Chereads / Der Aufstieg der Drachen - Band 3 / Chapter 9 - 9. Die Wahrheit der Quelle

Chapter 9 - 9. Die Wahrheit der Quelle

Die letzte Enthüllung

Das Licht der Quelle verschlang alles um Kira und ihre Gefährten. Die schwebenden Inseln, die Lichtbrücken und sogar der Raum selbst verschwanden, bis nur noch die reine, pulsierende Energie der Quelle übrigblieb. Kira stand allein in der Leere, den Kristall des Kerns in ihrer Hand. Das Licht der Quelle wurde heller, und dann sprach sie mit einer Stimme, die gleichzeitig sanft und unendlich mächtig war: „Du hast den Weg gefunden, doch die Wahrheit liegt jenseits von allem, was du kennst. Bist du bereit, zu sehen, was vor dir verborgen wurde?" „Ich bin bereit," sagte Kira entschlossen. Das Licht der Quelle flackerte, und vor ihr erschien eine Vision. Sie sah die Welt, wie sie am Anfang gewesen war – nicht geordnet, sondern chaotisch. Licht und Dunkelheit existierten nicht getrennt, sondern als ein einziger, roher Strom von Energie.

„Die Welt wurde nicht erschaffen,"sagte die Quelle.„Sie wurde geboren. Und aus dieser Geburt entstanden die Kräfte, die ihr Licht und Dunkelheit nennt. Doch sie sind nur Fragmente der Wahrheit."

Kira sah, wie der Kern entstand – ein leuchtender Funke, der die rohe Energie der Welt bändigte und in Harmonie brachte. Doch diese Harmonie war nicht perfekt. Als Licht und Dunkelheit sich voneinander trennten, begannen sie zu kämpfen, und der Kern konnte sie nur mühsam im Gleichgewicht halten. „Das Gleichgewicht, das ihr sucht, ist eine Illusion. Es ist kein Zustand, sondern ein ewiger Tanz. Und dieser Tanz wird nie enden, solange die Welt existiert."

Die Wahl

Plötzlich erschien eine zweite Vision vor Kira – eine, die ihre Hände zittern ließ. Sie sah eine mögliche Zukunft: Licht und Dunkelheit verschmolzen wieder zu einem einzigen Strom, doch die Welt, wie sie sie kannte, existierte nicht mehr. Es war eine neue Welt, eine Welt jenseits von Ordnung und Chaos, aber auch jenseits von allem, was sie liebte. „Was willst du von mir?" fragte Kira.

„Die Quelle ist die Essenz der Welt,"sagte die Stimme.„Doch sie ist instabil. Ihr könnt sie verschließen und das Gleichgewicht bewahren, wie es jetzt ist. Aber das wird bedeuten, dass der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit niemals endet. Oder ihr könnt die Quelle öffnen und eine neue Welt erschaffen – eine, die frei von diesen Kräften ist. Doch dafür müsst ihr alles aufgeben, was ihr kennt."

Kira spürte das Gewicht der Entscheidung. „Was wird aus denen, die ich liebe? Was wird aus Danny?" „Danny ist ein Teil des Gleichgewichts. Seine Essenz wird bleiben, egal welche Wahl du triffst. Doch die Welt, wie du sie kennst, wird sich verändern – oder sie wird in ihrem ewigen Kreislauf gefangen bleiben."

Der Rat der Gefährten

Plötzlich war Kira nicht mehr allein. Kael'thar und die anderen Wächter erschienen an ihrer Seite, als ob die Quelle sie zu ihr gerufen hätte. „Was ist los?" fragte Kael'thar, seine Stimme voller Sorge. Kira erklärte ihnen die Wahl, die die Quelle ihr gestellt hatte. Stille folgte ihren Worten, während jeder die Tragweite der Entscheidung verarbeitete. „Die Welt, wie sie jetzt ist, ist nicht perfekt," sagte Kael'thar schließlich. „Aber sie ist unsere Welt. Wenn wir sie bewahren können, sollten wir es tun." Ein anderer Wächter schüttelte den Kopf. „Aber der ewige Kampf wird niemals aufhören. Vielleicht ist es besser, neu anzufangen." Alle Augen richteten sich auf Kira. Sie wusste, dass die Entscheidung letztendlich bei ihr lag. Der Kristall des Kerns pulsierte in ihrer Hand, als ob er ihr Mut zusprechen wollte.

Die Entscheidung

Kira trat vor die Quelle, ihr Blick fest und klar. „Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass es keine perfekte Antwort gibt," sagte sie. „Aber die Welt ist nicht nur Licht und Dunkelheit. Sie ist auch Hoffnung, Freundschaft und Liebe. Und ich kann das nicht aufgeben." Sie hob den Kristall des Kerns und richtete ihn auf die Quelle. „Ich wähle, das Gleichgewicht zu bewahren. Möge der Tanz von Licht und Dunkelheit weitergehen – aber wir werden kämpfen, um ihn zu verstehen." Die Quelle leuchtete auf, und ein tiefes Summen erfüllte die Luft. Es war kein Zorn, sondern Akzeptanz. „Deine Wahl ist getroffen, Hüterin. Möge dein Mut das Gleichgewicht stärken." Das Licht der Quelle explodierte, und Kira spürte, wie ihre Essenz von Energie durchströmt wurde. Sie sah, wie die Welt sich stabilisierte, wie Licht und Dunkelheit ihre Positionen fanden und der Kampf in eine fragile Harmonie überging.

Die Rückkehr

Als Kira die Augen öffnete, war sie wieder in der echten Welt, vor dem Tor der Ruinen. Kael'thar und die anderen Wächter standen um sie, erschöpft, aber lebendig. „Hast du es geschafft?" fragte Kael'thar. Kira nickte langsam. „Das Gleichgewicht bleibt. Die Quelle ist geschlossen – aber sie ist nicht verschwunden. Wir müssen weiter kämpfen, um die Harmonie zu bewahren."

Der Kristall des Kerns war nicht mehr bei ihr. Er war verschwunden, ein Teil der Quelle geworden. Doch in ihrem Herzen spürte sie, dass Danny irgendwo lächelte.

Ein neues Zeitalter

Die Gruppe kehrte nach Sylvandor zurück, wo Eldara bereits auf sie wartete. Die Seherin sah Kira an und nickte. „Du hast das Richtige getan. Die Welt wird weiterleben." Doch Kira wusste, dass der Kampf nie wirklich vorbei war. Das Gleichgewicht war bewahrt, aber die Kräfte von Licht und Dunkelheit würden immer wieder versuchen, es zu brechen. „Wir haben eine Verantwortung," sagte Kira zu den versammelten Wächtern. „Das Gleichgewicht ist kein Ziel, sondern ein Weg. Und wir werden diesen Weg weitergehen – für Danny, für die Quelle und für alles, was wir lieben." Die Welt atmete auf, und ein neues Zeitalter begann – eines, in dem die Hüter des Gleichgewichts wachsam blieben, denn die Prüfungen würden niemals enden.

Doch in den Sternen, in der Stille der Nacht, hallte eine leise Stimme: „Kira, du hast die richtige Wahl getroffen. Und ich werde immer bei dir sein."