Die Nachrichten liefen übers Radio, als ich grade im Büro war und mich weiter auf die Arbeit am Computer konzentrierte.
"Achtung! Exklusive News! Eben gerade ereilte uns eine neue Nachricht. Die Mutanten-Gang die gestern Abend jemanden kaltblütig im Southwark Bezirk ermordet hat, hat wieder zugeschlagen. Vor gut einer Stunde wurde in der Design-Firma "Tanaka" ein Zivilist tot in seinem Büro aufgefunden. Es handelt sich beim toten Zivilisten um den Firmenchef der Tanaka Design-Firma Kaito Tanaka höchstpersönlich. Kaito Tanaka wurde mit einem Schnitt an der Kehle ermordet. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen Tod durch eine gewöhnliche Schnittwaffe. Die Wissenschaftler der Regierung vermuten, dass einer der Mutanten-Gang-Mitglieder eine Mutation besaß, die es ihm erlaubte, seine Körperteile zu schärfen...." Doch ich hörte dem Nachrichtensprecher nicht mehr zu und vertiefte mich weiter in meinen Gedanken.
Doch anstatt sofort an meine Kinder zu denken, begann ich an zu lachen. "Kaito, du und ich haben es schon vorhergesehen." begann ich allmählich mit mir selbst zureden.
Ich musste daran denken, wie schön alles noch war, vor der Geburt von Sota.
Ich war Studentin an der Waseda-Universität in Japan und lernte den gut aussehenden Kaito Tanaka kennen. Er war im selben Kurs wie ich und sprach mich immer mit einem lieblichen "Asuka-chan" an.
Er und ich verbrachten immer mehr Zeit miteinander, bis wir schließlich ein Paar wurden.
Wir beide wollten irgendwann zusammen Kinder kriegen und heiraten. Wir hatten uns vertraut und haben uns alles erzählt.
Wir hatten keine Geheimnisse voreinander.
Das dachte ich zumindest.
Kurz nachdem Sota geboren wurde, verhielt sich Kaito anders als sonst.
Er war nicht mehr so liebevoll und fürsorglich wie früher.
Er war viel mehr grober und gereizter.
Dazu kam, dass er Sota schon von klein auf gewissenhaft beobachtet hatte und zudem täglich notierte, wie viel er wog, was er tat und noch vieles mehr.
Fast so, als wäre Sota für ihn ein wissenschaftliches Experiment gewesen, was er protokollieren musste.
Ich hatte gehofft, dass ich ihn dazu bringen könnte, wieder zu dem liebevollen und fürsorglichen Mann zu werden, den ich geliebt hatte.
Doch all meine Taten brachten am Ende nichts.
Auch als ich ihn dazu überreden wollte, unsere Firmen zusammenzubringen.
Kaito war Chef der Tanaka Design-Firma, die sich auf das designen von Filmplakaten spezialisiert hatte, und ich war die Leiterin der Yamo Verlagsfirma, die sich mit dem Publizieren von Filmen befasste.
Zusammen hätten unsere Firmen gut zusammengepasst, doch ich musste im nachhinein feststelllen, dass Tanaka seine Firma nur ausgenutzt hatte.
Kurz nach der Geburt von Haru verriet mir Kaito, wieso er sich bei Sotas Geburt plötzlich so verändert hatte.
Kaito Tanaka war wie die Mutanten aus den Nachrichten ein Mutant.
Dazu kommt, dass er mich als eine Art Brutstätte für Mutantenkinder benutzt hatte, um Kinder zu gebären, die seine Fähigkeiten erben konnten.
Ich war fassungslos.
Doch als Kaito mir mehr erzählte, fiel mir auf, dass er mich nie geliebt hatte und meine Liebe nur zu seinen Gunsten benutzt hatte.
Alles, was ich mir für die Zukunft ausgemalt hatte, eine liebevolle Familie, das Altwerden mit einem fürsorglichen Mann, all das, war nicht mehr von Bedeutung für mich.
Ich verließ meine Kinder und meinen Mann.
Zu der Zeit war Sota grade erst 4 Jahre alt, doch mir war egal, was meine Kinder fühlten.
Nun war Kaito tot, so wie er es in der Zeit als wir noch zusammen waren vorhergesehen hatte. Ich konnte mir denken, wie sehr gerade Haru und Sota seinem Tod hinterhertrauern mussten. Doch ich empfand keinerlei Reue.
Stattdessen konzentrierte ich mich mit einem Lächeln auf dem Lippen wieder auf die Arbeit.
Am nächsten Morgen wurde ich in der Firma wieder herzlichst begrüßt. "Guten Morgen Frau Yamamoto." sprach mich einer der Mitarbeiter an und ich fuhr mit dem Fahrstuhl wieder hoch in mein Büro.
Kurz bevor ich die Tür schließen wollte, sprach mich eine Mitarbeiterin an. "Ehm, entschuldigen Sie die Störung Frau Yamamoto, aber ein Mann namens Kairo Takahashi wollte sich für heute Abend einen Termin bei Ihnen machen lassen."
"Sagen Sie, dass ich absagen muss" antwortete ich, doch die Mitarbeiterin ließ nicht locker. "Er wollte seinen Film bei uns rausbringen und sagte, dass er sichergehen wolle, dass wir gute Arbeit leisten." Schilderte mir die Mitarbeiterin.
