Chereads / Die Biografie eines außergewöhnlichen Magiers 2 die Reise nach Esyia / Chapter 27 - Kapitel 26: Das Land der Yoshen 

Chapter 27 - Kapitel 26: Das Land der Yoshen 

Am nächsten Morgen lagen wir nackt kreuz und quer über dem Futon verteilt. Ich war die erste, die wach wurde und bestaunte meine wunderschönen Frauen. Ich sah Nat und Hana an, für mich waren sie das wertvollste auf allen Ebenen. Was wenn in Elystria jemand versuchen würde sie mir… mir kamen wieder die Beschreibung von Jin in den Sinn. Wie er Kuri gequält hat, nur um Haku aus der Reserve zu locken. Wie Yukine meine Familie auseinander riss, hatte Spuren in mir hinterlassen. Ich konnte mir vorstellen, wie es Haku ging, auch wenn sein Schicksal um ein hunderttausendfaches schlimmer war als meines. Ich küsste beide und zog mich an. Danach wollte ich für alle Frühstück machen. Also ging ich nach unten. Unsere Familie aus Elystria schliefen in der Eingangshalle auf Futons. Nur Moon war schon wach. Er stand draußen und sah sich um. Ich beschloss bevor ich mit dem Frühstück anfing zu ihn zu gehen. Er war in seiner Wolfsform. Ich verwandelte mich auch und kuschelte mich an ihn heran. Er kuschelte zurück und leckte mir über den Kopf. Er jaulte ein wenig. Ich konnte ihn verstehen, er war sehr besorgt gewesen. 

„Mach dir keine Sorgen, Opa Korey, ich bin wohlauf, im Gegenteil, Esyia tut mir gut."

„Das habe ich schon gespürt. Als du deine Frauen in die Arme geschlossen hast, habe ich gemerkt, wie gut dir die Erfahrung in der Vergangenheit getan hat. Du hast gleich zwei gefunden, die du liebst. Dein Geist fühlt sich auch erleichtert an. Du bist wie ein anderer Mensch. Trotzdem habe ich mich erschreckt, ich hatte seit langem mal wieder eine Vision und es war ausgerechnet eine, die dich in Gefahr gezeigt hat."

Sie schleckte ihn über den Kopf und meinte: 

„Ich bin mittlerweile vierundzwanzig Jahre, ihr müsst euch um mich nicht mehr Sorgen."

Moon sah mich ein wenig besorgt an, meinte dann aber: 

„Verzeih, ich vergesse seit der Nacht der grünen Flammen immer, dass du erwachsen bist. Ich wünschte so sehr, ich hätte dich aufwachsen sehen können."

„Das wäre wahrscheinlich nicht so schön für dich gewesen…"

„Ich meinte in meiner Zeit, Loki. Ich bereue es so sehr, Nightmare kreiert zu haben. Ich wusste, dass nichts Gutes dabei rauskommt, wenn Solar und ich diesen Teil unserer Seele zu spalten, aber Solar und Riguldo haben mich davon überzeugt, dass es eine gute Idee wäre und einen Versuch wert. Riguldo hat sich sogar mit Ambera angelegt, als diese meinte, ich solle es nicht tun…"

Ich schmuste mich erneut an ihn heran, ich kannte die Geschichte der wahren Kreation von Nightmare und Day Light, er war wirklich unschuldig. Vielleicht sollte ich, wenn nach Elystria zurückkehrte, Nachforschungen anstellen, ob Solar wirklich Mitschuld an der Idee hatte oder ob sie von Riguldo manipuliert wurde. Man konnte Riguldo zwar nicht noch härter bestrafen, außer ihn noch tiefer in Lusania einzubuchten, aber man konnte die Teilschuld von Solar und Moon nehmen. 

„Komm, lass uns reingehen, ich will Frühstück machen und irgendwas sagt mir, dass du auch was essen willst." 

Wir kehrten in den Tempel zurück und ich machte das Frühstück. Meine Frauen, meine Tschede-os und Merlin kamen zu mir runter, die anderen waren noch nicht wach. Ich spürte zwei paar Arme, die mich umarmten. 

„Warum bist du nicht im Bett geblieben?"

„Wir wollten kuscheln." 

Machten sie mir den Vorwurf. Ich küsste beide und reichte ihnen das Frühstück. 

„Meine lieben, jemand muss das Frühstück machen."

Sie kuschelten sich an mich und brummten müde. Meine Frauen waren manchmal wie Wölfe, sie wollten kuscheln, brummten, jaulten, aber sie konnten auch knurren, bellen und reißen, wenn sie wollten, wir waren ein richtiges Rudel. Sie setzten sich und aßen, ich verteilte das Essen an alle, die wach waren. Ich saß in der Mitte und hörte, wie kleine Schritte runterkamen. Es war Kalli, sie setzte sich freudestrahlend zu uns und versuchte mit uns esyianisch zu reden. Sie machte noch ein paar Fehler, aber sie erzählte meinen Frauen viel über Elystria. Die beiden lächelten meine Schwester an. Dann kam auch der Rest runter. 

„Ihr seid schon wach?"

„Ja, wir sind mittlerweile frühes Aufstehen gewöhnt."

Meinte Merlin. Man merkte, wir waren ein wenig distanziert noch, vier Jahre hier unter den Kultivierern hatten uns zu waschechten Esyianern gemacht. Wir erzählten ihnen das erste Mal ausführlich, was wir in den letzten, aus unserer Perspektive, erlebt hatten. Wir erzählten davon, wie es war getrennt zu sein, der Krieg mit den Sasotan, die Reise durch die verschiedenen Gebiete… Hanas Hinrichtung, wie sie urplötzlich wieder vor uns stand, unsere Hochzeit mit Noman und Sajin, unsere Zeit, in der wir Hana wieder aufgepäppelt haben, unsere Hochzeit mit ihr und wie wir letztendlich zu Stein wurden. 

„Das war ja eine Reise, ihr habt hoffentlich viel mitnehmen können, denn wir sollten uns auf den Rückweg machen."

Meinte Ignis. Wir sahen sie etwas wütend an. 

„Erstens einmal, ihr seid blinde Passagiere, ihr habt nichts zu sagen, zweitens haben wir hier zu viele Wurzeln hier geschlagen, als dass wir sie einfach rausziehen können."

