Ich fange dieses Mal an, Merlin.
Jaja, mach einfach.
Song hatte unseren Begleitern alles erzählt. Kalli schluchzte und wollte ihren Kommi herausholen. Sie wollte sich ein Foto von ihr und Loki anschauen, doch dann bemerkte sie die hunderten von Nachrichten, die Loki ihr hinterlassen hatte.
„Loki hat mir Nachrichten geschrieben!"
Stellte sie freudig fest.
„Stimmt, deine Schwester hat uns mal erzählt, dass sie dich immer versucht hat auf den Laufenden zu halten. Im Nachhinein erscheint es mir fast so, als hätte sie gewusst, was kommen würde."
Sie scrollte runter zu der letzten Nachricht, die Loki ihr hinterlassen hatte. Mit verweinten Augen las sie sich die Nachrichten durch. Loki hatte ihr detailliert beschrieben, wo das Archiv lag. Das war ihre letzte Nachricht an ihre kleine Schwester gewesen.
„Ich hab da was. Loki hat mir geschrieben, wo genau sich das Archiv befindet, was sie sich ansehen wollten."
Kalli zeigte den Erwachsenen die Karte. Song und Yamato sahen sie die Karte am genauesten an. Ignis konnte es noch gar nicht fassen. Merlin hatte Song anvertraut was zwischen den beiden vorgefallen war und auch, wie sehr er sie eigentlich vermisste. Sie musste ein wenig weinen, bei dem Gedanken daran, das ihrem Ehemann in den letzten viertausend Jahren etwas schlimmes wiederfahren ist. Alezsa nahm sie in den Arm. A-Lyn, Rulan, Rania und Moon machten, währenddessen einen Plan, wie sie zu diesem Archiv durch das grüne Grenzfeuer kommen sollten.
„Wir könnten mit dem U-Boot einmal herumschwimmen, es wären zwar zwei Tage Fahrt, aber wir wären sicher."
„Ja, und langsam, lieber Rulan, wir könnten auf Moon außen herumfliegen, dann bräuchten wir nur einen Tag."
„Moment, ich wüsste einen schnelleren Weg."
Meinte Song und zeigte mit seinen Kommi einen anderen Weg.
„Als die Sasotan damals zwei Drittel des Torarya Clans eingenommen haben, haben wir auch ein Portal verloren. Sie können zwar nicht passieren, aber theoretisch könnten wir es noch nutzen. Dann bräuchten wir nur einen halben Tag."
„Hört sich gut an. Wir dürfen keine Zeit verlieren."
Meinte Ignis. Sie machten sich auf den Weg nach Kitsunande.
Sie durchquerten das Portal und waren direkt sehr nah an der Grenze zum Sasotan Clan. Sie verteilten sich dann auf Yamatos Tori und Moon, und erhoben sich in die Lüfte.
„Das Gebiet sah einmal so wunderschön aus."
Meinte Song. Der Torarya Clan hatte ein Großteil seines Gebietes verloren, als die Sasotan kurz nach unseren Verschwinden angegriffen hatten. Sie hatten zwei Drittel des Toryrya Clans einnehmen können, bevor sie ein ganzes Viertel des Fuyu Clans einnehmen konnten, ließen die Mitglieder der Allianz von Esyia die grünen Flammen freisetzen konnten. Yukine hatte die Sasotan dezimiert, wahrscheinlich hatte er sie gezwungen Opfer zu bringen, die sie dann essen konnten, um Stärke zu gewinnen, und diese Stärke nutzte er auch aus, das Feuer hielt sie jedoch davon ab mehr von Esyia zu erobern.
„Es wird auch wieder schön werden, sobald wir den Himmelsclan zurückgeholt haben. Dann werden wir auch endlich wieder One bei uns haben."
