Die Nacht war genauso kalt wie zuvor. Der luxuriöse rote Sportwagen fuhr in die Villa ein, weckte damit die schwangere Frau, die sich halbschlafend im oberen Stockwerk befand. Die Haustür des Wohnzimmers wurde aufgestoßen, ein Mann und eine Frau taumelten herein und ließen sich auf das große, bequeme Sofa fallen. Der Mann war der Eigentümer der Villa, doch die Frau war nicht die Herrin des Hauses.
"Junger Herr...", rief das Dienstmädchen überrascht. "Raus!", befahl der Mann unhöflich. Bald waren sie allein im Wohnzimmer.
Der Wind ließ die weißen Vorhänge mit Blumenmuster flattern. Die Fäden des eisigen Windes sickerten durch, ohne jedoch die Wärme des Wohnzimmers vertreiben zu können.
"Ling, ich liebe dich...", hauchte die Frau mit ihrer heiseren Stimme. Das leere Wohnzimmer hallte wider. "Yueyue, ich liebe dich auch...", antwortete der Mann verschlafen. Das kunstvoll dekorierte Wohnzimmer war schillernd und verwirrend.
In der Zwischenzeit wurde die Tür zum Schlafzimmer im Obergeschoss geöffnet. Jian Yufei rieb sich verschlafen die Augen, streichelte ihren im sechsten Monat schwangeren Bauch und schritt über den dicken Teppich. Die seltsamen Geräusche von unten weckten ihre Neugier. Oben an der Treppe angekommen, blickte sie hinunter und ihr Verstand schien mit einem lauten Knall zu explodieren!
Auf dem Sofa im Erdgeschoss lagen ein Mann und eine Frau. Die Frau war bildschön, der Mann unverschämt gutaussehend. Der Anblick der beiden zusammen war ein echter Stich für ihre Augen. Der Mann, mit dem Rücken zu ihr, war ihr Ehemann! Und was er tat, verriet sie in diesem Augenblick. Es war zu viel für sie!
Jian Yufei verspürte einen plötzlichen Blutandrang, sie litt unter Brustenge und Atemnot. Sie stand kurz vor einem nervlichen Zusammenbruch. Mit zitternden Lippen, umklammerte sie das Geländer fest und schrie zum Mann hinunter: "Ruan Tianling, das geht zu weit!"
Ihr Ausruf schockierte das Paar unten. Der Mann drehte seinen Kopf und sah zu ihr hoch. Im gedämpften, goldenen Licht, das von der hängenden Kristalllampe strahlte, traten seine tiefen Augen, die hohe Nase und die schmalen Lippen hervor. Ein engelhaftes Gesicht, doch das Herz eines kaltherzigen Dämons. Als er die betrübte Frau oben erblickte, verengte er seine Augen, seine dunklen Pupillen leuchteten vor leichter Verärgerung über die Störung und einer angeborenen, kalten Verachtung.
Jian Yufei zitterte, als sie seinem frostigen Blick begegnete, ihr Herz wurde eiskalt. Er zeigte weder Panik noch Reue, sondern wirkte nur genervt. In diesem Moment empfand Jian Yufei tiefen Kummer. Welche Art Mann hatte sie nur geheiratet?
"Geh zurück in dein Zimmer", befahl Ruan Tianling mit kaum bewegenden Lippen in kaltem Tonfall. Er zeigte keine Anstalten, aufzustehen. Die Frau neben ihm war offensichtlich wichtiger als seine schwangere Frau. Zu behaupten, sie sei weniger wert als der Finger dieser Frau, wäre nicht übertrieben.
Jian Yufei stabilisierte ihren schwankenden Körper, ihr Herz schmerzte und auch in ihrem Bauch fühlte sie einen stechenden Schmerz.
"Ling, ich will nicht, dass sie uns so ansieht. Kannst du sie wegschicken? Sonst schäme ich mich", sagte Yan Yue, während sie sich an Ruan Tianlings Hals klammerte, und sprach dabei schüchtern. Ihr Blick jedoch war spöttisch herausfordernd.
Jian Yufei funkelte sie voller Hass an. Ein Feuer brannte in ihrer Brust und wenn sie ihren Ärger nicht freisetzte, würde sie ersticken. Sie schrie Yan Yue wütend an: "Du abscheuliche, schamlose Frau! Das ist mein Zuhause, verschwinde! Raus!"
"Ling, sieh nur, wie sie mit mir schimpft. Ich habe nichts gesagt und trotzdem beschimpft sie mich...", gab sich Yan Yue leidend, ihr bezauberndes Gesicht wirkte dabei so bemitleidenswert, dass es einen Hauch von Mitgefühl erweckte.
Ruan Tianling küsste sie liebevoll auf die Lippen und wandte sich dann Jian Yufei zu, seine Augen kalt und finster.
"Du, pack deine Sachen und verlasse sofort das Haus!" Sein Ton war ebenso kalt wie der Winter in A City.