Chapter 2 - Kapitel 2

Es war eine Win-Win Situation. Die aggressiven Häftlinge würden Ruhe geben, gleichzeitig an dem Tisch der nur in ihrer Zelle existierte gesichert werden und das Mädchen benahm sich nicht mehr wie eine Leiche, sondern folgte den Anweisungen willentlich.

Ihre Konzentration ging zurück zu dem blonden schlaksigen Wachen. Sie kannte alle Wachen hier in und auswendig, sie erkannte die Schritte, sogar die des Misters, selbst wenn sie noch nicht in Sichtweite waren. Doch er war ein neues Gesicht, und als ihre Augen sich trafen warf er ihr einen geschockten Blick zu. Sie kannte diese Blicke und störte sich nicht daran, doch sie sah das erste Mal einen Wachen der sie ohne Gier anstarrte. Gier nicht nach ihrem Blut. Obwohl sie der Meinung war, dass jeder Rubin blutete dachte sie trotzdem irgendwas an ihren Rubinen musste besonders sein da die Wachen so durchdrehten vor Freude als sie es damals das erste Mal sahen. Sie sah zwar ihre wechselnden Mitheftlinge bluten, jedoch war sie zu weit weg um andere Rubine sehen zu können. Sie hörte auch nicht das klacken aber in den Metallwannen aber schob es darauf, dass ihre Zellengenossen nicht stark genug bluten würden. 

Doch was war mit diesem Wachen? Sein Blick war gefüllt von Mitleid und keine Spur von irgendeinem Verlangen. Das sah sie nur bei anderen Sklaven, doch er konnte kein Sklave sein er hatte die typische graue Uniform an. Sie betrachteten sich eine Sekunde länger als nötig durch die Gitterstäbe bevor sich der Mann losriss, und aus der Tür verschwand von der er gekommen war. Sie wunderte sich was los war, da sie noch kein Frühstück bekam, so wie die anderen Heftlinge den Gang hinunter. Ihre große Zelle war die erste und sie konnte die Eingangstür auf und zu gehen sehen, leider schwing die Tür nach Innen auf deswegen konnte sie nichts von draußen sehen.

Sie hörte die Tür wieder aufgehen und sah den blonden großen Mann einen Jungen, vielleicht 15 Jahre alt, hineinschleifen. Die andere dicke Wache am Eingang kommentierte nur „schon wieder einer der sich nicht benehmen kann?" als ihre Gittertür aufgesperrt wurde und der blonde Mann den Jungen hineinwarf. Das alles passierte zum ersten Mal seit sie hier war. Erstens der Junge schrie nicht oder wehrte sich. Zweitens der Blonde Mann schnallte ihn nicht an den Tisch fest, sondern verließ die Zelle sofort. Der Junge der kurzerhand auf den Boden geworfen wurde stand auf und streifte den Staub von seiner Hose. Er sah sich in aller Ruhe um bis seinen Blick auf dem Mädchen landete. Ihr blick landete auf seinen schwarzen Hosen und schwarzen T-Shirt, eines wie sie eines trug. Seine violetten Augen und schwarzen Haare waren so wunderschön, er war so ein perfektes Bild vor ihr, dass sie nicht wusste was sie sagen sollte, selbst wenn sie sprechen würde. Ihre Gedanken kamen zum Stillstand als er sie musterte, seine Augen fixiert auf sie, als wären sie die einzigen Zwei Menschen auf der Welt. Er nahm ihr ganzes Bild auf, seine Augen kalt während ihm seine schwarzen seidenen Haare ins Gesicht hingen. 

Sie hätte mit allem gerechnet doch nicht mit dem was danach kam. Er fiel vor ihr auf die Knie während er sie weiter anstarrte bevor er sich auf seine Hände stützte, auf allen vieren löste er seinen Blick von ihr und starre auf den Boden. Sie bemerkte sein Stoßatmen als er immer wieder wiederholte „Nein, nein nein nein nein nein nein" er zitterte am ganzen Körper. Er wiederholte dieses Wort immer und immer wieder.

Das Mädchen fragte sich ob er irgendwie verletzt war, und obwohl sie außer, dass sie Anweisungen befolgte, sonst eigentlich nichts tat, stand sie bevor sie es wusste auf und ging zu dem Jungen. Sie wollte ihn umarmen, sie wusste selbst nicht wieso. Doch die Kette die sie an die Wand fesselte spannte bevor sie ihn in den Arm nehmen konnte. Das Geräusch führte dazu ihn aus seiner Umnachtung zu reißen und er blickte ihr direkt in die Augen, noch immer auf allen Vieren doch nicht weit von ihr entfernt durch ihren Größenunterschied. Seine wunderschönen violetten Augen waren rot und Tränen waren über seine Wange verteilt. Unbewusst hob sie ihre Hand an und legte sie an sein Gesicht, sie wischte vorsichtig die Tränen weg während. Sie hatte noch nie so eine liebevolle Geste gesehen oder erlebt, nun führte sie sie selbst aus, und sie fragte sich woher sie wusste was sie tun musste, warum sie es tat.

Der Moment in dem sie ihn von seinen Tränen befreite war eine Ewigkeit lang. Irgendwann stand der Junge auf nur um erneut den Staub von seiner Hose zu wischen, eine unbewusste Geste, die er sich wohl angeeignet hatte, vielleicht hatte er mal für eine reiche Familie gebreitet und sah es von dort.

Er stand also auf und ging zu der Wand wo das Mädchen vorher saß, er setzte sich im Schneidersitz hin und gestete mit seiner Hand zu dem Mädchen, sie solle herkommen. Das Mädchen folgte der Anweisung, wie sie es immer tat, und bevor sie wusste was vor sich ging saß sie auf seinem Schoß mit dem Rücken an seine Brust gepresst während er sie hielt. Zuerst war sie angespannt, doch schnell verflog diese, als er sie sicher in seinen Armen hielt und langsam vor und zurückwiegte. Er flüsterte in ihr Ohr „Alles wird gut, ich bin hier, niemand wird dir wehtun. Niemals wieder…. ich bin hier…. es ist vorbei…. alles wird gut.... ich bin da…" Das Mädchen kuschelte sich an ihn als wäre das hier alles das Normalste der Welt, und hörte seinen beruhigenden Worten zu. Es war ganz normal, dass er da war und es war jetzt alles wieder gut, er würde sich um alles kümmern und für sie sorgen. Sie erschrak bei den Gedanken die sich ihren Weg durch ihren Kopf bahnten. Sie verstand nicht was Vorsicht ging und sie verstand nicht wieso sie sich so sicher fühlte. Warum sollte sie sich bevor er da war nicht sicher fühlen? Diese Zelle ist alles was sie kannte und sie wusste wie oft sie zählen musste bis Frühstück Abendessen und Waschtag kamen. Warum sehnte sich ihr Körper nach jemanden der sie in die Arme nahm, wieso konnte sie nicht genug von dem Schutz bekommen den sie gerade empfand. Schutz vor was? Alles war gut! Es war doch alles in Ordnung. Die Schnitte taten nichtmehr weh und für sie war es kein Problem bluten. Wieso versuchte sie unweigerlich jeden Millimeter Abstand zu überwinden um irgendeine Wärme, seine Wärme zu spüren? Sie empfand das Gefühl von Sehnsucht, welches die Leere in ihr füllte um an ihren Emotionen die nicht mehr da waren zu rütteln. Sie war so überwältigt etwas zu fühlen, dass sie das Bewusstsein verlor.