Song wusste, was mit seiner Tochter geschehen ist. Aber er brachte es nicht über sich Yamato zu sagen, dass seine große Schwester, seine Stütze, während Song selbst im Koma lag, so ein grausames Schicksal erleiden musste. Doch er hatte Hoffnung, Song wusste auch, Loki könnte sie befreien. Bis dahin musste er die Klappe halten. Er saß auf Moon, er hatte noch nie einen fliegenden Wolf gesehen. Daher, dass Natsuki ihm in seinen Koma viel über Loki erzählt hatte, wusste er haargenau, auf wem er da ritt.
„Ihr seid also Lokis Großvater."
Moon drehte den Kopf so, dass er direkt Song ansah.
„Ja, das bin ich, aber woher wissen Sie davon?"
„Meine Tochter war so begeistert von Loki, dass sie mich zugetextet hat, sie hat mir fast alles erzählt, was sie über Ten-Aya, Entschuldigung Loki, wusste. Ich mochte Eure Enkelin schon bevor ich sie persönlich kennengelernt habe."
„Ja, ich habe Loki auch schon gemocht, bevor ich erfahren habe, dass sie meine Enkeltochter ist. Es ist schön zu wissen, dass sie hier gleich zwei Ehefrauen gefunden hat, die sie lieben und die sie liebt. Nach dem Tod ihrer ersten Liebe hatte ich Sorgen, dass sie nie wieder jemanden finden würde. Tut mir nur leid, dass sie jetzt verschwunden sind."
„Wir können sie endlich finden, jetzt haben wir einen Anhaltspunkt."
Moon nickte und flog ein wenig schneller als der Tori. Der Tori gab ein entsetztes Geräusch von sich und zog auch das Tempo an. Die Magier aus Elystria wechselten sich ab, um die Gruppe dauerhaft unsichtbar zu halten, damit die patrouillierenden Sasotan nichts bemerkten. Kalli saß ganz vorne, vor Yamato auf den Tori, der die Richtung angab. Sie band ihre Haare zusammen und holte Abendrot aus ihren Kosmosbeutel. Sie musste ihre große Schwester retten, dass hatte sich so tief in ihren kleinen Kopf gebrannt. Yamato bemerkte das und legte seine Hand auf ihre Schulter. Es war klar, auch ohne Worte, dass die Beiden das gleiche Ziel hatten. Sie mussten ihre älteren Schwestern wiederbekommen.
Merlin, glaubst du, Loki geht es gut?
Ich weiß es nicht Noman. Das hat sie schon sehr lange belastet. Ich denke, dass ich weiß, warum Loki Natsuki hier in Elystria erneut geheiratet hat. Sie hat sich schuldig gefühlt. Noman, ich mache mir echt Sorgen um sie, kannst du vielleicht mit ihr ein wenig Therapeut spielen?
Gerne, dann übernimm du kurz ab hier.
Die Gruppe kam endlich am Archiv an. Yukine hatte es mit vielen Talismanen versiegelt. Song und Yamato untersuchten die Talismane genauer und versuchten eine Lösung zu finden.
„Es ist seltsam, dass hier keiner ist. Wenn ich wusste, dass ich hier meine Feinde eingesperrt habe, die mich vernichten könnten, würde ich doch mehr Wachen hier postieren."
„Die Talismane an sich sind sehr stark. Aber ich denke, ich bekomme sie runter."
Meinte Song und holte selbst einen Pinsel und ein längliches, dünnes Stück Papier aus seinen Beutel. Er kritzelte etwas darauf, was für die Magier wir Krakelei aussah.
„Das ist esyianisch. Anders als ihr nutzen wir diese Form der Beschwörung. Das Papier und die Formeln sorgen dafür, dass die Kultivierung erfolgreich ist. Mein Oka ist derzeit der beste Jingkai, also sind auch sein Fähigkeiten als Kultivierer sehr außerordentlich. Wenn das jemand schafft, dann er."
