Ein undeutlicher Anblick ihrer Umgebung begrüßte Faye, als sie aus dem Schlaf erwachte. Die gleißende Helligkeit der Sonne blendete sie. Sie rieb sich den Schlaf aus ihren leuchtend blauen Augen und sah sich um, um ihre Umgebung besser zu erfassen.
Sofort erkannte sie, wo sie war. Sie war zu Hause, und die Wiese aus ihren Kindheitserinnerungen war ein wunderschöner Anblick; ihre Wärme und Schönheit boten eine willkommene Oase.
Faye hatte unter einem Baum gedöst, auf der Lieblingsdecke ihrer Mutter. Ihre Umgebung war nun gesprenkelt mit bunten Wildblumen, die kürzlich aufgeblüht waren.
Der Duft der Blumen wehte durch die warme Luft und der Blütenstaub kitzelte ihre Nase. Ihr Aroma lockte Dutzende von Schmetterlingen, Bienen und Kolibris an, die in einem hektischen Tanz umeinander wirbelten, um den kostbaren Nektar zu sammeln.
Nach Wochen trüber, wolkenverhangener Tage und Regenwetter war Vallek (der Frühling) endlich angekommen, und es war eine Freude, in den warmen Sonnenstrahlen zu baden.
Faye hörte sich selbst ein hohes Kichern ausstoßen, das von den Bäumen in der leeren Wiese zurückgeworfen wurde. Sie konnte nicht glauben, wie kindlich, zart und niedlich ihre Stimme klang.
Als sie auf ihre Hände blickte, war sie überrascht, dass sie klein und zierlich waren, wie die einer jungen Mädchen.
Eine Welle der Verwirrung überkam sie. Faye wusste nicht, ob dies ein Traum war oder ob ihr Verstand ihr einen Streich spielte. Es kam ihr alles so real vor.
Neben ihr auf der Decke saß ihr Lieblingsspielzeughase, das Stofftier, das ihr Vater ihr nach seiner Rückkehr aus dem Minbury-Palast geschenkt hatte.
Es war damit Faye sich nicht einsam fühlen würde, wenn er fort war. Sie liebte ihren Vater sehr und vermisste ihn, wenn er auf Feldzüge geschickt wurde.
Das Spielzeug war weich und flauschig und verströmte einen leichten Duft von gewaschener Baumwolle. Faye schloss die Augen und atmete tief ein. Sie verspürte ein Gefühl von Komfort und Sicherheit. Als Faye über den weichen Stoff des Hasen strich, verspürte sie den Drang, ihn näher zu halten. Das Spielzeug fühlte sich warm und vertraut in ihren Armen an, und sie konnte nicht anders als lächeln.
"FAYE!!! WO BIST DU, MEIN SCHATZ!" Hörte sie die vertraute Stimme ihrer Mutter, die nach ihr rief. "FAYE WINSHIP! ANTWORTE MIR JETZT!"
Ihre zarte Stimme antwortete auf die Rufe ihrer Mutter.
"ICH BIN HIER, MAMI!"
Sie erhob sich von der Decke und wedelte wild mit ihren dünnen Armen in der Luft nach ihrer Mutter, die das Feld der Wildblumen nach ihr absuchte.
Grace rannte den Hügel hinauf, wo Faye unter dem Pappelbaum wartete. Das Gesicht ihrer Mutter strahlte in einem angenehmen Lächeln. In der Ferne hörten sie eine Axt Holz spalten.
Ihr Vater war damit beschäftigt gewesen, die Vorräte aufzufüllen, die das Haus für den nächsten Winter benötigen würde. Er kümmerte sich auch um die Reparaturen, die nötig waren, bevor er auf seine nächste Mission geschickt wurde.
Faye wusste, es würde nicht lange dauern, bis ein Bote von der königlichen Garde mit neuen Abreisebefehlen für ihren Vater ankäme.Sie weinte niemals, wenn ihr Vater fortging. Er hatte ihr gesagt, dass es ihn traurig machte, sie weinen zu sehen, und so tat sie immer ihr Bestes, ihre Tränen vor ihm zu verbergen. Schon in jungen Jahren begriff sie, dass es für ihn schon schwer genug war, sich von ihr und ihrer Mutter zu trennen. Sie wollte nicht, dass ihre Tränen ihm das Gefühl gaben, sie schuldig zurückzulassen.
