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Chapter 7 - Violette Blume

Die Luft war kühl auf ihrer Haut und die Pracht der Akademie ließ sie beinahe klein wirken. Violet umklammerte ihre Tasche fest, der raue Stoff drückte sich in ihre Handfläche, während sie die steinerne Treppe musterte, die zum Hauptgebäude der Akademie hinaufführte.

Gerade als sie vorwärts treten wollte, ertönte eine Stimme: „Hallo."

Überrascht drehte sie sich um und sah einen gut gekleideten Mann in einem maßgeschneiderten Anzug auf sich zukommen. Er wirkte, als gehöre er hierher, so selbstsicher trat er auf. Und obwohl Violet eigentlich misstrauisch sein sollte, hatte sein Lächeln etwas merkwürdig Entwaffnendes, fast so, als wäre es darauf trainiert, Menschen zu beruhigen.

„Sie müssen Violet Purple sein?" Seine Stimme war sanft und traf sie unerwartet.

Violet blinzelte. Woher kannte er ihren Namen? Dann erinnerte sie sich an den Wachmann, der zuvor ihre Daten in sein Gerät eingegeben hatte. Natürlich. Die Akademie musste ein effizientes Kommunikationssystem haben. Informationen verbreiteten sich rasch.

„Und wer sind Sie?", fragte sie, wobei sie hoflich blieb, jedoch mit einem Hauch von Misstrauen in ihrer Stimme. Aufwachsen im Ghetto hatte sie gelehrt, niemandem sofort zu vertrauen.

Das Lächeln des Mannes wurde breiter, als würde ihn ihre Vorsicht amüsieren. „Ich bin Michael, ein Mitarbeiter dieser Institution."

Wow, sogar ihr Personal war elegant gekleidet, dachte Violet.

„Ich bin damit beauftragt, Ihre Sachen in Ihr Wohnheim zu bringen." Sein Blick fiel auf ihre Tasche und sein Lächeln schwächte sich kurz ab, als er den bescheidenen Umfang wahrnahm. „Ist das … alles?"

Violet bemerkte den Funken Missbilligung in seinem Blick und fühlte sich zum ersten Mal unsicher. Sie hatte nicht viel darüber nachgedacht, wie viele Sachen die Studenten mitbringen sollten, aber in einer Akademie, die für die Elite bestimmt war, würde es sie nicht überraschen, wenn andere mit einer königlichen Garderobe erschienen. Sie wollte jedoch nicht zulassen, dass ein Fremder sie sich minderwertig fühlen ließ.

Violet richtete sich auf und sah ihm direkt in die Augen: „Ja, das ist alles", sagte sie bestimmt, während ihre Lippen sich zu einer dünnen Linie formten.

Michael hob eine Augenbraue, offensichtlich hatte er ihre Stimmung spürt. Sofort ruderte er zurück, sein Ton wurde entschuldigend. „Es tut mir sehr leid. Es ist nur so, dass ... nun, wir sind es gewohnt, dass Studenten mit mehr ankommen."

Violet zuckte innerlich zusammen, behielt jedoch ihre Fassung bei. „Nun, das bin ich", sagte sie mit fester Stimme, obwohl ihr die Verlegenheit ins Gesicht stieg.

Ohne ein weiteres Wort griff Michael nach ihrer Tasche und hob sie mühelos hoch, als wäre sie federleicht. Violet beobachtete ihn mit einer Mischung aus Dankbarkeit und anhaltendem Unbehagen. Ihr Hab und Gut mochte leicht sein, aber es war ihres. Sie erwartete halb einen weiteren abwertenden Blick, aber stattdessen lächelte Michael einfach.

„Ich bringe Ihre Sachen in Ihr Wohnheim. Sie sollten hineingehen und sich einrichten", sagte er und deutete auf die hohen Doppeltüren vor ihnen.

„Vielen Dank", murmelte sie und sah ihm nach, wie er einen anderen Weg einschlug, wahrscheinlich in Richtung der Wohnheime.

Trotz seiner Versicherungen flammten ihre alten Instinkte auf. Violet hatte schon immer Schwierigkeiten, Fremden zu vertrauen. Dort, wo sie aufwuchs, durchwühlten die Leute deine Sachen, wenn sie nur die geringste Chance dazu hatten.Ihr Blick verengte sich, als sie die Möglichkeit in Betracht zog, dass Michael in ihrer Tasche wühlen könnte. Aber das hier war die Lunaris-Akademie, nicht das Ghetto. Und realistisch gesehen gab es dort sowieso nichts Wertvolles. Ja, ihr armes, erbärmliches Leben.