Versicherte Yamato ihnen. Song warf den länglichen Talisman mit so einer Eleganz, dass den Magiern der Atem stockte, ja auch meiner Schwester A-Lyn, die nicht so leicht zu beeindrucken war. Die Talismane wurden von Song erfolgreich eliminiert. Die Tür war schon vor langer Zeit zerstört worden, na von wem wohl? Innerhalb des Archives wurden sie bereits von jemanden erwartet. Die Assassine stand im Eingang und sah sie direkt an. Yamato zog seinen Bogen und hielt ihn direkt auf sie, doch Song senkte seine Hand. Wohlwissend wer das war. Meine Frau, meine Schwestern und Kalli waren auch eher ruhig, sie wussten, dass sie auf ihrer Seite stand. Nur Rulan und Rania waren mit Yamato auf Angriff gepolt. Moon hingegen starrte sie an. Er hatte dasselbe Gefühl wie Song. Aber er musste auch die Klappe halten.
„Ich denke, dass du uns einmal mehr helfen kannst. Wo sind Merlin, Sajin, Noman, Loki und ihre Frauen?"
Sie nickte, die Leute konnten sie ja nicht verstehen. Sie ging zuerst in unsere Richtung. Ich hatte nichts von der heimtückischen Attacke gemerkt, während Sajin noch versucht hatte Noman zu schützen. Dementsprechend standen wir auch da. Über die Zeit hatte sich Moos auf uns gebildet, Sie mussten es erstmal ein wenig abkratzen um dann erschrocken festzustellen, wer diese Statuen waren. Die letzten viertausend Jahre waren wir alle zu Stein geworden. Song sah uns drei an und ihm wurde alles klar.
„Yukine ist an verbotene Schriften gekommen. Er hat den Himmelsclan der Ten in Stein verwandelt. Ich kann sie einfach zurückverwandeln."
Er riss erst meinen Talisman ab und ich wurde sofort zurückverwandelt. Es war, als hätte man die Zeit um mich herum eingefroren. In einem Moment lief ich noch und suchte nach Aufzeichnungen von Sasotan-Jin, und im nächsten brach ich zusammen und holte erschrocken Luft. Es war, als hätte man einen Schlag gegen die Brust bekommen. Ignis erschien aus dem Nichts. Verwirrt sah ich sie an und dann ich um. Noman und Sajin waren noch zu Stein erstarrt. Das war selbst für mich unfassbar gewesen. Mein erste Instinkt war es jedoch meine Ehefrau in den Arm zu nehmen.
„Ignis, was ist passiert?"
Sie weinte verzweifelt und langsam kam mir alles wieder in den Sinn. Mein Körper konnte jedoch der Belastung nicht standhalten und ich brach ohnmächtig zusammen. Ignis schrie vor Panik, sie dachte ich wäre gestorben. Aber Song beruhigte sie und meinte, dass wäre normal. Wir waren lange Statuen gewesen. Im Nachhinein, mich wundert es, dass uns Yukine dieser elendige Bastard nicht in seinen Garten gestellt hat. Song befreite auch Sajin und Noman. Alezsa und A-Lyn hatten vorsorglich sechs Klappbetten mitgenommen. Sie errichteten drei davon im Eingang und A-Lyn meinte:
„Rulan, Rania, Yamato und ich haben beschlossen hier Wache zu stehen und die Verletzten zu bewachen. Macht euch keine Sorgen."
Alezsa, Ignis und Song suchten nach Loki und ihren Frauen. Sie fanden nur Loki, auf ihrer Schulter Roro und in ihren Arm Hana, aber von Natsuki keine Spur. Songs Vermutung wurde bestätigt. Er verwandelte die Drei zurück…
Merlin, wir sind wieder da.
Geht es dir besser, Loki?
Ja, Nat hat mir versichert, dass es nicht meine Schuld war. Im Gegenteil… aber ich denke, ich kann jetzt wieder übernehmen.