Sagte ich. 

„Zusätzlich, ist das eine gute Chance mit Esyia Kontakt zu knüpfen."

Warf Rania mit ein. Rulan und Moon nickten. 

„Aber wir sind nicht bereit in einen Krieg zu kämpfen der uns nichts angeht."

Meinte Alezsa. Doch A-Lyn übertönte sie: 

„Ja! Ich darf endlich in einen Krieg mitkämpfen."

Urian lächelte und meinte: 

„Ich bin froh auf der richtigen Seite zu stehen."

„Dann können wir diesem jungen Gemüse zeigen, was die Schüler von Riguldo draufhaben."

Meinte Merlin und drückte sich zwischen Sajin und Urian, bevor er seine Arme um Beide legte und sie an sich drückte. Urian musste leicht lächeln und Sajin sogar auch, auch wenn er seine Arme überkreuzt über die Brust hielt. 

„Hey Jungs, vergesst mich ja nicht!"

Protestierte Ignis und setzte sich auf Merlins Schulter. 

„Wie könnten wir, Schatz."

Sie schmuste sich an Merlin heran, erleichtert, dass er ihr endlich wieder wohlgesonnen war. 

„Schade, das würde ich gerne sehen, aber wir sollten uns so langsam wieder aufmachen."

Ich sah zu Roro und zu meinen Frauen. 

„Wohin geht ihr?"

„Wir müssen jemanden in der Welt der Yoshen aufsuchen."

„In der was?"

Fragte Moon besorgt. 

„Das sollen euch die anderen erklären. Wir müssen los, damit wir zu Mittag im Ryodan Clan sind."

Ich zog beide hoch und Roro setzte sich auf meine Schulter. Er war bereit loszufliegen. 

„Viel Glück euch, hoffentlich findet ihr Haku."

„Das hoffen wir auch. Ich hoffe, dass es so lange ruhig bleibt."

Dann verließen wir den Tempel und flogen los. 

Wir kamen gegen Mittag dort an und wurden von Kiwani empfangen. Sie und Jinjin hatten endlich Kinder bekommen, sie wollten ganz lange Zeit keine Kinder. Also spielten nun ein Junge und seine jüngere Schwester auf Kiwanis Drachen herum, er fand das nicht unbedingt sehr schön. 

„Hallo ihr drei, wie geht es euch?"

Fragte Kiwani höfflich. Nat umarmte ihre Tante. Sie redeten kurz etwas über Kinder und das Wetter, bevor uns Kiwani zu Ji-Ten führte. 

„Seid ihr euch sicher, dass ihr das wollt? Haku war unwahrscheinlich mächtig. Wir haben seit eurem Verschwinden mehr und mehr Informationen über ihn ausgegraben. Wenn er wirklich wütend auf euch ist, wird er euch einfach töten können."

„Wir haben keine andere Wahl. Zusätzlich sind wir stark, falls er uns angreift, dann werden wir uns verteidigen können."

Sie sah uns ein wenig unsicher an. 

„Diese Welt kann es sich nicht leisten, euch erneut zu verlieren."

Irgendwie traurig, aber wir fühlten uns auch geehrt. Wir kamen an und ich beschwor Mishouzu. Wir erklärten ihn alles, er sah nach der Erklärung nachdenklich in den Lavasee Ji-Ten rein. 

„Ich kann euch da schon reinbringen, aber ich kann euch nicht versprechen, dass ihr ihn findet, geschweige denn, dass er euch überhaupt sehen will, gebe ich nicht. Ich kenne Haku persönlich, um ehrlich zu sein bin ich einer der Söhne von Shiro und Aka, den Drachen von Haku und von Kuri."

„Dann weißt du sicherlich, wie es um Kuri steht."

„Er konnte sich erholen, das größere Problem hat Haku. Er und Kuri wollten unbedingt Kinder, schon als Haku sechzehn war wollte er Kuris Kinder austragen. Sie warteten lange bis beide endlich gleichzeitig läufig waren. Jin hat ihm an jenen Abend so viel genommen. Ja, er hat Kuri verletzt, aber Kuri ist ein Halbdämon, er hat eine schnelle Regenerationsfähigkeit. Er nahm beiden die Kraft das zu bekommen, was sie sich so sehr wünschten. Haku verfluchte ihn zurück, in dem er den Sasotan ihre Yoshen und somit ihren Reichtum nahm." 

Das war schlimm, wir wussten, dass Kuri als Halbdämon diesen Angriff wahrscheinlich überlebt hatte. Doch das Jin so weit gehen würde und ihnen die Möglichkeit nahm, Kinder zu bekommen, war uns nicht klar gewesen, Jin hatte das auch ganz dezent aus seinen Aufzeichnungen gestrichen. Dieses Ekelpaket. In mir breitete sich so viel Wut aus, dass ich meine Fäuste ballte, bis meine Knöchel weiß wurden. 

„Wir müssen es trotzdem versuchen, schließlich haben wir sonst keine andere Wahl als die Sasotan verenden zu lassen."

Mishouzu nickte nur und ließ mich aufsteigen. 

„Ich kann leider nicht so viele tragen, ich kann aber ein anderes Reittier noch reinführen."

Hana setzte sich auf Roro und zog Nat zu sich. Ich sah ein wenig besorgt zu ihnen, aber Mishouzu meinte, er könnte nur mit mir da reinfliegen. Irgendwas sagte mir, dass er log. Er hob ab und Roro war direkt neben uns. Wir kamen dem Lavasee immer näher. Wir flogen kurz hoch, nur um dann senkrecht runterzufliegen. Etwas beängstigt schloss ich meine Augen. Er flog in den Ji-Ten, es wurde kurz heiß, dann war es ein wenig kalt. Ich öffnete die Augen und sah ein Land vor mir. Es sah ein wenig aus, wie in einen Dschungel, den ich bisher nur aus der Menschenwelt kannte, es gab in Elystria keinen einzigen Dschungel, nur ein Sumpfland. Ich sah verschiedene Yoshen herumwuseln, die Fischyoshen waren direkt neben Füchse schmusten sich an mich und Vögel flogen unter uns, die mächtigen Tiger brüllten mit dem machtvollen Drachen um die Wette. Hier sah man noch die Drachen in dieser Lichtform, dem Tangshen, übersetzt heißt das Lebensantrieb. Ich schaute mich um und entdeckte, dass Nat und Hana nicht bei mir waren. Meine Vorfreude dieses Land kennenzulernen, verging sofort und schlug in tobende Wut um. 