Dennoch, sollte irgendetwas fehlen, würde sie ihn zur Rechenschaft ziehen. Schließlich kannte sie nun sein Gesicht.

Mit einem tiefen Atemzug richtete Violet ihren Blick wieder auf den Eingang der Akademie. Die imposante Struktur schien jetzt, da sie allein war, noch einschüchternder. Sie richtete ihre Schultern auf und begann, die steinernen Stufen zu erklimmen, durchschritt die Tür und verlor sich in einer neuen Welt.

Um sie herum hasteten Schüler aus den Klassenzimmern, alle in der Uniform der Akademie gekleidet – Hosen für die Jungen und Röcke für die Mädchen. An ihrer alten Schule hatte man sich nicht um Uniformen gekümmert, man sah sie als etwas für Grundschüler an und dachte, sie würden darin lächerlich aussehen. Doch hier war das anders.

Die Uniform der Lunaris-Akademie bestand aus einem eleganten Rock in tiefem Waldgrün mit Karomuster, Akzenten in Gold und Marineblau, kombiniert mit einem maßgeschneiderten, mitternachtsblauen Blazer, der die Figur perfekt umschmeichelte, und einem präzisen weißen Hemd. Auf der linken Brusttasche prangte stolz das goldene Wappen eines Wolfes, ergänzt durch eine passende Krawatte. Die Kombination aus kräftigen Farben und dem detaillierten Emblem strahlte eine Eleganz und ein Prestige aus, das alles andere als kindisch war.

Nicht vieles überraschte Violet, aber diese Schule ließ sie bisher staunen wie eine Einfältige. Sie stand in der Lobby und betrachtete weiterhin das schulische Umfeld, das gut und gerne einem Fünf-Sterne-Hotel gleichen könnte, als sie eine Unruhe aufmerksam werden ließ.

Ein Typ mit auffallend grünem Haar stürmte auf sie zu, lachend, als würde er verfolgt. Es blieb keine Zeit, dem Zusammenstoß auszuweichen, und er krachte mit einer Wucht in sie hinein, die genauso erschreckend war wie sein Aussehen.

Heiliger Schöpfer des Universums.

Bevor Violet reagieren konnte, umschlossen seine Arme ihre Taille, ihr Gesicht an seine Brust gedrückt – eine heiße, harte Brust, voller Muskeln. Sie konnte die Kraft in seinem Griff spüren, seinen Körper fest an ihrem. Er roch unglaublich, wie das Versprechen von Freiheit, das eine wilde Brise mit sich brachte, und für den Bruchteil einer Sekunde verspürte sie den absurden Drang, ihre Arme auszubreiten und sich vom Wind davontragen zu lassen.

Ja, sie verlor definitiv den Verstand.

"Na, hallo. Schau mal, was das Schicksal mir in die Arme gelegt hat", säuselte er, seine Stimme war sanft und samtig und glitt ihr ins Ohr wie Seide auf ihre Haut.

Sein Atem war warm an ihrem Hals, und Violet schauderte unwillkürlich, als ihr klar wurde, wie gefährlich er war. Sie trat von ihm zurück und sah auf. Das war jedoch ein Fehler.

Violet wusste, dass Werwölfe heiß waren, aber dieser hier war noch eine Stufe heißer.

Er hatte die auffälligsten Augen, die Violet je gesehen hatte, ein leuchtendes Grün mit goldenen Flecken in der Mitte, und sie waren auf sie gerichtet, intensiv und unverwandt. Ein langsames, verschmitztes Grinsen zog seine Mundwinkel hoch und ließ ihr Herz höher schlagen. Er hatte ebenfalls grünes Haar, und für jemanden, der sich oft in derselben Situation befand, konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, ob es natürlich oder gefärbt war.

Auf jeden Fall passte es zu seinem rebellischen Aussehen und ergänzte seine hohen Wangenknochen, sein kräftiges Kinn und diese vollen, unbestreitbar küssbaren Lippen. Die Götter mögen ihr helfen, woran dachte sie nur? Hatte sie aus den Erfahrungen ihrer Mutter, nein, Adoptivmutter, mit Männern nicht genug gelernt?

"So sehr ich dich auch kennenlernen möchte, mein violettes Fräulein. Da ist gerade ein Monster, das mich umbringen will."

