Chereads / The Crumbling World (GER) / Chapter 9 - Neue Welt

Chapter 9 - Neue Welt

„Wie? Was meinen Sie damit? Wie kann eine Atombombe ein natürliches Ereignis sein und dazu eine neue Welt? Wo ist dann bitte mein Bruder?" Kaiden konnte sich nicht zurückhalten, da die Verwirrung ihm bis zum Kopf stieg. Die Schwester reichte Kaiden erneut ihre zierlich-weiche Hand und versuchte, ihn zu beruhigen. Sie legte ihre Hand über seine und begann, ihm die Geschichte zu erzählen, wie eine fürsorgliche Mutter eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen würde.

„Es geschah vor etwa zwei Jahren, also kurz nachdem du im Koma warst. Es war ein ganz normaler Tag, bis es am frühen Morgen Signale gab. Diese kamen aus dem Bermuda-Dreieck. Die Regierung ignorierte sie zunächst, da es üblich war, von dort Signale zu bekommen. Doch diese waren um vieles stärker als sonst. In einem Augenblick schien wie aus dem Nichts gewaltige Energie entstanden zu sein.

Der komplette Bermuda-Dreieck schien sich in sich selbst hineinzuziehen, so vermuteten es die Forscher zum jetzigem Stand. Die enorme Energie, die gebildet wurde, musste aber irgendwie losgeworden werden, und deshalb geschah es, die Explosion."

Kaiden konnte es nicht fassen. Zum einen war es ein unerklärliches Phänomen, das einem Schwarzen Loch ähnelte, jedoch nicht expandierte, sondern nur eine Explosion verursachte. Ebenso realisierte er, dass er zwei Jahre im Koma gelegen hatte. Die Schwester fuhr fort und erklärte, dass durch diese Explosion fast die ganze Welt betroffen war. Radioaktive Verstrahlung breitete sich übers ganze Meer aus, welches durch Winde und weiteres teilweise auch über das Land getragen wurde.

Die Druckwelle schien ebenfalls ein Problem zu sein, sie verursachte enormen Schaden, nicht nur an Menschen, sondern auch an der Infrastruktur.

Die leicht rötlich gesättigten Lippen der etwas blasseren Schwester setzten fort und erklärten, dass durch die Energie und die Explosion massive Erdbeben überall entstanden und teilweise Vulkane ausbrachen. Ebenfalls teilte sie ihm mit, dass der Tsunami nicht der einzige bei Kaiden war. Es gab mehrere, die fast an allen Küstengebieten der Welt Infrastrukturen und Menschen mit sich nahmen.

Insgesamt scheinen mehrere Dutzende von Millionen Menschen ihr Leben verloren zu haben und viele gelten auch noch als vermisst oder erkrankt. Es gab nur sehr wenige Überlebende, bis zu fast keine, die diesen Naturkatastrophen trotzen konnten. Somit zog sie imaginär auch ihren Hut vor ihm, um Respekt zu zollen.

„Doch was ist jetzt mit meinem Bruder?" fragte Kaiden, der den selben verwirrten Blick von vorhin auf seinem Gesicht hatte. Die Schwester atmete tief ein und sagte, dass das alles etwas plötzlich und unglaubwürdig rüberkommen könnte. Kaiden erwiderte, dass es egal wäre, da er es so oder so akzeptieren müsste. Die Schwester nahm ihre rechte Hand von Kaidens vernarbter, rauer Hand und strich sich die hellbraunen Haare hinter ihr Ohr.

„Verstanden, ich erzähle dir jetzt alles, was du wissen musst. Nachdem diese Tragödie entstanden war, passierte erst einmal nichts Besonderes, außer dass der Himmel leicht zerrissen aussah und ein heller, gelbbläulicher mit weißem Unterschnitt gefärbter Strahl den Horizont erfüllte. Die Splitter sahen kurz vor dem Zerfallen mit tiefblau-weißem Rand aus.

Es erhellte den ganzen Horizont, egal aus welchem Land. In dem einen mehr, in dem anderen weniger. Besonders in der Nacht sieht man es besonders grell aufleuchten. Wenn du aus dem Fenster gucken könntest, dann würdest du dieses Spektakel jetzt sehen können und vor Schönheit in Ohnmacht fallen können."

Wie ich bereits beschrieben habe, ist dieses Phänomen dreieckig und scheint das gesamte Bermuda-Dreieck bis auf den Zentimeter zu umfassen. Nachdem sich die Lage beruhigte und man versuchte, die Menschen zu retten, verfolgte die Regierung den Ursprung dieses Phänomens und identifizierte die leuchtende Barriere. Fasziniert davon befahlen sie, Soldaten und Forscher dorthin zu schicken.

Sie segelten mit dem Schiff in Richtung des grellen Lichts. Doch dann schien die Barriere sie anzuziehen, ohne eine Chance zur Umkehr zu lassen. Sie verschlang das Schiff und die gesamte Flotte. Sie verschwanden von den Radarschirmen, bis ein letztes Signal zurückgeschickt wurde. Die tapferen Männer schrien, dass sie im freien Fall waren, kurz darauf verstummten sie. Das Signal leuchtete irgendwo im Nirgendwo.