„Wo sind sie?!"

Fragte ich und schlug fest auf Mishouzus Rücken. Er zuckte nicht einmal zusammen. 

„Keine Sorge, sie sind sicher, aber am anderen Ende dieser Welt. Ich muss dich allein zu Haku bringen."

„Warum! Hana wollte sich entschuldigen, sie wollte ihn bitten, den Fluch von ihren Clan zu nehmen!"

„Loki, du musst mir vertrauen. Es wir alles gut werden, ich verspreche es dir, aber dafür musst du mir vertrauen. Deinen Frauen geht es gut."

„Ich bete für dich, dass das so ist, ansonsten…"

Er wusste was sonst passieren würde.

„Ich weiß, du wirfst mich raus, aber ich sage die Wahrheit und habe deswegen nichts zu befürchten."

Ich verdrehte die Augen. Drachen, typisch Drachen, arrogant, man kann sie leicht beleidigen und immer dann mysteriös, wenn es gerade nicht passte! War ich froh darüber Roro zu haben. Er flog mit mir durch diese Welt, die riesig war, größer als Esyia. Ich hatte auch schon versucht meine Frauen zu erreichen, aber hier gab es natürlich kein Netz. 

„Verdammte Scheiße…"

Murmelte ich, wenn ich wieder vier Jahre getrennt von allen verbringen musste, würde ich dieses Mal nicht mit irgendwen in Kontakt kommen, schließlich hatte ich schon zwei Frauen. 

„Mishouzu wann kommen wir ungefähr dort an?"

„Geduld. Es wird kommen."

Fick dich Drache. Ich legte mich auf den Rücken und sah in den Himmel. Ein paar Füchse kamen und legten sich auf mich, zusammen mit ein paar Vögel und Fische. Ein Fuchs legte seine Stirn auf meine und zeigte mir so eine Erinnerung. Es waren meine Frauen, die gesund und munter mit Roro unter einen der Bäume standen und nach mir suchten. Wenigstens hatte mich Mishouzu dahingehend nicht angelogen. 

„Danke, kleiner Fuchs. Kannst du ihnen zeigen, dass es mir gut geht."

Er nickte und verschwand wieder. 

Wir kamen irgendwann an eine kleine Jurte an, anschließend an die Jurte war ein großer Garten in den zwei junge Männer arbeiteten. Ich sah mehrere materielle Drachen und ein paar Fuchs Ori, also kleinere, harmlose Fuchsdämonen, herumgeistern. Das war das zu Hause von Kuri und Haku. Mein Herz schlug schneller vor Aufregung, und um ehrlich zu sein wurde mir auch ein wenig schlecht. Was sagte man zu jemanden, den man nicht kannte, ein Stück weit verehrte und mit einen Erben von dessen Erzfeind verheiratet war, dass er doch bitte den Fluch, den er über den Clan geworfen hatte, der ihn gequält hat, bitte wegnehmen soll, weil sonst blutrünstige Psychopathen das Land einnehmen und es zerstören. Mein ganzes Verhandlungsgeschick war gefragt! 

„Okay, Mishouzu, du kannst landen."

„Hätte ich so oder so getan, jetzt gibt es kein Entkommen mehr."

Danke, sehr liebenswürdig. Er landete einige Meter weit weg von der Jurte. Die restlichen Drachen kamen und begrüßten Mishouzu. Ich versuchte noch leicht versteck zu bleiben. Drachen konnten miteinander kommunizieren, aber außer dem Reiter konnten Drachen nicht mit uns reden, weswegen ich mich erschreckte, als mich Mishouzu nach vorne schob, um mich seiner Familie vorzustellen. Mein Körper wurde stocksteif und sah in die Augen acht neugieriger Drachen. Die Eltern und sechs Geschwister von Mishouzu. 

„H-Hallo."

Stotterte ich, als sie mich mit ihren kaltnassen Schnauzen beschnupperten.

„Hey, was ist denn hier los, ist der verlorene Sohn zurückgekehrt?"

Hörte ich eine junge Männerstimme fragen. Er drückte sich durch die Drachen. Er hatte purpurne Haare, grüne Augen, war sehr dünn und grazil, seine grünen Augen sahen jung, unschuldig und naiv aus. Das war Haku, er und ich sahen und kurz an, bevor ich mich verbeugte und mich vorstellte: 

„Mein Name ist Ten-Aya, ich bin das Oberhaupt des Ten Clans und Reiterin von Mishouzu."

Er duckte sich unter mich, um mir neugierig ins Gesicht zu sehen. Ich war kurz verwirrt und zuckte ein wenig.

„Hallo. Ich bin Haku, du musst dich nicht vor mir verbeugen."

Ich stellte mich wieder gerade hin und sah ihn ein wenig schüchtern an. 

„Komm mit, ich denke in der Jurte können wir besser reden."

Er führte mich durch den Garten. Ich sah einen anderen Mann arbeiten. Seine aschblonden Haare waren unter einen purpurnen Bandana eingeklemmt waren, auf Entfernung erkannte ich, dass er das Gewand der esyianischen Heiler trug. Seine Augen und sein Gesicht sah ihn nicht. 

„Das da ist mein Tschede-i, Kuri. Anhand deines Halsband sehe ich, dass du zwei Ehefrauen hast."

Ich nickte. 

„Um eine davon geht es auch in meinen Anliegen, ich habe dich aus einen bestimmten Grund aufgesucht."

Er lächelte mich an und sagte: 

„Ach so? Komm rein, lass uns erstmal einen Tee trinken."

