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Chapter 3 - Das unerwartete Angebot

"Du zitterst hier ganz allein draußen", bemerkte er in einem zwanglosen, aber freundlichen Tonfall. Seraphinas Wangen röteten sich leicht bei seiner Geste. Die meisten Menschen hätten sie einfach ignoriert und sich nicht darum gekümmert, ob ihr kalt war oder ob sie sich unbehaglich fühlte.

"Während alle anderen mit Tanzen beschäftigt sind, stehst du hier draußen in der Kälte. Du stichst heraus", fuhr der Mann fort, seine Stimme weich, doch bestimmt.

Seraphina blinzelte, überrascht von dieser offenen Bemerkung. Es war ihr ungewohnt, beachtet zu werden, geschweige denn freundlich angesprochen zu werden. Die Worte des Mannes waren ehrlich und hatten dennoch etwas Geheimnisvolles. Sie musste unwillkürlich darüber nachdenken, wer er war und warum er sich die Mühe gemacht hatte, sie aufzusuchen, während sie von allen anderen übersehen wurde.

Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Seraphina sich nicht mehr unsichtbar.

"Du bist also genauso wie ich, nicht wahr?"

"Bankette interessieren mich nicht besonders", erwiderte der Mann lässig.

Seine Worte überraschten Seraphina und unerwartet musste sie lachen. Sie hatte immer gedacht, sie sei allein mit ihrer Vorliebe für die Stille und Einsamkeit einer kalten Terrasse gegenüber der überwältigenden Pracht eines Ballsaals. Doch hier war jemand, dem es ebenso erging. Diese schlichte Verbindung, wenn auch nur von kurzer Dauer, erlaubte es ihr, für einen Moment das Gewicht ihrer Situation zu vergessen.

Vielleicht war das der Auslöser für das, was danach geschah. Sie war sich nicht sicher, was sie ergriffen hatte – ob es die Musik war, die leise im Hintergrund spielte, oder vielleicht ein rebellischer Funke, der in ihr aufstieg und den sie niemals vor ihrem Vater zu zeigen gewagt hatte. Seraphina wandte sich dem Mann neben sich zu und fragte ihn zu ihrer eigenen Überraschung etwas, was sie nie für möglich gehalten hätte.

"Möchtest du mit mir schlafen?"

Die Augen des Mannes weiteten sich vor Schreck. "Wie bitte...?" In seiner Stimme lag ungläubiges Staunen. "Hast du zu viel getrunken?"

"Ich habe keinen Schluck genommen", entgegnete Seraphina und schüttelte den Kopf. Alkohol war ihr verboten – ihre zarte Gesundheit ertrug nicht einmal die reichhaltigsten Nahrungsmittel, geschweige denn Alkohol. Ihre Wangen waren leicht vom Frost gerötet, doch ihr Geist war scharf und klar.

"Bist du dir im Klaren darüber, was du sagst?" fragte er, jetzt mit einer ernsteren Stimme.

"Ja", antwortete Seraphina sanft. Trotz der Kälte, die in ihre Fingerspitzen biss, fühlte sich ihr Körper ungewöhnlich leicht und frei an. Sie blickte zu ihm hoch, ihre unschuldigen Augen stetig.

"Findest du mein Angebot nicht ansprechend?" fragte sie.

Der Mann lachte trocken und schnalzte mit der Zunge, als ob er über ihre Kühnheit verblüfft wäre. Sein Blick, zugleich belustigt und fasziniert, glitt über sie, so als versuchte er zu entschlüsseln, was in ihrem Kopf vor sich ging.

"Weißt du überhaupt, wer ich bin?" fragte er.

Seraphinas Antwort fiel lässig aus. "Du bist auf diesem Bankett, also musst du eine gewisse Bedeutung haben."

"Hast du das so unbekümmert gesagt, weil du hier niemanden kennst?" fragte er und war überzeugt, dass sie nicht alles bedacht hatte. Er lachte leise und trat einen Schritt näher, seine Hand glitt um ihre Taille. In seinen Augen lag Spott – er konnte nicht glauben, dass sie solch eine Dreistigkeit besaß. "Du wirst nicht bereuen, was du gesagt hast, oder?""Natürlich nicht", antwortete Seraphina ohne zu zögern.

