Chapter 7 - Kapitel 7

Miriam richtete den großen Stuhl am Esstisch für Max zurecht. Er saß zu seiner Erleichterung neben Maggy, ihr gegenüber nahm Miriam Platz, am Tischende links zu ihnen saß Charls, das Oberhaupt des Hauses. Der erste Gang wurde serviert, und Max hätte fast mit den Händen nach dem Hühnerbein gegriffen, um es sich hineinzustopfen, eine antrainierte Handlung. Er hielt inne als er die Hand seiner Schwester spürte die ihn unter dem Tisch berührte um ihn zu stoppen. Sie sah ihn an und formte mit den Lippen „Mach es mir nach" dann griff sie elegant nach ihrem Besteck und fing an das Fleisch vom Knochen zu lösen. Max musste sich sehr bemühen, zusammenreißen während er ihrem Beispiel folgte, immer wieder zu ihr rüber sah um sich zu vergewissern, dass er nichts falsch machte.

Charls nahm einen Schluck Wein von seinem Glas, das ihm von einem alten Butler serviert wurde. Er räusperte sich und sprach: „Nun da du endlich wieder hier bist, musst du dich auch an einige Regeln halten." Max schluckte sein Essen runter, dass ihm fast im Hals stecken blieb. Die Art wie der Mann sich ausdrückte ließ es einem kalt den Rücken runterlaufen. Miriam stimmte zu „Wir bieten dir hier alles, die beste Ausbildung die man sich nur wünschen kann, ein Dach über den Kopf" sie lächelte so breit, dass man ihre Zähne sehen konnte. Charls lachte leise über ihre Untertreibung, es war eine riesige Villa und nicht nur ein Dach.

Sie fuhr fort „Einmal die Woche werden wir Doktor Dess herbitten, er wird dich betäuben, du wirst nichts spüren, keine Schmerzen, und du hilfst deiner Familie damit." Max sah alarmiert zu Maggy, seine Hände hielten sich an seinem Besteck fest. 

Maggy kaute zu Ende bevor sie unbekümmert sagte: „Doktor Dess ist nicht nötig." Ihre Mutter sah sie fragend an, ihr gefiel nicht was sie da hörte. „Ich werde mich um die Extraktion kümmern. Ich weiß noch, wie es geht von den Versuchen." Sie lächelte ihre Eltern kalt an und Miriam begann zu husten, während ihr Vater auf seinen Teller sah. Margret fuhr fort: „Max ist neu hier, er kam von der Straße wo er wer weiß was erlebte. Ihr wollt ihn jetzt auch noch in ein Zimmer mit einem Unbekannten werfen, der ihm Blut extrahiert?" Miriam rief sie wütend bei ihrem Namen, um ihr klarzumachen, dass sie die Grenzen einzuhalten hatte. 

Margret wisch sich den Mund vornehm mit ihrer Serviette ab bevor sie diese in aller Ruhe faltete und auf ihren Teller legte, alle Augen waren auf sie gerichtet und sie schien sich mit dieser Handlung Zeit zu verschaffen um über die richtigen Worte nachzudenken. Sie atmete unbemerkt tief durch. „Vater, Mutter, entschuldigt bitte. Wir haben jahrelang nach ihm gesucht und ich finde wir sollten ihn behutsam zurück in diese wundervolle Familie führen. Ich will ihm keine Angst machen, und dafür sorgen, dass er mit uns anständig und lange über die nächsten Jahrzehnte zusammenarbeitet."

