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Chapter 19 - Der Name auf deinen Lippen

Das Erste, was Val spürte, war ein Ruck. Dann folgte ein Keuchen, und bald zitterte sein ganzer Körper. Das Geräusch, das aus seiner Kehle kam, war das verzweifelte Ringen seiner Atemwege nach Luft.

Val erinnerte sich daran, dass es heiß war, als er das erste Mal das Amrita genommen hatte. Aber dieses Mal... Dieses Mal war es anders.

Es war glühend heiß.

Und es war unbeschreiblich schmerzvoll.

Es war, als würden seine Adern von einem uralten Feuer verzehrt und von einem gespenstischen Schmied bearbeitet.

Es war so glühend heiß, dass seine Lungen sich bei jedem Atemzug anfühlten, als würden sie von Feuern geleckt und mit Asche gefüllt.

Warum? Wie konnte man solche Schmerzen überhaupt ertragen? Sein Verstand registrierte, wie seine Lebenskreisläufe neu geordnet wurden, und es brannte. Es brannte so sehr, dass sein Verstand für eine Weile aussetzte.

Bis ein Geräusch nach ihm rief.

"Val", eine sanfte Stimme, ein zartes Streicheln; eine Kälte, die er suchte. "Val, komm zurück zu mir."

Wo hatte er das schon einmal gehört? Die Kälte erinnerte ihn an den Winter, an Schnee, daran, wie er heimlich hinausging und die Kälte berührte, die er eigentlich nicht genießen sollte.

Und die Stimme. Wer war sie? Sein Verstand war so verschwommen, aber er erinnerte sich an diese süße, sanfte Stimme. Er erinnerte sich, dass er sie mochte, dass er sie sehr mochte. Die Stimme, die ihn rief, als er mitten im kalten Schnee ohnmächtig wurde.

Er hasste den Schnee nicht, er hasste die Kälte nicht. Er konnte die süße, sanfte Stimme gerade deswegen hören.

Aber oh... warum war es so unerträglich heiß?

Im Delirium des Schmerzes streckte Val seine zitternde Hand aus, und eine weitere kühle Hand hielt die seine. Tränen bildeten sich in seinen smaragdgrünen Augen und benetzten seine langen, dichten, flatternden Ebenholzwimpern. Seine zitternden Lippen öffneten sich, um zwischen erstickten Atemzügen zu rufen.

"N-Nat..."

Der Dämonenfürst, der den zitternden Menschen betrachtete, erstarrte. Seine silbernen Iris zitterten wie Wellen auf dem Wasser, leuchteten scharf vor Schreck, Sehnsucht und komplizierten Gefühlen.

Aber jetzt war keine Zeit, über diese Gefühle nachzudenken.

Die immer noch zitternden Hände griffen in die Kleidung des Dämonenfürsten, klammerten und kratzten, als suchten sie darunter etwas. Eine Kälte vielleicht oder Schutz?

"Nat..."

Es war eine verzweifelte Stimme. In den lebhaften grünen Augen glänzten Tränen, die über die hellen Wangen herabflossen.

"Es tut weh...", schluchzte die Stimme, erstickt von Worten, Tränen und Schmerz. "...urt...Nat, es tut so sehr weh..."

Der Dämonenfürst zog den zitternden Priester in seine Umarmung. Der Mann war heiß, doch er schwitzte nicht. Die ganze Hitze war in seinem Inneren gefangen, so als würde Lava in seinem Kreislauf fließen und alle gebrochenen Wege reparieren, die Mauern um die engen Pfade schmelzen.

Und der Dämonenfürst konnte nichts dagegen tun.

Er konnte nicht helfen, den Mann abzukühlen, sonst könnte er den Prozess stören. Alles, was er tun konnte, war, die zitternde und keuchende Figur in seinen Arm zu nehmen, um etwas von der Kälte seiner Haut zu übertragen.

"Es ist okay, es wird wieder gut", flüsterte der Dämonenfürst sanft. "Du schaffst das, du musst wach bleiben, Liebling, halte es nur noch ein bisschen aus, ja?"

Er küsste die heiße Schläfe und verstärkte seine Umarmung. Es war, als würde er ein Feuerelementar umarmen, die Hitze brannte sogar auf seiner Haut. Die Hände, die ihn umklammerten, griffen noch fester, und ein verzweifeltes Geräusch entschwand, leiser werdend, als würde es dem Mann alles abverlangen, nur um ein einziges Wort zu sagen.

"Nat..."

Der Dämonenfürst atmete tief und rau ein, die Stirn gerunzelt und die Lippen gepresst. "Ich bin hier, Liebling, ich bin hier...", die Hände, die ihn festhielten, griffen noch fester und das Schluchzen wurde lauter. "Denk an nichts anderes, okay? Konzentrier dich nur darauf, wach zu bleiben. Ich bin bei dir."

Er drückte den schluchzenden Mann sanft an sich, strich über den zitternden Rücken und das ebenholzfarbene Haar. Seine Schulter und Brust waren von Tränen nass, und seine Kleider zerknittert unter dem festen Griff des leidenden Mannes.

