Schwarze Flecken wirbelten in Stellas Blickfeld und übertünchten Valerics ausdruckslose, goldene Augen.
"Lass. Mich. Los!" Sie trat gegen seine Knie, doch der Mann wich lediglich mit dem Bein zurück und näherte sein Gesicht dem ihren.
Er neigte den Kopf, sein teures Parfüm erstickend in der Luft, und zwang seinen Blick durch jede kleine Regung der Angst, die sie aufbrachte. "Ich komme morgen wieder."
Er ließ sie los, drehte sich um und verließ das Büro.
Stella landete mit dem Hinterteil auf dem Boden und ihre Brust schien sich zusammenzuziehen. Sie bekam kaum Luft und rang nach jedem bisschen Sauerstoff, das sie in ihre Lungen ziehen konnte. Der Duft des Mannes lag noch in ihrer Nase und seine Worte hörten nicht auf, in ihrem Kopf zu widerhallen.
Doch all das zu verarbeiten, dafür blieb keine Zeit, denn ihr Vater stürzte auf sie zu und packte sie bei ihrem Anzugkragen. Er zerrte sie auf die Knie und gab ihr eine harte Ohrfeige.
"Was um alles in der Welt ist nur los mit dir?!", schrie er, außer sich vor Wut.
Schmerz zuckte über Stellas Wange und in ihren Augen sammelte sich ein Meer aus heißen Tränen, ihre Nase begann sofort zu bluten. "Dad, du kannst ... du kannst mich ihm nicht anvertrauen."
"Und warum nicht?", fragte Mr. Ferguson. "Du kannst von Glück sprechen, dass ich dich nicht aus dem Haus geworfen habe. Ich tue dir einen Gefallen; sei endlich einmal in deinem Leben nützlich!"
Er packte ihr Kinn und ein grausames Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. "Ob es dir passt oder nicht, du wirst ihn heiraten, und die Anteile gehören dann mir."
"Führ dich ihm gegenüber anständig auf, oder..."
Stella packte sein Bein und flehte: "Bitte, tu mir das nicht an. Sag es ab, du musst es absagen! Er sagte, er würde mich zurückholen, also gib mir noch ein wenig Zeit und..."
"Vincent? Du meinst Vincent, deine Jugendliebe?" Mr. Ferguson brach in schallendes Gelächter über ihre Naivität aus. "Du bist so naiv, weißt du das überhaupt?"
Stella brachte kein Wort heraus.
"Du kennst Männer nicht, schon gar nicht Alphas. Er hat dir gesagt, er würde dich zurückholen und du hast ihm geglaubt?" fragte er. "Glaubst du wirklich, ein Alphamann wie er, der Erbe eines Familiengroßreichs, würde jemanden wie dich wollen? Ein rezessives Omega wie du?"
"Minderwertig, unrein, geringe Fruchtbarkeit, schwach, du hast nichts! Du bist nutzlos und deine ganze Existenz ist nichts wert. Sei froh, in die Familie Ferguson hineingeboren worden zu sein, aber selbst das reicht nicht aus. Und du denkst, Vincent würde wegen dir zurückkehren?"
"Wie lange ist es jetzt her? Zwei Jahre, ja es sind genau zwei Jahre her und du bist zwanzig! Hör auf, dein Leben zu verschwenden, sonst wirst du am Ende alleine sterben. Siehst du deine Schwestern nicht? Schämst du dich nicht?"
"Glaubst du, jemand würde dich wollen? Nicht einmal die nutzlosen Betas haben Interesse. Sie wollen deine Schwestern, reine Omegas – und das bist du nicht!", höhnte er, und sorgte dafür, dass jedes einzelne dieser Worte sich in ihr Gedächtnis brannte. "Du wirst für immer alleine sein, und Vincent bleibt nicht mehr als ein flüchtiger Traum."
"Das hier ist kein Wunderland, und je eher du aus dieser Illusion erwachst, umso besser für dich. Während du deine Zeit vergeudest, hat dein Vincent sicher schon eine Frau und wahrscheinlich auch Kinder. Kein erfolgreicher Mann, ein Erbe eines Imperiums, hätte ein Interesse an jemandem wie dir. Du verdienst nicht mal, Unterabschaum genannt zu werden."
"Abschaum zu sein wäre noch geschmeichelt", spuckte er ihr ins Gesicht.
Stella atmete zittrig, Tränen tropften aus ihren Augen. Sie war schwach und plötzlich von einer überwältigenden Erschöpfung ergriffen. "Es sind erst zwei Jahre vergangen. Ich... ich kann noch länger warten. Vincent hat mich geliebt und er sagte, er würde zurückkommen. Er hat es mir versprochen und mir sogar einen Ring gegeben, du hast ihn gesehen."
"Ich muss nur warten. Nur noch ein bisschen, Dad, und ich weiß, er wird für mich kommen. Bitte, lass mich..."
"Nenne mich nie wieder 'Dad'. Für dich bin ich Mr. Ferguson!" Der alte Mann packte sie an ihrem kurzen weißen Haar. "Du wirst morgen diesen Mann heiraten, ob es dir gefällt oder nicht. Bei mir gibt es keine Wenns und Abers und je eher du das begreifst, desto besser für dich."
"Ich werde keine meiner wertvollen Töchter an ihn verschwenden. Das ist deine Gelegenheit, wenigstens einmal in deinem erbärmlichen Leben von Nutzen zu sein, und du wirst mir später dafür danken."
"Du hast keine Wahl und du hast auch keine Entscheidungsfreiheit, nicht in diesem Haus." Er drehte sich um und verließ das Büro, ließ die Tür hinter sich zuschlagen.
Blut tropfte Stellas Nase herunter, sie hob ihren verschwommenen, tränenverhangenen Blick und starrte voller Hass auf die cremefarbene Wand. Ein störrischer Glanz funkelte in ihren Augen und sie murmelte,
"Ich werde es nicht tun!"