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Chapter 5 - Cold - Kälte

Ein Tag alleine mit Haru. 

Das ich so etwas mal wieder erleben würde, hätte ich niemals für möglich gehalten.Normalerweise ist Elina immer da oder ich bin in der Schule und seh Haru erst Abends. 

Haru dackelte umher als ich das Frühstück vorbereitete. 

Sie sah nachdenklich aus. 

Sie ging runden um den weißen Sofa-Teppich und starrte den Boden an, bis sie plötzlich stoppte."Sota, darf ich zum Frühstück einen Schokopudding essen?", fragte mich Haru mit leiser Stimme. 

"Jetzt schon? Ich mach doch gerade schon Pfannkuchen.", antwortete ich ihr mürrisch, doch Haru wollte umbedingt ihren Pudding essen. "Ich könnte ihn doch auf dem Pfannkuchen essen. Bitteeeeee, Sota!" Haru schaute mich verzweifelt an. 

"Okay, aber nur dieses eine Mal", gab ich widerwillig nach.Haru macht grad viel durch. 

Ich sollte netter sein und mich mehr um sie kümmern. 

Haru ging zum Kühlschrank und nahm fröhlich einen Schokopudding heraus."Ich will auch einen.", rief ich und Haru nahm meinen auch heraus.Ich machte den Ofen aus und wir setzten uns zusammen an den Essenstisch.Haru und ich begannen unseren Tischspruch zu vollführen und aßen anschließend unseren Schokopudding.

Während des Essens beobachtete ich Haru nachdenklich, was sie bemerkte und mich darauf ansprach: "Ist irgendwas los, Sota?" 

"Nichts...", log ich sie an. "Möchtest du das Zake uns mal wieder besucht?", fragte ich Haru daraufhin um eine peinliche Stille zu vermeiden. 

"Jaaaaaaa, Zake ist so lieb und nett zu mir. Außerdem ist er in Videospielen viel besser als du.""Das wollte ich jetzt nicht unbedingt hören", antwortete ich lachend. 

Ich frage mich ob Zake die Nachrichten auch gesehen hat. 

Bestimmt.

Ich stand auf, schmiss die leergegessenen Puddingverpackungen in den Mülleimer und kümmerte mich weiter um die Pfannkuchen. 

Währenddessen schaltete Haru den Fernseher an und schaltete zum Cartoon-Sender."Irgendwie ist alles so langweilig wenn man nur zuhause ist", murmelte Haru, was ich dennoch hörte."Na, dann solltest du vielleicht mal etwas Produktives machen.Zum Beispiel ein Hobby ausführen", schlug ich ihr vor. 

"Aber das ist so anstrengend.", erwiederte Haru und schmiss sich aufs Sofa.Ihr schwarzer Katzen-Jumpsuit war dadurch ganz verschoben.

Haru griff in die Jumpsuittasche, nahm meine schwarze Brille heraus und setzte sie sich auf. "Sota, wieso willst du keine Brille mehr tragen?", fragte Haru, die ihre Stupsnase kratzte. 

"Ich empfinde es nicht mehr als nötig eine zu tragen. Ich kann auch ohne eine, alles gut erkennen und lesen", erklärte ich Haru, die mich enttäuscht anschaute. 

"Schade, ich fand dich mit Brille echt süß...", murmelte Haru und starrte an die Decke. 

"Du bist doch nicht in mich verliebt oder?" Haru sprang sofort auf und errötete. "WASSS?! Niemals, hahaha, das wäre doch total bescheuert." 

Haru schien meine Frage wohl peinlich gewesen zu sein. "Das war doch nur Spaß...", versuchte ich sie zu beruhigen, woraufhin sie vor Scham noch roter wurde.

"Ich bin mit den Pfannkuchen fertig...", sagte ich, als es plötzlich an der Tür klingelte. 

Ich ging in den Flur und eine bekannte Stimme ertönte. "Sota, Ich bins, Zake. Kann ich reinkommen?" Ich machte ihm die Tür auf und er kam herein. 

"Hey, Sota.", begrüßte er mich. 

"Hey, wieso bist du nicht in der Schule?", fragte ich Zake besorgt. 

Zake schwänzte normalerweise nie den Unterricht. 

"Ich hab die Schule dazu gebracht, mir frei zu geben, indem ich sage das ich mich als bester Freund um dich kümmer.", sagte Zake liebevoll. 

"Lieb von dir, wäre aber nicht nötig gewesen." Doch bevor Zake antworten konnte kam Haru zu uns. "Zaaaaaake!!!"begrüßte Haru Zake und rannte auf ihn zu. 

Sie umarmte ihn und er lächelte ihr zu. "Du trägst ja Sotas alte Brille.", stellte Zake fest. 

