(Hinweis: Konsumieranleitung: Fiktion, die in einer unbestimmten Ära spielt, bitte nicht mit einer realen Umgebung in Verbindung bringen.)
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Gu Qiaoqiao stand auf der Klippe.
Der Himmel im September schien außergewöhnlich klar.
Die Sonne strahlte hell.
Selbst solcher Sonnenschein konnte die Düsternis nicht durchdringen, die Gu Qiaoqiaos Herz erfüllte.
Sie konnte nicht weiterleben.
Das Einzige, was sie am Leben erhalten hatte, war ihr jüngerer Bruder, das einzige Familienmitglied, das noch im Gefängnis saß.
Sie musste warten, bis er entlassen wurde.
Aber an diesem Tag im letzten Monat starb ihr Bruder an einem Herzinfarkt.
Ihre Eltern waren acht Jahre zuvor nacheinander verstorben, und ihre jüngere Schwester hatte kurz darauf Selbstmord begangen.
Nachdem sie sich um die Beerdigung ihres Bruders gekümmert und andere Angelegenheiten geregelt hatte, gab es niemanden und nichts mehr auf dieser Welt, an das sie sich klammern konnte.
Der Bergwind blies heftig durch ihr weißes Haar, dabei war sie erst neunundzwanzig.
Ihre Kehle war von heißen Kohlen wund gebrannt; sie hatte nicht einmal das Recht, den Himmel zu befragen.
Sie biss die Zähne zusammen, ihre tief eingesunkenen Augenhöhlen waren längst tränenleer.
Ihre leblosen Augen beobachteten, wie eine dünne Wolke am Himmel still ihre Form veränderte.
Es war, als sähe sie ein siebzehnjähriges Mädchen, das schüchtern zu einem gutaussehenden jungen Mann neben ihr sagte: "Opa, ich möchte ihn heiraten."
Sie bekam ihren Wunsch erfüllt.
Sie dachte, sie würde von diesem Moment an glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben.
Aber es war der Beginn ihres Albtraums.
Damals wusste sie nicht, dass Qin Yize der designierte Erbe der ersten Familie der Kaiserstadt, der Qin Familie, war, wusste nicht, dass er ein Wunderkind mit einem Doktortitel in Medizin war, und wusste nicht, wie viele adlige Damen aus der feinen Gesellschaft in ihn vernarrt waren.
Sie war sich noch weniger bewusst, dass seine Jugendliebe insgeheim Gefühle für ihn hegte.
Als sie es herausfand, war sie bereits von Menschenhändlern in die Berge verkauft worden, und von da an war das Schicksal außergewöhnlich grausam zu ihr.
Sie wagte es nicht, sich zu erinnern, denn jede Erinnerung schmerzte sie bis ins Mark.
Gu Qiaoqiao warf noch einen Blick auf den blauen Himmel und die dünne Wolke, wimmerte ein paar Mal in ihrer Kehle, schloss die Augen und sprang mit aller Kraft, wie ein Schmetterling mit gebrochenen Flügeln, anmutig in den tiefen Pool unter der Klippe.
Als das schreckliche Gefühl des Erstickens sie traf, erschien unerwartet ein Lächeln auf ihren Lippen.
Von nun an würde sie keine Schmerzen mehr haben.
Als sie in die Dunkelheit sank, dachte sie, wenn es ein nächstes Leben gäbe, würde sie sich von Qin Yize fernhalten...
...
"Oma, du bist einfach zu gutherzig; sie suchte selbst den Tod, warum sie retten?" Das war die helle Stimme eines Mädchens.
"Immerhin ist es ein Leben, sie ist auch deine Schwägerin, und, ach, während der Festtage..."
Eine alte Person seufzte beim Sprechen.
Gu Qiaoqiaos Kopf schmerzte fürchterlich, und sie versuchte angestrengt, die Augen zu öffnen, aber nach viel Mühe gelang es ihr nicht.
Wer sprach da?
Konnte es sein, dass sie nicht gestorben war und gerettet wurde?
"Sie hat meine Mutter vor Wut in Ohnmacht fallen lassen, und du gibst ihr immer noch Wasser?" Die Stimme des Mädchens flammte wieder auf.
"Xiao Yu, kannst du nachsehen, ob es deiner Mutter besser geht?"
Dann gab es das Geräusch von Geraschel, und plötzlich spürte sie eine Feuchtigkeit an ihrem Mund.
Gu Qiaoqiao zitterte mit den Lippen und öffnete mit aller Kraft plötzlich die Augen.
"Qiaoqiao, du bist wach?" Die alte Person rief freudig aus.
Gu Qiaoqiao starrte verständnislos auf die alte Dame vor ihr, die eine Porzellanschale und einen Löffel in den Händen hielt, ihr Ausdruck freundlich und lächelnd; plötzlich pochte ihr Herz wie Donner.
Alles Blut in ihrem Körper schien auf einmal zu gefrieren.
War das nicht Qin Yizes Oma?
Aber war sie nicht tot?
