Die Mensa ist laut und überfüllt, ein stetiger Lärm aus klapperndem Besteck, schleifenden Stühlen und gedämpften Gesprächen erfüllt den Raum.
Ravyn und Lumen sitzen an einem der Ecktische, abseits des größten Trubels. Beide haben ihre Tabletts vor sich stehen – Eintopf, ein hartes Stück Brot und lauwarmes Wasser.
Lumen stochert mit seiner Gabel in der zähen Masse herum.
"Du weißt, dass es nicht besser wird, wenn du es anstarrst" sagt Ravyn schließlich, ohne aufzublicken.
"Ich hoffe, es verdampft, wenn ich lange genug warte" murmelt Lumen, sein Kopf auf einer Hand abgestützt.
Er seufzt, schiebt das Brot über den Rand des Tabletts und wirft Ravyn einen Seitenblick zu.
"Essen sollte nicht nach Bestrafung schmecken."
Ravyn schnaubt leise.
Für einen Moment herrscht Schweigen, abgesehen vom Hintergrundlärm der Mensa.
Ravyn legt sein Besteck ab, lehnt sich ein Stück zurück und mustert Lumen mit seinen tiefbraunen Augen.
"Also," beginnt er, "dein Stigma. Was ist es wirklich?"
Lumen zuckt mit den Schultern, seine Haltung bleibt locker.
"Das Licht? Du hast es doch gesehen. Es ist nicht viel dabei."
Ravyn hebt eine Augenbraue.
"Licht, das aussieht, als würde es die Götter selbst beschwören, nur um dann als eine Taschenlampe zu enden? Es muss mehr dahinterstecken."
Lumen nimmt ein Stück Brot und wirft es zurück aufs Tablett.
"Mein Stigma kann in der Tat mehr als eine Taschenlampe. Allerdings habe ich einen Pakt geschlossen, welcher es mir verbietet darüber zu reden. Ich kann nur sagen, dass die richtige Nutzung meines Stigmata Lebenskraft kostet, Zufrieden?"
Ravyn lehnt sich zurück, starrt ihn für einen Moment schweigend an, bevor er leise antwortet: "Nicht wirklich."
Ohne Vorwarnung springt Ravyn auf, sein Stuhl kracht zu Boden, und ein Gefühl der Gefahr überschattet den Lärm der Mensa.
Lumen hebt den Kopf, seine Augen weiten sich leicht, als Ravyn plötzlich seine Hand hebt und sein Stigma aktiviert.
Eine Aura aus tiefrotem Licht, durchzogen von schwarzen Schatten, breitet sich aus, und eine massive, unsichtbare Klinge formt sich um ihn herum.
Die Luft wird spürbar geschnitten, wie ein scharfer Wind, der alles zu durchdringen droht.
"Ravyn, was…?" beginnt Lumen, doch die Worte bleiben ihm im Hals stecken.
Die Klinge aus Essenz schießt vor, schneller, als Lumen reagieren kann.
Ein einzelner, scharfer Schnitt – und sein Kopf fällt zu Boden.
Blut spritzt auf den Tisch, die Decke und den Boden, als Lumen zusammenbricht. Das Essen ist in einer roten Soße getränkt.
Die Mensa erstarrt in schockierter Stille. Einige Rekruten schreien, andere starren ungläubig.
Samir stürmt geschwind auf Ravyn zu.
"Rekrut Ravyn, ergib dich sofort!"
Im selben Moment fühlt sich um Ravyn alles schwerer an. Die Gravitation verstärkt sich ruckartig um ein vielfaches.
Das ist die Kraft von Samirs Stigma Graviton.
Der Boden unter ihm knirscht lautstark. Trotzdem macht er einen Schritt nach vorne.
Ravyns scharlach rote Essenzklingen entkommen der verstärkten Gravitation und fliegen direkt auf Samir zu.
Doch bevor sie ihr Ziel erreichen können, bilden sich Funken in der Luft, welche die Klinge stoppen.
Im nächsten Moment verliert Ravyn den Kontakt zum Boden und wird Richtung Decke geschleudert.
Er dreht sich geschmeidig in der Luft und stößt sich von der Decke ab.
Diesmal führt Ravyn die Klingen gegen Samirs Hals selbst. Dieser manifestiert ein grün glänzendes Katana in der Luft.
Es sieht nach einen sehr wertvollem Artefakt aus.
Ravyns Stigmata und das Katana von Samir kreuzen Klingen und die Luft fühlt sich plötzlich schwer an, eine Rauchwolke bildet sich um Ravyn und Samir herum.
Samir macht ein kräftigen Schritt zurück und begibt sich somit aus der Rauchwolke heraus.
