Chereads / Puppeteer (Deutsch) / Chapter 2 - Akt 1 - Auftakt

Chapter 2 - Akt 1 - Auftakt

Der Regen fiel in dichten Schleiern auf die glatten Straßen Londons, verwandelte Laternenlichter in verschwommene Kreise aus Gold und ließ die Welt wie ein Bühnenbild wirken, das jemand hastig entworfen hatte. Der Mann zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht, während er durch die Seitengassen schritt, das Ziel immer im Blick: das alte, verlassene Theater. Es war ein Relikt aus einer anderen Zeit, mit bröckelndem Putz und geborstenen Fenstern, die wie leere Augenhöhlen in die Nacht starrten. Einst ein Ort des Glanzes und der Kunst, war es nun ein Mahnmal für etwas Dunkleres – für das Spiel eines Mannes, der sich Puppeteer nannte.

Der Mann hielt inne, die Hände in den Taschen vergraben, die Finger um die kalte, glatte Oberfläche einer kleinen Taschenlampe gekrallt. Sein Blick war fixiert auf das große Holztor des Theaters, das durch rot-weiße Polizeibänder versperrt war. Sie flatterten im Wind, als wollten sie ihn warnen. Doch er hatte längst beschlossen, diese Warnungen zu ignorieren. Seine Schritte hallten auf den Pflastersteinen wider, ein leises Echo, das in der Stille der Straße wie eine Drohung wirkte.

Ein schwacher Lichtschein brach durch die dichten Wolken, und für einen Moment schimmerte die altmodische Messingtafel über dem Eingang des Theaters. "La Belle Nuit" stand darauf, der Name des einst glanzvollen Hauses. Er biss die Zähne zusammen. Glanzvoll. Ein passendes Wort für den grausamen Humor des Puppeteers, der diesen Ort für seine grotesken Darbietungen ausgewählt hatte.

Der Mann atmete tief durch und zog eine kleine Ledertasche aus seinem Rucksack, in der sich seine improvisierte Ausrüstung befand. Er zögerte nicht. Mit einer einzigen, flüssigen Bewegung schwang er sich über die niedrige Absperrung und verschwand in den Schatten des Eingangsbereichs. Der Regen, der ihm bisher wie ein sanftes Hämmern auf den Kopf gefallen war, verstummte plötzlich, als er das Vordach erreichte.

Er kannte die Geschichten. Er hatte die Berichte gelesen, jede Zeile über die grauenvollen Inszenierungen des Puppeteers verschlungen. Doch hier zu stehen, an dem Ort, an dem Menschen zu grotesken Marionetten gemacht wurden, war etwas anderes. Es fühlte sich an, als hätte die Luft in diesem Gebäude ein eigenes Gewicht, drückend und voller unausgesprochener Schreie.

Die Tür war angelehnt. Natürlich. Der Puppeteer wollte, dass jemand kam. Er wollte Zuschauer. Der Gedanke ließ den Mann innehalten, eine Hand auf die Tür gelegt. Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen. "Du willst einen Zuschauer, Puppeteer? Gut. Hier bin ich." Seine Stimme war ein Flüstern, verschluckt von der Dunkelheit.

Mit einem leisen Knarren öffnete er die Tür und trat ein. Die Taschenlampe in seiner Hand warf einen schmalen Lichtkegel, der Staubpartikel in der Luft aufwirbelte. Die Halle war eine Ruine, mit herabgefallenen Deckenbalken und zerschlagenen Möbeln. Doch das war nicht das, worauf sich sein Blick richtete. Nein, es war die Bühne.

Sie war unberührt, fast makellos, als hätte der Puppeteer sie gerade erst vorbereitet. Ein roter Vorhang, verstaubt, aber intakt, hing in schweren Falten herab. Davor standen zwei Stühle, perfekt ausgerichtet, als warteten sie auf den nächsten Akt. Auf einem der Stühle saß etwas. Etwas Kleines. Er näherte sich, die Taschenlampe auf das Objekt gerichtet, und erstarrte.

