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Chapter 7 - Warmth - Wärme

Die Sonne ging auf und das Zimmer wurde immer wärmer. 

Ich war früh aufgewacht und Sota schlief noch. 

Eine ganze Weile lang lag ich noch neben ihm und schaute mir fasziniert sein Gesicht an, als würde ich ein Aquarium mit tropischen Fischen beobachten. 

Sota schlief so friedlich und sah beim Schlafen immer so unschuldig aus. 

Doch plötzlich veränderte sich seine Mimik und er fing an, im Schlaf um sich zu schlagen. "Nein ich will nicht!", schrie er im Schlaf. 

"Sota?" Ich versuchte ihn wach zu rütteln, doch es gelang mir nicht. 

Sein Körper zitterte wie verrückt. Was soll ich nur tun? Er wurde immer hektischer und kratzte mich aus Versehen an meiner Wange, die sofort anfing zu bluten. "Sota!", versuchte ich ihn aus seinen Traum zu entreißen. Er wachte endlich auf und bemerkte sofort meine Verletzung. "Haru, was ist passiert?!", fragte er schockiert. "Naja, du...", fing ich an, doch ich überlegte es mir anders."Ich hab mich nur an der Türkante gestoßen", log ich, weil ich wusste, dass er sich sonst für meine Verletzung die Schuld geben würde. Das wollte ich nicht. Also versuchte ich ihn mit einem: "Ach ja, guten Morgen, Sota", auf andere Gedanken zu bringen. 

Ich erzählte ihm, wie ich ein paar Stunden zuvor in der Schule Bescheid gegeben hatte, dass er heute nicht hingehen könne und dass ich Oma auch schon angerufen hatte. "Das hätte ich doch auch machen können", antworte Sota verunsichert und raffte sich auf. 

Ich hatte Sota in den letzten Tagen so viel abverlangt, dass ich vergessen hatte, dass er doch auch daran litt. 

Papa ist tot. 

Sota ist ein Mutant wie die anderen aus den Nachrichten auch. 

Das muss ihn sicherlich belasten.

Also antwortete ich ihm auf seine Unsicherheit mit einem: "Ich weiß, aber ich will dir kein Klotz am Bein sein. Also will dir helfen, wo ich kann. Ich kann mich doch nicht immer nur auf meinen großen Bruder verlassen", sagte ich und lächelte ihm zu. 

Er nickte, stand auf und streckte sich. 

Ich ging auf den Schreibtisch zu und nahm mir die schwarze Brille, die ich gestern Abend dort hingelegt hatte, damit sie beim Schlafen nicht zerkratzte. 

Sota hatte sie mir überlassen, da ich ihn so oft danach gefragt hatte und er sie ja ohnehin nicht trug. Ich legte sie mir vorsichtig auf die Nase und fragte Sota, ob ich heute das Frühstück übernehmen konnte."Ehm, klar, aber wir haben auch noch Reste vom Yakisoba-Einkauf", antwortete er.

Ich ging von Sotas Zimmer zur Küche und schnürrte mir die Küchenschürze von Oma über meinen Jumpsuit, band mir einen Pferdeschwanz und holte mir eine Pfanne aus dem Schrank. Ich legte sie auf die Herdplatte, die ich vorher angeschaltet hatte, suchte mir die Zutaten heraus und legte die übriggebliebenen Yakisoba-Nudeln, ein bisschen Gemüse und den eingefrorenen Bacon von letzter Woche in die Pfanne. 

Ich schlug ein Ei auf und wartete. 

Währendessen kam Sota aus seinen Zimmer heraus, der sich anscheinend in dem kleinen, an sein Zimmer benachbarten Badezimmer frisch gemacht hatte.

Er bemerkte das ich ihn angestarrt hatte und schaute mich daraufhin an. 

Ich errötete sofort und konzentrierte mich wieder aufs Essenmachen.

Sota sieht sogar morgens süß aus... 

Ich bin echt das Letzte... 

In den letzten Tagen hat er sich so perfekt in meiner Umgebung verhalten, dass sich meine Gefühle zu ihm verstärkt haben. 

Ich weiß, dass Liebe zu Blutsverwandten eine Sünde sein soll, aber... aber ich kann doch auch nichts dafür. 

Er ist immer so lieb und fürsorglich... und kümmert sich immer um mich. 

Er wäre von meinen Gefühlen bestimmt angeekelt. 

Sota setzte sich an den Küchentisch. 

Er saß mit dem Rücken zu mir und zückte sein Handy. 