Haku ging mit mir um, als wäre ich keine Fremde, sondern wie eine Freundin, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Seine Aura war freundlich, aufmerksam, ein wenig kindlich und farbenfroh. Er bat mich, mich zu setzen, während er einen Tee machte. Die Jurte erinnerte mich an die von Noman, die er vor dem Tempel hatte. Irgendwas hatte er an sich, was nicht so wirkte, als wäre er ein Kultivierer, oder gar ein Magier. Er wirkte ein wenig wie die Yoshen, aber doch ein wenig mächtiger. Mishouzu hatte was Halbgott geredet, ich wusste nun, dass das der Wahrheit entsprach.

„Haku, darf ich dich was fragen?"

„Aber gerne doch. Frag mich alles Ten-Aya."

„Wer genau bist du?"

Haku drehte sich zu mir und lächelte mich an. 

„Ich bin so eine Art Gott. Aber das zu erzählen ist eine lange Geschichte. Lass uns erstmal zu deiner Geschichte kommen."

Ich wusste nicht so recht, wie ich anfangen sollte. Also erklärte ich ihm alles, was ich auf meiner Reise herausgefunden hatte, was ich erlebt hatte und wer meine beiden Ehefrauen waren. Er sah mich ein wenig verwirrt an. 

„Moment, wenn Sasotan Jin Tod ist, warum ist der Clan dann noch verflucht?"

Fragte er sich. Ich hingegen fragte zurück:

„Wie meinst du das?" 

„Nun ja, der Fluch sollte nur so lange andauern, wie Sasotan-Jin lebte. Wenn er aber schon Tod ist… Moment, haben seine Leute ihn umgebracht?"

„Nein, er hat sich in seinen Archiv verbarrikadiert und ist an Nahrungsmangel verendet."

„Verdammt, das war die einzige Bedienung gewesen, hätten die Sasotan Jin umgebracht dann wäre der Flucht automatisch verblasst. Ich wollte ja nie das Volk bestrafen, sondern mich nur an ihn rächen. Aber dadurch, dass er sich retten konnte, ist der Fluch niemals verblasst."

„Was bedeutet das?"

„Ich… weiß nicht ob ich in der Lage bin den Fluch zu brechen."

Ich sah im Augenwinkel eine Bewegung, dann hörte ich eine zweite Stimme reden: 

„Warum solltest du auch, diese Leute haben uns übles angetan."

Es war Kuri. Er hatte ein Fuchsähnliches Gesicht und rotviolette Augen, die drum herum mit Kreisförmigen Verzierungen geschmückt waren. 

„Kuri, du weißt doch, dass ich keinen Hass gegenüber den Sasotan hege."

Ich sah zwischen den beiden hin und her, unwissend, ob ich eingreifen sollte oder nicht. 

„Haku, denk daran, was sie uns genommen haben."

„Er hat es uns genommen, die Sasotan haben uns nie was genommen."

Kuri brummte nur und verließ dann wieder die Jurte. Haku saß ein wenig traurig vor mir. Was sollte ich nun tun? Ich wollte ihn trösten und hatte schon den Mund offen, da unterbrach er mich: 

„Keine Sorge, wir führen eigentlich eine sehr harmonische Ehe, das ist leider unser einziges Streitthema."

Er wollte erklären was geschehen war, aber Mishouzu hatte uns bereits aufgeklärt. 

„Soso, er wusste es also… hätte nie gedacht, dass er es erfahren hat…"

Er wirkte etwas beklemmt. Verdammt, ich war zu weit gegangen. 

„Verzeih, ich wollte dir nicht zu nahe treten…"

„Nein, nein, das ist nicht deine Schuld. Weißt du was, ich lasse deine Frauen herholen und zusammen überlegen wir, wie wir diese Sache klären können. Ich mach uns was zum Essen."

Haku trat vor die Jurte und sprach mit den Drachen. Haku wollte was für uns kochen, Kuri kam auch in die Jurte und sah uns ein wenig misstrauisch zu. 

„Mach dir keine Sorgen, so wie Ten-Aya das erklärt hat, ist Sasotan-Rika auf unserer Seite."

„Sie ist von seinen Blut!"

Knurrte er. 

„Nein. Sasotan-Jin hat sich nie fortgepflanzt. Sein Erbe war nie blutsverwandt mit ihm."

Kuri sah mich ein wenig wütend an. Aber ich konnte nicht zulassen, dass jemand eine meiner Ehefrauen beleidigte, und ihr unterstelle mit diesem Schwein verwandt zu sein, war für mich eine Beleidigung. Kuri schien zu verstehen. 

„Wenigstens etwas. Trotzdem weiß ich nicht ob es die Sasotan verdienen geheilt zu werden."

„Kuri, es war nur er. Ich hätte ihn damals ganz einfach töten sollen, ich habe aber meine Kräfte noch nicht kontrollieren können."

„Du musst dich nicht rechtfertigen, Haku. Aber vielleicht…"

Ich hielt inne. Ich wollte den Beiden nichts versprechen, was Noman womöglich nicht vollbringen konnte. 

„Sag es einfach Ten-Aya, wir machen uns keine falschen Hoffnungen."

Wow, er spürte Auren, das wussten wir nicht. Also hatte es keinen Sinn zu lügen. Ich erzählte ihnen von Noman, dass er als Arzt aus Elystria und Heiler in Esyia vielleicht helfen könnte. 

„Es wäre zumindest einen Versuch wert."

Meinte Kuri und beruhigte sich langsam. Dann klopfte es, ich wusste schon, wer das war. Ich öffnete die Tür und Hana fiel mir direkt um den Hals. Sie riss mich zu Boden und heulte mich voll: 

„Wo warst du Tschede-i! Wir dachten die Yoshen haben dich gefressen."

„Rika, ich hab dir doch hundertmal gesagt, dass die Yoshen noch nie jemanden gefressen haben."

Meinte Nat und tätschelte ihren Rücken, bevor sie mich küsste. Dann bemerkten sie Haku und Kuri. Haku stand mit einer Schüssel Salat da und lächelte die Beiden an. Doch Hana wurde leicht panisch, warf sich neben mich auf den Boden und verneigte sich so tief, dass sie beinahe im Erdboden verschwunden wäre. Nat hingegen verbeugte sich respektvoll und normal vor Haku. Haku stellte die Schüssel weg und kniete sich zu Hana. Er wollte ihr ins Gesicht schauen, aber es war so tief unten, also legte er seine Hand auf ihren Kopf und meinte: 

„Komm hoch, ich mag es nicht, wenn man sich vor mir verbeugt. Vor allem, wenn man nichts angestellt hat."