Eine Marionette. Handgeschnitzt, mit feinen, detailreichen Zügen. Sie lächelte ihn an, ein künstliches, starres Lächeln, das eine kalte Hand um sein Herz legte. Der Zettel, den sie in den winzigen, bewegungslosen Händen hielt, war das einzig Menschliche an ihr. Er griff danach, seine Finger zitterten leicht.

"Eine neue Szene wird geschrieben. Der Vorhang fällt morgen."

Er starrte die Worte an, seine Gedanken rasten. Morgen. Der Puppeteer plante etwas Neues. Sein Griff um den Zettel wurde fester, während er die Taschenlampe in die Dunkelheit richtete, suchend, hoffend, dass er etwas finden würde – eine Spur, eine Antwort, irgendetwas.

Doch die Antwort fand ihn zuerst. Ein Geräusch, leise, fast unhörbar, wie ein Schatten, der sich bewegt. Er fuhr herum, die Lampe zitterte in seiner Hand. "Wer ist da?" Seine Stimme war fest, doch sein Herz schlug schneller. Die Stille antwortete. Doch da war etwas, ein kaum wahrnehmbares Kichern, das aus der Dunkelheit kam, gefolgt von Schritten.

Er musste verschwinden. Und zwar jetzt.

Er drehte sich um und rannte, die Taschenlampe fiel aus seiner Hand und schlug klirrend auf den Boden. Das Licht flackerte, bevor es erlosch, und ließ ihn in völliger Dunkelheit zurück. Doch er kannte den Weg, spürte die Wände, stolperte durch den Eingangsbereich und stieß die Tür auf. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht, als er endlich draußen war, keuchend und mit pochendem Herzen.

Hinter ihm, im Schatten des Theaters, schien die Dunkelheit dichter zu werden. Und dann – nichts. Kein Geräusch, keine Bewegung. Der Puppeteer hatte ihn gesehen. Das wusste er. Aber das war ihm egal. Cedric zog die Kapuze wieder über den Kopf und ging schnellen Schrittes davon.

„Morgen", murmelte er. „Ich werde dich finden, bevor du deinen nächsten Akt aufführst."

Cedric spürte den Regen wie feine Nadelstiche auf seinem Gesicht, während er durch die leeren Straßen lief. Sein Atem ging schnell, seine Gedanken rasten. Der Zettel in seiner Tasche schien schwerer zu werden, als würde er ihn hinunterziehen, doch gleichzeitig war er seine Waffe – ein Beweis, ein Puzzlestück in diesem endlosen Spiel, das der Puppeteer gegen London spielte.

Er blieb vor einem unscheinbaren Café stehen, dessen Neonlicht „24 Stunden geöffnet" flackerte. Es war ein Ort, der kaum auffiel, perfekt für das, was er vorhatte. Cedric zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, um die Sicherheitskamera über der Tür zu meiden, und trat ein. Der warme Duft von Kaffee und abgestandenem Fett schlug ihm entgegen, ein merkwürdiger Kontrast zur eisigen Nässe draußen.

Hinter der Theke stand eine junge Frau, kaum älter als zwanzig, die mit gelangweiltem Blick auf ihr Handy starrte. Sie sah auf, als Cedric hereinkam, sagte aber nichts. Das war gut. Er brauchte keine Fragen, keine Aufmerksamkeit.

Cedric setzte sich an einen der hinteren Tische, zog einen alten, abgenutzten Laptop aus seinem Rucksack und öffnete ihn. Das Gerät war langsam und klobig, ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit, doch genau deshalb war es nützlich. Keine Verbindung zu seinem richtigen Leben, keine Möglichkeit, es zu ihm zurückzuverfolgen.

Seine Finger flogen über die Tastatur. Der Bildschirm flackerte kurz, dann öffnete sich ein gesicherter Browser. Er griff in seine Tasche und zog den Zettel hervor, den er im Theater gefunden hatte. Cedric tippte die Worte ab, jede einzelne sorgfältig und mit Bedacht. Dann fügte er eine kurze Nachricht hinzu:

„Ein Hinweis. Das Theater. Der Vorhang fällt morgen."

