Haut von Noah Nelsons Frau zu kommen.
Egal, wie unerwünscht Ari im Leben ihres so genannten Ehemanns sein mochte, Noah würde es sicher nicht schätzen, wenn Nicolai seiner Frau zu nahe käme, nicht wahr? Das würde ihm zeigen, dass er es sich zweimal überlegen sollte, bevor er ihn vulgär beschimpfte.
Das war alles.
Das war's.Er holte sie im Handumdrehen ein und war nur noch wenige Meter entfernt, als Timmy sich beeilte, die Frisbee zu fangen, die sie geworfen hatte. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln und ihr Haar flatterte im Wind, während sie sich duckte, um ihre runde Kehrseite zu präsentieren und Timmy frenetisch Beifall zu klatschen, damit er das Spielzeug rasch fing.
"Komm schon, Junge, du schaffst das!" rief sie dem Hund zu, der sein Tempo erhöhte, als wisse er, was sein Frauchen von ihm erwartete.
'Verdammt, sie ist bezaubernd', dachte Nicolai, während sein Blick über ihre wohlgeformten Rundungen glitt. Alles an ihr schien makellos.
Wie konnte Noah seine Hände von solcher Perfektion lassen? War er bei klarem Verstand? Oder war er etwa schwul?
Denn wäre er mit ihr verheiratet, könnte Nicolai es nicht ertragen, auch nur drei Stunden, geschweige denn drei Jahre, seine Hände von Ari zu lassen.
Ari war ganz damit beschäftigt, ihrem Hund beim Fangen der Frisbee zuzuschauen, so bemerkte sie nicht, dass er direkt neben ihr stand. Er wollte sie eigentlich nur ein wenig necken, doch es fiel ihm unendlich schwer, sich von dem Bann zu lösen, den sie über ihn geworfen hatte.
Verdammt noch mal. Eigentlich sollte sie die Schuld dafür tragen, aber da er ein Gentleman war, würde er die Verantwortung auf sich nehmen.
Als Timmy mit der Frisbee zurückkam und auf sie sprang, legte Nicolai seinen Arm um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: "Es sind drei Tage vergangen, seit Sie mich zuletzt gesehen haben, vermissen Sie mich, Mrs. Nelson?"
Ari versteifte sich, die bis dahin auf ihren Lippen verweilende Fröhlichkeit wich aus ihrem Gesicht, und sie schob ihn sofort von sich. Eine Gänsehaut überzog ihre Haut, als sie sich umdrehte und den Mann hinter sich sah.
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und Schock, da sie nicht verstand, was dieser Mann hier tat und vor allem, wie er sie gefunden hatte.
Sie liebte ihre Ruhe. Ihr Leben verlief nach einer bestimmten Routine, die sie kaum änderte. So stellte sie sich nun überrascht die Frage, was Nicolai De Luca, der keinen Teil an ihrem Leben oder ihrer Routine hatte, hier zu suchen hatte.
Ihr Blick hing an der menschlichen Fehlbesetzung, die sie sich aus Kopf und Körper zu waschen versucht hatte. Und tatsächlich war es ihr gelungen, denn es gab nichts, was Ari nicht erreichen konnte, wenn sie sich etwas vornahm.
Doch jetzt da Nicolai vor ihr stand, hatte sie das Gefühl, dass all ihre Bemühungen umsonst gewesen waren, und sie hasste dieses Gefühl. Denn das bedeutete, dass sie von vorne anfangen musste.
Ihre Lungen keuchten in schnellen Zügen, als sie fragte: "Was machen Sie hier, Mr. De Luca?"
"Die Schönheit der Natur genießen", antwortete er unschuldig, während seine Augen sie durchdringend musterten.
Und Ari bereute, keine Jacke mitgenommen zu haben. Denn der Mann sah sie an, als wollte er sie verschlingen.