Wenn er mutig genug war, in den Kampf gegen die Monster zu ziehen und dabei nicht zu weinen, dann würde sie auch stark genug sein, auf seine Rückkehr zu warten, ohne zu weinen.
Ihre Mutter tadelte Faye sanft und holte sie aus ihren Tagträumen zurück.
"Ich habe überall nach dir gesucht. Ich dachte schon, du hättest dich verirrt. Geh nicht so weit weg vom Haus. Komm, wir bereiten das Abendessen vor. Dein Vater wird bald hungrig sein. Er hat heute hart für uns gearbeitet und hat einen großen Hunger."
Während ihre Mutter die Decke zusammenlegte und Faye ihren Hasen wiedergab, fragte sie: "Hast du die Beeren für den Kuchen gepflückt?"
"Ja, Mammi", antwortete Faye leise, kaum mehr als ein Flüstern. Sie deutete auf die Stelle, an der sie vorhin gesessen hatte. "Sie sind im Korb."
Grace blickte zum Fuß des Pappelbaums und sah einen kleinen Weidenkorb voller praller roter und blauer Beeren. Ihre Mutter lächelte beim Anblick glücklich. Sie wusste, dass ihr Mann den ganzen Abend lang Faye dafür loben würde, wie gut sie die reifsten Beeren für seinen Kuchen gepflückt hatte. Dies brachte ihre Tochter zum Kichern vor Freude.
Hand in Hand mit ihrer Mutter schlängelte sich Faye den gewundenen Pfad in Richtung ihres Hauses entlang. Der Himmel färbte sich bereits dunkelgrau, und die Luft um sie herum war frisch und kühl. Während sie gingen, fegte ein Windstoß durch die Bäume und ließ Fayes langes goldblondes Haar um ihr Gesicht wehen.
Das ferne Grollen des Donners ließ ihr Herz aussetzen. Plötzlich spürte sie, wie winzige Wassertropfen ihre Haut sanft berührten, und sie wusste, dass ein Sturm nahte. Die Luft erfüllte sich mit dem Geruch von Petrichor, und unter ihren Füßen begann der Boden feucht zu werden. Sie mussten sich beeilen, um vor dem einsetzenden Regen zuhause anzukommen.
Das scharfe Geräusch von ihres Vaters Axt, die ins Holz hackte, verstummte plötzlich und hinterließ eine unheimliche Stille. Als Faye und ihre Mutter dem Haus näher kamen, verschlechterte sich das Wetter rapide; der Wind wurde stärker, und eine Gänsehaut bildete sich auf Fayes Haut, da die kalte Luft durch den dünnen Stoff ihres Kleides schnitt.
Ein ungutes Gefühl stellte sich ein. Als sie um die Ecke des Hauses bogen, bot sich ihnen ein unheilverkündender Anblick.
Das Vorderhaus lag im Schatten, das einzige Licht kam von einer flackernden Laterne auf der Veranda. Sie und ihre Mutter blieben wie angewurzelt stehen, ihr Herz schlug heftig, während sie die seltsame und beunruhigende Szene vor sich sahen.
Ihr Vater stand aufrecht, das Schwert schwingend, dessen Aura in hellem Blau leuchtete und die Dunkelheit des Sturms durchschnitt. Er war bereit, den riesigen Ritter zu bekämpfen, der auf einem massiven schwarzen Zuchthengst ritt. Das Pferd bäumte sich auf und überragte ihn.
Faye hörte die entsetzten Schreie ihrer Mutter, als der berittene Ritter sein Schwert zog und es in Richtung ihres Vaters schwang.
——
Das Schlafzimmer war still, bis Fayes durchdringende Schreie die Ruhe erschütterten.
A/N: Vielen Dank an alle Leser und für eure Power Stone-Stimmen. Ich schätze all euer Engagement, das zum Erfolg dieses Romans beiträgt! Nutzt bitte die Möglichkeit, eine Rezension zu hinterlassen und lasst andere wissen, wie sehr ihr das Buch genießt.