"Sota sah mit Brille viel besser aus.", sagte Haru. "Genau, finde ich auch.", gab Zake ihr recht. "Wir wollten jetzt Pfannkuchen essen, willst du mitessen?", fragte ich Zake. "Gerne, wenn ich nicht störe." Und so aß Zake mit uns zusammen Pfannkuchen.

Haru nahm während des Essens die Brille ab, damit sie nicht aus Versehen dreckig wurde und Zake trug beim Pfannkuchen Essen seine blauen Handschuhe. 

Als wir fertig gegessen hatten, sprach Zake uns dann an."Ihr habt doch sicherlich die Nachrichten gehört, oder?", fragte Zake ohne zögern. 

Harus Mimik änderte sich wie auf Knopfdruck von überglücklich zu absolut traurig."Papa ist tot...", murmelte Haru, woraufhin ich meinen Arm um sie legte."Ja, wir haben sie im Fernsehen gesehen", antworte ich auf Zakes Frage, der Haru bemitleidenswert anschaute. 

"Ich wünschte ich hätte etwas tun können...", machte sich Zake Vorwürfe. 

"Es ist nicht deine Schuld", versuchte ich ihn aufzumuntern, doch er wollte nicht mit sich reden lassen."DOCH, ich hätte helfen können. Ich hab doch die Chance etwas ausrichten zu können. Hätte ich es nur früher gewusst...", doch Zake stoppte, weil er merkte, dass wir ihm nicht folgen konnten. 

Er hatte die Chance etwas ausrichten zu können? 

Meinte er gegen die Mutanten? 

Was hätte er tun können?

"Zake, was meinst du mit "Ich hab doch die Chance..."?", fragte ich Zake. 

Er blieb still und wusste nicht, wie er darauf antworten sollte. 

Zake stand auf und zog zum ersten Mal in meiner Gegenwart einen seiner Handschuhe aus. "Sota, Haru, meine Hände frieren zu jeder Jahreszeit...", erklärte uns Zake. 

Er ging auf den Schreibtisch zu, den Haru und ich als Arbeitsfläche benutzten. Haru lernte dort immer zusammen mit Elina. "Doch meine Hände sind nicht nur in jeder Jahreszeit kalt,", erzählte Zake weiter, der auf den Bilderrahmen zu ging, in dem ein Bild von einem berühmten Künstler, den mein Vater sehr mochte, eingerahmt war, "sondern sie sind kälter, als sie eigentlich sein sollten." Zake berührte den Bilderahmen mit seiner Hand die vor Kälte dampfte. 

In Sekundenschnelle wurde der Bilderrahmen mit Eis umhüllt.

Ich und Haru waren baff und warteten darauf das Zake sich rechtfertigen würde. 

Doch er blieb still und versuchte uns ein Lächeln zuzuwerfen. 

Dann machte er endlich den Mund auf. "Jetzt wisst ihr warum ich immer Handschuhe trage."Haru und ich konnten vor lauter Schreck seinen Worten zuerst nichts erwidern, bis Haru wieder etwas Kraft fand und: "Das ist doch ein Witz", brabbelte. Ich hatte mich auch langsam wieder gefangen und stellte fest, dass das wohl das war, was Zake immer vor mir verheimlicht hatte. 

"Zake, du bist... ein Mutant?", fragte ich ihn und wartete auf seine Antwort. 

Zake zog sich wieder den Handschuh an und antworte schließlich auf meine Frage. "Ja, bin ich... ihr verachtet mich jetzt sicherlich und wollt nur schnell die KWM kontaktieren. Nur zu...", sagte er traurig. 

Was redet Zake da? Ist er wirklich ein Mutant, wie die aus den Nachrichten? 

Doch Zake wollte seinen Worten etwas hinzufügen. "Ich habe niemals die Absicht gehabt, euch wehzutun und werde es auch niemals. Ich bin nur ein Mensch der mit einer Fähigkeit geboren wurde, die er nicht kontrollieren kann." Als Zake das sagte, wurde mir klar wovon er sprach. 

Zake hat uns nicht seine Kraft gezeigt, um sie zu demonstrieren, sondern um uns, vor ihr zu warnen.

"Können wir dir wirklich glauben?", fragte Haru, die, von dem was passiert war, immer noch traumatisiert war. 

"Natürlich. Ich bin immer noch der Zake, der ich vorher war und ich habe meine kleine Haru immer noch genauso lieb."Zakes Worte hatten Haru anscheinend sehr berührt, sodass sie vom Esstisch aufstand, auf ihn zulief und ihn umarmte. 

Ich stand auch vorsichtig auf und ging auf ihn zu."Wieso hast du es mir nicht vorher erzählt?", fragte ich Zake. 

