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Chapter 11 - Kakao

Kaiden schien niedergeschlagen, doch der Arzt fuhr fort. Der hinter ihm stehende Pfleger sah, wie Kaidens Kopf sank, und versuchte dazwischen zugehen, indem er sagte: „Lasst uns mit dem MRT doch fortfahren, jede Sekunde kann kostbar sein." Der Facharzt schien dies zu verstehen und ließ ihn passieren. Der Rollstuhl, gelenkt vom Pfleger, gewann langsam an Tempo und brachte Kaiden zu seinem Ziel.

Mit der Hilfe des Facharztes trugen sie ihn mit bedächtigen Bewegungen auf die grau-weiße Liege. Sie richteten ihn gerade darauf aus und schoben ihn anschließend in die schneeweiße Röhre. Normalerweise würde man einen Knopf bekommen, falls man sich unwohl fühlen würde. Da Kaiden jedoch seine Hand nicht richtig bewegen konnte, musste er per Schreie Bescheid geben.

Als Kaiden wieder in die Realität zurückkehrte, begann es bereits. Kaiden, obwohl er gedämpfte Ohrstöpsel trug, konnte die lauten Geräusche hören. Es klang wie der Schrei der Verdammten, die in der Hölle waren. Ein unwohles Gefühl überkam ihn, doch er konnte nichts dagegen tun. Er schien beunruhigt, aber nicht so sehr, dass er es zeigen musste. Er blieb ruhig in der weißen Röhre liegen, obwohl sein Puls etwas schneller schlug.

Die Zeit schien endlos zu vergehen, Minuten waren wie Dutzende und auch die einzelnen Sekunden. Kaiden schloss oft sein noch offenes Auge, um sich zu beruhigen, wachte aber kurz darauf wieder auf. Die Geräusche waren zu laut für ihn. Doch dann war es auch schon wieder vorbei. Sein in schwarz getauchtes Auge öffnete sich nach über zwanzig Malen und erblickte eine weiße Aussicht.

Die Liege schien ihn mit sanfter Geschwindigkeit aus der Röhre zu befördern, gefolgt von den Armen der beiden Männer. Er saß wieder auf dem komfortablen Rollstuhl und entspannte sich, die linke Hand auf der schwarzen Armlehne.

Während der Pfleger ihn zurückrollte, sagte der Facharzt, dass es einige Stunden bis Tage dauern könnte, bis die Ergebnisse vorliegen würden. Die Nachricht könnte kurz vor dem Schlafen oder in den nächsten Tagen überbracht werden. Sie gingen fort und die Tür

Schien sich wie von Zauberhand selbst zu öffnen. Mit dem Rücken zum vorherigen Raum schienen Strahlen in das etwas dunklere Zimmer hineinzuscheinen. Doch der etwa dreimal so große Pfleger bedeckte dies und es wirkte wie eine leichte Sonnenfinsternis. Die Tür schloss sich, und der Arzt wurde zurückgelassen.

„Wo wollen wir als nächstes hin, Kaiden?", fragte der Pfleger. Kaiden antwortete, dass er an die frische Luft wolle. Der Pfleger schien dies zu verstehen und verlor keine weitere Sekunde. Trotz seiner überlegten und gedämpften Schritte schien er an Tempo zu gewinnen. Es war wie eine Fahrt hinter einen Hügel. Man musste nichts mehr tun, dennoch fühlte es sich erfrischend an.

Es war jedoch nicht so atemberaubend wie es sein sollte, da Kaiden überall nur den Tod roch. Es war die Trauer, die Wut und die Verzweiflung, ähnlich wie sein letztes Umfeld. Er wollte unbedingt an die frische Luft, um all seine Sorgen für einen kurzen Moment zu vergessen und in die Zukunft blicken zu können.

Der Pfleger schien seine Arbeit gekonnt auszuführen. Er lief mit rasanter Geschwindigkeit, aber nicht zu schnell. Während der Kurven glich er das Gewicht der Verschiebung mit seinem eigenen aus und verlor kein Tempo, er war wie ein Profi. Sie fuhren viele gerade Strecken, nach links und nach rechts, die sich Kaiden alle merkte.