Ein goldenes schimmern dringt durch den Schleier und im nächsten Moment erhellt ein grelles Licht die Mensa.
Kaels Stigma Aschebrand...
Eine schwarze Sphäre kommt nach dem verschwinden der Rauchwolke zur Erscheinung.
Sie zerfällt und fließt wie Wasser auf den Boden.
Zum Vorschein kommt Ravyn, der erneut seine jetzt noch intensiver rot leuchtenden Klingen direkt vor Samir manifestiert.
Die Klingen teleportieren sich fast direkt vor seinem Ziel und lassen kaum Zeit zu reagieren.
Zwei von den Vier Schattenklingen erreichen ihr Ziel und Blut spritz aus Samirs linkem Arm und Brust.
Die anderen beiden Klingen werden von seinem Katana blockiert.
Samir aktiviert sein Arkana Singularität, die Gravitation beginnt sich um ein vielfaches verstärkt auf den gesamten Raum auszuwirken, Tische und Stühle zerbersten. Es scheint so, als ob der Raum selbst krümmt.
Ziviles Personal und Soldaten ohne Essenz werden sofort auf den Boden gepresst.
Ein großteil der Rekruten geht auf die Knie, nicht in der Lage sich gegen die zunehmende Schwerkraft zu schützen.
Die Luft vibriert vor Energie, das Dröhnen von Schwerkraft und der Puls von Essenz drohen alles zu zerreißen.
Der junge Bruder Finn bildet um sich und ein paar weitere Rekruten aus Ravyns kurz gelebter Truppe eine blau schimmernde Barriere.
Ravyn bringt nach seinem erfolgreichen Angriff Distanz zwischen sich und Samir.
Seren Veylith, die ebenfalls in der Barriere ist, kreuzt ihre Arme vor ihrer Brust.
Die ursprünglich blaue schimmernde Barriere ist nun in einem sanften, goldenen Weiß erstrahlt, als hätte sie die Essenz des Sonnenlichts in sich aufgenommen.
Ihr Leuchten ist nicht grell, sondern weich und einladend, wie ein Schleier aus schimmerndem Staub, der in der Luft zu tanzen scheint.
Finn merkt wie Kraft in ihn fließt und vergrößert seine Barriere um mehr Rekruten vor der erdrückenden Schwerkraft zu schützen.
"Elyon, richte!" ruft Seren mit kraftvoller Stimme, während sie ihre beiden Arme entschlossen auf Ravyn richtet.
Plötzlich formt sich ein imposanter, goldener Kreis in der Luft, strahlend und von majestätischer Größe.
Seine Oberfläche ist mit antiken, weiß schimmernden Schriftzeichen verziert, die wie lebendig wirken und in einem sanften Licht pulsieren.
Die Symbole scheinen uralte Weisheiten und mächtige Energien zu tragen, ihre Anordnung ist hypnotisierend und zugleich voller Bedeutung, als würden sie die Luft mit einer ungreifbaren, aber unübersehbaren Autorität erfüllen.
Ravyn, der gerade zum nächsten Angriff ausholen will, ist plötzlich wie gelähmt.
Der erdrückende Gravitation, sowie paralysierende Fähigkeit vom goldenen Kreis machen ihn fast vollkommen Bewegungsunfähig.
Sein Stigma ist bereits am Limit. Jeder Muskel in seinem Körper brennt, seine Gelenke fühlen sich an, als würden sie unter der Last der Gesamten Welt stehen.
Ravyn keucht, sein Atem flach und unregelmäßig, während die Klingen um ihn herum flackern und an Substanz verlieren.
Seine zuvor bedrohliche, dunkle Aura nimmt ab.
Plötzlich wird alles um ihn herum still. Die tobende Energie der Mensa verblasst, und er findet sich inmitten eines atemberaubenden, rot-goldenen Sternenhimmels wieder.
Funkelnde Lichtpunkte schweben um ihn, wie ein lebendiges Universum, das von einer fremden, ungreifbaren Macht erfüllt sind.
Die Schönheit ist überwältigend, doch zugleich erstickt ihn die Stille. Ravyn kann keinen Muskel mehr bewegen, kein Atemzug dringt in seine Lungen, sein Körper scheint in diesem endlosen Moment gefangen zu sein.
Kaels Stigma Aschebrand aktiviert sich.
Ein gewaltiger, ohrenbetäubender Knall durchdringt den Raum. Die Explosion reißt alles mit sich – ein blendendes Licht und ein Druck, der selbst die stärksten Barrieren durchschlägt.
Trümmer, Staub und brennende Funken füllen die Luft, während alles ins Chaos versinkt.