Hana zögerte, tauchte aber langsam wieder auf, auch Nat stellte sich gerade hin. 

„Willkommen bei uns, setzt euch doch, wir wollten gerade was essen. Keine Sorge, Ten-Aya hat uns bereits aufgeklärt. Ich denke, ich muss einiges erklären." 

Hana und Nat zögerten ein wenig, aber ich deutete ihnen an, dass sie sich setzen mussten. Nat setzte ich neben Kuri und ich setzte mich neben Haku, damit Hana geschützt war, falls Kuri doch nochmal was sagte oder sie womöglich angriff. Haku erzählte ihnen alles, was er auch mir erzählt hatte. Hana wurde dabei immer deprimierter: 

„Heißt das, dass es für meinen Clan vielleicht keine Heilung gibt?"

Fragte sie erschüttert. Haku nickte nur ein wenig traurig. 

„Ich habe also umsonst…"

Hana war am Boden zerstört. Ich drückte sie an mich und auf Nat versuchte sie zu trösten. 

„Es gibt noch einen Weg. Lasst uns versuchen die Yoshen der Sasotan dazu zu überreden wieder zurückzukehren."

Versuchte ich sie aufzuheitern. Haku meinte: 

„Ich werde euch helfen. Das ist das mindeste, was ich tun kann."

Wir erwarteten eigentlich etwas von Kuri, doch dieser meinte: 

„Ich werde mitkommen, um auf dich aufzupassen."

Haku lächelte ein wenig. 

Ein paar Stunden später betraten wir wieder Esyia durch So-Ten, wir waren also direkt im Fuyu-Clan. Haku strahlte So-Ten an. 

„Ich liebe diesen Ort. Mit den Fuchs Yoshen zu tanzen war immer wunderbar. Ich beneide dich Fuyu-Suri, dass du mit ihnen aufgewachsen bist."

Nat nickte nur und lächelte. 

„Kuri, ich denke wir sollten, wenn das alles vorbei ist, wieder hierherziehen. Vielleicht auch in den Fuyu-Clan, die brauchen doch immer gute Heiler und ich könnte den derzeit besten Jingkai bei seiner Arbeit zuschauen."

Haku plante schon weit in die Zukunft vor raus, weiter als Kuri lieb war. Aber es amüsierte uns. Im Gegenteil, wir planten auch schon ein wenig vor raus: 

„Wollen wir später hier leben oder in Elystria?"

„Na, in Elystria, du musst deinen Buchladen führen und deine Aufgaben als Hohe Nummer eins wahrnehmen."

Erinnerte mich Nat.

„Ganz genau, nur weil du jetzt zwei Frauen hast, heißt das nicht, dass du auf der faulen Haut liegen darfst."

tadelte mich Hana. 

„Was unterstellt ihr mir, ich dachte nur ihr wollt zu Hause bleiben?"

„Wir können ja ein Portal von Elystria nach Esyia errichten. Aber am Ende bist du für deine Leute am wichtigsten."

Wo sie recht hatten… es war nur ein wenig komisch. Mittlerweile hatte ich mich so sehr an Esyia gewöhnt, dass ich nicht wusste, ob ich mich jemals wieder an Elystria gewöhnen könnte. Das bemerkten meine Frauen. 

„Wir gehen nach Elystria."

Meinte Hana auf elystrianisch. Ich musste leicht grinsen, sie hatte noch mehr Akzent als Nat. Ich nahm ihre Hände und zog beide hinter mir her. Haku und Kuri waren schnell, Haku war sehr aufgeregt. Wir sahen wieder Kitsunande, wo sich erneut alle Oberhäupter aller Clans versammelt hatten. Ich trat erstmal vor die Beiden und redete mit Yukichi. 

„Sind sie das?"

„Ja. Der mit den purpurnen Haaren ist Haku, der mit den aschblonden ist Kuri."

Yukichi trat hervor und verbeugte sich vor den beiden, um sie im Fuyu-Clan zu begrüßen. Haku spielte wieder sein Spiel und schaute von unten in Yukichis Gesicht. Dieser war ein wenig schockiert, was Haku ein wenig amüsierte. Der Junge war so rein und naiv, dass es wehtat. 

„Es freut mich Euch kennenzulernen, ich bin Haku."

Sagte er lächelnd. Yukichi stellte sich auch vor: 

„Ich bin Fuyu-Yukichi."

„Oh, bist du ein Nachkomme von Fuyu-Yuki?"

„Das ist meine Urgroßmutter. Ihr kanntet sie?"

„Ja, ich habe eine Zeitlang als Jingkai im Fuyu Clan gearbeitet. Fuyu-Yuki war unsere größte Unterstützerin."

Die beiden unterhielten sich. Wir hingegen standen mit Kuri abseits. Ich hätte seine Sorgen noch meterweit gespürt, nach außen hin wirkte er gar nicht so. Haku unterhielt sich ein wenig mit Yukichi, Nat und Hana. Ich hingegen stellte mich zu Kuri und fragte:

„Du machst dir Sorgen?"

Er sah mich ein wenig überrumpelt an. 

„Sag bitte nicht, dass du genauso Gedanken lesen kannst wie Haku?"

Also war er doch nicht Auren empfindlich, er konnte sogar Gedanken lesen. 

„Nicht ganz, ich kann, wie alle Magier in meinen Heimatland, Auren erspüren. Das bedeutet ich weiß, dass da was auf dir lastet, kann aber nicht sagen, was."

Er sah mich und fragte: 

„Was würdest du in meiner Situation machen?"

„Mich sorgen. Alles tun, um beide zu schützen. Ich kann dich verstehen, aber bitte bedenke, was Haku will. Ich spüre, wie schuldig er sich im Moment fühlt. Hilf ihm, diese Last von seinen Schultern zu legen."

Er sah mich an, natürlich, er konnte nicht spüren, was Haku belastete. 

„Du hast recht, ich sollte mich bei ihm entschuldigen."

Nat kam mit Hana und Haku zu uns und meinte: 

„Lass uns Kuri und Haku kurz zu Ten-Soma bringen. Es wird nachher eine Konferenz geben, wo wir mit ihm hinmüssen."