Ich wachte auf einem Klappbett wieder auf. Ich ahnte bereits was geschehen war, wusste aber nicht, wie lange wir Statuen waren. Als ich Kalli neben mir wache halten sah, wurde mir das auch klar. Sie hatten Hana zu mir gelegt. Sie wachte auch gerade auf. Roro, der auf meinem Kissen lag, schüttelte sich auch und streckte sich. Als er unsere blinden Passagiere entdeckte, krähte er auch und fiel direkt wieder in Ohnmacht. Ich hingegen hatte andere Sorgen als die Tatsache, dass wir viertausend Jahre lang Staubfänger waren. Eine Frau war bei mir, aber wo war die andere, wo war meine Natsuki? Mir kam eine erschreckende Erkenntnis. Dieses Schwein hatte Natsuki getötet. Hana merkte das auch und weinte direkt los. Ich konnte auch nicht anders. Kalli nahm meine Hand und umarmte mich auch. Merlin saß neben mir. Ohne was zu sagen, wusste er, was ich dachte. Er rappelte sich auf und kam zu mir. Sajin und Noman lagen noch flach, aber ich wusste, sie wären auch zu uns gekommen, um ihre Tschede-o zu trauern. Doch in dieser Dunkelheit die uns umgab trat sie einmal mehr hervor. Die Assassine. Selbst nach vier Jahren, in denen ich sie nicht mehr gesehen hatte, kam sie nicht fremd vor. Sie verströmte immer noch dieses eigenartig vertraute Gefühl. Ich erkannte die Silhouette nun endlich. Sie setzte sich zu uns, Merlin und Kalli wichen weg. Hana sah die Ähnlichkeit auch. Dieser Moment… alles kam über mich. Die Assassine war die erste Anuyomi die ich je gerufen habe, dieses blinde Vertrauen zu ihr, die Tatsache, dass sie mich zu kennen schien, dass sie mich beschützte… Das war meine Natsuki. Meine und Hanas große Liebe. Unsere Ehefrau. Ich streckte meine Hand aus und berührte ihre Wange. Sie war kalt, nicht so warm wie immer. Mit Tränen im Hals fragte ich:
„Bist du Fuyu-Natsuki?"
Im nächsten Moment wurde sie in einen schwarz Strom eingeschlossen und zwei Sekunden später erschien unsere Nat vor uns. Sie hatte noch müde die Augen geschlossen und machte sie langsam wieder auf.
„Guten Morgen ihr beiden. Wie geht es euch?"
Hana und ich rissen sie an uns und sie wurde in einer Umarmung eingeschlossen.
„Nat… Nat… du warst es wirklich. Du hast… du…"
Ich bekam keinen gerade Satz heraus.
„Schon gut Loki. Du hast mich gerettet. Ohne dich wäre ich gestorben, richtig gestorben. Ich habe es dir zu verdanken, dass ich wieder hier bin. Deswegen habe ich dich beschützt, in der Nacht der grünen Flammen."
Ich weinte noch mehr, als mir das alles klar wurde.
„Ich habe dich nicht beschützt… ich habe dich zu seiner Marionette gemacht!"
„Nein, dank eurer Liebe konnte ich mich behalten. Ich habe das alles nur deswegen überstanden, weil ich mich an euch beide geklammert habe. Ich saß manchmal neben euren Statuen und habe mir ausgemalt wie wir eines Tages wiedervereint sind. Meine Liebe zu euch hat mich besonders gemacht."
Nat ließ auch ein paar Tränen freien Lauf. Heimlich hatten sich die anderen einschließlich aufgeklärte Sajin und Noman und ein besonderer Gast, der seine Abmachungen immer einhielt und bei dem ich noch einen Wunsch frei hatte, zu uns geschlichen. Der König klatschte und alle wurden still. Alarmiert setzte ich mich auf und schob Nat hinter mich, aber sie zog ihr Iado und Hana ihres.
„Keine Sorge, ich nehme sie euch nicht mehr weg. Auch wenn es schade ist, dass eine meiner besten Unkreaturen mich nun verlässt. Loki, du hast es mal wieder geschafft mich zu überraschen, obwohl wenn man es ahnt, dann liegt die Antwort recht naheliegend, oder?"
Ich gab ihm keine Antwort, aber ja, mir hätte es schon früher auffallen müssen, dass sie die Assassine ist. Manche Dinge will der eigene sonst klarer Verstand einfach nicht wahrhaben.
