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Chapter 2 - Kapitel 2

Das quälende Gefühl dröhnender Kopfschmerzen ist das erste was ich am nächsten Morgen wahrnehme.

Mein neues Leben fängt ja wirklich toll an!

Mühsam richte ich mich auf, presse die Hände an den Kopf in der Hoffnung den Schmerz etwas einzudämmen und schlurfe in meinem übergroßen T-shirt in die Küche. Nachdem ich eine Aspirin genommen habe, mache ich erstmal die Kaffeemaschine an. (Was soll ich sagen, ich bin halt ein Kaffee Junkie)

Nach der ersten Tasse meines Lebenselexiers bin ich etwas wacher und die Kopfschmerzen lassen Gott sei Dank auch nach.

Also raffe ich mich auf um durch eine Dusche wieder einigermaßen vorzeigbar zu werden.

Ein erleichtertes Seufzen ausstoßend stehe ich unter dem heißen Strahl. Langsam entspannen sich meine verkrampften Muskeln und ich beginne mich wieder halbwegs gut zu fühlen.

Als ich aus der Dusche trete ist meine Haut fast so rot wie ein Hummer.

Ich creme meinen Körper gründlich ein.

Hmm, ich liebe diesen Geruch nach Vanille. Es gibt für mich kaum einen schöneren Geruch.

Nachdem ich mir ein bequemes blaues Shirt und eine ebenso blaue Jeans angezogen habe, versuche ich meine Haare von zahlreichen Knoten zu befreien. - Ein mühsames Unterfangen

Während ich noch eine schöne heiße Tasse Milchkaffee trinke sehe ich die Stellenangebote an meinem Laptop durch, denn ich muss ja jetzt selbst für mich sorgen.

Zwar habe ich es irgendwie trotz meiner Trauer geschafft einen ganz guten Highschool Abschluss zu machen, aber den Traum eines Studiums im Sozialwesen kann ich mir nun nicht mehr erfüllen.

Bei diesem Gedanken zieht sich mein Herz erneut schmerzhaft zusammen und meine Augen beginnen aufgrund der aufsteigenden Tränen zu brennen.

Entschlossen dränge ich sie zurück und konzentriere mich wieder auf die Stellenanzeigen.

Drei Stunden und etliche Telefonate später ist von meinen mühsam gebürsteten Haaren nicht mehr viel übrig.

Es ist buchstäblich zum Haareraufen.

Wieso will mir einfach niemand eine Chance geben. Entweder bin ich zu jung, hab keine Erfahrung oder es wird ein Studium vorausgesetzt.

Ich weiß nicht wie viele Telefonate ich letztlich geführt habe, bis ich endlich ein Vorstellungsgespräch in einem kleinen Diner Namens Maxine's habe. Es liegt auf der anderen Seite des Waldes in Moonville, einer Kleinstadt mit ca. 10000 Einwohnern.

Ich denke der Inhaber Mr. Henders konnte meine aufsteigende Verzweiflung hören und hat mich für morgen zum Gespräch gebeten.

"Gott sei Dank! Wenigstens ein kleiner Lichtblick! "

Erleichtert sitze ich auf meinem Küchenstuhl und stoße einen tiefen Seufzer aus während ich meinen Blick abwesend durch den kleinen Raum schweifen lasse.

Ein Herd, Kühlschrank, eine Arbeitsplatte, zwei Hängeschränke, ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Alles in dunkler, altmodischer Eiche.

Nichts besonderes, aber trotzdem mein Zuhause.

Und trotzdem werde ich es hinter mir lassen müssen,ob ich den Job bekomme oder nicht.

Die Busfahrt nach Moonville dauert nämlich geschlagene zwei Stunden, da es keinen direkten Weg durch den Wald gibt.

Sollte ich den Job nicht bekommen, kann ich die Miete nicht mehr leisten.

Egal wie es also läuft, ich werde mein Zuhause aufgeben müssen.

Mal wieder laufen mir die Tränen über die Wangen als Erinnerungen an die Vergangenheit mit meiner Mutter in mir aufsteigen.

Nicht alle Erinnerungen waren fröhlich, denn wir hatten oft nicht genug Geld.

Dafür haben wir uns umso mehr geliebt.