"Weil ich Angst hatte, du würdest mich ausgrenzen und verpfeifen, wenn ich es dir sage. Jetzt hab ich nun mal zu viel erzählt, also musste ich es sagen, bevor ihr mir weiter misstraut", erklärte mir Zake."Doch, Sota, weißt du...", sprach Zake zu mir und zog sich vorsichtig den Handschuh wieder aus. 

Er legte seine Hand auf Harus Haare, die es zu spät realisierte und nicht reagieren konnte. 

Auch ich konnte nur noch ein: "ZAKE, NICHT!", schreien. 

Doch seine Hände stießen keinen kalten Dampf mehr aus und so lag Zakes Hand auf den Haaren von Haru, die vor lauter Angst komplett steif dastand.

"Geh keinen Schritt zurück!", sagte Zake temperamentvoll. 

Doch ich verstand nicht was passiert war. 

Zake sagte, er könne seine Kraft nicht kontrollieren, aber wieso konnte er Haru jetzt einfach so berühren? 

Ich schaute mir den Bilderrahmen an, den Zake auf den Schreibtisch gelegt hatte. 

Er fing langsam an zu schmelzen. 

Das machte doch keinen Sinn. 

Doch bevor ich weiter darüber grübeln konnte, zog sich Zake wieder seinen Handschuh an und sprach wieder zu mir. "Sota, weißt du, wenn du neben mir bist, sind meine Hände so warm wie noch nie. Weißt du wieso?", fragte mich Zake. "Ich... Ich weiß nicht", antworte ich verwirrt. 

"Weil du wie ich bist", erklärte mir Zake. 

Ich bin wie Zake? 

Wie soll das gehen? 

Ich bin doch kein Mutant... "Du hast Kräfte, die Menschen helfen können, Sota. Mit deiner Kraft kannst du nämlich Mutanten wie mir die Kraft vorzeitig rauben." Überfordert von der Situation hörte ich Zake zu, ohne etwas zu erwidern, und konzentrierte mich komplett auf seine Worte.

"Weißt du, ich beobachte dich schon eine Weile, Sota, und du bist dir nicht bewusst, dass du so wie ich ein Mutant bist. Dafür beneide ich dich, weil deine Kraft für dich selbst keine Auswirkung hat." Zake erklärte mir so viel, dass ich mich in seinen Worten verlor und dass Haru nicht realisieren konnte, was er erzählte. 

"Anders gesagt, ist das der Grund wieso dir bei dem Gedanken an Mutanten immer sofort übel wird." 

Zake wusste es. 

Er wusste, dass mir, wenn ich an die Mutanten aus den Nachrichten dachte, übel wurde und ich mich übergeben musste. 

Doch bevor ich ihn drauf ansprechen konnte, redete Zake weiter. "Ich und mein Chef aus dem Café beobachten Menschen wie dich und wissen, dass dein Vater ein Mutant war, also war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eure Kräfte entwickeln würden." 

Zake schaute Haru an, die sich immer noch an ihm klammerte und seinen Worten lauschte. "Haru hat solche Fähigkeiten anscheinend nicht geerbt", erklärte Zake und streichelte Haru durch die Haare. "Doch du schon, Sota."

Mein Kopf war voller Gedanken. 

Ich hatte das Gefühl, dass alles zu viel für mich war. 

Ich soll ein Mutant sein, wie die aus den Nachrichten die wahllos Menschen töten? 

Das ist doch ein Witz. 

Doch alles was Zake sagte, machte Sinn. 

Das Mutantensein, die Übelkeit, mein Vater. 

Es machte jetzt Sinn, wieso unsere Mutter nichts mehr von uns hören wollte und warum unserer Vater wollte, dass wir ihm jeden Tag erzählen, ob etwas besonderes vorgefallen war. 

Doch was war nun mit mir? "Zake. Die Mörder unseres Vaters...", doch Zake wusste auf was ich hinaus wollte. "Sie sind auf dem Weg." 

"Was soll ich nur tun, Zake. Werde ich nur wegen meinen Kräften umgebracht?", fragte ich ihn mit zitternde Stimme. 

Ich hatte Angst. 

Angst davor, von Haru getrennt zu werden und in einem dunklen Nichts zu landen. 

"Ich werde dich mit meinen Kräften beschützen, Sota. Du bist der kleine Hoffnungsschimmer, der die wöchentlichen Nachrichten und Todesanzeigen stoppen kann.", versuchte Zake mir Mut zu machen. 

Doch was ist, wenn diese Mutanten stärker als er sind? 

Werden wir dann alle sterben?

Doch bevor ich weiter in meinen Gedanken versank, sagte Zake zu mir: "Mach dir keine Sorgen. Ich kümmer mich schon darum, dass euch nichts passiert", und lächelte mir zu.