Ich nickte und zu fünft gingen wir in Richtung Tempel. Meine Frauen und ich gingen hinter den Beiden: 

„Tut mir leid, Ainaru."

Haku sah ihn ein wenig verwirrt an, verstand dann aber. Ainaru bedeutete Seelenverwandter auf dämonisch.

„Danke Akizi, aber es ist alles gut."

Akizi bedeutete Dämonenkind. Sie lächelten einander an. Ich sah zu meinen, ich in der Mitte und beide hielten sich an mir fest. Das war auch nötig, bei dem was gleich passieren würde. Vor dem Tempel unterhielt sich Merlin mit einen Fremden Magier aus Elystria. Merlin war kreidebleich, hörte aber aufmerksam zu. Das könnten die verschwunden Jeevahs sein, dachte ich mir, schön, dann haben wir zumindest eine Aufgabe von zu Hause erfüllt. Doch als sich dieser Jeevah umdrehte und ich in sein Gesicht sah, rutschte mir alles in die Hose, meine Organe und vielleicht auch ein wenig Angstpipi. Es war… Matterius Jeevah der zweite, mein Vater… Merlin versuchte ihn noch reinzuziehen, aber seine Schülerin hatte ihn schon gesehen und fiel in eine Art Schockzustand. Klein Loki kippte nach vorne. 

„Tschede-i, was ist los?"

Fragte Nat, doch ich war weg, mein Kopf war nicht mehr bei ihnen, sinnbildlich gesprochen. 

„Ich denke, das hat was mit mir zu tun. Ihr seid also meine beiden Schwiegertöchter, schön euch kennenzulernen."

Dann verstanden auch Hana und Nat, wer da vor ihnen stand. 

„Oh heilige Ka-Cha, behüte unsere geliebte Tschede-i."

Murmelte sie. 

„Ja, bitte Ka-cha."

Fügte Hana hinzu. 

Ja, ich dachte mich trifft der Schlag, als urplötzlich dein Vater vor mir stand und sich als Jenson Jeevah vorstellte. 

Sh, nicht spoilern Merlin.

Ach, komm schon Noman, du weißt doch wie es weitergeht. 

Trotzdem!

Als ich wieder zu mir kam, hingen Noman und meine Frauen über mir, ihre Gesichter waren voller Sorgen, Nomans sogar ein wenig ängstlich. Sie redeten, doch ich konnte noch nicht genug verstehen, was sie sagten. Ich sah neben mir saß weit entfernt Kalli und mein Vater. Kurz war ich mir nicht sicher, ob ich träumte oder so. Doch dann kam mir die Szenerie von vorhin wieder in den Sinn. Mein Körper schnellte hoch und traf beinahe meine Frauen.

„Was zum unendlichen Parafernium ist das?"

Fragte ich entsetzt und deutete auf meinen Vater.

„Das können wir dir erklären, aber nur wenn du dich beruhigst."

„Nen Scheiß tu ich Noman!"

Schimpfte ich mit ihm. Diese ganze Reise war teilweise so abstrus geworden, dass ich an meinen gesunden Magierverstand gezweifelt habe. Erst viertausend Jahre zu Stein erstarrt und nun stand mein totgeglaubter Vater vor mir und hieß eigentlich Jenson Jeevah! 

„Tschede-i beruhige dich. Lass es dir erklären."

Ich war rasend, so wütend war ich seit dem Vorfall auf dem U-Boot nicht mehr, nein, so wütend war ich noch nie in vierundzwanzig Lebensjahren. Ich steigerte mich so sehr rein, dass ich Schatten aus Versehen triggerte. Es zügelte mich in dem es mich noch auf dem Futon zusammenbrechen ließ und mein Körper krümmte sich vor grauenvollen Schmerzen. Besorgt wendeten sich meine Frauen an mich, Noman kramte die Medizin gegen Schatten aus seinen Kosmosbeutel. Er gab sie mir mitsamt ein paar Beruhigungstabletten. Er bat meinen Vater und Kalli aus dem Raum zu gehen. Ich kühlte langsam ab. Vorsichtig sah ich hoch zu Nat und Hana. Nat sah sehr besorgt aus, sie hatte einen meiner Schattenanfälle schon einmal mitgemacht und wusste was geschah, Hana hingegen sah mich das erste Mal so, natürlich hatte ich ihr von Schatten erzählt, aber ihr war trotzdem der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich nahm Beide in den Arm. 

„Es tut mir leid."

„War das Schatten?"

Ich nickte. Hana zitterte.

„Das war ja furchtbar. Du sahst so…"

Sie fiel mir um den Hals. 

„Hana, es ist alles wieder in Ordnung."

Beruhigte ich sie. 

„Ich hätte nicht so wütend werden sollen, aber ich war einfach sehr… erschrocken und konnte nicht meine Wut zügeln."

Langsam kamen wir alle runter. Bevor ich aber zu meinen Vater rausgehen konnte, hielt mich Noman auf. 

„Ich denke es wäre besser, wenn ich dir kurz erzähle, was genau eigentlich mit deinem Vater los ist."

Ich nickte nur und wir saßen kur noch auf dem Futon. 

„Jenson Jeevah ist dein Vater, das hast du richtig erkannt. Seine besondere Fähigkeit heißt: Tradukitur, er überträgt seinen Geist in einen Klon. Erst wenn dieser Klon stirbt, fährt seine Seele zurück in seinen Körper. Er hat sich jemanden gesucht, der seiner gesamten Familie eine Gehirnwäsche unterzieht und machte ihnen klar, dass er Matterius Jeevah der zweite sei und das alles kurz bevor er nach Esyia aufgebrochen war. Damit konnte er ihn ausspionieren, auch wenn ich ihm das nicht so recht glaube. Ich weiß nicht, was er damit bezwecken wollte, aber ausspionieren glaub ich eher nicht. Er zeugte dich und nach vier Jahren hat er sich dann in Anführungszeichen umgebracht, um wieder in seinen eigentlichen Körper zu gelangen."

Ich sah sehr verstört aus, meine armen Frauen machten was mit in dem Moment. Sie umarmten mich, naja eigentlich hielten sie mich davon ab Jenson Jeevah zu töten.

