Tinas Sichtweise
Ich war total geschockt. Schwanger… und Panik ergriff mich. Ich fing an zu schluchzen. Bilder aus der Vergangenheit kamen wieder, welche ich wohl längst verdrängt hatte.
Rückblende (Tina mit 12 Jahren)
Ich kam aus der Schule wieder. Schon von draußen hörte ich Schreie. Meine Eltern stritten wieder. Wenn ich keinen Hunger hätte, wäre ich wohl nicht einmal in die Wohnung gegangen. Vorsichtig schlüpfte ich hinein, als ich aufschloss, zog schnell meine Schuhe aus, und wollte in mein Zimmer. Aber sie bekamen es mit. „Tina! Komm her!" rief meine Mutter. Ich ging mit einem seltsamen Gefühl ins Wohnzimmer. Ich roch sofort Alkohol. Na klasse. „Tina, du wirst ab morgen bei Rudi arbeiten nachmittags. Du weißt schon, der im Getränkemarkt." erklärte sie. Geld verdienen war toll, aber natürlich gab es einen Haken. „Das Geld gibst du im Monat uns, was du verdienst. Immerhin lebst du hier kostenlos." lallte mein Vater. Ich konnte mit 12 Jahren nicht viel sagen oder ich hätte Ohrfeigen kassiert, die ich auch mal bekam.
Ich spürte wie Amaneus mich tröstete, aber hatte einfach nur Angst, dass ich genauso werden würde wie meine Eltern. Jemand, die Alkohol trinkt und ihr Kind arbeiten schickt für ihre eigene Sucht. Ich konnte mir echt nichts schlimmeres vorstellen.
„Scht, es wird alles gut." hörte ich Amaneus. Er zog mich wieder auf seinen Schoß und wiegte mich wie ein Kind. Wessen Macht es von Amaneus Seite war oder ob ich tatsächlich müde war, war mir nicht klar. Dennoch beruhigte ich mich und schloss die Augen, wo mich dann tiefer Schlaf empfing.