"Was?"
Se Ah weitete kurz die Augen und fing dann an, unkontrolliert zu lachen, was Sang Hyuk völlig unvorbereitet traf.
"Warum lachst du?"
Sein aufrichtig verwirrter Gesichtsausdruck machte es ihr nur noch schwerer, sich wieder einzufangen. Sie lachte weiter, als wäre sie verrückt geworden, und als der Lachanfall endlich vorbei war, schob sie ihn weg und stand auf.
"Lim Sang Hyuk... ich bevorzuge es, oben zu sein und die Kontrolle zu haben. Wenn du dich mir gegenüber so dominant aufspielst, fürchte ich, wird das nicht klappen."
Ihre unerwartet kalten Worte machten ihn ziemlich wütend. Warum benahm sie sich so? Das hatte er von Miss Yoon, die bekannt dafür ist, freundlich und gehorsam zu sein, definitiv nicht erwartet. Aber noch wichtiger... Sie verhielt sich vollkommen anders als das, was er von jemand Bestimmtem über sie gehört hatte.
Der Mann stand ebenfalls auf, ging auf Se Ah zu und strich sich mit einem genervten Seufzer das zerzauste Haar zurück.
"Se Ah... das ist doch nur ein One-Night-Stand, nicht wahr? Also tu mir den Gefallen. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen, ich werde dafür sorgen, dass du dich gut fühlst."
Er legte seine Arme um ihre Taille, senkte seinen Kopf zu ihrer Brust und ließ seine heiße Zunge über ihre Brüste gleiten. Se Ah konnte nicht anders, ihre Hand bewegte sich wie von selbst – sie packte ihn an den Haaren und drückte seinen Kopf nach unten, gegen ihren Schritt, aber statt zu folgen, stöhnte Sang Hyuk nur und zog sein Gesicht zurück. Es war als befänden sich die beiden im Krieg und keiner wollte nachgeben.
"Okay, das wird wohl nichts. Dann gehe ich eben zuerst."
Sie zog in aller Eile ihr Höschen und ihr Satinkleid an, griff ihre Handtasche und blieb direkt vor der Tür stehen und sagte, ohne sich umzudrehen:
"Lim Sang Hyuk. Vergiss die Sache von heute Abend, wir tun so, als wäre es nie geschehen."
Se Ah schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zu den Fahrstühlen, als sie plötzlich einen festen Griff an ihrem Handgelenk spürte – Sang Hyuk drehte sie herum, presste sie gegen die Wand und packte ihr Gesicht an ihrem Kinn und verschluckte förmlich ihre Lippen, sie drohte fast zu ersticken. Er bewegte sich in ihrem Mund wie eine Schlange in wilder Raserei. Das schwere Gewicht seines Körpers, das auf ihr lastete, machte es ihr schwer sich zu bewegen. Sie versuchte, mit den Armen zu zappeln, aber seine große Hand hielt beide ihre Handgelenke mit einer enormen Kraft fest, sodass es sich anfühlte, als könnten sie jeden Moment brechen. Sie war gefangen.
Da sie nicht wusste, was sie tun sollte, biss Se Ah kräftig in seine Unterlippe und schmeckte sofort Eisen auf ihrer Zunge. Der Mann wich zurück, berührte mit freier Hand seine Lippen und als er das Blut an seinen Fingern sah, starrte er sie an wie ein wildes, verwundetes Tier und schrie:
"Du Schlampe!"
Er hob seine Hand zum Schlag, als sie laute Schritte aus dem Notausgang hörten und ein großer Mann in schwarzer Uniform herbeieilte, an dessen Jacke ein Schild mit der Aufschrift "Sicherheit" befestigt war. Er hatte einen ernsten Ausdruck auf dem unerwartet gut aussehenden Gesicht.
"Was geht hier vor? Miss, belästigt er Sie?"
Verwirrt und erschreckt, sprang Sang Hyuk fast von Se Ah weg und kratzte sich am Hinterkopf.
"N-nein, natürlich nicht! Sie wollte gerade gehen und –"
"Es ist in Ordnung, Sir, ich entschuldige mich, falls wir Störungen verursacht haben. Ich habe mich hier mit einem Freund getroffen und jetzt gehe ich."
Sie verbeugte sich leicht vor den beiden und verschwand hinter der Aufzugstür. Es war endgültig vorbei. Zumindest für sie.
