Die Zeit bis zu den Prüfungen verging schnell, doch für Herri war jede Woche ein weiterer Schritt ins Ungewisse. Der Brief von Moldyshorts hatte ihn in ständiger Alarmbereitschaft gehalten. Jedes Geräusch in der Nacht ließ ihn zusammenzucken, und jede unerwartete Bewegung in den Gängen von Muggelgrunz machte ihn nervös.
Hermine hatte sich in ihre Bücher zurückgezogen, wie immer auf der Suche nach einer Lösung, und Ronella tat sein Bestes, Herri aufzumuntern – meist mit mäßigem Erfolg.
»Du kannst nicht die ganze Zeit an ihn denken«, sagte Ronella eines Nachmittags, als sie im Gemeinschaftsraum saßen. »Sonst wirst du noch verrückt.«
»Ich weiß«, antwortete Herri. »Aber er ist da draußen. Und er plant etwas.«
»Dann finden wir es raus«, sagte Hermine, während sie durch eine besonders dicke Ausgabe von „Dunkle Magie und wie man sie erkennt" blätterte. »Wir haben es schon einmal geschafft, und wir können es wieder tun.«
- Ein seltsames Gespräch -
Eines Abends, als Herri in den Gängen unterwegs war, um den Kopf freizubekommen, begegnete er unerwartet Professor Schnape. Der Zaubertränkemeister stand vor einem der Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.
»Töpfer«, sagte Schnape, ohne sich umzudrehen. »Was machen Sie hier draußen?«
»Nur… nachdenken«, sagte Herri unsicher.
Schnape drehte sich langsam um und betrachtete ihn mit seinen durchdringenden, schwarzen Augen. »Nachdenken ist gefährlich, wenn man es zu viel tut. Besonders in Ihrem Fall.«
Herri fühlte einen Stich des Zorns. »Was meinen Sie damit?«
Schnape machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich meine, dass Ihre Angewohnheit, sich in Dinge einzumischen, die Sie nicht verstehen, Sie in große Gefahr bringen wird.«
»Vielleicht«, sagte Herri trotzig. »Aber jemand muss etwas tun.«
Schnape sah ihn noch einen Moment an, dann sagte er leise: »Seien Sie vorsichtig, Töpfer. Nicht jeder, der Ihnen gegenübersteht, zeigt seine wahren Absichten.«
Bevor Herri etwas erwidern konnte, verschwand Schnape in den Schatten.
- Eine Entdeckung in der Bibliothek -
Am nächsten Tag brachte Hermine aufregende Neuigkeiten. Sie hatte in einem alten Buch etwas gefunden, das sie alle interessieren könnte.
»Hier steht«, begann sie, als sie sich mit Herri und Ronella in die Bibliothek setzte, »dass Moldyshorts in den letzten Jahren nach einem Artefakt gesucht hat, das ihm helfen könnte, seine Macht zurückzugewinnen.«
»Noch eins?«, stöhnte Ronella. »Ich dachte, der Kessel war das größte Problem.«
»Es ist kein gewöhnliches Artefakt«, sagte Hermine. »Es heißt der Schattenstein. Angeblich kann er die Essenz eines Zauberers speichern – oder sogar wiederherstellen.«
Herri fühlte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. »Du meinst, er könnte Moldyshorts wieder vollständig zurückbringen?«
Hermine nickte ernst. »Genau das meine ich.«
»Wo ist dieser Stein?«, fragte Herri.
»Das weiß ich nicht«, gab Hermine zu. »Aber wenn er existiert, könnte das erklären, warum Moldyshorts dich kontaktiert hat. Vielleicht denkt er, dass du ihm im Weg stehen wirst.«
»Toll«, sagte Ronella und ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken. »Noch mehr Druck.«
- Ein neuer Plan -
Nach Hermines Entdeckung beschlossen die drei, mehr über den Schattenstein herauszufinden. Sie wussten, dass sie nicht einfach abwarten konnten, bis Moldyshorts seinen nächsten Zug machte.
»Duddledore weiß vielleicht etwas«, sagte Herri, als sie ihre Strategie diskutierten.
»Wir können nicht jedes Mal zu Duddledore rennen«, sagte Hermine. »Wir müssen selbstständig handeln.«
»Das ist doch Wahnsinn«, protestierte Ronella. »Du hast gerade gesagt, dass dieser Stein einen dunklen Magier wiederbeleben kann! Das klingt nicht nach etwas, das wir alleine lösen sollten.«
Hermine funkelte ihn an. »Hast du eine bessere Idee?«
»Äh, nein.«
Herri hob die Hand, um die beiden zu beruhigen. »Wir brauchen Informationen. Wenn wir wissen, wo der Stein ist, können wir entscheiden, was wir tun.«
- Die Rückkehr zum Verbotenen Bereich -
In der nächsten Nacht schlichen sie sich erneut in die Bibliothek. Der Verbotene Bereich war so unheimlich wie immer, doch diesmal waren sie entschlossener denn je.
»Hier muss es etwas geben«, flüsterte Hermine, während sie ein schweres Buch aus dem Regal zog.
»Das sagst du jedes Mal«, murmelte Ronella.
Herri zog ein Buch hervor, das mit dem Titel „Die Relikte der Schatten" beschriftet war. Er schlug es auf und begann zu lesen.
»Hier steht, dass der Schattenstein einst im Besitz einer Familie namens Nachtweber war«, sagte er. »Sie sollen ihn in einem magischen Versteck aufbewahrt haben – irgendwo tief unter der Erde.«
»Das klingt nicht gerade einladend«, sagte Ronella.
»Es ist ein Anfang«, sagte Hermine. »Wir müssen mehr über diese Nachtwebers herausfinden.«
Herri nickte. »Aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn Schnape recht hat, könnten wir in noch mehr Gefahr geraten, als wir denken.«