Chapter 17 - Gefangen

Fionas Sichtweise

Was war mit meinem lieben Mikael nur passiert? Jahrelang war er der sorgsamste Mann überhaupt, und nun war er zwar immer noch sorgsam, aber hielt mich gefangen. Zuerst bekam ich eine Panikattacke und Atemnot, als ich die Ketten sah. Aber er kümmerte sich um mich, als ich bewusstlos auf dem Bett lag. Auch danach brachte er mir die Speisen, die wir früher in der Küche aßen. Es war immer noch wie früher. Aber mein Leben war nur noch auf das Zimmer beschränkt. Er holte auch das Schachbrett hervor mit wirklich gruseligen Schachfiguren. Sie sahen aus wie Goblins, Kobolde und Drachen. Aber aufheitern konnte mich nicht einmal ein Schachmatt gegen Mikael, was mir sehr selten gelang.

Die Wochen vergingen, und ich wurde nun regelrecht depressiv. Mikael zwang mich, dass ich mein Hals ihm bot, und er trank nun täglich recht viel. Selbst ohne Fesseln wäre ich nicht mehr in der Lage überhaupt das Erdgeschoss zu erreichen. Man sah an Mikael, dass die Menge an Blut ihm aber gut tat. Er sah sogar fast jünger aus, dachte ich. Dafür war ich in kurzer Zeit sehr blass geworden. Er fütterte mich nun auch, da mir die Kraft fehlte überhaupt noch das Besteck zu halten. „Irgendwann ist es bald soweit." murmelte ich, als ich in den Spiegel schaute. „Bald hat er mich ausgesaugt."

Ich vermisste schmerzlich die Tage, wo wir zusammen Spaß hatten, er mit mir zusammen las, lachten, Gespräche führten… was war nur mit ihm passiert? Wann würden meine Eltern mich nun zu sich holen? Ich weinte leise über den Verlust des lieben Mikael und meiner Eltern.