Sang Hyuk wischte sich noch einmal seine blutende Lippe ab und wollte gerade zurück in den Raum gehen, als der Sicherheitsmann ihn plötzlich am Hals packte, selbst in den Raum zerrte und ihn wie ein Stück Müll auf den Boden warf.
"Was zum Teufel glaubst du, was du hier machst?!"Der Mann schrie ihn ängstlich an, doch statt zu antworten, trat der Wachmann zur Seite und Sang Hyuk sah einen weiteren großen Mann in Schwarz, dessen Gesicht von einer schwarzen Maske verhüllt war, langsam auf sich zukommen.
"Hyung, soll ich's dir überlassen?"
Der Maskierte nickte und gab dem anderen Mann ein Zeichen zu gehen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, erkannte Sang Hyuk am Klang, dass sie von außen verriegelt worden war.
"Wer zum Teufel sind Sie eigentlich?"
"Das wollte ich Sie eben fragen."
Der Mann hockte sich direkt vor Sang Hyuk, musterte ihn von oben bis unten, seufzte dann und fuhr sich mehrmals mit seiner großen Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. Dann richtete er sich auf und schlenderte absichtlich langsam um Sang Hyuk herum, als wollte er ihn noch mehr einschüchtern.
"Ein Fünf-Sterne-Hotel, ein teures Zimmer mit Aussicht, eine edle Flasche Champagner... Entwickler scheinen ja eine Menge zu verdienen, um so großzügig für eine Nacht auszugeben. Wäre es nicht günstiger, einfach eine Prostituierte zu nehmen?"
"W-was wollen Sie?"
Der mysteriöse Mann griff nach der halbleeren Champagnerflasche, trat hinter Sang Hyuk und goss den Inhalt über dessen Kopf.
"Ich will, dass Sie ihre schmutzigen Finger von Miss Yoon lassen. So einfach ist das."
Sang Hyuk lachte nervös auf und versuchte, sein nasses Gesicht hektisch zu säubern.
"Was soll das? Sind Sie ihr Freund oder was? Haben Sie eine Ahnung, was Sie hier gerade tun? Sie greifen mich an! Warten Sie, ich rufe die Polizei, Sie werden schon sehen—"
Er konnte den Satz nicht beenden, denn der maskierte Mann schlug mit einer leeren Flasche auf seinen Kopf. Ein dumpfer, intensiver Schmerz riss ihn zu Boden und dunkles Blut bedeckte die Hälfte seines verängstigten Gesichts. Sang Hyuk war bereits halb bewusstlos, doch der andere Mann dachte nicht daran, ihn in Ruhe zu lassen. Er packte ihn an den Haaren und schlug sein Gesicht gegen die Wand, brach ihm dabei Nase und Zähne. Alles geriet aus den Fugen, Sang Hyuk wollte schreien und weinen, doch immer wenn er den Mund öffnen wollte, schlug man ihn anderswo, sodass er nach Luft schnappte. Ein weiterer Schlag, ein Tritt, ein Fausthieb... Irgendwann spürte er nichts mehr, nur seinen schweren Körper, der von so unbeschreiblicher Wut zermalmt wurde, dass es sich anfühlte, als sei er bereits in der Hölle. Und als er es nicht mehr ertragen konnte, schloss er endlich die Augen und verlor das Bewusstsein.
Die Tür zum Raum öffnete sich erneut. Der Sicherheitsmann schaute sich zuerst im Zimmer um, dann fiel sein Blick auf den scheinbar leblosen Mann am Boden, und er klickte mit der Zunge.
"Min Hyun, könntest du wenigstens das Eigentum des Hotels verschonen? Sonst bekomme ich wieder Ärger!"
Lee Min Hyun zog die schwarze Maske von seinem schweißnassen Gesicht und warf sie zu Boden. Dann blickte er auf Sang Hyuks zugerichteten Körper und lächelte, während er erschöpft seufzte.
"Tut mir leid, Ji Seon, das geht auf meine Kappe."
Er legte seine Hand auf Ji Seons Schulter und sagte mit ruhiger Stimme,
"Schaff ihn raus und sieh zu, dass er unseren Anweisungen Folge leistet, okay?"
"Alles klar, Hyung."
Ji Seon lächelte, schloss die Zimmertür und ließ Min Hyun allein in einem leeren Flur zurück. Der Mann zog eine zerknüllte Zigarettenschachtel aus seiner Tasche, steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie an und zog den Rauch ein, als wäre es seine allerletzte.
'So... jetzt geht es also um Miss Lee, hm?'