„Wie dem auch sei, du hast einen Wunsch frei. Ich sollte dir aber sagen, dass ich dich weder zu Haku bringen kann noch den Fluch der Sasotan nehmen. Aus irgendeinen Grund ist dieser Junge stärker als ich. Ich kann ihn nicht beeinflussen. Zusätzlich kann ich ebenfalls nicht die Negativen beeinflussen, aber wenn du willst, dann bringe ich dir den, nach dem du dich so sehr sehnst, damit du ihn befreien kannst."
Er redete von Matt. So gerne ich ihn befreit hätte, es gab da jemanden, der Hilfe dringender nötig hatte. Ich sah zu Nat und Hana, die beiden lächelten nur, Merlin hatte keine Ahnung, was gleich geschehen würde, ebenso seine Schwestern. Ich wusste sogar, dass der Rest wusste, was nun kommen würde.
„Du hast recht, ich will das du mir jemanden von dort bringst, aber nicht den, den du meinst. Daher, dass du mir wichtige Wünsche verweigerst, habe ich beschlossen meinen Wunsch wenigstens für etwas anderes, schönes einzulösen. Meinen Bruder geht es da drüben gut, solange er kontrolliert wird. Aber es gibt jemanden, dessen Tarnung aufgeflogen ist."
Merlin und seine Schwestern wurden hellhörig.
„Loki, das musst du wirklich nicht. Du könntest dir alles wünschen, es ist dein Preis."
„Und ich löse ihn liebend gerne für meine Familie ein."
Meine Frauen waren so stolz in dem Moment.
„Ja, ich will einen großen Bruder, aber nicht meinen, hol mir bitte Urian Alexander Woods."
Auch ohne Mimik erkannte ich, dass er höchst überrascht war.
„Okay, okay, du bist wirklich mein bestes Entertainment."
Er beschwor einen schwarzen kleinen Windwirbel und eine Minute später saß er vor uns. Etwas fertig, sichtbar verwirrt und furchtbar aussehend. Ich wusste, was Matt mit ihn angestellt hatte. Er sah mich an, hinter mir meine Frauen und Kalli mit Abendrot in der Hand. Alezsa und A-Lyn die so erleichtert und froh aussahen und Merlin, der ihn emotionslos ansah. Song und Yamato konnten nichts mit ihm anfangen, und Sajin saß leicht schützend vor Noman. Urian sah zum König und bekam eine sehr erschrockenen Gesichtsausdruck.
„An deiner Stelle würde ich deiner Nichte um den Hals fallen. Sie hätte sich jeden wünschen können und hat sich dazu entschieden dich wiederzuholen."
Er sah zu mir. Ich stand auf und lief noch unsicher auf den Beinen zu ihm. Er sah mich misstrauisch an, doch ich streckte ihm meine Hand hin, um Frieden zu schließen, was wir ja eigentlich schon hatten. Aber er begann sofort damit zu schauspielern.
„Du hast einen großen Fehler gemacht, ich werde Nightmare und Day Light hierherführen!"
Er versuchte sich gerade hinzustellen, schaffte es aber nicht. Seine Uniform der Negativen war zerrissen und hing nur noch in Fetzen von seinen Körper.
„Urian, ich habe alle Beweise, die dich als Spion enttarnen, gefunden und veröffentlicht, nachdem Merlin und deine Schwestern davon erfahren haben. Du bist frei und darfst endlich nach Hause gehen."