Währenddessen summte ich das Opening meines Lieblingsanimes vor mich hin. "Hm Hm Hm Hm Hm hmhmhmhm" Blend S war ein toller Anime, den ich in den letzten Tagen angefangen hatte. 

Ich wandte meinen Blick wieder für einen kurzen Moment Sota zu, bevor ich bemerkte das, das Essen fertig war.

Ich verteilte das Essen aus der Pfanne auf zwei Teller und ging auf Sota zu. "So, bin fertig", sagte ich und überreichte ihm seinen Teller, worauf er mit einem "D-Danke" den Essteller zitternd annahm. "Ist alles okay?", fragte ich ihn besorgt. "Ich war nur erstaunt... wie sehr du dich für mich ins Zeug gelegt hast", antwortete er. Ich wurde wieder Rot und musste mir schnell eine Notlüge ausdenken, um meine Verlegenheit zu überspielen. "Ich, ehm, muss den Ofen noch ausstellen!", sagte ich und ging in Richtung Ofen. Ich zog mir die Schürze aus und sah im Küchenspiegel mein Rotes Gesicht. Haru was ist los mit dir? Du hast doch früher nie so offensichtlich reagiert. Beruhige dich...

Ich kam wieder zurück und setzte mich gegenüber von Sotas Platz an den Tisch. 

Sota bedankte sich sofort für mein Essen: "Danke, Haru, es sieht köstlich aus", woraufhin er mit dem Essen begann. 

Ich öffnete den Mund und wollte ihm so gerne meine Gefühle gestehen, doch ich konnte nicht. Also fing ich auch still an zu Essen. 

Nach dem Essen bekam Sota eine Nachricht, woraufhin er sofort aufstand. "Haru, das Essen war wirklich lecker", sagte er und ging wieder in sein Zimmer. Ich schaute ihm still hinterher.

Als er die Tür schloss konnte ich mich vor Freude gar nicht mehr einkriegen und fing an zu kichern. "Ihm hat mein Essen gefallen", schwärmte ich leise vor mich hin. 

Ich nahm das Geschirr und spülte es ab. 

Kurz nachdem ich fertig war, bemerkte ich, das es kurz vor 15 Uhr war. Sota kam wieder aus seinem Zimmer, während ich grade die Teller abtrocknete. "Haru, ich geh nochmal kurz los", erklärte mir Sota, woraufhin ich sofort traurig wurde. "Was? Wieso? Ist etwas passiert?", fragte ich ihn. Woraufhin er knapp mit einem: "Zake will sich mit mir Treffen", antwortete. "Ich bin bald wieder zurück!", verabschiedete er sich und verschwand mit einer kleinen Tasche. 

Nun war ich wieder alleine. 

Ich stellte mir die Frage, wieso ich eigentlich so viel für Sota empfand und fing an mich wieder zu erinnern.

Vor über 2 Jahren verlor ich bei einem Autounfall mein Gedächtnis. 

Ich konnte mich an nichts erinnern. 

Nur an das, was mir von Sota und den anderen erzählt wurde. 

Nach den Erzählungen soll ich früher nicht so anhänglich gewesen sein, wie ich es jetzt war. 

Ich hatte auch seit dem Unfall Angst davor, das Haus zu verlassen. 

Dazu kam, dass unsere Eltern kein Verständnis für meine Lage hatten und auch, dass ich mich nicht mehr an sie erinnern konnte, haben sie nicht akzeptiert. 

Doch Sota stand immer zu mir. Als ich aus meinen Koma nach dem Unfall erwachte, war Sota die erste Person, die ich sah.

Er hatte gewartet und mich mit Tränen umarmt. 

Ich musste ihm anscheinend sehr wichtig gewesen sein. 

So wichtig, dass er wegen mir sogar noch mehr Aufgaben übernommen hatte, um mir bei meiner Angst zu helfen. 

Wir lebten alleine und Sota war die Person, der ich voll und ganz vertrauen konnte. 

Ich habe Angst davor, ihn zu verlieren. 

Ich will niemals von ihm getrennt werden und für immer bei ihm bleiben. 

Doch als er grade das Haus verlies, musste ich mich an den Albtraum von gestern Nacht erinnern, in dem ich Sota in meinen Armen sterben sah. 

Sein Bauch war durchlöchert und er war vollkommen mit seinem Blut verschmiert. 

Ich hatte Angst, dass dies eine Art Vision war. 

Sota hatte die Kraft, Zakes Eiskraft stoppen zu können. 

Also war es nicht unwahrscheinlich, dass ich auch eine Superkraft besaß oder nicht?! 

Ich habe Angst. 

Solche Angst...