Er lehnte sich zurück, die Hände noch immer auf der Tastatur. Sein Blick fiel auf die Nachricht, die er gerade geschrieben hatte. Sie war anonym, präzise, ohne einen Hauch von persönlichem Motiv. Es war genau das, was er brauchte. Doch er wusste, dass es nicht genug war. Es war nie genug.

Er zog ein weiteres Blatt Papier aus seiner Tasche, eine alte Karte von London, auf der markierte Orte in roter Tinte leuchteten. Cedric starrte die Karte an, seine Gedanken arbeiteten. Der Puppeteer hatte ein Muster, ein immer wiederkehrendes Schema. Doch dieser neue Hinweis war anders. Warum das Theater? Warum jetzt?

„Weil du gesehen werden willst", murmelte Cedric leise. „Das ist alles, was du jemals wolltest."

Er ließ die Karte auf den Tisch sinken, griff wieder zur Tastatur und fügte eine weitere Zeile hinzu: „Das Muster stimmt nicht. Ihr habt 24 Stunden."

Mit einem Klick schickte er die Nachricht an eine verschlüsselte Adresse. Es war die einzige Möglichkeit, mit der Polizei zu kommunizieren, ohne sich selbst zu gefährden. Er wusste, dass die Nachricht geprüft, analysiert und ernst genommen werden würde – genau wie die vielen anderen, die er zuvor geschickt hatte.

Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal war er selbst zu nah dran. Der Puppeteer hatte ihn bemerkt. Er konnte es fühlen, wie ein Schatten, der ihm auf den Fersen war.

Cedric schloss den Laptop und steckte ihn zurück in den Rucksack. Er stand auf, warf einen schnellen Blick auf die junge Frau hinter der Theke, die ihn kaum beachtete, und verließ das Café. Der Regen hatte aufgehört, doch die Straßen waren noch immer leer. Die Nacht war dunkler als zuvor, als ob die Stadt selbst den Atem anhielt.

Während er sich in die nächste Gasse schlug, um den Hauptstraßen zu entgehen, zog er die Kapuze enger um sein Gesicht. „Morgen", murmelte er. „Ich bin bereit."

Doch tief in seinem Inneren wusste Cedric, dass er nicht bereit war. Niemand war das jemals. Nicht gegen jemanden wie den Puppeteer.

In einem modernen Gebäude im Herzen Londons summte das Büro des Metropolitan Police Departments leise vor Aktivität. Detective Eliza Cole stand vor der großen digitalen Karte, die an der Wand leuchtete, ihre Augen wanderten über die markierten Orte. Sie wirkte angespannt, doch ihre Haltung war gerade, ihre Stimme scharf.

„Noch ein anonymer Hinweis", sagte einer der Techniker und reichte ihr ein ausgedrucktes Blatt. „Diesmal das alte Theater. Jemand scheint uns zu lieben."

Eliza nahm das Blatt und überflog die Nachricht, ihre Augen verengten sich. „Das Muster stimmt nicht", murmelte sie. „Interessant. Wer auch immer das ist, er weiß mehr, als er vorgibt."

„Oder er ist der Puppeteer", warf einer der jüngeren Detectives ein, der sich von seinem Schreibtisch umdrehte.

Eliza schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist nicht sein Stil. Der Puppeteer spielt keine Spiele mit uns. Er schreibt sie. Aber das hier?" Sie hielt das Blatt hoch. „Das ist ein Warnruf."

Der Polizeichef, Jonathan Harrington, trat in den Raum, seine Präsenz unübersehbar. „Cole", sagte er in seinem rauen Ton. „Glauben Sie, dass es echt ist?"

Eliza nickte langsam. „Es passt. Wir müssen es überprüfen. Wenn wir nichts tun, und es passiert etwas…" Sie ließ den Satz in der Luft hängen.