"Okay, wenn Sie von diesem Kairo so überzeugt sind, höre ich mir sein Angebot gerne heute an. Würde heute um 21 Uhr gehen?" fragte ich nach.
"Er sagte, dass ihm jede Zeit recht sei." antwortete die Mitarbeiterin mit einem Lächeln und ging wieder in die Richtung ihres Büros.
Ich machte die Tür nun endlich hinter mir zu und setzte mich auf meinen Bürostuhl. "Sie schien ein großer Fan von diesem Kairo Takahashi zu sein." brabbelte ich vor mich hin.
Ich öffnete Uoogel und begann damit nach diesem Kairo Takahashi zu suchen.
Immerhin sagte mir dieser Name nichts, obwohl ich die Leiterin unserer Firma war und mich mit Filmen sehr gut auskannte.
Doch nach meiner Suche musste ich feststellen, dass im Internet nichts von diesem Kairo Takahashi zu finden war. Ist er vielleicht ein Newcomer...?
Doch bevor ich weiter an diesen Kairo Takahashi denken konnte, ploppte eine O-Mail-Nachricht auf.
Sie war von Kaitos Mutter, Oyama Tanaka.
Sie schrieb mir, dass ich sofort zu den Kindern fahren und meinen groll zu Kaito vergessen sollte. "Die Kinder sind jetzt wichtiger." schrieb sie.
Doch auch jetzt will ich nichts mit diesen Kindern zu tun haben.
Doch mich plagten Schuldgefühle und so griff ich zum Telefon, und wählte die Festnetznummer der Wohnung der beiden Kinder. Ich hörte wie jemand abnahm. "Sota? Ich bins, Mama. Ich wollte wissen, wie es euch nach dem gestrigen Vorfall geht." Ich versuchte nett zu klingen, immerhin konnte ich Sotas Wut mir gegenüber verstehen.
Ich konnte Sotas Atmen hören und wie er überlegte, wie er mir antworten sollte.
Es war also doch ein Fehler ihn anzurufen.
Doch er antwortete mit einem "Haru steckt es leichter weg als erwartet." Natürlich redet er nur wieder über Haru und versucht so wenig wie möglich, über seine eigenen Gefühle zu reden.
Doch ich versuchte noch ein bisschen mit ihm weiter ins Gespräch zu kommen. "Schön zu hören. Und wie siehts bei dir aus?"
Doch Sota antwortete mit einem knappen "Auch."
Ich merkte, wie er das Gespräch mit mir so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte und einfach nur hoffte, dass ich schnell auflegte.
Also verabschiedete ich mich mit einem "Dann ist ja gut. Ich muss wieder an die Arbeit, bis dann." und legte daraufhin auf.
Ich hatte Sota gerade aus Scham gegenüber ihm und seiner Schwester belogen.
Ich bin wahrhaftig eine schlechte Mutter.
Doch ich schaute wieder auf meinen Bildschirm und ging die O-Mail-Anfragen durch.
Die Zeit verging schnell und ich war vollkommen in meine Arbeit vertieft, als es plötzlich klopfte.
Ich schaute auf die Uhr und bemerkte, dass es zwei Minuten vor 9 war. Mit einem "Herein" rief ich die Person rein und ein junger Mann mit einer Kappe kam herein, der danach sofort die Tür wieder schloß. "Guten Abend, Frau Yamamoto."sprach mich der Mann an und versuchte mit seinem Pulloverkragen seinen Mund zu verstecken.
"Ach sie müssen dieser Kairo Takahashi sein, von dem meine Mitarbeiterin so geschwärmt hat." versuchte ich mit ihm ins Gespräch zukommen.
Doch er blieb still und versuchte sein Gesicht mit seinem Pulloverkragen und der Kappe zu verstecken.
"Fragen Sie, Asuka Yamamoto, sich eigentlich, wieso Ihr Mann gestern Abend gestorben ist?" Als er mir diese Frage stellte, wurde mir sofort klar, dass dieser Kairo Takahashi niemals einen Film bei uns rausbringen wollte.
Kairo holte tief Luft und grünes Gas qualmte aus seinen Mund heraus.
Ich versuchte nach Hilfe zu schreien, doch es kam nur gekrächtze aus meinem Mund.
"Wissen Sie es nicht? Ihr Mann hätte mit seiner Fähigkeit viele Mutanten stoppen können, doch ihm wurde vor lauter Angst immer sofort übel. Deshalb hatte er gehofft, dass uns seine Kinder, wenn sie seine Fähigkeiten besäßen, stoppen könnten." Irgendwie klang dieser Kairo wie ein Filmbösewicht, der der Heldin kurz vor dem Erfüllen seines Plans seinen genialen Plan verriet, doch ich musste leider feststellen, dass dies hier kein Film war.
Das Gas wurde immer mehr und mehr, sodass ich nicht mehr atmen konnte.
"Muss schwer sein, nicht mehr atmen zu können, nicht war? Aber eigentlich sind wir Mutanten ziemlich nett, immerhin sterben sie nicht so brutal wie ihr Mann." Während Kairo immer weiter redete wurde mir zunehmend schwarz vor den Augen.
Mich verließ meine Kraft, sodass ich nur noch ein "Ihr Menschen seid echt erbärmlich." von Kairo hören konnte und einschlief.