Tinas Sichtweise
Ich befand mich in einer angenehmen Wolke. So kaum was spürend, und einfach nur geborgen. Jemand hob mich hoch, und ich spürte wie allmählich ich aus der Wolke herausglitt. Ich öffnete die Augen und sah Gabriel, welcher mich trug. Aber ich hatte noch keine Kraft. Daher musste ich zusehen, wie er mich an einen dunklen Ort brachte. War ich im Rudelhaus? Den Ort hatte ich vorher nie betreten. Er ging mit mir in eine Zelle und legte mir Handschellen an. Ich hing so nun fast in der Luft. „Bitte… Gabriel…" brachte ich heraus, bevor er verschwand.
Nach einigen Stunden kam Amaneus ins Verlies. Ich war eindeutig sauer, wie er auch. Aber ich beschimpfte ihn. Er würde mich eh nicht frei lassen. Da war ich mir sicher. „Bis du dein Gedächtnis nicht vollständig verloren hast, wirst du hier unten bleiben. Das Personal wird dir Essen und Wasser geben." sagte er, und ich wütete: „Verpiss dich du blöder Halbwerwolf und Halbvampir. Ich wünschte, dass ich dich nie kennengelernt hätte. Ich wünschte mir, dass ich an der Straßenecke verreckt wäre." schrie ich. Er blieb stumm, drehte sich um, und totale Finsternis wurde nun mein Begleiter.
Wie Amaneus gesagt hatte kam das Personal und gab mir Wasser und Essen. Für meine Notdurft stand unter mir ein Eimer, der täglich gewechselt wurde. Nur dann sah ich Tageslicht. Zumindest ein bisschen. Sonst war alles schwarz. Ich fing an mit mir selbst zu reden. Dazu bekam ich nun heftige Kopfschmerzen, die mich im Verlies stundenlang schreien ließen. Nach einigen Tagen verlor ich dadurch meine Stimme. Es kam kein Ton mehr heraus. Nur Geräusche wie schluchzen oder knurren entlockte noch Geräusche. Reden und schreien wurde stumm mit der Zeit. Ich sah in meinen Essenszeiten wie mein Bauch angewachsen war. Wann ich wohl gebären würde? Ich hatte das totale Zeitgefühl verloren.
Aber ich hatte mir einen Plan ausgedacht zu entkommen. Ich konnte nur noch knurren statt reden. Das nutzte ich, als eines Morgens (zumindest ging ich vom Essen her davon aus) ein Dienstmädchen rein kam. Ich musste evtl. hierfür Durst und Hunger in Kauf nehmen, aber das war es wert.