Chereads / Herri Töpfer und der Zauberkessel des Zufalls / Chapter 10 - 8. Eine nächtliche Begegnung

Chapter 10 - 8. Eine nächtliche Begegnung

Die große Halle lag still und dunkel, als Herri, Ronella und Hermine spät in der Nacht durch die massiven Türen traten. Das einzige Licht kam von den Sternen, die durch das magisch verzauberte Deckengewölbe schimmerten.

»Das hier fühlt sich nicht richtig an«, flüsterte Ronella und klammerte sich an Herris Ärmel. »Wir könnten hier geschnappt werden!«

»Dann hör auf, so laut zu atmen«, zischte Hermine zurück.

Herri, der die Spannung kaum ertragen konnte, ging voran. Sie hatten keine Ahnung, wer den Brief geschickt hatte, und die Dunkelheit machte das ganze Szenario nur noch unheimlicher.

Plötzlich erklang ein leises Rascheln, und eine Gestalt trat aus den Schatten. Es war Professor Schnape.

»Was macht ihr drei hier?«, fragte er mit einem leisen, bedrohlichen Zischen, das seine Worte wie eine Drohung klingen ließ.

- Schnapes Warnung -

»Wir… äh… wir dachten, es gäbe einen nächtlichen… ehm… Unterricht!«, stammelte Ronella, dessen Gesicht inzwischen die Farbe von rohem Kürbis angenommen hatte.

Schnape zog eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick über sie gleiten. »Ihr lügt. Aber das überrascht mich nicht. Töpfer und seine Freunde… immer auf der Suche nach Ärger.«

»Wir haben einen Brief bekommen«, sagte Herri mutig. »Jemand hat uns hierhergerufen.«

Schnapes Augen verengten sich. »Ein Brief, hm? Und habt ihr gedacht, dass es eine gute Idee wäre, mitten in der Nacht durch das Schloss zu schleichen?«

»Wir dachten…«, begann Hermine, doch Schnape schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.

»Was auch immer ihr dachtet, es war töricht. Ich warne euch, haltet euch von Dingen fern, die ihr nicht versteht. Der Dunkle Kessel ist nichts, womit Kinder herumspielen sollten.«

Herri blinzelte. »Sie wissen vom Kessel?«

Schnape schnaubte. »Natürlich weiß ich davon. Jeder kompetente Zauberer weiß davon. Aber das ist nicht euer Problem. Geht zurück in euren Turm, bevor ihr noch mehr Ärger macht.«

»Aber wer hat den Brief geschickt?«, fragte Herri, doch Schnape drehte sich bereits um und verschwand wieder in die Dunkelheit.

- Ein neues Rätsel -

Zurück im Rallerdor-Gemeinschaftsraum saßen die drei beisammen und versuchten, die Ereignisse der Nacht zu verstehen.

»Warum hat Schnape uns gewarnt?«, fragte Herri.

»Vielleicht will er den Kessel selbst finden«, sagte Ronella. »Er hat doch gesagt, wir sollen uns raushalten.«

Hermine schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er versucht, uns zu schützen. Er weiß, dass wir weitermachen, egal, was er sagt.«

Herri nickte langsam. »Und was ist mit dem Brief? Wenn es nicht Schnape war, wer hat ihn dann geschickt?«

»Vielleicht jemand, der uns helfen will«, sagte Hermine.

»Oder jemand, der uns in eine Falle locken wollte«, fügte Ronella hinzu.

Sie sahen sich an, die Spannung wuchs. Irgendetwas stimmte nicht, und Herri wusste, dass sie nicht einfach aufgeben konnten.

- Ein unerwarteter Helfer -

Am nächsten Tag, während einer besonders langweiligen Verwandlungsstunde, in der Professor McKnack versuchte, ihnen das Umwandeln von Streichhölzern in Nadeln beizubringen, erhielt Herri unerwartete Hilfe.

Ein kleines, schrumpeliges Wesen mit großen Ohren und einem verschlissenen Schal tauchte vor ihm auf. Es war Dobby, der Hauself, der im Schloss arbeitete.

»Herr Töpfer!«, piepste Dobby, während er nervös hin- und herhüpfte. »Dobby hat gehört, dass Sie nach dem Dunklen Kessel suchen!«

Herri sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. »Woher weißt du das?«

»Dobby weiß viele Dinge!«, flüsterte der Elf und schielte zu McKnack, die gerade Ronella dafür schimpfte, dass er sein Streichholz in ein halbes Würstchen verwandelt hatte.

»Was weißt du über den Kessel?«, fragte Herri.

»Dobby kann nichts Genaues sagen«, piepste der Elf. »Aber Dobby weiß, dass der Schlüssel in einem der alten Türme versteckt ist. Sie müssen suchen, Herr Töpfer! Aber vorsichtig! Es gibt Gefahren!«

Bevor Herri mehr fragen konnte, schnippte Dobby mit den Fingern und verschwand.

- Die Spur führt zum Turm -

Später erzählte Herri seinen Freunden von der Begegnung mit Dobby.

»Ein alter Turm?«, wiederholte Ronella. »Hier gibt es doch mindestens fünfzig Türme!«

»Das grenzt es nicht gerade ein«, sagte Hermine nachdenklich.

»Aber es ist ein Anfang«, sagte Herri entschlossen. »Wir müssen die Türme durchsuchen. Wenn der Schlüssel wirklich dort ist, finden wir ihn.«

»Und was, wenn wir dabei sterben?«, fragte Ronella.

»Dann sterben wir wenigstens nicht vor Langeweile«, antwortete Herri und stand auf.

Sie beschlossen, am nächsten Abend ihre Suche zu beginnen. Herri wusste, dass dies der nächste Schritt war – und dass das Rätsel des Dunklen Kessels nur größer werden würde.