Am nächsten Morgen führte Hangrid die drei Freunde zu dem alten Schacht, den er erwähnt hatte. Der Eingang war in einer dunklen Ecke des Verbotenen Bereichs verborgen, hinter einer staubigen Türe, die mit einem schweren, rostigen Schloss gesichert war.
»Hier sind wir«, sagte Hangrid, während er mit seinem riesigen Schlüsselbund hantierte. »Ich hoffe, ihr wisst, was ihr da tut.«
»Nicht wirklich«, murmelte Ronella.
Die Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen, und ein kalter Luftzug wehte ihnen entgegen. Hinter der Tür führte eine schmale Wendeltreppe in die Dunkelheit hinab.
»Das ist es also«, sagte Herri, sein Herz schlug schneller.
Hangrid nickte ernst. »Passt auf euch auf. Und wenn irgendwas schiefgeht, schickt mir 'ne Nachricht. Aber seid gewarnt – die alten Tunnel da unten sind gefährlich.«
»Wir schaffen das«, sagte Hermine mit entschlossener Stimme.
»Ich hoffe, du hast recht«, fügte Ronella hinzu und warf einen letzten Blick zurück ins Schloss, bevor sie die Treppe hinabstiegen.
- Die alten Tunnel von Muggelgrunz -
Die Luft wurde kälter, je weiter sie hinabstiegen. Der Schacht führte in eine riesige, feuchte Höhle, deren Wände von seltsamem, phosphoreszierendem Licht beleuchtet wurden. Es war still, abgesehen von den leisen Tropfen von Wasser, die irgendwo in der Dunkelheit fielen.
»Das ist… unheimlich«, flüsterte Ronella.
»Es ist faszinierend«, sagte Hermine, während sie die Wände betrachtete. »Seht euch die Runen an. Sie sehen aus wie Schutzzauber.«
Herri blieb stehen und betrachtete einen großen, steinernen Torbogen, der vor ihnen aufragte. In die Mitte des Bogens war das Symbol eingemeißelt, das sie zuvor in der Galerie gesehen hatten – der Kreis mit dem schlangenartigen Muster.
»Das muss der Eingang sein«, sagte er leise.
Hermine trat näher und zog den Schlüssel hervor, den sie in der Truhe gefunden hatten. »Das könnte funktionieren.«
Sie steckte den Schlüssel in eine kleine Öffnung unter dem Symbol und drehte ihn. Ein tiefes Grollen erfüllte die Höhle, und der Torbogen begann zu leuchten.
- Die Prüfung der Schatten -
Hinter dem Torbogen erschien ein langer Gang, dessen Wände von Schatten zu leben schienen. Es war, als ob die Dunkelheit selbst sich bewegte und nach ihnen griff.
»Das gefällt mir gar nicht«, sagte Ronella und trat einen Schritt zurück.
»Es ist eine Prüfung«, sagte Hermine. »Die Nachtwebers haben Schutzzauber hinterlassen, um sicherzustellen, dass nur die Mutigen und Klugen den Stein erreichen können.«
»Was bedeutet das für uns?«, fragte Herri.
»Wir müssen unsere Ängste überwinden«, sagte Hermine.
Als sie den Gang betraten, wurden die Schatten intensiver. Plötzlich formte sich vor ihnen eine Gestalt – eine riesige, bedrohliche Kreatur mit rot glühenden Augen.
»Was ist das?«, rief Ronella entsetzt.
Die Kreatur fauchte und stürzte sich auf sie, doch Herri reagierte instinktiv. »Lumos Maxima!«
Ein grelles Licht erfüllte den Gang, und die Kreatur löste sich in Nichts auf.
»Es sind Illusionen«, sagte Hermine. »Sie wollen uns in Angst versetzen.«
»Nun, es funktioniert«, murmelte Ronella, während er sich an Herris Rücken hielt.
- Der Schattenstein -
Am Ende des Ganges erreichten sie eine große Kammer, die von einem schwachen, unheimlichen Licht erfüllt war. In der Mitte der Kammer stand ein Podest, auf dem ein schwarzer, glänzender Stein lag. Er pulsierte, als ob er lebendig wäre.
»Das ist er«, flüsterte Hermine.
Herri trat näher, doch bevor er den Stein erreichen konnte, erschien eine weitere Gestalt – Professor Schnape.
»Bleibt stehen«, sagte er mit erhobenem Zauberstab.
»Professor?«, fragte Herri verwirrt. »Was machen Sie hier?«
Schnape trat näher, seine Augen blitzten vor Zorn. »Ihr hättet euch heraushalten sollen. Ihr habt keine Ahnung, womit ihr euch einlasst.«
»Wir wissen, dass Moldyshorts den Stein will«, sagte Hermine. »Und wir werden nicht zulassen, dass er ihn bekommt.«
»Das ist nicht eure Entscheidung«, zischte Schnape. »Gebt mir den Stein – jetzt.«
- Die wahre Bedrohung -
Plötzlich erklang eine vertraute, kalte Stimme aus der Dunkelheit: »Sehr gut, Schnape. Du hast sie direkt zu mir geführt.«
Moldyshorts trat aus den Schatten, sein entstelltes Gesicht verzogen zu einem triumphierenden Grinsen.
»Das war alles Teil meines Plans«, fuhr er fort. »Ihr habt den Weg für mich geöffnet. Und jetzt gehört der Stein mir.«
Schnape drehte sich blitzschnell um und richtete seinen Zauberstab auf Moldyshorts. »Ich diene euch nicht mehr.«
Moldyshorts lachte leise. »Dann wirst du sterben.«
Ein greller Lichtblitz erfüllte die Kammer, als die beiden Zauberer ihre Zauber aufeinander schleuderten.
»Herri, der Stein!«, rief Hermine.
Herri rannte zum Podest, doch die Dunkelheit schien ihn zurückzudrängen. Er griff nach dem Stein, spürte die kalte, pulsierende Energie in seiner Hand, und wusste, dass er nur eine Wahl hatte.
»Ich muss ihn zerstören«, sagte er leise.
»Wie?«, fragte Ronella, der nun neben ihm stand.
Herri hielt den Stein hoch und konzentrierte sich. »Mit Licht.«
»Lumos Totalis!«
Ein greller, reiner Lichtstrahl schoss aus Herris Zauberstab und traf den Stein. Die Kammer wurde von einer Explosion erhellt, die alle in die Dunkelheit stürzte.