„Ich kann das nicht glauben, mein Vater lebt und er ist Jenson Jeevah. Und ich bin Inzucht, und zwar im höchsten Grade!"

Da mussten die Drei dann doch kurz lachen. Obwohl ich das nicht einmal als Witz gemeint habe. 

„Nun ja, das war auch meine erste Frage, wenn du wirklich Inzucht wärst, müsste ich mich darauf einstellen, dass du bald noch mehr Krankheiten entwickeln könntest. Laut ihm war aber Ambera zwar mit ihm Verwand, aber sie war nicht seine kleine Schwester, sondern seine Cousine ersten Grades, die nach den Tod ihrer Eltern adoptiert wurde, das macht ihn und Rulan zu Cousins zweiten Grades, was mich sehr erleichtert hat. Zwar nicht super toll, aber besser als richtig Blutsverwandt."

„Ja mich auch, jetzt wo ich es weiß. Ich sollte mich trotzdem entschuldigen, vor allem bei Haku und Kuri."

Er nickte und lächelte, ich kannte dieses Lächeln, es war sein, ich konnte den Patienten erfolgreich behandeln, Lächeln, es galt natürlich nicht mir. Er konnte beiden gute Nachrichten auf den Weg bringen. Ich stand auf und war noch ein wenig wackelig auf den Beine, weswegen mich meine Frauen stützen mussten. Zusammen liefen wir vor die Tür und sahen wie Kalli ein Schwert aus Armistra auf ihn richtete. Das war so klar, dass sowas passieren würde, dachte ich mir und legte meine Hand auf ihre Schulter. 

„Kalli bitte, das ist Mitglied der Familie Jeevah. Den erledige ich."

Sagte ich und zog meine beiden Schwerter aus der Lederjacke. 

„Wir haben noch eine Rechnung öffnen, alter Mann." 

Er sah mich an und meine Schwerter. 

„Wenn ich das richtig lese, heißen deine Schwerter Suri und Rika."

„Die Hofnamen meiner Frauen."

Beide standen hinter mir. Innerlich knurrten sie. Ich fühlte mich sicher mit Beiden im Rücken. 

„Ich denke ich muss dir eine Menge erklären."

„Noman hat mir einiges erzählt. Ich denke ich habe es begriffen. Aber… wie hast du es geschafft, dass So-Ten dich als Tod anerkennt?"

„Wie Merlin schon festgestellt hat, bin ich kein Null-Acht-Fünfzehn Magier. Ich werde dir nicht alle meine Tricks offenbaren."

Ich respektierte das. 

„Wir können das leider nicht sofort klären, wir haben hier gerade ganz andere Probleme."

„Ich weiß, auch wenn ich in Hanyan lebe, ich weiß was hier los ist."

Hanyan war das Land auf dem Kopf der Schildkröte. Dort lebten Kultivierer, die ihre Pflicht erfüllt hatten. Deswegen hatte ich Nats Großeltern, also Yukichis Eltern, nie kennengelernt. Mich machte seine Geschichte ein wenig stutzig, wie sollten so viele Fremde nach Hanyan kommen? Die Yoshen gewährten nur denen Einlass, die auch zu ihnen beteten und es in ihren Augen auch verdient hatten. Das jemand aus Elystria, der noch nie was von den Yoshen gehört hatte, nach Hanyan kam, war dementsprechend sehr unwahrscheinlich. 

„Wir werden euch gerne beim Kampf gegen die Sasotan unterstützen."

„Wenn wir Glück haben und klug agieren, wird es hoffentlich nicht zu einen großen Kampf kommen. Aber wir wären den originalen Jeevah sehr dankbar."

Er musste kurz ein wenig lachen. 

„Die originalen Jeevah…"

Ich fand das alles nicht so witzig. 

„Du weißt, du hättest ihn aufhalten können."

Da verging ihm das Lachen. Punkt getroffen, dieser Sieg geht an mich. 

„Kommt jetzt, wir müssen weitermachen. Sonst werden wir diese Welt niemals retten können."

Meinte ich nur. 

Ich betrat wieder den Wohnbereich des Tempels. Dort waren alle versammelt. Alle Clan Oberhäupter, unsere blinden Passagiere, meine Begleiter, Haku und Kuri und die originalen Jeevah. 

„Mädels, wir haben Besuch."

Sagte ich erschlagen. 

„Das ist ein Überfall Tschede-i."

Meinte Hana, was Nat und mich zum Lachen brachte. Merlin kämpfte sich heraus und kam auf mich zu. 

„Ten-Yala ist etwas passiert?"

„Ja, du hast Haku hierhergebracht und dann standen auch noch die Jeevah auf der Matte. Sajin, Alezsa und Ignis sind gerade am Kochen, wie noch nie zuvor und ich finde Urian nicht!"

„Was!"

Ich war fertig. Draußen war es dunkel und der Kidaowald war groß. Wenn er nicht richtig Acht gab könnte er sich verlaufen. 

„Tschede-i, such doch mit Ten-Yala Urian, wir werden helfen dieses Chaos in Ordnung zu bringen."

Meinte Nat zuversichtlich, Hana nickte nur. Sofort zog ich beide an mich und küsste sie. 

„Danke ihr zwei."

Merlin und ich verließen den Tempel und suchten nach Urian. 

„Wohin glaubst du ist er gegangen?"

„Ich weiß es nicht, ich mach mir ein wenig Gedanken…"

„Wieso, ist was passiert?"

„Er hat sich mit Alezsa gestritten. Du weißt doch, dass er und sie immer ein tiefes Verhältnis hatten, er hat deswegen versucht, sie zu überreden, dich in Ruhe zu lassen. Sie ist daraufhin ausgerastet und hat ihn sehr schlimm zusammengeschrien. Sajin ist dazwischen gegangen, ich war ja mit deinen Vater beschäftigt. Urian ist zwar sehr sensibel, aber so sensibel, dass er deswegen direkt wegläuft ist sehr untypisch für ihn."

Ich merkte wie besorgt und ängstlich Merlin war. Er wollte nicht, dass sein Bruder erneut verschwindet. Mir ging es zwar noch nicht ganz so gut, aber trotzdem: 

„Aurealis Twilaris."

