Chereads / Herri Töpfer und der Zauberkessel des Zufalls / Chapter 6 - 4. Der seltsame Fall Quirinus Quassel

Chapter 6 - 4. Der seltsame Fall Quirinus Quassel

Am nächsten Morgen erwachte Herri mit dem Geräusch eines explodierenden Weckers. Ronella hatte es geschafft, seinen Zauberwecker so falsch einzustellen, dass er statt zu klingeln einen kleinen Feuerball produzierte.

»Das ist kein Wecker«, murmelte Herri und zog sich die Decke über den Kopf. »Das ist eine Waffe.«

Nach einem hastigen Frühstück – bestehend aus seltsamen, lila Toastscheiben und einem Getränk, das wie Kürbissaft aussah, aber definitiv nicht so schmeckte – machten sich die Rallerdor-Erstklässler auf den Weg zu ihrem ersten Unterrichtstag.

»Was haben wir zuerst?«, fragte Herri, während er sich an Hermine wandte, die bereits eine Liste in der Hand hielt.

»Zaubertränke bei Professor Schnape«, sagte sie. »Das wird… interessant.«

»Interessant?«, fragte Ronella und versuchte, seine Ratte aus seiner Tasche zu befreien. »Das klingt, als würden wir gleich sterben.«

Hermine grinste. »Wahrscheinlich.«

- Die erste Begegnung mit Professor Schnape -

Der Zaubertränkekeller war dunkel, feucht und roch, als hätte jemand ein altes Sandwich dort vergessen. Professor Schnape stand an einem Tisch, der mit allerlei seltsamen Zutaten bedeckt war – Krötenschleim, getrocknetes Hühnerbein und etwas, das verdächtig nach einem alten Turnschuh aussah.

»Setzt euch«, sagte er, ohne sie anzusehen.

Die Schüler nahmen Platz, und Herri bemerkte, dass Schnape ihn die ganze Zeit über beobachtete.

»Sie sind Herri Töpfer«, sagte Schnape mit einer Stimme, die wie ein leises Zischen klang.

»Äh… ja«, antwortete Herri.

»Berühmt zu sein, Herr Töpfer, wird Ihnen in diesem Raum nichts nützen«, sagte Schnape und schob mit einer dramatischen Geste ein Glas Krötenschleim beiseite. »Hier zählt nur Können.«

»Dann bin ich verloren«, murmelte Ronella leise, und Herri biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen.

Schnape erklärte den Schülern, wie sie einen einfachen Heiltrank brauen sollten, und setzte sich dann, um jeden Fehler mit einer Mischung aus Verachtung und Sarkasmus zu kommentieren.

»Das sieht aus, als hätten Sie ein Experiment mit Müll gemacht, Wisley«, sagte er, als Ronellas Trank plötzlich grün aufschäumte und eine Eule, die zu nah saß, in Panik versetzte.

Als Herri an der Reihe war, starrte er seinen Kessel an, der leicht zu rauchen begann.

»Vielleicht«, sagte Schnape mit einem finsteren Blick, »wäre es besser, wenn Sie weniger Zeit damit verbringen, berühmt zu sein, und mehr damit, nicht alles in die Luft zu jagen.«

»Ich… gebe mein Bestes«, murmelte Herri.

»Dann haben wir ein Problem«, erwiderte Schnape.

- Quirinus Quassel und der schreckhafte Turban -

Nach dem Chaos in Zaubertränke ging es weiter zu Verteidigung gegen die dunklen Künste, einem Fach, das von einem Mann namens Professor Quirinus Quassel unterrichtet wurde.

Quassel war eine nervöse Gestalt, die ständig an seinem Turban zupfte und so leise sprach, dass die Schüler näher an ihn heranrücken mussten, um ihn zu verstehen.

»Heute… ähm… sprechen wir über… äh… Dunkelmagier«, sagte er und ließ ein Buch fallen, das Hermine prompt für ihn aufhob.

»Danke… äh… Miss Grins«, stotterte er.

»Warum trägt er diesen Turban?«, flüsterte Ronella Herri zu.

»Vielleicht ist er ein Modefanatiker?«, vermutete Herri.

Doch als Quassel sich kurz abwandte, um etwas an die Tafel zu schreiben, bemerkte Herri einen seltsamen Geruch. Es war, als würde der Turban nach… Knoblauch riechen.

»Wieso riecht sein Turban so?«, fragte Ronella leise.

»Vielleicht hat er Angst vor Vampiren«, flüsterte Hermine, die alles mit faszinierter Präzision beobachtete.

Herri wusste, dass etwas an Professor Quassel nicht stimmte. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, stolperte der Lehrer über seine eigene Robe und ließ einen Käfig mit seltsamen, gefiederten Kugeln fallen, die sofort den Raum in Chaos stürzten.

- Das Chaos nimmt Fahrt auf -

Am Ende des Tages waren Herri, Ronella und Hermine erschöpft. Sie saßen in der großen Halle und versuchten, ihre verwirrten Gedanken zu sortieren.

»Ich glaube, Professor Quassel hat mehr Angst vor sich selbst als vor der Dunkelheit«, sagte Ronella, während er einen Löffel in eine Schüssel mit dampfendem Pudding tunkte.

»Und Schnape hasst uns«, fügte Herri hinzu.

»Hassen ist vielleicht zu nett«, sagte Hermine. »Er verachtet uns.«

Doch Herri konnte den Gedanken an Quassels Turban nicht abschütteln. Warum trug er ihn, und warum roch er so seltsam?

Er wusste noch nicht, dass dieser Turban ein Geheimnis verbarg – eines, das ihn bald in ein Abenteuer verwickeln würde, das er weder gewollt noch erwartet hatte.