Chapter 10 - Selena

'NIX zog verärgert die Brauen zusammen.

"Warum nicht? Was bedeutet sie für dich? Warum bist du so darauf erpicht sie zu behalten? Warum verhältst du dich so egoistisch?"

"ICH WEISS ES NICHT!" rief Valeric, drehte sich um und schlug ein Loch in die Wand. "Ich verstehe es selbst nicht, aber ich schaffe es nicht. Ich werde sie nie gehen lassen können. So fühle ich, seitdem ich diesen winzigen Funken zufällig spürte, an dem Tag, als unsere Wege sich kreuzten. Ich habe es dir erzählt und..."

"Das sind nur Halluzinationen. Reiß dich zusammen! Du bist nicht fähig, einen Partner zu haben, keinen Funken zu spüren, von niemandem und auch nicht von ihr. Du ersehnst verzweifelt dieses Gefühl und wirst den Verstand verlieren, wenn du dich weiterhin in etwas verlierst, das nicht real ist", schrie Nix ihn frustriert an.

Er ging zu ihm herüber und sagte: "Es sind dreißig Jahre vergangen und du hast nicht ein einziges Mal gefühlt..."

"Das ist mir egal." Valeric sah ihn an. "Sie ist es, was ich will."

"Ist es Begehren?", fragte der Mann. "Wenn es Begehren ist, dann muss es nicht sie sein."

"Du verstehst es nicht!" Was blieb, war ein eiskalter Schauer. "Es ist kein Begehren, Nix."

"Was ist es dann? Warum brauchst du sie?"

"Das ist das Problem. Ich weiß es noch nicht." Seine unbewusst gespannten Nägel brannten sich durch den Seidenhandschuh in seine Handflächen und zogen Blut. "Ich weiß nicht, was ich von ihr will, aber ich kann sie nicht gehen lassen. Ich brauche sie, und ich werde sie beschützen. Ich werde alles tun, was nötig ist, und ich werde niemals zulassen, dass ihr jemand auch nur ein einziges Haar krümmt, nicht einmal dieser Bastard."

Nix schüttelte hilflos den Kopf. "Sie wird noch dein Verderben sein, Valeric. Du gehst zu weit für sie, und sie sollte dir aus irgendeinem Grund nicht so viel bedeuten. Du kannst nicht mal begreifen, was zum Teufel du fühlst. Du bist einfach nur impulsiv."

"Du weißt doch gar nichts."

"Weiß ich nicht?" Er lachte kurz. "Weißt du was? Es ist in Ordnung. Halte sie gut versteckt, denn ich bin sicher, dass er es noch nicht weiß. Solange ich kein Wort sage oder es dem alten Mann erzähle, kannst du-"

Ein scharfer und kalter Blick bohrte sich in die Seite seines Kopfes, und sein Gesicht versteinerte sich vollkommen.

"Sag es ihm, Nix, und du wirst es bereuen."

"Hey, hey, hey, um mich solltest du dir keine Sorgen machen. Sondern um Selena!" Nix runzelte die Stirn. "Ich werde es bestimmt nicht verraten, du bist mein Bester—na gut, du bist mein Bruder. Aber was ist mit ihr? Was wird passieren, wenn sie herausfindet, dass du-"

"Was herausfindet?" Die Tür zum Büro flog krachend auf.

Nix begann sofort kalt zu schwitzen. Fast hätte er alles verraten. Er schaffte es nicht einmal, sich umzudrehen und die Person anzuschauen.Aber Valerics goldene Augen hoben sich und fielen auf die Eindringlingin.

Die Frau stand dort, in ihrer Eleganz perfekt. Sie trug einen blauen, fein gearbeiteten Anzug, der ihren blassen Teint unterstrich, und dessen Hosenbeine knapp über dem Knöchel endeten. Ihr blondes Haar reichte hoch über ihren Rücken, die Enden präzise geschnitten.

Ihre hellgrauen Augen wanderten von Valeric zu Nix und zurück. Ihre rot geschminkten Lippen waren leicht geöffnet. "Was geht hier vor?"

"Was machst du hier?" fragte Valeric.

Die Frau presste die Zähne zusammen und hielt den Atem an, um die Fassung zu bewahren. Sie war ein Omega, doch ein reines, im Gegensatz zu Stella.

Nix warf einen Blick zwischen den beiden hin und her und trat vor. "Selena, jetzt ist wirklich kein guter Zeitpunkt..."

"Ich habe nicht mit dir gesprochen", unterbrach ihn die Frau, Selena, und trat näher an Valeric heran, sodass ihr Kopf gerade so seine Schulter erreichte. Sie musste ihren Kopf heben, um ihm in die Augen zu sehen. "Ich habe mit ihm gesprochen."

Valeric hob eine Augenbraue.

"Was machst du hier?"

Selena ballte ihre Fäuste, ihre Finger gruben sich in die Handflächen. "Wie lange ist es her? Wir haben nicht gesprochen, du ignorierst mich, zeigst mir die kalte Schulter, und nicht einmal deine Hand würdest du mir reichen, Valeric. Und du sollst mich heiraten?"

"Dich heiraten?" Seine Hand wanderte zur Tasche, um sein Handy zu holen. "Wer auch immer dir diesen Unsinn einredet, sollte damit aufhören. Was lässt dich denken, dass ich dich jemals heiraten würde?"

"Hah!" Selena lachte trocken und ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. "Ich weiß nicht, wie oft wir das noch durchgehen müssen, aber du weißt ganz genau, dass du mich heiraten wirst, ob es dir passt oder nicht. Es steht bereits fest."

Valeric schritt an ihr vorbei, um das Büro zu verlassen, doch sie ergriff seine behandschuhte Hand und hielt ihn zurück. "Warum wehrst du dich? Glaubst du, es gibt eine Omega, die mir das Wasser reichen kann? Ich wurde für dich ausgewählt, und bin so oft ausgewählt worden. Du hast keine Wahl, du kannst nicht -"

"Genug!" Er fuhr auf, seine Augen kalt auf sie gerichtet. "Du bedeutest mir gar nichts, und du kannst von mir aus sagen, was du willst." Er neigte den Kopf und betrachtete sie genau, seine Augen forschten ihr Gesicht aufmerksam ab. "Ich werde dich niemals heiraten, selbst wenn du mir flehend zu Füßen liegen würdest. Es ist mir egal, ob du die Wahl des alten Mannes bist, das ist nicht mein Problem, sondern sein eigenes Spiel. Wenn du das nächste Mal unangekündigt in mein Büro platzt, wirst du es bereuen. Verschwinde."

"Warum? Warum, Valeric?"

"Nicht, dass es der Grund ist." Er entriss seine Hand ihrem Griff. "Aber ich habe meine Frau..."

"Ahhhh!" Nix stürmte dazwischen und trennte sie. "Was er sagen will, ist, dass er irgendwohin muss. Wir... wir müssen ebenfalls los."

"Stimmt's, Valeric?" Er lächelte ihn an und gab ihm ein Zeichen, dass er die Unterhaltung für beendet hielt.