Das Mädchen hatte seine Suppe fertig gelöffelt und ihr wurde von Normen sofort ein Zweite gereicht, die sie gerne annahm, während Messie noch immer ihre Ohren fest verschloss.
„Was hast du in dieser Anstalt aufgeführt, es gibt über 30 Tote, einige Unerkennbar zugerichtet, hast du dich noch immer nicht unter Kontrolle?"
„Und was geht dich das an? Ihr habt zu machen was ich sage, ich dachte das war klar."
Sie zog die Luft scharf ein, und blickte zu der traurigen Gestalt der die Ohren zugehalten wurden. „Und was wird jetzt aus ihr?" Sie machte eine abfällige Handbewegung in die Richtung des Mädchens." Sollen wir sie als unsere Enkeltochter adoptieren?"
Gabriel schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass das ganze Geschirr darauf wackelte. Totenstille herrschte im Raum und das alle sahen verschreckt zu dem Jungen. Er versuchte sein Bestes nicht zu schreien. „Jetzt hört alle gut zu." Er atmete tief durch. "Sie wird nicht jetzt und nicht irgendwann jemals als meine Schwester in die Familie aufgenommen, wir sind nicht verwandt und das wird sich niemals ändern. Ziehtochter. Fucking Ziehtochter der Familie! Habe ich das nicht alles schon besprochen." Er lachte leise und eine irre Aura umgab ihn. „Ich denke ich bin das alles mit euch durchgegangen, habe die Papiere ausgefüllt und ihr müsst nur noch unterschreiben... doch stattdessen kommt ihr unangekündigt in mein Haus und stellt irrsinnige Fragen. Norman, bilde ich mir das alles nur ein oder wurden ihnen strikte Anweisungen?" Er wandte sich dem Butler zu der aufs Stichwort antworte. „Nein Master, ihre Anweisungen wurden weitergegeben." Gabriel lachte lauter und fixierte die alte Dame vor ihm. „Norman sagt es wurde euch weitergegeben, wollt ihr mir sagen Norman lügt mir ins Gesicht?" Ein gefährliches Funkeln spiegelte sich in seinen Augen wider. Der alte Mann, ignorant von der Gefahr, die von dem Jungen vor ihm ausging meldete sich endlich zu Wort. „Wir wurde instruiert? Mitten in der Nacht wurden wir aus dem Bett gezerrt, um irgendwelche Papiere für irgendein Sklavenmädchen zu unterzeichnen!" Noch bevor er den Satz beendet hatte, war Gabriel vor ihm, riss den alten Mann vom Stuhl und hob ihn mit einer Hand die sich gefährlich um seinen Hals legte, hoch. Mit den Beinen in der Luft, während seine Frau schrie, Emma vom Stuhl stürzte, das Mädchen mit großen Augen versuchte die Situation zu begreifen, brummte Gabriel warnend, seine Stimme tiefer als zuvor: „Ihr habt vergessen wo euer Platz ist. Soll ich meine Eltern ausgraben und euch vor die Füße werfen, um euch wieder zu erinnern?" Die alte Dame fing an zu weinen und ihn anzuflehen ihren Mann loszulassen, welcher eine ungesunde Gesichtsfarbe bekam. Emma kreischte ohrenbetäubend. Norman schritt ein „Master, nicht vor dem Kind." Gabriel ließ sofort los und war mit drei großen Schritten bei dem Mädchen, welches leicht zitterte. Er schloss sie in seine Arme und führte ihren Kopf in seine Schulter, damit sie die Kreaturen um sie herum nicht mehr sehen musste. Sie beruhigte sich sofort in seiner Umarmung. Und während er „Raus!" blaffte ging er selbst aus dem Saal und brachte das Mädchen in ihr Zimmer.
Er setzte sich auf das Bett, das Mädchen noch immer in seinen Armen, und wiegte sie wieder leicht. Sie fragte sich ob er das für sie tat oder für sich selbst. Sie saßen eine Zeitlang so da, bevor er sie ansah und lächelte. „Willst du jetzt deine Belohnung haben?" Sie nickte und lächelte. „Okay, du bekommst einen Namen." Er hielt kurz inne, um ihre Reaktion abzuwarten. Sie wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Hatte sie früher einen Namen? War ein Name etwas Gutes für sie? Sie überlegte ob es ihr helfen würde sich selbst benennen zu können so wie sie alles andere benannte, auch wenn sie etwas nicht kannte, dann dachte sie sich einen Namen aus und das gab ihre Sicherheit. Sie lächelte, und griff sofort wieder zu ihrem Kiefer.
Er lachte leise, anders als vorher im Speisesaal, sie hatte ein paar Sachen gehört, die meisten jedoch nicht, aber sie hatte die Situation beobachtet aus den Augenwinkeln, wie sie die Werte beobachtet hatte. Dieses Lachen wirkte als wäre es nur für sie da und das gefiel ihr. Norman hatte die Schmerztabletten in die Suppe gemischt, und vielleicht konnte sie deshalb so dreist sein und diese Gedanken zu lassen die sie sonst unterdrückte.
„Vivian, kurz Vivi- aber nur ich darf dich so nennen." Sie lächelte und schmiegte sich wieder in seine Schulter, während sie über ihren Namen nachdachte. Er erinnerte sie an die Farbe violett, also gefiel ihr ihr neuer Name sehr. Vivian ließ das die Benommenheit von der Tablette zu und wünschte sich sie könnte immer so entspannt in seinen Armen liegen, sie wäre ganz allein in ihren Kopf ohne die Gedanken, die sie geißelten, die Gedanken, die ihr ermöglichten zu überleben, die aber ganz langsam dazu beitrugen sie weiter zu zerbrechen. Sie genoss die Stille in ihrem Kopf und versuchte nicht einzuschlafen, sie wollte nicht, dass dieser Moment vorbeiging. Der Schlaf übermannte sie einige Male und sie schreckte wieder auf, nur um an der Stille festzuhalten, ihr war nicht bewusst wie zehrend ihre Überleben Strategie war. Als Gabriel merkte, wie sie sich sträubte einzuschlafen legte er seine Hand über ihre Augen. „Ah da ist es wieder" dachte sie, die gefährliche Wärme und Sicherheit, die sie durchfloss, sie trug, bis es sie nicht mehr gab, sondern nur die Dunkelheit, die sich zuerst um sie schlang, und im nächsten Moment mit ihr verschmolz und alles auflöste.