Vor acht Jahren, an dem Tag, an dem ihr Bruder Qin Yizes Schwester erstach, starb sie plötzlich an einer Hirnthrombose.
War dies also ein Treffen in der Unterwelt?
"Groß... Groß..." Gu Qiaoqiao begann mit zitternden Lippen zu sprechen, "Es tut mir leid..."
Aber plötzlich erstarrte sie, griff abrupt an ihre eigene Kehle.
Sie war acht Jahre lang stumm gewesen; jetzt, da sie tot war, konnte sie sprechen?
In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen.
Ein Mädchen mit Pferdeschwanz stürmte herein und zeigte auf Gu Qiaoqiao: "Meine Mutter hat sich wegen dir so aufgeregt, dass sie zittert und nicht aus dem Bett kommen kann, du schuldest meiner Mutter etwas!"
Gu Qiaoqiaos Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Das war Qin Yizes Schwester, Qin Xiaoyu, sie...
Als ihr etwas klar wurde, setzte sich Gu Qiaoqiao plötzlich auf und sah sich hektisch um.
An der gegenüberliegenden Wand, die mit einer zarten gemusterten Tapete verziert war, hing ein Bilderrahmen mit einem großen Foto darin - von einem süß lächelnden jungen Mädchen und einem gutaussehenden jungen Mann mit versteckter kühler Distanziertheit.
Es war ihr Hochzeitsfoto mit Qin Yize; ihr Verstand explodierte für einen Moment, und es gab eine Leere.
Sie biss sich hart auf die Lippe und zwang ihren Blick von dem Bild weg.
An der Ostwand stand eine Reihe antiker Rotholzmöbel.
Verziert mit großen roten "Glück"-Schriftzeichen.
Sie drehte abrupt den Kopf; das strahlende Sonnenlicht stach ungeschützt in ihre Augen.
Gu Qiaoqiao zuckte zusammen und schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, sah sie einen jungen Mann in der Tür stehen.
Er war offensichtlich gerade von draußen zurückgekehrt.
Seine Hände mit den markanten Knöcheln hingen über einem dunkelblauen Wollmantel; sein Aussehen war außerordentlich fein, mit Augenbrauen wie fernen Hügeln und Augen wie Herbstwasser in einem tiefen Teich, aber sein Ausdruck war so gleichgültig wie Bergschnee.
Er trug ein einfaches weißes Hemd, der makellose Kragen schien einen Hauch von Kälte zu tragen.
Es betonte seine große, aufrechte Figur.
Gu Qiaoqiaos Hand griff plötzlich nach den Kleidern über ihrem Herzen, ihr Atem stockte, als würde sie ersticken.
Qin Yize!
Der Mann, den sie vier Jahre lang geliebt und acht Jahre lang gehasst hatte.
Acht Jahre zuvor, nach der Trennung in den Bergen, hatte sie ihn nie wieder gesehen.
Dieser Mann, der die Träume ihrer Jugend trug, dieser Mann mit dem gleichgültigen Blick ohne Wärme, beobachtete sie jetzt ruhig.
Sein gutaussehendes Gesicht verriet keine Emotion.
Großmutter Qin gab Qin Xiaoyu einen Blick, "Geh, bring Oma zu deiner Mutter; es ist fast Zeit, das Neujahrsmahl vorzubereiten..."
"Oma..." Qin Xiaoyu stampfte voller Hass mit dem Fuß auf.
"Xiao Yu, bring Oma hinaus", sprach Qin Yize, seine Stimme wie die Saiten eines feinen Instruments, melodisch und angenehm, doch mit einer zitternden Kälte.
Nichts erschreckte Qin Xiaoyu mehr als ihr eigener älterer Bruder.
Sie warf einen gehässigen Blick auf die blasse Gu Qiaoqiao im Bett, bevor sie Großmutter Qin aus dem Schlafzimmer ihres großen Bruders schob.
Gu Qiaoqiao hatte sich noch nicht gefasst.
Ihr Körper zitterte, ihre Hände bebten, und so ballte sie sie fest zu Fäusten.
Fingerspitzen drückten sich in ihre Handfläche; ein scharfer Schmerz durchfuhr sie und ließ sie auf ihre Lippe beißen.
Qin Yize hängte gemächlich seinen Mantel und Hut an die Garderobenstange und ging dann langsam zu Gu Qiaoqiaos Bettseite.
Seine große Gestalt ragte am Bett auf und blickte mit bedrückender Miene auf Gu Qiaoqiao hinab.
In diesem Moment bildeten seine Lippen eine eiskalte gerade Linie.
Nach einer Pause sprach er mit tiefer Stimme: "Willst du wirklich nicht leben?"
Gu Qiaoqiaos Herz zog sich zusammen, ihre blassen Lippen zitterten stumm.
Sie senkte hastig den Kopf.
Sie wagte es nicht, Qin Yizes Blick zu begegnen, denn seine durchdringenden Augen schienen alles zu durchschauen und ließen ihr keinen Ort zum Verstecken.
Und ließen sie sich völlig zerzaust fühlen.
So war es in ihrer Erinnerung.