Daraufhin schickte die Regierung erneut Soldaten und Forscher, dieses Mal mit Fallschirmen ausgerüstet. Während die Zeit zwischen den Ereignissen verging, schien auch der Wasserpegel zu sinken. Das gesamte Meer schien kurz vor dem Verschwinden zu sein, doch in Wahrheit wurde es von der Barriere eingesogen. Als die Soldaten mit den Forschern schließlich bei der Barriere ankamen und hindurchtraten, konnten sie ihren Augen nicht trauen.

Sie befanden sich im freien Fall und öffneten hastig ihre Fallschirme. Unter ihnen breitete sich eine riesige Landfläche aus. Der Horizont war nicht mehr zu erkennen, stattdessen lag unter ihnen das gesamte Ozeanwasser. Dennoch gab es noch Land.

Die Zeit verging und die Regierung verbreitete erfreuliche Nachrichten. Neues Land war gesichtet worden. Die Forscher bemerkten, dass dieses Land voller neuer Entdeckungen war. Überall gab es neue Erze, Früchte, Tiere und Ressourcen. Die Regierung erforschte die Umgebung und stieß auf viele unerklärliche Ressourcen. Hier gab es Dinge, die den Gesetzen der normalen Welt nicht entsprachen. Sie schienen regelrecht zu schweben oder plötzlich zu erstarren.

Doch dann geschah etwas schlechtes . Die andere Welt, die nun als „Praeter" bezeichnet wurde, schien nicht nur bewundernswerte Ressourcen, Früchte und Tiere zu besitzen, sondern auch eine Zivilisation. Diese Wesen ähnelten außerirdischen Lebensformen. Allerdings schienen sie keineswegs freundlich gesinnt zu sein und griffen sofort die Soldaten und Forscher an. Ohne eine Chance auf Überleben starben sie und berichteten kurz vor ihrem Tod.

Allerdings ähnelten diese außerirdischen Wesen keinesfalls den grünen Menschen mit riesigen Eier geformten Köpfen oder irgendwelchen Monstern aus Fantasie Büchern. Im Vergleich dazu erschienen selbst die schlimmsten Kreaturen aus den Fantasie Reichen wie Plüschtiere in der Praeter. Kaiden schluckte und fragte nervös, wie sie diese Wesen nun bekämpfen würden.

Die Schwester fuhr fort und erklärte, dass die Regierung eigentlich nur noch rasch Ressourcen sammeln und dann verschwinden wollte. Doch vergeblich, denn theoretisch könnten diese außerirdischen Wesen, welche „Kryptiden" genannt werden , jederzeit durch die Barriere treten und die Erde verwüsten. Daher wurden verzweifelt Waffen zur Verteidigung entwickelt.

Ein genialer Erfinder namens Rolf Manklin schaffte es mit den verfügbaren Materialien einen Chip zu konstruieren, der sich mit den Nervenbahnen verbinden konnte und somit die gleichen übernatürlichen Kräfte von diesen Kryptiden kreierte. Ab diesem Zeitpunkt schien es, als kehre die Hoffnung zurück. Zuerst wurden Soldaten mit diesen Chips ausgerüstet und konnten den Wesen der Praeter erfolgreich Widerstand leisten. Doch im Vergleich zu den Soldaten, vermehrten sich diese Wesen immer weiter.

Deshalb entschied sich die Regierung, die Wehrpflicht in jedem Land wieder einzuführen. Jeder zwischen 18 und 45 Jahren muss somit ein Jahr lang dienen und sich unter diese Chips stellen, um mit übernatürlichen Kräften den Kryptiden der Praeter entgegenzutreten. Die tapferen Krieger werden als „Erwachte" bezeichnet und als Gegenleistung werden hohe finanzielle Entlohnung und Sicherheit versprochen. Man kann förmlich von ärmlichen Verhältnissen zu einem luxuriösen Lebensstil aufsteigen.

Kaiden wirkte kurz darauf äußerst aufgewühlt und fragte ohne zu zögern, ob auch er diese Chance nutzen könnte. Die Schwester erwiderte, dass es theoretisch möglich wäre, aber ohne Gliedmaßen bezweifelte sie, dass er angenommen würde. Allerdings könne er einen Test absolvieren, um herauszufinden, welches Potenzial er schöpfen könne, und die Kosten für Prothesen würden übernommen.

Sie fügte hinzu, dass selbst wenn der Chip keine Kräfte verleihe – was oft vorkomme – man riesige Roboter steuern könne, die sich mit dem Nervensystem verbinden. Alternativ könne man, aber auch, als einfacher Söldner an der Front kämpfen, nur mit besonderen Waffen ausgestattet.

Kaiden fragte anschließend, ob sein Bruder nun auch dort sei und sicher leben würde. Die Schwester bestätigte dies und ließ Kaiden, der erschöpft war, mit beruhigten geschlossenen Augen in schöne Träume gleiten.