Chapter 3 - Dinner

Amelie biss sich auf die Lippe. "Ich bin mir nicht sicher, aber ..."

Emilys Gesicht hellte sich ein wenig auf. "Richard ist viel zu zurückhaltend für so etwas... Solltest du nicht heute Abend mit deinem Mann zu Abend essen? Dann frag ihn doch. Frag ihn einfach. Ohne Umschweife, ohne beschönigende Worte und auch ohne irgendwelchen Polizeijargon. Wir sind jetzt alle erwachsen. Frag ihn einfach, ob er eine Affäre hat."

Amelie sah ihre beste Freundin beruhigend an, und Elizabeth antwortete mit einem Nicken und einem Lächeln. Frau Ashford ballte die Fäuste auf ihren Knien.

'Nun... vielleicht bin ich einfach nur paranoid.'

***

Das Herrenhaus, das Amelie mit ihrem Mann teilte, gehörte einst Richards Eltern. Sie starben kurz nach der Heirat ihres Sohnes und ließen das Paar allein in dem Haus zurück. Amelie hatte dort bereits viele Jahre verbracht und darauf geachtet, dass auch nach dem Tod ihrer Schwiegereltern alles beim Alten blieb, obwohl sie dem gemeinsamen Haus gerne ihren eigenen Stempel aufdrücken wollte.

Amelie Ashford und Richard Clark führten das Leben, das man von einem Ehepaar ihres Standes erwartete: Sie hatten ihre eigenen Bereiche im geräumigen Haus, die ihnen strikt zugewiesen waren, schliefen in getrennten Schlafzimmern und teilten regelmäßige, festgelegte Mahlzeiten, als wären diese ein Teil ihrer Arbeitsroutine.

Amelie und Richard aßen dreimal die Woche gemeinsam zu Abend, öfter, wenn es Wichtiges zu besprechen gab oder wenn sie Gäste empfingen. Heute Abend war eines ihrer regelmäßigen Abendessen.

Amelie nahm eine Puderdose aus ihrer Handtasche und blickte in den kleinen Spiegel. Sie war noch immer nicht in ihrem Haus gewesen, seit ihre persönliche Assistentin ihr die Nachricht überbracht hatte, und nun war sie auf dem Weg zu dem italienischen Restaurant, das Richard ausgesucht hatte, um mit ihm zu speisen.

"Anna sagte, sie wirkten vertraut, als ob sie sich von früher kennen würden... Nun, es ist eigentlich nicht verpönt, Mätressen zu haben, solange es keine verrückten Gerüchte oder ungewollte Schwangerschaften gibt. Allerdings bringen Männer sie normalerweise nicht direkt mit nach Hause. Die Tatsache, dass er sie tatsächlich zu uns nach Hause gebracht hat... Gott, ich bekomme schon Kopfschmerzen."

Amelie lehnte sich im Autositz zurück und schloss die Augen, in der Hoffnung, einige der unangenehmen Gedanken zu vertreiben, die sie seit dem Treffen mit ihren Freundinnen verfolgten. Doch stattdessen erklang die Stimme von Richards verstorbener Mutter scharf in ihrem Kopf:

"Männer sind nun mal Männer. Das hast du davon, wenn du an jemanden gebunden bist, der dich nie lieben wird, Lily", lächelte Lauras schönes Gesicht sie in ihren Erinnerungen an, "Wenn Richard eine Geliebte hat, musst du nicht stillschweigend an seiner Seite leiden. Du bist nicht aus Stein. Such dir auch einen Liebhaber. Selbst eine flüchtige, bedeutungslose Affäre ist immer noch besser, als deprimiert zu sein, weil dein Mann sich in jemand anderes verliebt hat."

Amelie schaute aus dem Autofenster; das verschwommene Licht der Straßenlaternen beruhigte sie ein wenig.