Ich suchte mit einer schnelleren Methode nach Urian. Merlin sah mich an und meinte: 

„Danke."

„Nicht nötig, ich tue meiner Familie einen Dienst."

Er sah mich etwas überrascht an. 

„Warum schaust du mich so an?"

„Nun, da dein Vater nun wieder auf den Plan getreten ist-"

„Fang nicht noch einmal damit an. Ich hab dir schon damals bei Rulan gesagt, dass ich dich als Familie sehe, sogar Alezsa."

Merlin lächelte erleichtert und legte seinen Arm um mich. Wir beeilten uns trotzdem, um Urian nicht aus den Augen zu verlieren. Wir fanden ihn auch. Er war bei So-Ten. Mit Song, Moon sei Dank. Urian schien fasziniert zu sein von So-Ten, Song und den Yoshen. 

„Uri, alles okay?"

Fragte Merlin besorgt. Urian stand auf und kam auf uns zu. 

„Keine Sorge Merlin, alles ist gut. Ich wollte, dass Alezsa sich erstmal abkühlt, Herr Song hier hat mich eingeladen, zuzusehen."

Ich merkte wie erleichtert Merlin war, er zitterte sogar ein wenig. Mein Meister hatte seinem Bruder gegenüber große Verlustängste entwickelt. Urian merkte das, nachdem ich ihn mit einen leichten Blick darauf hingewiesen hatte. Er war unsicher, umarmte seinen Bruder aber. 

„Tut mir leid Merlin, vergib mir bitte. Ich habe unsere Familie zerstört. Ich habe dir, Mewina, Loki, ich habe allen wehgetan."

Ich wollte den Beiden Privatsphäre gönnen, deswegen stellte ich mich zu Song. Ein paar Yoshen begrüßten mich. 

„Alles okay, Aya? Du wirkst aufgewühlt."

Meinte Song und legte seine Hand liebevoll auf meine Schulter. 

„Als ich vor vier Jahren… vor über viertausend Jahre hier reingefallen bin, hat mir So-Ten meinen verstorbenen Vater gezeigt, nun stand er heute vor mir. Ich muss wissen, wie er es geschafft hat, So-Ten zu beeinflussen."

Song sah mich schockiert an. 

„Das geht eigentlich nicht. Ich weiß nicht, was Jenson Jeevah getan hat, aber So-Ten zeigt uns nur verstorbene oder es zeigt uns in der Gegenwart was an."

„Er kann seine Seele in einen Klon übertragen, vielleicht konnte er es auch auf So-Ten übertragen."

Song sah besorgt So-Ten an. 

„Das könnte So-Ten verletzt haben."

Murmelte er und trat näher an den Baum. Liebevoll berührte er seine Ranken. Ich lief ihn hinterher, hielt mich aber im Hintergrund. 

„Wie meinst du verletzt?"

Song beachtete mich nicht. 

„Song?"

Wieder keine Beachtung. Er berührte vorsichtig, fast schon liebevoll, die Rinde, ein heller Blitz stieß So-Ten aus und sofort flogen wir beide zehn Meter weit. Ich knallte durch drei Reihen Kidao und auf mir landete Song. Hatte ich nicht schon genug an diesem Tag gelitten? Vorsichtig rappelte ich mich auf und hörte Song zischen. Ich drehte ihn zu mir, seine komplette Hand war verbrannt. Merlin und Urian kamen angerannt. Sie halfen uns hoch Song war verletzt, ich hatte nur zwei gebrochene Rippen und ein paar Splitter. Merlin half Song hoch, er war schon etwas ernsthafter verletzt, aber er war nicht bewusstlos oder gar wieder im Koma. 

„Song, ist alles okay?"

Er nickte, aber er hatte Schmerzen. Sie brachten uns zurück zum Tempel des Ten-Clans. Suri kam uns entgegen und war sich unsicher, wenn sie als Erstes helfen sollte. 

„Tschede-i, Oka, was ist passiert?"

Das wollte ich auch wissen, irgendwas ging in Song vor. 

„Ich denke So-Ten ist verletzt, ich wollte ihn direkt fragen, doch er warf Aya und mich durch den halben Wald." 

„So-Ten ist verletzt?"

Fragte Suri besorgt. 

„Was auch immer Jenson Jeevah gemacht hat, er wird es uns wohl oder übel gestehen müssen."

Ich ließ Urian, der mich stütze, los, und ging in den Tempel. Zwei Minuten später flog Jenson Jeevah raus aus dem Tempel direkt vor Merlins Füße. 

„Was haben Sie gemacht?"

Fragte mein Meister. 

„Ich habe meine Seele… um Moons Willen, das grüne Feuer!"

Ich stand im Flammen. Dieser Dreckskerl hatte seine Seele in So-Ten transferiert und ihn so verletzt. Die Konsequenzen waren lange Zeit nicht sichtbar, aber durch Songs Berührungen hatte er Schmerzen und hat sich deswegen gewehrt, er hatte sogar seinen geliebten Jingkai verletzt. Ich war so wütend geworden, dass ich meine gesamte Kraft auf ihn konzentriert hatte. Hana, die gerade mit ihm und Kalli elystrianisch geübt hatte kam besorgt hinterher. Die anderen kamen ebenfalls zu uns und versuchten mich löschen. Nat und Hana kamen vorsichtig auf mich zu. 

„Tschede-i, lösch dich, sonst verbrennst du den ganzen Wald."

Da meine Frauen ebenfalls Shidaos waren konnten sie mich leicht berühren, ohne sich zu verbrennen. Ich löschte mich trotzdem, Macht der Gewohnheit. 

„Jenson Jeevah, du weißt nicht, was du getan hast, wenn So-Ten verletzt ist, könnte es sein, dass das verheerend für den Fuchswald wäre. Diese Geister und Götter hier sind real und die Esyianer glauben und verehren sie. Ich ermahne dich, auch wenn für uns ein Götterglaube fremd ist, respektiere ihre Kultur."

Ermahnte ich ihn und brach zusammen. Zwei gebrochene Rippen, es tat doch mehr weh als gedacht. 

„Wir bringen dich zu Soma, dann kann er dich behandeln."