Entschlossen raffe ich mich auf, schalte das Radio an und fange an zu einem Popsong den ich nicht mal kenne quer durch die Wohnung zu tanzen. Genauso wie wir es zusammen immer gemacht haben wenn wir dachten nicht mehr weiter zu wissen.

Als ich am nächsten Tag mit dem Bus unterwegs zu meinem Vorstellungsgespräch bin, kann ich vor lauter Nervosität nicht still sitzen. Der Mann im Sitz mir gegenüber schnaubt genervt während die flachen Absätze meiner schlichten, schwarzen Halbschuhe immer wieder auf dem Boden des Busses stoßen.

Verlegen färben sich meine Wangen rot. "Tut mir leid, ich bin einfach nervös." versuche ich zu erklären.

Der Mann, den ich auf ca. 26 Jahre schätzen würde, verdreht nur die Augen setzt sich Kopfhörer auf und sieht demonstrativ aus dem Fenster.

Seit fast zwei Stunden sitze ich schon im Bus auf dem Weg nach Moonville.

Ich habe das Gefühl mit jeder Minute die vergeht werde ich zappeliger.

Dieses Vorstellungsgespräch entscheidet immerhin darüber, wie meine Zukunft aussehen wird.

Werde die Chance auf einen neuen Anfang haben, oder laufe ich Gefahr bald unter einer Brücke zu enden.

Oh mann, was bin ich mal wieder melodramatisch.

Während der Bus die letzten Kilometer zurücklegt betrachte ich mein Spiegelbild.

Ich habe meine blonden Haare im Nacken locker geflochten und mit einem schmalen Band zusammen gefasst.

Trotz des leichten Makeup das ich ausnahmsweise aufgelegt habe wirkten Gesicht noch fahl, meine blauen Augen dadurch zu groß für mich.

Ich tage eine schlichte, petrol farbene Bluse und eine einfache schwarze Hose.

Alles in allem sehe ich meiner Meinung nach recht ordentlich aus.

In diesem Moment hält der Bus mit quitschenden Bremsen an meiner Haltestelle.

Ich schnappe mir meine schlichte schwarze Tasche mit meinen Unterlagen und steige aus.

Draußen lasse ich meinen Blick durch die Umgebung schweifen.

Was ich sehe wirkt sehr idyllisch auf mich. Eine friedliche Atmosphäre, fast wie aus einer anderen Zeit.

Die Straße säumen zwar rechts und links die typischen zweistöckigen Reihenhäuser, aber nichts davon wirkt heruntergekommen.

Alles ist sehr gepflegt.

Nirgends blättert Farbe von den Wänden oder Fensterläden.

Ich schaue kurz auf meinem Handy nach in welche Richtung ich muß und gehe dann gemächlich die Straße entlang. Ich habe noch eine gute viertel Stunde Zeit und keinen weiten Weg mehr. Höchstens noch sechs Häuser.

Die Schaufenster der Geschäfte betrachte ich neugierig.

Hier scheint alles schnell erreichbar zu sein. Ich habe bereits einen Bäcker, eine Fleischerei, und einen Drugstore gesehen.

Dann stehe ich auch schon vor dem Maxine's.

Ein Holzschild auf dem in blutroten Lettern Maxine steht schwingt träge im leichten Wind hin und her.

Durch die Fenster kann ich sehen das Holz auch im Diner überwiegt.

Vor ein langen Holztheke stehen Hocker aus dem selben Material mit genau so blutroten Bezügen wie die Schrift des Schildes.

Entlang der Fensterwand stehen passende Tische und Bänke an denen jeweils 4 Personen Platz finden.

Ich kann erkennen dass das Maxine's anscheinend zu dieser Zeit bereits gut besucht ist.

Es sind kaum noch Plätze frei.

Eine nicht zu übersehen schwangere Frau mit langen hellblonden Haaren die ich auf Mitte zwanzig schätzen würde bedient an den Tischen während hinter dem Tresen ein großer Mann in den fünfzigern mit braunen von grau durchsetzten Haaren steht. Das wird vermutlich Mr. Henders sein.

Ich atme noch einmal tief durch, in der Hoffnung das man mir meine Nervosität nicht ansieht und denke

-Wünsch mir Glück Mom - .

Dann trete ich durch die Tür; meinem Schicksal entgegen.