Sie hatte nie mit dem Gedanken gespielt, sich einen Liebhaber zu nehmen. Sie war zufrieden mit dem Leben, das sie führte. Richard war ihr Freund; er behandelte sie mit Freundlichkeit und Respekt, und sie fühlte sich erfüllt von ihrer Wohltätigkeitsarbeit... Was könnte sie sich noch wünschen?

"Frau Clark war das Sinnbild der perfekten Ehefrau, und auch sie hatte nie eine Affäre... Lag es daran, dass auch Herr Clark ihr treu blieb? Ach... Ich verliere mich schon wieder in Gedanken. Ich sollte das einfach mit Richard klären."***

Das italienische Restaurant, das Richard für ihr geplantes Essen ausgewählt hatte, war ruhig, mit gedämpftem Licht und dunklen Tönen, die den Raum mit einer ruhigen und etwas romantischen Atmosphäre erfüllten. Richard mochte dieses Restaurant, denn der Chefkoch war einer seiner Freunde, und er hatte immer einen schönen Tisch für sie vorbereitet, egal wie kurzfristig ihre Reservierung war.

Amelie spießte ein Bündel Salatblätter mit ihrer Gabel auf und sah zu, wie ihr Mann eine Scheibe Knoblauchbrot mit Butter bestrich. Ein Dutzend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und einen Moment lang glaubte sie sogar, vergessen zu haben, worüber sie reden wollte.

Zum Glück stellte der Kellner eine Flasche Rotwein auf den Tisch und brachte Mrs. Ashford wieder zur Vernunft.

"Ich habe gehört, dass wir einen Gast haben, der bei uns wohnt."

Richard runzelte die Augenbrauen und fragte, ohne seine Frau anzusehen, in kaltem Ton: "Anna? Ich dachte, sie sei deine persönliche Assistentin und keine Spionin."

Amelie fuhr mit dem Finger über die Ränder ihres Weinglases, auch ihre Augen weigerten sich, den Blick ihres Mannes zu erwidern.

"Wir leben unter demselben Dach. Unser Haus ist groß, aber es ist kein Königspalast. Ich hätte es irgendwann herausgefunden. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du mir so etwas Wichtiges vorher mitteilst."

Endlich legte Richard sein Silberbesteck beiseite und blickte mit seinen scharfen, schmalen Augen auf Amelies ausdrucksloses Gesicht. Einen Moment lang glaubte sie, er wolle ihre Reaktion abwägen, doch als ihr Gesicht ruhig blieb, wurde seine Stimme noch kälter, als er antwortete: "Das geht dich kaum etwas an, Amelie. Sie ist eine gute Freundin, die ich auf meiner Geschäftsreise wiedergetroffen habe. Das ist alles, was du wissen musst."

Amelie spürte, wie ihr etwas Scharfes im Hals stecken blieb. Es war das erste Mal, dass Richard ihr gegenüber so kalt war, und das störte sie sehr. Es war, als ob er nach dieser Geschäftsreise ein ganz anderer Mensch geworden war. Das gefiel ihr nicht.

Aber etwas tief in ihrem Inneren brachte sie dazu, ihn auch zu stechen. Mit der kalten Oberfläche des Weinglases an ihren Lippen erlaubte sie sich ein leichtes Lächeln und fragte: "Wie lange wird sie bei uns bleiben? Muss ich jemanden beauftragen, das Gästezimmer nach ihrem Geschmack einzurichten?"

"Das ist genug." Sein scharfer Tonfall durchbohrte sie wie ein Messer und ließ ihren ganzen Körper zusammenzucken. In der Vergangenheit hatte Richard es sich nur gegenüber anderen Männern erlaubt, so hart zu sprechen, aber jetzt war es seine Frau, die seine Verärgerung zu spüren bekam.

"Ich werde mich darum kümmern. Du tust, was du immer tust, Amelie. Diese Diskussion ist jetzt beendet."

Das war eine Warnung. Sie musste wirklich aufhören.