Das Gespräch zwischen mir und Xidhas legte eine kleine Pause ein. Ich schloss meine Augen und genoss das tropische Klima dieser einsamen Insel. Wo sollen wir anfangen? Fragte er sich selbst und überlegte einen Moment. Am besten ich erzähle Dir erst einmal über die Drachen. Ich habe viel von den Elfen und ihren Historikern über magische Wesen gelernt. Da Elfen mehrere tausend Jahre alt werden können sammeln sie allerlei Wissen und Erfahrungen an. Aber haben dadurch auch die Angewohnheit Vieles einfach nicht nieder zu schreiben.
Nun, was die Drachen angeht. Sie übersteigen selbst die Lebensjahre der Elfen. Der ältest, uns bekannte, lebende Drache ist über Zwölftausend Jahre alt. Normalerweise sind Drachen Einzelgänger und finden sich nur zur Paarung zusammen. Zudem sind sie grundlegend friedliche Wesen, wenn man sie nicht provoziert oder ihr Territorium bedroht. Natürlich gibt es da ausnahmen. Drachen sind Magische Wesen und wie alle dieser Wesen sind sie beim Handhaben von Magie unvergleichlich begabt. Auch wenn es viele verschiedene magische Wesen gibt, keines von ihnen kommt annähernd an die pure Kraft der Drachen heran. Wenn es um reine magische Kraft geht seid Ihr wohl die mächtigsten Lebewesen der Welt. Es ist diese enorme Macht, die Furcht in den Herzen der anderen Rassen entstehen lässt. Und so kommt es durchaus gelegentlich vor, dass Drachen mit allen verfügbaren Mitteln vertrieben oder Bekämpft werden. Manche Drachen haben aufgrund dessen ein schlechtes oder gar aggressives Verhalten angenommen.
Von denen mal abgesehen leben die meisten Drachen friedlich an Orten die zu dem Element ihrer Magie passen. Es haben sich ganz eigenes Ökosysteme um sie herum entwickelt mit den Drachen als Zentrum. Von daher kann es schwere Folgen haben wenn ein Drache aus seinem Hort vertrieben wird. Nicht nur, das er sich ein neues Gebiete erschließen wird, sondern er hinterlässt auch eine nicht auszugleichende Lücke in diesem Ökosystem. Die meisten Lebewesen versuchen mit den Drachen zu harmonisieren. Aber es gibt auch Völker die sich nicht damit arrangieren konnten und bei ihrer Ausbreitung immer öfter mit Drachen in Konflikte geraten sind. Die Zwerge sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Sei sehr vorsichtig wenn Du dich in ihrem Reich bewegst. Bei Drachen verstehe sie keinen Spaß und werden schnell zu den Waffen greifen. Sie verwenden die erlegten Drachen um aus ihren Materialien, Rüstungen, Waffen oder magisches Zubehör herzustellen. Erklärte er und machte eine Pause. Vielen Dank für die Warnung. Bedankte ich mich.
Da magische Wesen viel Magie in sich tragen gibt es etwas, dass für sie fataler und bedrohlicher ist als irgendetwas anderes auf dieser Welt. Kannst Du dir vorstellen was das ist? Fragte er mich. Darauf hin überlegte ich einen Moment. Es ist Anti-Magie. Antwortete ich ihm telepathisch. Er nickte bedächtig. Es wird alle tausend Jahre ein Antimage geboren. Normalerweise sind Drachen körperlich stark genug um einem Antimage Paroli bieten zu können wenn sie ihm begegnen. Aber in Deinem Fall ist das anders. Du bist ein Drache und zeitgleich ein Antimage. Es gibt einen Mythos, auf dieser Welt, von einem Königreich der Drachen. Das irgendwann einmal existiert haben soll. Aber aufgrund des solitären Verhaltens der Drachen glaubt niemand ernsthaft daran, dass es jemals so etwas gegeben haben könnte. Auch ich habe nicht daran geglaubt. Bis Du, in meinem Büro, vor mir standest. Ein Drache mit Fähigkeiten wie den deinigen könnte sich damals als König der Drachen erhoben haben und sie in einer Art Königreich zusammengeführt haben. Sagte Xidhas.
Ich war platt als ich diese Geschichte hörte. Aber es könnte durchaus so gewesen sein. Worauf will er jedoch hinaus? Meint er etwa ich könnte mich als König aller Drachen erheben und dieses Königreich neu auferstehen lassen? Damit könnte man ein Zeitalter der Drachenherrschaft einläuten. Keine andere Rasse würde einer solch geballten Kraft etwas entgegen setzen. Ich wollte gar nicht weiter darüber nachdenken. Nun da brauchen wir uns keine Gedanken darüber machen, dass sich dieses Königreich erneut erhebt. Ich habe nicht vor ein solches Reich zu erschaffen. Ich möchte einfach nur mein Leben genießen. Eine solch riesige Verantwortung für die Welt zu tragen wäre mir viel zu stressig. Außerdem hätte ich keine ruhige Minute mehr wenn ich mich mit den Problemen der ganzen Welt herumschlagen müsste. Sagte ich ihm und legte mich gemütlich in den Sand des Strandes. Es sah mich ungläubig an. Dann musste er lachen. Bei seiner alten kratzigen Stimme hatte ich Angst sie würde gleich den Geist aufgeben und ihn verstummen lassen.