Er sah mich und alle anderen an. Dann weinte er und bekam keinen Ton heraus. Noman stand auf und nahm seinen Beutel, in dem all seine medizinische Ausrüstung war. Er war noch genauso unsicher auf den Beinen wie ich. Ich merkte anhand von Sajins Gesicht, dass er nicht zufrieden mit Nomans Entschluss war. Jedoch war mein bester Freund ein Heiler und Arzt, er war zweifach dazu verpflichtet den Kranken und Verletzten zu helfen. Merlin stand auch auf und ging zu ihm, er hielt aber noch seine Schwestern ab. Noman behandelte ihn und Merlin setzte sich einfach vor ihm. In seiner richtigen Form sah mein Meister seinem Bruder so ähnlich, dass man meinen könnte, er wäre sein Spiegelbild. Er hockte sich zu ihn und Noman. Er legte seine Hand auf den Kopf seines Bruder und lächelte ihn an, bevor er ihn umarmte, trotz seiner Verletzungen.
„Was soll das, warum nimmst du mich in den Arm, als wäre nie was gewesen? Ich habe so schlimme Dinge gemacht! Ich habe Mewina so sehr verletzt, dass sie gegangen ist, ich habe dich verletzt, ich wollte unsere Schwestern töten!"
„Nein, dass wolltest du nicht, du wolltest nur anerkannt werden, du wolltest Mewina und mich schützen, auf die einzige Weise, die dir möglich war. Du hast uns das nicht angetan, sondern Midnight. Ich bin so froh dich wieder bei uns zu haben."
Meinte Merlin und umarmte ihn so fest, dass seinem Bruder beinahe die Luft wegblieb. Urian weinte noch lauter und schloss seinen Bruder einfach erleichtert in die Arme. Er schluchzte immer wieder, es tut mir leid und vergebt mir. Ich deutete nun auch Alesza und A-Lyn an, zu ihm zu kommen. Meine Frauen umarmten mich von hinten.
„Dafür bekommst du ein Geschenk von uns, wenn wir Zeit und Ruhe haben."
sagte Hana verführerisch. Nat umarmte mich einfach. Sie hatte ihr Shidao Mahl auf dem Bauch, da wo Yukine sie das erste Mal durchlöchert hatte. Sie legte ihre Hand darauf damit ich automatisch in ihr Gesicht sah.
„Du hast mich gerettet, Loki, denk immer daran. Hana hat recht, wir sind dir ein Geschenk schuldig."
Als seine Geschwister von ihn abließen schaute sich Noman seine Verletzungen an. Sajin hingegen war etwas alarmiert, nach wie vor. Urian, Merlin und ich bemerkten das.
„Du hast einige schlimme Verletzungen. Ich habe durch die Blume gehört, dass du eine chronische Krankheit hast, darf ich fragen, welche chronische Krankheit und wann du den letzten Schub hattest?"
„Es ist eine Entwicklungsstörung des prämagischen Schildes, somatika Parätika. Den letzte Schub hatte ich kurz vor Anfang des Bürgerkrieges. Ich hatte aber noch Medizin duplizieren können."
„Hast du noch was von der Medizin? Ansonsten habe ich auf dem Boot noch einige Dinge, mit denen ich dir neue Medizin machen kann."
„Mir wurde leider alles abgenommen, als rauskam, dass ich es war, der Loki befreit hatte."
„Okay, ich sollte es dir direkt sagen, es könnte sein, dass durch deine Verletzungen ein Schub von somatika Parätika ausgelöst werden kann. Wir müssen ganz schnell zurück zum U-Boot."
Urian sah ihn ein wenig verwirrt an.
„Ich erkläre es dir auf dem Weg."
Noman wollte direkt zurück, verständlich nachdem was uns gerade passiert war. Aber es war gerade niemand da und ich wollte diese Chance nicht verpassen.
„Es wäre besser, wenn wir uns aufteilen. Ein Teil geht schon mal vor zum U-Boot und sammelt sich, ein anderer Teil holt die Aufzeichnungen von Sasotan-Jin."
Schlug Merlin vor.
„Ich werde die Aufzeichnungen holen und nachkommen. Der Rest geht vor."
Beschloss ich.
„Oh nein, Tschede-i, wir lassen dich nicht allein."
Meinte Nat und zog Hana auf die Beine. Ich wollte protestieren, doch Merlin unterbrach mich.
„Ich werde auch bleiben und helfen. Der Rest schwingt sich auf Moon und den Tori und verschwindet."