Nach diesen Worten konnte Violet erkennen, dass es sich um einen Frauenheld handelte, doch die Erwähnung von Mord ließ ihr das Blut in den Venen gefrieren, und jegliche Anziehung, die sie für den Fremden empfunden hatte, verflog sofort. Sie hoffte inständig, dass er diese Worte nicht wörtlich meinte.

Das Schicksal schien jedoch andere Pläne zu haben, denn ein tiefes Brüllen hallte durch die Halle und erschreckte alle. Was zum Teufel ging hier vor? Bevor sie ein Wort sagen konnte, war er bereits auf und davon. Schon wieder.Violet wollte gerade den Ort verlassen, als ihr etwas ins Auge fiel.

"Hey, du hast das hier fallen gelassen!" rief sie ihm nach, in der Annahme, dass er die Kette verloren hatte, als er sie angerempelt hatte.

Er rief zurück: "Kümmer dich darum für mich, Liebling, ja?" Er zwinkerte ihr zu, bevor er durch die Tür verschwand. Und er entschuldigte sich nicht einmal für die Kollision.

Violet schüttelte ungläubig den Kopf. "Was für ein merkwürdiger Typ." Obwohl ein süßer. Nein, sie würde diesen Gedanken nicht weiter verfolgen.

"Zumindest hat er Geschmack." murmelte sie, während sie die Kette inspizierte.

Es war ein filigranes Schmuckstück, verziert mit einem einzigen, tränenförmigen Saphiranhänger, umringt von winzigen Diamanten. Der Saphir leuchtete in einem tiefen, ozeanblau und fing das Licht aus jedem Winkel ein. Violet runzelte die Stirn, als sie erkannte, dass dies keine gewöhnliche Kette war. Die eingravierten Details ließen sie vermuten, dass sie gut ein Familienerbstück sein könnte, und sie fühlte sich unbehaglich, so einen persönlichen Gegenstand in der Hand zu halten.

Noch immer betrachtete sie die Kette, als hinter ihr ein Knurren erklang, das ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Langsam drehte sie sich um und sah einen wütenden rothaarigen Werwolf auf sich zuziehen, dessen Muskeln vor kaum beherrschter Wut angespannt waren.

Die Götter mögen ihr helfen. Warum tat das Universum ihr das an?

Wenn der grünhaarige Werwolf von vorhin schon heiß war, so brachte dieser sie förmlich ins Schwitzen, hin- und hergerissen zwischen Angst und Erwartung. Er war so groß, dass man ihn beinahe als Riesen bezeichnen konnte. Sein langes rotes Haar war zu einem Knoten gebunden, eine Frisur, die ihn eigentlich feminin aussehen lassen sollte, die aber die raue, männliche Ausstrahlung nur betonte.

Er wirkte wie ein Wikinger, wie aus einem alten Film entsprungen, mit dicken, ausgeprägten Muskeln, die seine Oberarme und Brust unter der Uniform hervorstechen ließen, die man kaum als solche bezeichnen konnte. Sein Blazer war verschwunden und die obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet, was eine harte, gebräunte Brust und einen flüchtigen Blick auf ein Tattoo offenbarte, das sie aus ihrer Perspektive nicht erkennen konnte.

Kurzum, der rothaarige Mann war gefährlich anziehend. Und wenn sie nicht gerade Lust auf eine düstere Schöne-und-das-Biest-Romanze hatte, kam nun die Stunde der Wahrheit, denn das Biest sah aus, als ob es sie jeden Moment zerreißen könnte.

Er überragte sie, Hass loderte in seinen Augen und seine Lippen waren zu einem Knurren verzogen. Innerlich seufzte Violet, was hatte sie nur falsch gemacht, Mr. Bestie?

Sein Blick verfing sich in der Kette in ihrer Hand, und ohne Vorwarnung schoss er vor, um sie ihr zu entreißen. Violet reagierte instinktiv, wich aus und drückte die Kette außer Reichweite. "Hey, das ist nicht —"

Sie konnte den Satz nicht beenden, denn er packte sie am Hals und hob sie mühelos vom Boden. Was zum Teufel? Ihre Augen schienen fast aus den Höhlen zu springen. Was in aller Welt ging hier vor? Und warum trat niemand aus der Menge der Schüler hervor, um ihr zu helfen?

Es wurde Violet klar, dass niemand kommen würde. Im Gegenteil, sie schauten weg, als würde sie nicht gerade in der Eingangshalle von einem Brutalo gewürgt werden. Ein kalter Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie realisierte, dass dieser Kerl sie einfach hier umbringen konnte, ohne dass jemand auch nur ein Wort verlieren würde. Was für ein verrückter Ort war das hier?

