Messie nickte. „Seine Großeltern waren gestern mit Emma da."
„Nicht gut!" Der Arzt sprang auf und griff in seine Tasche, bevor er an Messie vorbeirannte, ihre Augen wurden groß als sie begriff was vor sich ging, und rannte ihm nach.
Die zwei Angestellten rannten durch die Haustür, den breiten Steinweg entlang bis vor das Eisentor, dass das Grundstück einzäunte. Wenn man die Villa von vorne betrachtete, waren rechts am Ende vom Grundstück die Ställe, und Dr. Dess war über diese Entfernung dankbar, sonst wären sie zu spät gekommen. Gabriel ritt auf einem prächtigen schwarzen Pferd an der Villa entlang bevor er Richtung Eisentor abbog, Dr. Dess holte ein Fläschchen aus seinem Kittel und zog die Spitze in seiner Hand mit dem Inhalt auf. Als Gabriel an ihm vorbeiritt, rammte der Arzt die Spritze in einer geschmeidigen Bewegung, in Gabriels Oberschenkel. Sie blieb zwar dort stecken, aber dafür war der Inhalt nun in dem Körper des Jungen. Dr. Dess drehte sich, noch in derselben Umdrehung weiter, bevor er sich vor Messie, die gerade dazu kam, verbeugte. Sie klatschte sarkastisch, bevor sich beide zu Gabriel umdrehten. Er war vielleicht zehn Meter gekommen, bevor er bewusstlos vom Pferd stürzte, schon halb durch das riesige Eisentor. Das Pferd hielt an und drehte unbeeindruckt, um zu den Ställen zurück zu laufen.
Dr. Dess, etwas enttäuscht über Messies halbherzige Reaktion auf sein Kunststück, mit dem er den jungen Master vor einem weiteren Massaker bewahrte, hob Gabriel auf und warf ihn sich über die Schulter, nachdem er die Spritze aus seinem Oberschenkel entfernte. Auch wenn er unmenschlich stark war, der Junge war immer noch ein Junge, zwar trainiert, aber doch schmächtig im Gegensatz zu Erwachsenen.
Dr. Dess brachte ihn wieder zurück in die Villa, Messie kam hinter ihm nach, und legte Gabriel auf sein Bett. Er flickte fest gegen die Stirn des jungen Masters als Dankeschön für seine gebrochene Nase.
Messie schüttelte lächelnd den Kopf und sagte im Singsang: „Wenn er das erfährt" Der Arzt warf ihr einen bösen Blick zu.
Er machte sich auf den Weg zu Vivians Zimmer, die tief und fest schlief. Er begann nun ihre Beine ein zu bandagieren, er hatte nur das nötigste getan bevor er sich seine Schläge abgeholt hatte. Als sie verbunden war ging er zurück zu Gabriel. Er holte die Eisenhandschelle die unter der Matratze versteckte war am Kopfende des Bettes und fesselte damit Gabriels Hand. Die Kette ging unter die Matratze hinunter zum Boden unter dem Bett, dort war sie fest mit dem Boden verankert. Gabriel hatte teilweise schon als Kind schlimme Alpträume gehabt, unzählige Angestellte wurden verletzt als er schlaftrunken und nicht bei sich war. Gabriel verletzte sich währenddessen zwar auch selbst, doch er heilte so schnell, dass das kein Problem, im Gegensatz zu den armen Bediensteten. Also kam Gabriel mit der Idee zu Dr. Dess und er half ihm das Konstrukt umzusetzen. Sie hatten eine Abmachung, seit er Gabriel einmal zusammenkauert und weinend als Kind gefunden hatte, vor ihm der leblose Körper eines der besagten Angestellten.
Er versprach Gabriel sollte dieser einmal unbegründet die Kontrolle verlieren oder durchdrehen, musste Dr. Dess ihn stoppen. Sie experimentierten lange bis sie ein Mittel gefunden hatten, dass in der Lage war ihn ruhigzustellen. Er ließ viel über sich ergehen, und sie waren erfolgreich. Dass war der Inhalt der Spritze vorher, und es funktionierte wie eh und je, stelle der Arzt fest.
Er setzte sich zu Gabriel. Auf das Bett und wartete.
Er war für ihn sein kleiner Bruder, das war der Grund, wieso er sich seinen Launen unterwarf. Dr. Dess hatte keine Angst vor ihm, da er ihn seit seiner Kindheit kannte, er war auf seiner Seite.
Er war dabei als Gabriel anfing nach Vivien zu suchen, und musste mitansehen wie der Junge immer mehr den Verstand dabei verlor. Schon seit seiner Geburt war Gabriel anders. Dr. Dess konnte sich noch erinnern wie sein Vater den Jungen zur Welt brachte, er selbst war noch ein Kind und im Nebenraum als der Junge zur Welt kam. Er war seinem Vater oft zu Notfällen gefolgt, weil seine Mutter gestorben war, und sein Vater ihn nicht alleine lassen wollte. Dadurch hatte er schon ein paar Geburten miterlebt, wenn auch nur immer vom Gang aus. Als er keine Schreie von dem Kind hörte dachte er es handele sich um eine Todgeburt. Doch das war nicht der Fall. Gabriel weinte nicht, lernte in Rekordzeit laufen, dafür sprach er nicht. Seine Stimme wurde das erste Mal gehört als er im Traum schrie, Dr. Dess hatte damals mitangehört wie Gabriels Mutter sich über ihren gestörten Sohn aufgeregt hatte. Dass er vom Teufel besessen sei. Sie fing an Quacksalber zu engagieren um ihn besagten Teufel auszutreiben, ihre Annahme wurde durch seine schnelle Heilungskraft und seiner enormen Stärke unterstützt. Doch er wehrte sich nicht, er ließ alles über sich ergehen was sie ihm antat. Man möchte meinen sein Temperament und der Wahnsinn in ihm wurden von seiner Mutter ausgelöst, doch dem war nicht so. Seine Mutter tat das völlig falsche, doch sie sah das völlig richtige. Dieses Kind war nicht normal, und es stünde vor dem Abgrund des Wahnsinnes, leicht schwankend und mit einem Fuß in der Luft. Doch er ließ sich alles gefallen bis er alt genug war, vor ein paar Jahren, gerade in die Pubertät gekommen tötete er seine Eltern. Gabriel begrub sie direkt danach, er hätte-, so wie auch heute, fast seine Großeltern umgebracht, er kannte sie kaum, doch sie waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Dr. Dess hatte ihn auch damals betäubt, und als Gabriel gefesselt aufwachte erklärte er ihm, dass er sein Erbe erst antreten konnte, wenn er volljährig war. Gäbe es seine Großeltern, die einzig lebenden Verwandten nicht mehr, käme er in ein Waisenhaus, egal wie sehr jeder in seiner Umgebung dagegen wäre, da keine Blutsverwandtschaft bestand. Sein Besitz ginge an das Land, er würde alles verlieren. Unwillig stimmte Gabriel zu, die Großeltern kooperierten als ihnen ein großer Teil des Erbes versprochen wurde. Seitdem versuchte Dr. Dess Situationen wie heute zu verhindern. Bis jetzt gelang es ihm, aber er wusste, wenn Vivian im Spiel war, war es Gabriel der sich bereitwillig in den Abgrund warf.