Jedes Schluchzen, jeder Atemzug, jeder erstickte Laut versetzte dem Dämonenfürst schmerzhafte Stiche ins Herz. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er Val lieber schlafen lassen, während er das durchstand. Aber das ging nicht, denn in dem Moment, in dem Val das Bewusstsein verlor, würde die Amrita, die den Mana-Kanal als Leitfaden nutzte, Amok laufen.

Also musste Val wach bleiben, bis die Amrita ihre Arbeit vollendet hatte, egal wie schmerzhaft es war.

"Du machst das gut, Liebling, nur noch ein bisschen mehr, halte durch, noch ein wenig."

Während der Kuss auf seine Schläfe und sein Haar gedrückt wurde, öffnete Val leicht die Augen, die grünen Augen flackerten im Versuch, bei Bewusstsein zu bleiben. "... ein... bisschen mehr?"

"Ja, nur ein kleines bisschen mehr", streichelte der Dämonenfürst liebevoll die feuchten Wangen und gab dem Priester einen sanften Kuss auf die Stirn. "Das schaffst du doch, oder, Liebling?"

"Ngh..." Val schluchzte erneut, presste sein Gesicht in den Hals des Dämonenfürsten, der sofort dessen Nacken streichelte und die umklammernde Hand massierte. "Ich... kann...", sagte er langsam und gebrochen. "Ich... wenn du... hier bist... kann ich..."

"Ja... ja, ich bin hier, Liebling, ich bleibe hier."

In der kalten Umarmung des Dämonenfürsten wälzte sich der ehemalige Priester des Urteils und schluchzte, als die sengende Hitze seine Bahnen durchströmte. Dieselbe Hitze hatte ihn zuvor zerstört und mit dem gleichen Schmerz wurde er nun geheilt.

Ob es daran lag, dass er sich endlich daran gewöhnt hatte oder weil die Behandlung ihrem Ende zuging, das schmerzhafte Schluchzen und Keuchen sowie das Zittern ließen nach einer Weile deutlich nach. Und mit sanfter Stimme flüsterte der Dämonenfürst die Worte, die Val ersehnt hatte.

"Es ist jetzt vorbei. Du kannst dich ausruhen, Liebling."

Und damit ließ Val sich erneut in die sternenklare Dunkelheit fallen.

* * *

Das Schlafzimmer des Dämonenfürsten öffnete sich sanft, und Angwi betrat es geräuschlos, um wortlos die Kleider aufzunehmen, die mit Schweiß und Tränen durchnässt waren. Sie sah zum Bett und beobachtete, wie ihr Herr die Wange des Menschen liebevoll streichelte und seinen Blick über die blasse Haut schweifen ließ, die langsam ihre Farbe wiedererlangte.

"Er ist süß, nicht wahr?" sagte der Herr, während er seine Finger bewegte, um die warme Hand zu greifen, die sich schon vorhin an ihn geklammert hatte. "So süß... so erbärmlich..."

Angwi senkte ihren Blick – sie sollte die innigen Gesten ihres Herrn nicht beobachten. Sie wusste nicht viel über Beziehungen, sei es zwischen Dämonen oder Menschen. Aber genug wusste sie über Menschen, und nach deren Maßstäben war die Braut des Herrn zweifellos ein herziger Mensch.

Der Mensch schaute sie und die anderen Dämonen klar und unverzagt an – ohne Verachtung, ohne Furcht. Er sah sie als normale Lebewesen an und bemühte sich sogar darum, sie zu studieren, um die Dämonenart besser zu verstehen.

Es war wahrlich schwer vorstellbar, dass dieselbe Person viele ihrer Verwandten getötet und fünf Herzen des Zorn-Dämonenfürsten zerstört hatte.

"Es ist merkwürdig, nicht wahr?" fuhr der Herr fort, und Angwi lauschte wie gewohnt seinen Worten. "Bei der kleinsten Neckerei zittert er wie eine unschuldige Maid", sagte der Herr mit einem sanftem Lächeln auf den Lippen, das jedoch im nächsten Augenblick verschwand. "Aber wenn man ihn berührt, reagiert er gleichgültig. Als ob er sich daran gewöhnt hätte..."

Angwi richtete ihren Blick auf den Boden, denn sie war sich sicher, dass sie einen Alptraum haben würde, wenn sie jetzt ins Gesicht des Herrn schaute. "Wie verhasst..."

Eine kalte Luft durchdrang die Haut des Dienstmädchens und erfüllte den Raum mit einem furchterregenden Gefühl. "Dass ich so lange warten musste, um ihn berühren zu können, und andere können das so achtlos tun..."

Die kühle, düstere Luft hielt eine Zeit lang an, und erst als Angwi das Gefühl hatte, sie könne nicht mehr atmen, verschwand die Kälte, und der Raum kehrte zu seiner warmen Ausstrahlung zurück.

"Gebe ihm morgen sein Lieblingsessen", sprach der Herr, ohne seinen Blick vom schlafenden Gesicht des Mannes abzuwenden.