Miriam dachte kurz nach und nickte zu dem was ihre Tochter sagte, sie warf einen ihrem Mann einen unsicheren Blick zu der Charls dazu brachte sich wieder an dem Gespräch zu beteiligen: „In Ordnung, Margret wird sich um die Extraktion kümmern." Bestimmte er und wandte sich seiner Tochter zu. „Doktor Dess wird mit dir noch einmal über den Ablauf reden. Ich verstehe, dass wir behutsam vorgehen müssen. Margret, du wirst damit eine wichtige Rolle in der Familie übernehmen. Enttäusch mich nicht." Den letzten Satz flüsterte er ihr drohend zu. Maggy lächelte breit „Danke Vater." Sie drehte sich zu Max der erleichtert ausatmete, um ihm zu zuzwinkern. Er hatte gar nicht gemerkt wie er die Luft scharf eingezogen und angehalten hatte, als sich die Erwachsenen auf seine Schwester konzentriert hatten.

Das Essen ging in Stille vorbei, die Eltern ließen ihre Kinder nicht aus den Augen, Maggy war in ihren Gedanken versunken und Max versuchte so gebührlich wie möglich mit seinem Besteck umzugehen. 

Er versuchte die Blicke der Erwachsenen zu ignorieren, doch er der Schweiß rann an seinem Körper herunter. Er war noch immer in dem was er trug als er von der Straße hergebracht wurde. Sein Schlamm-farbenes Shirt und die knöchellange beige Hose waren zwar nicht in perfekter Kondition und ihm etwas zu groß, doch sie waren sauber und nicht vergleichbar zu dem Aufzug anderer Straßenkinder. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es endlich vorbei und sein Vater verabschiedete sich in dem er Max´ Schulter packte, so fest, dass der Junge zusammenzuckte, und ihm zunickte, Miriam lächelte ihn noch einmal an, er wünschte sie würde das einfach unterlassen, und strich ihm über seine schwarzen Haare. Als die Kinder allein im Speisesaal waren nahm ihn Maggy bei der Hand, um ihn in sein Zimmer zu bringen. Als sie den Irrgarten der Gänge überwunden hatten waren sie endlich da und setzten sich gemeinsam auf das Bett. Maggy war im Schneidersitz am Fußende während Max an dem Kopfende des Bettes lehnte, seine Beine ausgestreckt. Er wusste nicht was er mit seinen Händen machen sollte also verschränkte er seine Arme. 

Noch bevor er sie irgendetwas fragen konnte, wollte sie von ihm wissen, ob er eine Geschichte hören wollte. Er nickte unbewusst. Sie machte eine lange Pause, und starrte auf ihre Handrücken, er beobachtete wie sich ganz leicht unbekannte Emotionen auf ihrem Gesicht widerspiegelten, hätte er kurz weggeblickt hätte er es nicht bemerkt. Als Max schon dachte sie würde gar nicht mehr anfangen begann sie zu erzählen.

 

Sie erzählte ihm von einem Monster, welches unglaublich gierig war. Es wollte mehr fressen als es hatte, also beschwor es etwas. Etwas, dass einem Gott gleichkam. Von dem Gott wünschte es sich mehr Fleisch, der Gott gewährte den Wunsch, doch er verlangte einen Preis. Hastig stimmte das Monster zu, die Frau des Monsters war zu der Zeit schwanger und als sie endlich einen Sohn gebar hatte der Gott sein Versprechen noch immer nicht erfüllt. 

Das Monster wurde ungeduldig und fing an Hunger zu bekommen, es war sich sicher, dass es von dem Gott betrogen wurde. Jahre vergingen und der Sohn des Monsters wurde schwer verletzt, da verstand es, dass der Gott sein Versprechen doch eingehalten hatte, das Fleisch des Sohnes war unglaublich nahrhaft und unwiderstehlich. Nun würde das Monster anfangen seinen Sohn zu verschlingen, gleichzeitig würde er stetig Nachkommen zeugen, um sich auch an deren Fleisch bereichern zu können. 

Zeit war vergangen und er hatte nun Söhne die langsam verzehrt wurden. Der älteste Sohn war bald alt genug und wurde verheiratet, das Monster bekam inzwischen weitere Kinder, darunter ein Mädchen. Doch zu seinem Schrecken war das Fleisch des Mädchens ungenießbar, so ermordete er es, es war ohne Nutzen.