Die Räder des in Stahl umhüllten Rollstuhls drehten sich immer weiter, bis es endlich geschah. Die Türen öffneten sich wieder und eine angenehme Brise von Kälte umgab Kaidens halben Körper im Nu. Es war erfrischend. Die Kälte umgab ihn, und die Bäume schienen ihre Blätter davon gleiten zu lassen, doch schien die Sonne, diese Kälte in Kombination mit der Wärme der Sonnenstrahlen waren für jeden etwas Besonderes.

Kaiden schloss kurz darauf seine Augen und ließ es über sich ergehen, er wollte diesen Moment genießen. Doch etwas störte ihn: Ein alter Mann schien herumzuschreien, die herrliche Ruhe und lang ersehnte Vergnügung schienen sich in Luft aufzulösen. „Wie kann er es wagen?", dachte Kaiden innerlich voller Wut.

Der Pfleger fragte ihn, ob er auch etwas davon haben wolle. Kaiden fragte, was er meinte, da er den Satz des alten Mannes nicht richtig gehört hatte. Der Pfleger erwiderte und sagte, dass es heißen Kakao zu kaufen gäbe. „Zur Feier des Tages spendiere ich dir auch einen."

Kurz darauf schienen Regentropfen auf Kaidens Gesicht zu prallen. Es waren nur wenige, dennoch reichte es aus, seine Wangen zu durchnässen. Doch warum schmeckte es versalzen? Kaiden spürte noch mehr Regentropfen über seine Wangen rinnen, doch warum nur die Wangen? Kaiden realisierte, dass es seine eigenen von Augendrüsen produzierten Tränen waren. Er hob seine rechte Hand und versuchte, diese wegzuwischen. Es war jedoch immer noch nass. Da realisierte er erneut, dass er keine rechte Hand mehr hatte. Er lachte leicht und bejahte das Angebot trotz der Tränen mit einem leichten Lächeln.

„Heißen Kakao, heißen Kakao, nur bei mir für jeweils 3 Dollar! Zweimal bitte einen heißen Kakao", bat der Pfleger höflich. Der Verkäufer erwiderte dem Pfleger, „Das macht dann 6 Dollar." Ihre Hände reichten sich, und ein Austausch der 6 Dollar erfolgte gegen zwei schokoladenbraune Getränke, die in Pappbechern dampften. Der Pfleger nahm sie an, während der Verkäufer die Währung als Gegenleistung akzeptierte.

Kurz darauf fragte der Pfleger, ob sie sich auf einer Bank ausruhen sollten. Kaiden, der ohnehin an seinen Rollstuhl gebunden war, war das recht. Schließlich hatte man ihm heißen Kakao spendiert. Der Pfleger fuhr ein Stück weiter und sicherte den Rollstuhl, damit er sich nicht bewegen konnte.

Dann platzierte er die beiden heißen Schokoladendrinks auf der breiteren Kante der Bank, dehnte seine Arme für einen Moment und setzte sich gemütlich hin. Er breitete sich aus, indem er seine Beine auseinanderführte und die Arme hinter die Lehne streckte.

Obwohl es kalt war, probierte der Pfleger seinen Kakao. Er kommentierte: „In Ordnung, er ist nicht mehr so heiß. Ich gebe dir jetzt deinen." Damit griff er nach dem anderen Pappbecher und reichte ihn dem hilflosen Kaiden in Richtung Mund. Während der Pfleger ihn darauf hinwies, seinen Mund zu öffnen und sich nicht zu erschrecken, da es noch etwas heiß sei, näherte er den Becher vorsichtig Kaidens ausgetrockneten Lippen. Schließlich schnappte Kaiden zu, und die etwas heißere, bräunliche Flüssigkeit glitt über seine Zähne und Zunge hinab in Richtung Speiseröhre und Magen.

Ein wärmendes Gefühl durchströmte nicht nur seine obere Körperhälfte mit all ihren Organen und Funktionen des Essens und Trinkens. Am meisten erwärmte es jedoch sein zerbrochenes Herz. Ein Reflex trat auf, und weiter Tränen schienen aus seinen Augen zu fließen. Es war ein wunderbarer Moment, nicht nur das Gefühl, sondern auch die Tränen waren bewundernswert. Sie spiegelten das grelle Licht des zersplitterten Himmels wider und erfüllten die Aussicht mit einem bewundernswerten Spektakel.

Kaiden fühlte sich nach langer Zeit endlich wieder erfüllt.