"Ich weiß nicht, was du und Roman vorhabt", zischte er mit drohender Stimme, "aber wenn du meine Sachen noch einmal anfasst, töte ich dich. Im Ernst."

Seine Sachen?Oh nein.

Violet hatte sofort erkannt, dass er der Besitzer der Kette war. Bedeutete das, der Grünhaarige hatte sie ihm gestohlen? Es ergab plötzlich Sinn, warum er davongelaufen war. Und dank dieses Idioten stand sie kurz davor, ermordet zu werden. War das hier die Strafe für Diebstahl? Jemand musste ihr zur Hilfe kommen! Niemand hatte sie vorgewarnt.

Ihre Sicht verschwamm, die Ränder ihres Blickfeldes verdunkelten sich, während sie nach Luft rang. Seine Wut war erdrückend und strömte in heißen, wütenden Wellen von ihm aus. Sie spürte, wie seine Hände zitterten – nicht aus Angst, sondern wegen der enormen Anstrengung, die es ihn kostete, nicht ihr das Genick zu brechen.

Dann, fast genauso plötzlich, wie es angefangen hatte, schleuderte der Grobian sie weg, als wäre sie ein Nichts. Violet schlug hart auf dem Boden auf, Schmerz durchzuckte ihren Rücken, als sie sich krümmte. Sie sah, wie er sich bückte und die Kette aufhob, die zu Boden gefallen war, und ließ sie dann zum Glück in Ruhe.

Atemlos und zitternd lag Violet da, gepeinigt von der Demütigung und dem Entsetzen über den beinahe erlebten Tod. Bevor sie sich sammeln konnte, fiel ein Schatten auf sie. Gott, wer war es dieses Mal?

Sie schaute auf und vergaß zu atmen. Gibt es an dieser Akademie nur gutaussehende Männer, oder was? Vor ihr stand ein großer, imponierender Mann. Er trug dunkle Sonnenbrillen, drinnen von allen Orten, und irgendetwas an ihm ließ ihre Instinkte Alarm schlagen. Wer trägt drinnen eine Sonnenbrille? Rufen Sie es Instinkt, aber etwas sagte ihr, dass die Brille nichts mit Mode zu tun hatte, sondern notwendig war – es steckte etwas anderes dahinter, etwas Dunkleres.

Und dennoch ertappte sie sich dabei, wie sie ihn begutachtete. Sein tiefschwarzes Haar war an den Seiten kurz, während die längeren Strähnen unordentlich über seinem Gesicht hingen – er schien dringend einen Haarschnitt zu brauchen. Breitschultrig und muskulös fiel er weder durch die Statur des Rothaarigen noch die schlanke Eleganz des grünhaarigen Diebes auf. Doch seine Uniform passte ihm perfekt und unterstrich seine sportliche Figur. Violets Herz schlug heftig und ein unerklärliches Kribbeln breitete sich in ihr aus, eine Wärme sammelte sich tief in ihrem Bauch.

Was zum Teufel war heute nur los mit ihr? Wenn sie gewusst hätte, dass die Lunaris-Akademie so viele attraktive Männer hatte, hätte sie sich vielleicht besser darauf eingestellt.

Für einen flüchtigen Augenblick trafen sich ihre Blicke, zumindest glaubte sie das. Unter den Gläsern seiner Brille spürte sie, wie seine Augen sie musterten. Ein Teil von ihr hoffte törichterweise, dass er ihr helfen würde. Doch das passierte nicht. Stattdessen formte sich ein kaltes, spöttisches Lächeln auf seinen Lippen, das in Violet das Gefühl erweckte, eine Beute zu sein – ein Spielzeug, mit dem man spielt.

Sein Blick glitt über ihren Körper und sie atmete stoßweise – nicht aus Anziehung, sondern aus plötzlicher Angst. Sie hatte an ihrer alten Schule schon mit solchen Typen zu tun gehabt und wusste, dass man Männern mit dieser düsteren, grüblerischen Intensität nicht trauen sollte. Was auch immer sie zu ihm hingezogen hatte, es war nichts Gutes.

Plötzlich breitete sich ein wildes, beunruhigendes Lächeln auf seinen Lippen aus. „Willkommen, meine violette Blume. Ich habe schon so lange auf dich gewartet."

Was zum Teufel?

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Hinweis: Schauen Sie bitte in den Kommentarbereich, um ein Bild der Lunaris-Akademie zu sehen und wie ihre Uniform aussieht!