Die Dienerin verbeugte sich und verließ das Zimmer, während der Herr immer noch den Menschen anstarrte, das ebenholzfarbene Haar streichelte und die verirrten Strähnen vom Gesicht des Menschen strich.

Nachdem das Dienstmädchen das Schlafzimmer verlassen hatte, öffnete sich knarrend die Balkontür, und dieses Mal trat eine Gestalt in Roben ein. Wenn Val wach gewesen wäre, hätte er sie als den Spion erkannt, den er gestellt hatte, um seinen Brief an den Dämonenfürsten zu überbringen.

Sie hatten ein menschliches Erscheinungsbild, aber als sie die Kapuze zurückzogen und sich neben das Bett knieten, verwandelte sich ihre Haut in ein helles Blau, und ihre Haare und Augen wurden perlweiß, fast schillernd.

"Wie steht es?"

Die Gestalt in den Roben holte eine Box von der Größe eines kleinen Koffers hervor und stellte sie ehrerbietig auf den Nachttisch.

"Nur dies?"

Die Gestalt in den Roben senkte den Kopf und sprach mit androgyner Stimme: "Ja, mein Herr. Er hatte die meisten seiner Besitztümer verkauft, um die Schulden zu bezahlen. Was übrig geblieben ist, sind hauptsächlich Andenken aus seiner Vergangenheit", erklärten sie vorsichtig, den Blick auf den Boden gerichtet.

"Haa...", wieder füllte ein Schwall kalter Luft den Raum. Dieses Mal war er jedoch härter als der, den Angwi gespürt hatte. Die Gestalt in den Roben biss die Zähne zusammen und verzog das Gesicht, um dem Druck standzuhalten, der vom Herrn ausging.

In jenem Augenblick erwachte der Mensch und ließ ein leises Seufzen hören. Mit einem Mal war der Druck verschwunden, und die gestaltete Figur in der Robe keuchte leise aufgrund der Erleichterung. Sie blieb auf dem Boden kniend, während der Dämonenfürst die Decke zurechtzog, um den Menschen besser zuzudecken. Sanft, zärtlich, als ob der durchdringende, kalte Zorn, den er zuvor geäußert hatte, eine Lüge gewesen wäre, tätschelte und streichelte der Dämonenfürst die schlafende Figur des Menschen.

"Und die Kirche?"

"Es scheint, sie haben jemanden abgestellt, der ihn ab und zu überwacht. Ihnen fiel auf, dass der Priester in den letzten Tagen nicht mehr gesehen wurde", antwortete die Gestalt in der Robe prompt.

"Um auf seinen Tod zu warten und den Speer zu nehmen?"

"Das scheint der Fall zu sein, mein Herr."

Der Dämonenfürst lachte, aber es war nicht das süße Geräusch, das der Mensch gewöhnlich hörte. Es war unheimlich, grausam und erweckte die latente Angst in den Köpfen.

So war die wahre Natur eines Albtraums.

"Hat Sohram es geschafft, den Palast zu infiltrieren?"

"Ja, mein Herr."

"Gut", ein tiefes Lächeln prägte sich auf das kühle Gesicht des Dämonenfürsten. "Setzt den Plan fort."

"Mein Herr?" Die gestaltete Figur hob das Gesicht, ihre weißen Augen weiteten sich vor Überraschung.

Der Dämonenfürst drehte zum ersten Mal seit längerer Zeit den Kopf und blickte aus dem Fenster in die weitläufige Nacht. Seine silbernen Augen funkelten, durchdrangen den Raum und fixierten ein bestimmtes Königreich.

"Zeigen wir dem 'Helden', wie schmutzig die wirkliche Welt ist."

Die gestaltete Figur senkte sofort den Blick und antwortete treu: "Ja, mein Herr."

Sie zog ihre Kapuze hoch und trat zurück, immer noch tief gebeugt. Erst als sie die Balkontür erreichten, richteten sie sich auf. Mit einem leisen Klicken schloss sich die Tür, und die Gestalt verschwand in der Dunkelheit.

Bald herrschte wieder Stille im Raum, und das einzige Geräusch war das leise Atmen des schlafenden Menschen. Langsam und behutsam stieg der Dämonenfürst ins Bett, legte sich neben den ehemaligen Priester und streichelte dessen Wange, bis sie wieder die gesunde, sanftrosa Farbe annahm. Der Dämonenfürst beobachtete, wie die Wimpern des Menschen zuckten, während dieser in die Traumwelt eintauchte, und überlegte, von welchem Traum das bedauernswerte Kind wohl träumte.

Sanft rieb er die Augenwinkel des Menschen. Die Augen, die mit Tränen gefüllt waren. Sein Daumen strich an der nun trockenen Wange hinunter und verweilte an den leicht geöffneten Lippen, über die er ganz sanft fuhr.

Die Lippen, die klägliche Laute von sich gaben und einen einzigen Namen aussprachen.

"Val", flüsterte der Herr in einem sanften Ton. Und doch lag in seiner tiefen Stimme etwas Scharfes, etwas Trauriges. "Wessen Namen riefst du?"