Harrington nickte und wandte sich ab. „Dann los. Ich will Ergebnisse. Wenn das ein Scherz ist, will ich den, der es geschrieben hat."

Eliza sah ihm nach und fühlte, wie ein seltsames Gefühl in ihr aufstieg. Wer auch immer diese Nachricht geschickt hatte, war entweder ein Genie oder ein Wahnsinniger. Vielleicht beides. Und sie hatte das Gefühl, dass sie ihn bald treffen würde.

Eliza schlüpfte in ihre Jacke und schnappte sich ihre Tasche, während das Team sich auf die Mission vorbereitete. Im Raum herrschte eine angespannte Energie, die sich fast greifen ließ. Jeder wusste, dass jeder Hinweis, egal wie vage, entscheidend sein könnte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, doch der Satz aus der anonymen Nachricht hallte in ihrem Kopf wider: „Das Muster stimmt nicht."

„Cole!" rief einer der Techniker von seinem Platz aus. „Ich hab die IP-Adresse verfolgt, von der die Nachricht kam. Öffentlicher Zugangspunkt in einem Café in Southbank. Keine Kameras, aber es ist ein heißer Tipp. Der Absender wollte nicht gefunden werden."

„Natürlich nicht", murmelte Eliza und machte eine kurze Notiz. „Und die Karte, die angehängt war?"

Der Techniker klickte auf seinem Bildschirm herum, bis eine digitale Karte aufleuchtete. Die roten Markierungen waren deutlich sichtbar, eine davon prangte direkt auf dem alten Theater, das erst vor Stunden Schauplatz eines grausamen Mordes geworden war.

„Das sieht aus wie eine Analyse des Puppeteer-Musters", sagte Eliza nachdenklich. „Aber diese Markierung hier…" Sie deutete auf einen Ort im Osten der Stadt, weit entfernt von den bisherigen Tatorten. „Das ist neu. Warum sollte jemand diesen Ort markieren?"

„Wollen Sie, dass wir jemanden dorthin schicken?" fragte einer der Detectives, der sich zu ihr gesellte.

Eliza zögerte. Es war immer riskant, ihre begrenzten Ressourcen auf eine Vermutung zu setzen, doch sie hatte ein gutes Gespür für diese Dinge. „Nicht jetzt. Zuerst das Theater. Wenn das ein Ablenkungsmanöver ist, müssen wir uns auf das Offensichtliche konzentrieren."

Das Polizeiteam kam in mehreren unauffälligen Fahrzeugen vor dem alten Theater an. Das Gebäude wirkte noch trostloser im diffusen Licht der Straßenlaternen. Es war, als würde es die Schrecken seiner Vergangenheit in sich aufsaugen und in die Nacht hinausstrahlen.

Eliza stieg als Erste aus, zog sich die Handschuhe über und sah sich um. „Alles ruhig. Zu ruhig." Sie deutete auf zwei Beamte. „Sichert den Eingang. Niemand geht rein oder raus, außer uns."

Das Team bewegte sich vorsichtig ins Innere, die Taschenlampen durchbrachen die Dunkelheit und warfen lange, unheimliche Schatten an die Wände. Der Geruch von Moder und feuchtem Holz füllte die Luft. Es war kein Wunder, dass dieses Theater aufgegeben worden war – es fühlte sich an, als wäre es verflucht.

Eliza betrat die Bühne, wo die beiden Leichen gefunden worden waren. Der Boden war noch immer mit Kreide markiert, und obwohl die Leichen längst entfernt worden waren, schien ihre Präsenz weiterhin den Raum zu durchdringen.

„Ma'am, hier drüben!" rief einer der Beamten. Eliza eilte zu ihm und entdeckte einen kleinen Umschlag, der auf einem Stuhl lag. Er war nicht da gewesen, als die Spurensicherung den Tatort untersucht hatte. Jemand hatte ihn nachträglich hinterlassen.

