Chereads / Der Aufstieg der Drachen - Band 3 / Chapter 6 - 5. Die letzte Prüfung

Chapter 6 - 5. Die letzte Prüfung

Der Kern erwacht

Das Licht des Kerns erstrahlte so hell, dass es alles um Danny und seine Gefährten verschlang. Die Welt, wie sie sie kannten, zerfiel, bis nur noch der Kern übrig war – ein pulsierendes Licht in schimmerndem Kristall, umgeben von endloser Leere. Kira und Kael'thar standen hinter Danny, doch ihre Stimmen klangen gedämpft, als ob sie durch eine unsichtbare Wand voneinander getrennt wären.„Hüter,"erklang die Stimme des Kerns.„Du hast Licht und Dunkelheit gemeistert, doch das Gleichgewicht ist mehr als die Summe seiner Teile. Es verlangt eine letzte Entscheidung."„Welche Entscheidung?" fragte Danny und trat näher an die schwebende Sphäre heran. „Das Gleichgewicht ist instabil, weil es an eine Form gebunden ist. Licht und Dunkelheit kämpfen nicht, weil sie Gegner sind, sondern weil sie unvollständig sind. Um die Welt zu retten, musst du sie vereinen." Dannys Atem stockte. „Vereinen? Wie?" „Indem du dich selbst opferst. Dein Wesen, dein Geist, wird zur Brücke, die sie verbindet. Doch wenn du es tust, wirst du nicht mehr existieren. Es wird keine Hüter geben – nur die Reinheit des Gleichgewichts."

Der Moment der Wahrheit

Stille folgte diesen Worten. Danny spürte die Bedeutung dessen, was der Kern verlangte, und das Gewicht dieser Entscheidung schien ihn zu erdrücken. „Du willst, dass ich alles aufgebe?" fragte er, seine Stimme voller Zweifel. „Meine Freunde, mein Leben, alles, wofür ich gekämpft habe?"„Das Gleichgewicht ist keine Belohnung,"sagte der Kern.„Es ist ein Opfer. Die Welt ist mehr als die Summe ihrer Teile – sie ist ein Tanz, der ohne die Brücke zusammenbrechen wird."Kira, die trotz der unsichtbaren Barriere zu Danny rufen konnte, schrie: „Das kannst du nicht tun! Es muss einen anderen Weg geben!" Kael'thar brüllte, seine Flügel schlugen heftig, doch auch er konnte nicht näher treten. „Danny, wir können einen anderen Weg finden! Du bist der Hüter, du musst bleiben!"

Danny drehte sich zu ihnen um. Er sah ihre Gesichter, voller Angst und Entschlossenheit, und er wusste, dass sie glaubten, dass er eine Lösung finden konnte – eine, die ihn nicht kosten würde. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass der Kern recht hatte.

Der Abschied

Danny trat einen Schritt zurück und blickte zu Kira und Kael'thar. „Ihr habt beide mehr getan, als ich jemals verlangen könnte. Ihr habt an mich geglaubt, als ich es selbst nicht konnte. Aber das hier... das ist meine Aufgabe." „Nein!" rief Kira, Tränen liefen über ihr Gesicht. „Du musst das nicht tun! Wir sind ein Team – wir finden einen anderen Weg!" „Es gibt keinen anderen Weg," sagte Danny leise. „Der Kern verlangt nicht, dass wir kämpfen. Er verlangt, dass wir verstehen. Das Gleichgewicht kann nicht durch Stärke oder Verstand erreicht werden – nur durch Hingabe." Kael'thar senkte seinen Kopf. „Hüter... es war mir eine Ehre, an deiner Seite zu stehen." Danny nickte ihm zu und wandte sich dann wieder dem Kern zu. Das Sternenfeuer in seiner Brust pulsierte wie ein Herzschlag, stärker und heller als je zuvor. „Ich bin bereit," sagte er mit fester Stimme.

Die Verschmelzung

Das Licht des Kerns begann zu wachsen, es umhüllte Danny und löste ihn langsam von der Welt, die er kannte. Er spürte keine Angst, keinen Schmerz – nur eine tiefe, durchdringende Stille. Das Sternenfeuer in seiner Brust und die Sternenlichtklinge in seiner Hand verschmolzen mit dem Kern, und Danny fühlte, wie seine Essenz eins wurde mit der Welt. Licht und Dunkelheit schlossen sich in einem einzigen, harmonischen Puls zusammen. Die Stimme des Kerns erklang ein letztes Mal: „Du bist nicht verschwunden, Hüter. Du bist das Gleichgewicht. Für immer." Das Licht explodierte in einer Welle aus Energie, die durch die Welt raste. Berge bebten, Flüsse leuchteten, und der Himmel wurde von Farben erfüllt, die niemand zuvor gesehen hatte.

Die neue Welt

Als das Licht verblasste, standen Kira und Kael'thar auf der Ebene, wo der Kern gewesen war. Der Kristall war verschwunden, ebenso wie Danny. Die Welt war still – aber sie war anders. Die Schatten waren fort. Die übermächtige Helligkeit des Lichts war verschwunden. Stattdessen herrschte eine Harmonie, die sie nie zuvor gespürt hatten. Kira sank auf die Knie, ihre Hände zitterten. „Er hat es wirklich getan..." Kael'thar legte seine Flügel schützend um sie. „Er hat das Gleichgewicht bewahrt – und uns allen eine neue Chance gegeben." In der Ferne begann die Welt zu erwachen. Pflanzen wuchsen, Tiere kehrten zurück, und Menschen spürten eine neue Art von Frieden, die sie nicht erklären konnten. Doch im Herzen von Kira und Kael'thar blieb ein Schmerz – der Verlust ihres Freundes.

Ein letzter Funke

Als Kira und Kael'thar sich umdrehten, um die Insel zu verlassen, flackerte plötzlich ein kleines Licht in der Luft. Es war schwach, kaum sichtbar, aber es trug eine Wärme, die sie beide sofort erkannten. „Danny?" flüsterte Kira. Das Licht schwebte zu ihr und verweilte für einen Moment, bevor es in den Himmel aufstieg und in den Sternen verschwand. Kael'thar sah ihr nach und sagte leise: „Er ist nicht fort. Er ist ein Teil von allem." Kira wischte sich die Tränen aus den Augen, erhob sich und sagte entschlossen: „Dann sorgen wir dafür, dass sein Opfer nicht umsonst war."

Das neue Gleichgewicht

Der Kreis des Gleichgewichts wuchs weiter, getragen von der Erinnerung an Danny und das, wofür er gekämpft hatte. Menschen, Drachen und andere Völker arbeiteten zusammen, um die Harmonie zu bewahren, die der Kern erschaffen hatte. Doch irgendwo in den Tiefen der Welt, in den Flüstern der Winde und im Rauschen der Wellen, blieb eine Erinnerung zurück – die Geschichte eines Hüters, der alles opferte, damit die Welt neu beginnen konnte. Und so begann ein neues Zeitalter – das Zeitalter des Gleichgewichts.