Scheinbar habe ich mir völlig umsonst Gedanken gemacht. Sagte Xidhas sich wieder beruhigend. Ich habe es doch bereits in Ihrem Büro gesagt. Ich möchte Kraft nur deswegen erlangen um mir wichtige Dinge schützen zu können. Es gibt nichts schlimmeres als geliebte und nahestehende Personen zu verlieren. Sagte ich ihm. Er stimmte mir mit stummen, bedächtigem Nicken zu. Dann kann ich Dir ja auch ohne Probleme von deinem Talent erzählen. Der Name deines Talents lautet „Wort des Drachenkönigs". Sagte er. Ich starrte ihn ungläubig an und meine Kinnlade klappte herunter. Können Sie das wiederholen? Fragte ich ihn gleichermaßen schockiert und fassungslos. Dein Talent ist das Wort des Drachenkönigs. Wiederholte er sich. Hab ich doch richtig gehört. Sagte ich verstört zu ihm.
Keine Panik Zymeth! Leneth hatte gesagt sie habe mich von jeglichem Schicksal freigesprochen und ich glaube ihr das auch. Also was macht dieses Talent dann genau? Dachte ich mir. Wissen Sie auch was dieses Talent genau bewirkt? Fragte ich Xidhas. Er strich sich über seinen langen grauen Bart. Ich habe keine Ahnung. Sagte er ganz trocken und leger. Der Typ hat ja echt die Ruhe weg! Dachte ich mir gestresst. Er schien meine Unruhe zu bemerken. Finden wir es doch einfach heraus. Es ist ein Talent also musst Du es auch benutzen können. Aber wir brauchen etwas um einen vorher, nachher Vergleich machen zu können. Sagte Xidhas. Das Gezwitscher der Vögel gab ihm eine Idee. Wie wäre es wenn Du den Vögeln einen Befehl erteilst. Einmal ohne dein Talent zu nutzen und einmal damit. Schlug er vor.
Guter Plan. Aber ich habe keine Ahnung wie ich das Talent benutze. Sagte ich. Der schwerste Teil ist normalerweise herauszufinden welches Talent eine Person besitzt. Die Verwendung fällt den meisten Leuten sehr leicht, wenn sie es erst einmal wissen. Ich würde sagen Du versuchst es erst einmal instinktiv. Wenn das nicht klappt denken wir über einen anderen Ansatz nach. Sagte er. Ich befahl einem der Vögel auf Xidhas Kopf zu landen. Nichts tat sich. Der Vogel blieb einfach auf seinem Ast sitzen. Dann konzentrierte ich mich und sagte innerlich, Wort des Drachenkönigs aktivieren! Dann Befahl ich dem Vogel erneut. Aber wieder saß er einfach nur da. Ich versuchte es noch einige Male. Das hat keinen Sinn. Sagte ich zu Xidhas. Dann versuch doch einfach mal mir einen Befehl zu erteilen. Gesagt getan. Ich befahl ihm auf die Knie zu gehen. Aber auch diesmal tat sich gar nichts.
Dann Probieren wir etwas anderes. Wirke einmal Magie mit und ohne das Talent. Sagte er. Ich dachte nach. Welche Magie könnte ich nutzen, an der man den Effekt sehen könnte? Ah! Telekinese! Fiel mir dann ein. Also ich versuchte den Ast auf dem dieser Blöde Vogel sitzt abzureißen. Aber der Ast bewegte sich grade einmal ein wenig. Dann probierte ich es mit dem Wort des Drachenkönigs. Oh shit! Dachte ich und zuckte erschrocken zusammen als plötzlich der ganze Baum aus dem Boden gerissen wurde und ins Meer flog. Auch Xidhas zuckte erschrocken zusammen. Nun, ich würde sagen, dass wir wissen wofür dein Talent ist. Es verstärkt deine Magie mit der Macht des Drachenkönigs. Sagte er und richtete sich wieder auf.
Dann gucken wir doch mal wie es sich auf deine andere Magie auswirkt. Sagte er, woraufhin wir noch einige Stunden herum probierten. Sehr gut, belassen wir es für heute dabei. Das nächste mal fangen wir dann an deine Antimagie zu trainieren. Jetzt bekommst du von mir noch den Schlüssel zur Bibliothek der Akademie. Dort kannst Du dich über alle möglichen Sachen belesen. Es sind auch einige Werke über die Geschichte dabei, die dich interessieren könnten. Sagte Xidhas und übergab mir einen recht schweren Eisenschlüssel. Danach bereitete er einen neuen Magiezirkel vor mit dem er uns wieder in sein Büro zurück brachte.