Sie öffnete den Umschlag vorsichtig, ihre Hände zitterten leicht. Drinnen war ein handgeschriebener Zettel:

„Ein Tanz endet nur, wenn der Puppenspieler es erlaubt. Ihr seid meine Zuschauer, nichts weiter."

Elizas Griff um den Zettel verstärkte sich. „Er war hier", sagte sie leise, fast zu sich selbst. „Er beobachtet uns."

Ein anderer Beamter, der die Bühne absuchte, hob plötzlich etwas auf. „Ma'am, hier ist noch was. Eine Marionette."

Die kleine Holzpuppe war kunstvoll geschnitzt, mit einem verzerrten Gesichtsausdruck, der sowohl Lächeln als auch Schmerz darzustellen schien. Eliza nahm sie in die Hand und drehte sie vorsichtig. Auf dem Rücken war etwas eingeritzt: „Für die Hauptdarstellerin."

Eliza runzelte die Stirn. „Hauptdarstellerin? Meint er mich?"

„Ma'am, sehen Sie sich das an!" Ein anderer Beamter leuchtete mit seiner Taschenlampe auf den Bühnenboden. Dort, fast unsichtbar in der Dunkelheit, waren neue Markierungen in den Staub gezeichnet worden – Pfeile, die in Richtung einer unscheinbaren Falltür zeigten.

„Was ist da unten?" fragte einer der Beamten nervös.

Eliza atmete tief durch. „Nur einen Weg, das herauszufinden. Deckung geben." Sie zog ihre Waffe und deutete dem Team, die Falltür zu öffnen.

Die Falltür führte in ein dunkles, enges Treppenhaus, das hinab in das Fundament des Theaters führte. Es roch nach Verfall, und die Luft war schwer und abgestanden. Eliza und ihr Team bewegten sich langsam, jeder Schritt ein dumpfer Knall auf den alten Holzstufen.

Unten fanden sie einen kleinen Raum, der offensichtlich länger ungenutzt gewesen war. Doch in der Mitte des Raumes stand ein hölzerner Tisch, auf dem etwas lag: eine weitere Marionette, diesmal deutlich größer und detaillierter. Sie war in einer grotesken Pose drapiert, als würde sie in Todesangst schreien.

„Was zur Hölle…?" flüsterte einer der Beamten.

Eliza näherte sich dem Tisch und bemerkte, dass ein weiterer Umschlag an der Marionette befestigt war. Sie öffnete ihn vorsichtig. Darin war eine Zeichnung – ein Mann mit einem verzerrten Gesichtsausdruck, der in einer Gasse stand. Darunter war ein einzelnes Wort geschrieben: „Zeuge."

„Das ist eine Warnung", sagte Eliza mit belegter Stimme. „Er sagt uns, dass jemand etwas gesehen hat."

„Oder dass er jemanden gesehen hat", fügte einer der Beamten hinzu.

Eliza richtete sich auf, ihre Augen verengten sich. „Wir müssen den Absender dieser anonymen Nachricht finden. Und zwar schnell."

Nach einer kurzen Pause fuhr Eliza fort: „Leider wird es vermutlich schwer werden, ihn dazu zu bringen, mit uns direkt zusammenzuarbeiten."

Einer der Detectives meldete sich energisch: „Dann bringen wir ihn eben mit Gewalt dazu. Wir sind das Gesetz. Er kann sich nicht einfach weigern, uns zu helfen."

Die Einsatzleitende schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre keine gute Idee. Er ist vermutlich die Schlüsselfigur in diesem Fall. Es ist wichtig, ihn zu respektieren, wenn wir selbst Respekt von ihm wollen."

Der Detective drehte sich in eine andere Richtung. „Und was wollen Sie sonst tun?"

Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck antwortete sie: „Ich habe schon vorher mit Harrington darüber gesprochen. Wir gründen eine neue Einheit, nur mit den wichtigsten Personen, um die Identität des Puppeteers herauszufinden. Ich werde mit euch in Kontakt bleiben und rufe euch, wenn ich euch brauche. Vertraut mir, so finden wir bald diesen Puppeteer."