So wurde es gemacht. Ich nahm Roro hoch und weckte ihn. Er realisierte langsam was geschehen war. Es belastete uns sechs sehr lange, aber in diesem Moment konnten wir das nichts an uns heranlassen. Der Rest, der geblieben war, ging langsam in Richtung von Sasotan-Jin. Ich sah zu Nat, sie wirkte erleichtert und froh, anders als Hana und ich. Ich merkte, dass es auch Hana belastete, dass Nat gestorben war. Schließlich wussten bis gestern… bis vor viertausend Jahren nur wir, wie es sich anfühlte eine Shidao zu sein. Aber es belastete sie gar nicht. Sie hat mich beschützt, sie hat mich seit dem Sebteka Amoklauf immer beschützt, während ich die ganze Zeit zu Stein erstarrt war. Wir kamen wieder an jenen Ort. Das Skelett von Sasotan Jin war nicht da, nur ein paar Teile waren vom Stuhl runtergerutscht. Wir suchten alles Schriftrollen heraus, die seinen Namen trugen und packten sie ein. Danach wollten auch wir nur raus aus diesen Archiv, in dem vier viereinhalbtausend Jahre gehaust hatten.
Geht es dir wirklich besser Loki?
Ja Merlin, mach bitte keine Sorgen. Hana, Nat und ich haben darüber so oft geredet. Anuyomi hat sie gerettet und ich habe ihr Anuyomi gezeigt. Aber es ist auch sehr romantisch, wenn man es sich genauer überlegt. Sie hat mich geliebt und beschützt, bevor ich sie lieben und schützen konnte, sie saß manchmal vor unseren Statuen, auch die schützte sie, sie schützt uns, während ich Hana noch im Arm hatte.
Ich habe ja deine erste Biografie verschlungen, dabei hast du einmal geschrieben, dass du keine größere Liebesgeschichten kennst, als die von Ingis und Merlin, ich kenne jedoch eine, nämlich die zwischen dir und deinen Frauen, vor allem der Teil mit der Assassine.
Wir flogen in über den Panzer in Richtung U-Boot. Wir waren nur ein paar Stunden hinter den anderen her. Es war kalt, die beiden rückten näher an mich heran und wollten sich an mir aufwärmen. Ich hielt ihnen eine kleine Flamme aus grünen Feuer hin, damit es warm wurde.
„Ich liebe dieses Feuer so sehr."
Meinte Nat und im Feuer spielgelten sich in ihren neugierigen Augen. Sie merkte, wie schlecht es Hana und mir ging, also legte sie ihre Hand auf unsere Wangen und küsste uns.
„Mir geht es gut, es ist alles nicht so schlimm wie es scheint."
Wir versuchten es beiseitezuschieben. Es war romantisch, wenn auch auf eine abstruse Art und Weise. Ich küsste beide und konzentrierte mich dann wieder darauf Roro zu lenken. Merlin saß wortlos hinter mir und sah einfach aus dem Sattel heraus. Ich kannte dieses Gesicht zu gut, es war sein, ich überlege, was jetzt noch passieren wird, Gesicht.
„Es wird alles gut werden Merlin, wir werden einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Außerdem haben wir jetzt unsere Familie bei uns, du hast Ignis wieder, und Urian."
„Ich weiß, ich sollte mich freuen, aber der Gedanke an die Tatsache, dass wir alle nicht gemerkt haben, dass er uns in Stein verwandelt hat und wir diese Insel vor vier Jahren betreten haben, obwohl wir schon lange vor unserer Geburt dort waren."
Es tat weh daran zu denken, nicht nur seelisch, ich bekam davon Kopfschmerzen.
„Lass uns das erst anpacken, wenn wir wieder zu Hause sind. Bis dahin will ich das alles verdrängen."
Er kniff die Augen zu und schüttelte langsam den Kopf.
„Ja, du hast recht, ich bin nur noch nicht so ganz auf der Spur."
„Das kann ich verstehen. Uns geht es genauso."