Fast augenblicklich spürte sie seinen Atem auf ihren Lippen. Er beugte sich herab und ergriff ihren Mund in einem hitzigen Kuss. Seine Lippen bewegten sich mit überraschender Intensität gegen ihre, und seine Zunge drang in einem selbstbewussten, neckenden Rhythmus in ihren Mund ein. Es war überwältigend, und sie keuchte, als er den Kuss dominierte. Bei jedem Durchgang seiner Zunge durch ihren Mund ließ sie ein leises, unwillkürliches Geräusch entweichen.

Nach einigen Augenblicken zog er sich zurück und ließ sie atemlos zurück. Ihre Lippen waren nun leicht geschwollen und mit Lippenstift und seinem Speichel verschmiert, sie zitterten ein wenig. Er schmunzelte bei diesem Anblick.

"Wie fühlst du dich nun?", fragte er mit einer tiefen, herausfordernden Stimme.

Er beobachtete, wie ihre schmalen Schultern sich hoben und senkten, während sie Luft holte. Der Kuss hinterließ eine anhaltende Befriedigung, doch er war nicht der Typ, der sich von Emotionen beeinflussen ließ. Er hielt sich zurück und wartete, bis sie sich erholte.

"Ja, es ist immer noch in Ordnung", erwiderte Seraphina zu seiner großen Überraschung.

"Was?"

Ihre gelassene, fast trotzig wirkende Antwort verwirrte ihn. Er hatte erwartet, dass sie durch den Kuss irritiert oder sogar verängstigt wäre. Sie schien so zart, so behütet – wie eine anständige Dame, die noch nie berührt worden war. Doch hier stand sie, standfest und völlig unbeeindruckt.

Er runzelte die Stirn, unsicher, wie er fortfahren sollte. "Lass uns damit aufhören. Ich weiß nicht, was du dir dabei denkst, aber du solltest dich nicht so leichtfertig hingeben", murmelte er und wandte sich ab, als wolle er gehen. Seine Stimmung hatte sich gewandelt, und er versteckte seinen Unmut nicht.

Doch als er einen Schritt machte, spürte er einen sanften Ruck am Saum seines Mantels. Er drehte sich um und blickte auf Seraphina hinunter, die seinen Mantel fest umklammert hielt. Ihre Miene war entschlossener als zuvor. Ihre zarten Finger zitterten leicht, doch ihr Blick war unerschütterlich.

"Es ist nicht so, wie du denkst", sagte sie seufzend. "Ich weiß genau, was ich tue."

Ihre Worte brachten ihn zum Innehalten. Er betrachtete sie genauer, versuchte ihre Absichten zu deuten.

"Ich werde nächste Woche heiraten", verriet sie schließlich.

Er hob eine Augenbraue, als Zeichen, dass sie ihm mehr erklären sollte.

"Es ist eine arrangierte Ehe, die meine Eltern eingefädelt haben. Ich habe das Gesicht des Mannes noch nicht einmal gesehen", fuhr Seraphina fort. Ihre Stimme war ruhig, aber in ihren Augen lag eine tiefe Traurigkeit. Arrangierte Ehen waren unter Adligen nicht ungewöhnlich, aber es kam selten vor, dass jemand seinen zukünftigen Ehepartner überhaupt nicht kannte. Die Traurigkeit in ihren Worten berührte etwas in ihm.

"Ich habe so etwas noch nie zuvor gemacht", gestand sie leise.

Die Neugierde des Mannes war geweckt. Er drehte sich vollständig zu ihr um und lehnte sich gegen das Geländer. Seine frühere Verärgerung war verflogen. Ihr Geständnis hatte die Dynamik zwischen ihnen verändert. Ihre Situation, ihre Verletzlichkeit, gemischt mit unerwarteter Stärke, zog ihn an. Sie könnte genau richtig sein für einen kurzen, flüchtigen Moment der Zuneigung.

Mit neu entflammtem Interesse betrachtete er ihre zitternde Gestalt. Sie stand da, im Mondlicht gebadet, und wartete auf seinen nächsten Schritt.