Der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Fensterscheiben, während Cedric die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Der Schlüssel zitterte in seiner Hand, und seine Schultern hingen tief, als ob die Last der Welt auf ihnen ruhte. Die Wohnung war klein und unaufgeräumt, der Geruch von kaltem Kaffee und altem Papier erfüllte die Luft. Ohne einen Blick auf die Dunkelheit hinter sich zu werfen, trat er ein und schloss die Tür mit einem dumpfen Knall.

Er zog seine nasse Jacke aus und warf sie achtlos auf einen Stuhl. Sein Gesicht war eingefallen, die Augen gerötet von Schlafmangel. Ein leises Knarren durchzog den Raum, als er seine Schritte ins Herz der Wohnung lenkte – ein chaotisches Arbeitszimmer, das mehr wie das Versteck eines Besessenen wirkte.

Der Raum war voller Notizen, Zeitungsausschnitte und Fotos. Wände, Schreibtisch und sogar der Boden waren mit Dokumenten bedeckt. Rote Fäden zogen sich wie ein Netz durch den Raum, verbanden Bilder von Tatorten, verdächtige Namen und handschriftliche Notizen. In der Mitte des Chaos stand ein großer Schreibtisch, auf dem ein einzelnes Foto prangte: Isabelle Ashwell, Cedrics Schwester, mit einem strahlenden Lächeln.

Cedric starrte das Bild an, seine Hände umklammerten die Kante des Tisches, bis seine Knöchel weiß wurden. „Isabelle..." murmelte er heiser, bevor er sich mit einem tiefen Atemzug auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken ließ.

Er griff nach einem Stapel Akten und breitete sie vor sich aus. Jede Seite war voller markierter Stellen, Hinweise und Vermutungen, die er in den letzten Monaten zusammengetragen hatte. Seine Finger fuhren hektisch über die Dokumente, sein Blick raste von einem Punkt zum nächsten.

„Es gibt keinen Zufall", flüsterte er, während er ein weiteres Foto eines Tatorts an die Wand pinnte. „Alles hat ein Muster. Er denkt, er ist clever, aber ich komme dahinter. Ich finde dich... Ich finde dich." Seine Stimme wurde lauter, entschlossener. „Und wenn ich dich finde, wird es vorbei sein. Für dich."

Der Regen trommelte stärker gegen das Fenster, als Cedric plötzlich inne hielt. Er griff nach einem Stift und notierte etwas auf einer Karte. Dann beugte er sich über seinen Laptop, die Tasten klapperten wie das stetige Hämmern eines Besessenen.

Minuten vergingen. Stunden. Die Uhr tickte unerbittlich weiter, während Cedric tiefer in seine Arbeit versank. Das Flackern des Bildschirms war das einzige Licht im Raum, und sein Gesicht war von einer fast wahnsinnigen Entschlossenheit gezeichnet.

Schließlich lehnte er sich zurück, schloss kurz die Augen und murmelte: „Ich werde dich rächen, Isabelle. Ich schwöre es. Egal, was es kostet."

In diesem Moment riss das Klingeln an der Tür ihn aus seinen Gedanken. Es hallte laut durch die stille Wohnung, ein unerwarteter Bruch in der düsteren Routine. Cedrics Augen öffneten sich langsam, und für einen Moment verharrte er regungslos.

„Wer...?" Er drehte sich zur Tür und stand zögerlich auf. Seine Hand wanderte zu einem Brieföffner auf dem Schreibtisch, den er fest umklammerte, während er zur Tür ging. Das Klingeln ertönte erneut, durchdringend und fordernd.

Cedric griff nach der Türklinke, sein Herz schlug schneller. Doch bevor er öffnete, blickte er zurück zu Isabelles Foto auf dem Schreibtisch. „Ich lasse mich von niemandem aufhalten, Isabelle"